Weltweit steigt die Zahl der Schlaganfälle, was vor allem auf die alternde Gesellschaft zurückzuführen ist. Ein Schlaganfall entsteht durch einen plötzlichen Gefäßverschluss oder eine Blutung im Gehirn, wodurch die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung bestimmter Hirnareale unterbrochen wird. Obwohl grundsätzlich jeder Mensch betroffen sein kann, spielen Alter und Geschlecht eine wichtige Rolle. Frauen erleiden im Durchschnitt etwa zehn Jahre später als Männer einen Schlaganfall, leben aber auch länger, was zu einer höheren Anzahl betroffener Frauen im höheren Alter führt. Innerhalb der jeweiligen Altersgruppen haben Männer jedoch ein höheres Schlaganfallrisiko. Schätzungen zufolge hatten 2,4 % der Frauen und 2,6 % der Männer in Deutschland im Laufe ihres Lebens bereits einen Schlaganfall.
Allgemeine Risikofaktoren für Schlaganfall
Verschiedene Risikofaktoren können einen Schlaganfall begünstigen. Dazu gehören:
- Arteriosklerose: Hierbei handelt es sich um eine Verengung und Verhärtung der Arterien durch Ablagerungen.
- Diabetes mellitus: Eine Stoffwechselstörung, die zu erhöhten Blutzuckerwerten führt und die Gefäße schädigt.
- Bluthochdruck (Hypertonie): Erhöhter Blutdruck belastet die Gefäße und fördert Arteriosklerose.
- Vorhofflimmern: Eine Herzrhythmusstörung, die das Risiko für Blutgerinnselbildung im Herzen erhöht.
- Bewegungsmangel: Mangelnde körperliche Aktivität trägt zu Übergewicht, Bluthochdruck und anderen Risikofaktoren bei.
- Übergewicht: Erhöht das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen.
- Rauchen: Schädigt die Blutgefäße und erhöht den Blutdruck.
- Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter deutlich an. Etwa die Hälfte aller Schlaganfälle betreffen Menschen über 65 Jahre.
Geschlechtsspezifische Risikofaktoren bei Frauen
Frauen sind über ihr gesamtes Leben zusätzlichen Risikofaktoren ausgesetzt, die ihr Schlaganfallrisiko erhöhen. Dazu gehören:
- Hormoneinnahme: Die Einnahme von Hormonen, sowohl zur Verhütung als auch zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden, kann das Risiko erhöhen. Insbesondere die Antibabypille kann in Verbindung mit Rauchen und Migräne mit Aura eine ungünstige Konstellation darstellen. Es sollte auf einen niedrigen Östrogen-Wert in der Pille geachtet werden.
- Schwangerschaft: Eine Schwangerschaft an sich erhöht das Risiko für einen Schlaganfall. Komplikationen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Präeklampsie während der Schwangerschaft erhöhen das Risiko für einen späteren Schlaganfall zusätzlich. Studien haben gezeigt, dass Präeklampsie mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle im späteren Leben verbunden ist.
- Migräne mit Aura: Frauen leiden häufiger unter Migräne als Männer, insbesondere unter Migräne mit Aura, die das Schlaganfallrisiko zusätzlich erhöht.
- Später Eintritt in die Wechseljahre:
- Früh- und Totgeburten:
Unterschiede in den Auswirkungen von Risikofaktoren
Auch wenn viele Risikofaktoren für Männer und Frauen gleich sind, können sich diese unterschiedlich auf die Häufigkeit und Schwere eines Schlaganfalls auswirken.
- Diabetes mellitus: Frauen mit Diabetes haben ein bis zu 27 Prozent höheres Risiko als Männer mit der gleichen Erkrankung, einen Schlaganfall zu erleiden. Zudem verläuft der Schlaganfall bei Frauen mit Diabetes häufiger tödlich als bei Männern - unabhängig von Alter und Blutzuckerkontrolle. Das Risiko für einen tödlichen Schlaganfall ist bei Frauen mit Diabetes genauso hoch wie bei Frauen, die bereits zuvor einen Schlaganfall hatten und nicht an dieser Stoffwechselerkrankung leiden.
- Vorhofflimmern: Durch Vorhofflimmern ausgelöste Schlaganfälle sind besonders bei älteren Frauen häufig und verlaufen oft schwerer als bei Männern, was zu einer höheren Sterblichkeit und einem erhöhten Risiko für weitere Schlaganfälle führt.
Schlaganfall bei jüngeren Frauen
Obwohl der Schlaganfall primär eine Erkrankung des Alters ist, erleiden auch jüngere Menschen einen Schlaganfall. Weltweit ereignet sich etwa ein Viertel aller Schlaganfälle bei Menschen unter 65 Jahren, und jeder siebte Schlaganfallpatient ist jünger als 50. Bei Patienten im Alter zwischen 18 und 50 Jahren spricht man vom Schlaganfall beim jungen Menschen oder dem sogenannten juvenilen Schlaganfall. Manchmal wird auch das Alter zwischen 18 und 55 Jahren als Altersgrenze genommen.
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Zwischen 18 und 35 Jahren sind Frauen statistisch gesehen häufiger vom Schlaganfall betroffen als Männer. Hier spielen das Risiko der Pille - vor allem im Zusammenspiel mit Rauchen - und der Risikofaktor Migräne mit Aura eine besondere Rolle. Auch Schwangerschaften erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall. In der Altersspanne von 35 bis 50 Jahren sind dann Männer häufiger vom Schlaganfall betroffen.
Mögliche Ursachen für Schlaganfälle bei jüngeren Menschen können sein:
- Herzfehler
- Gerinnungsstörungen
- Gefäßeinrisse (Dissektionen)
- Seltene Syndrome
- Angeborene Fettstoffwechselstörungen
- Erhöhtes Lipoprotein (a)
Ab dem Alter von 35 bis 50 Jahren ähneln die Ursachen eher denen älterer Menschen, wie Gefäßverkalkung oder Blutgerinnsel.
Symptome und Diagnose
Viele Menschen verbinden einen Schlaganfall mit klassischen Anzeichen wie einseitigen Lähmungserscheinungen, Sprach- und Sehstörungen. Bei Frauen können jedoch auch untypische Symptome auftreten, die oft nicht direkt mit einem Schlaganfall in Verbindung gebracht werden. Dazu gehören:
- Kopfschmerzen
- Glieder- und Gelenkschmerzen
- Brustschmerzen
- Verwirrtheit
- Schluckstörungen, Schluckauf
- Kurzatmigkeit, Atemnot
- Krämpfe
- Schwächeanfälle
- Ohnmacht
- Harninkontinenz
Es ist wichtig, auch bei diesen Symptomen an einen möglichen Schlaganfall zu denken, insbesondere wenn mehrere Anzeichen gleichzeitig auftreten.
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Behandlung und Rehabilitation
Welche Therapie am besten geeignet ist, hängt vor allem von der Art des Schlaganfalls ab. Ist der Auslöser ein Blutgerinnsel, muss dieses entweder medikamentös aufgelöst oder chirurgisch entfernt werden. Ist der Schlaganfall auf eine Hirnblutung zurückzuführen, kann es notwendig sein, den entstandenen Bluterguss operativ zu entfernen und das beschädigte Blutgefäß zu verschließen.
Nach derzeitigem Kenntnisstand raten Expertinnen und Experten davon ab, Frauen nach einem Schlaganfall anders zu behandeln als Männer. Trotz der geschlechtsspezifischen Symptome und Risikofaktoren gibt es derzeit keine eindeutigen Hinweise darauf, dass Frauen und Männer unterschiedlich gut auf verschiedene Therapieoptionen ansprechen.
Der Genesungsprozess nach einem Schlaganfall kann bei Frauen anders verlaufen als bei Männern. Dies liegt zum einen am höheren Alter der Frauen, zum anderen aber auch an Begleiterscheinungen wie Depression oder sozialer Isolation. Psychische Erkrankungen können sich negativ auf die Rehabilitation auswirken. Daher ist es wichtig, neben den physischen auch die psychischen Folgen zu therapieren.
Prävention
Um das Schlaganfallrisiko zu senken, ist es wichtig, auf einen gesunden Lebensstil zu achten. Dazu gehören:
- Ausgewogene Ernährung: Salz-, fett- und zuckerreduzierte Ernährung, reich an Ballast- und Mineralstoffen sowie Vitaminen.
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität hilft, das Gewicht zu halten oder zu reduzieren und wirkt sich positiv auf die Blutwerte aus.
- Nichtrauchen: Rauchen schädigt die Blutgefäße und erhöht das Schlaganfallrisiko.
- Blutdruckkontrolle: Ein hoher Blutdruck sollte behandelt werden, um die Gefäße zu schützen.
- Diabeteskontrolle: Eine gute Blutzuckereinstellung ist wichtig, um Gefäßschäden zu vermeiden.
- Cholesterinkontrolle: Erhöhte Cholesterinwerte sollten gesenkt werden, um Arteriosklerose vorzubeugen.
- Stressmanagement: Stress kann sich negativ auf die Gefäße auswirken, daher ist es wichtig, Stress zu reduzieren.
Fazit
Frauen sind aufgrund verschiedener geschlechtsspezifischer Risikofaktoren einem erhöhten Schlaganfallrisiko ausgesetzt. Dazu gehören hormonelle Einflüsse, Schwangerschaft und Migräne. Es ist wichtig, diese Risikofaktoren zu kennen und durch einen gesunden Lebensstil und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen das Schlaganfallrisiko zu minimieren. Bei Verdacht auf einen Schlaganfall sollte umgehend der Notruf gewählt werden, um eine schnelle Diagnose und Behandlung zu gewährleisten.
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