Schlaganfall nach Zahnbehandlung: Ursachen und Prävention

Ein Schlaganfall entsteht durch eine akute Schädigung von Hirnarealen, die entweder infolge eines Gefäßverschlusses oder durch eine Hirnblutung entsteht. Er ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland und als häufigste Ursache von Behinderungen. Besonders ältere Menschen über 60 Jahre sind davon betroffen. Doch auch jüngere Menschen sind gefährdet. Die Mundgesundheit spielt hierbei eine oft unterschätzte Rolle.

Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Schlaganfallrisiko

Viele Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen schlechter Mundhygiene und erhöhtem Schlaganfallrisiko hin. Chronische Entzündungen wie Parodontitis sind ein Risikofaktor für die allgemeine Gesundheit. Parodontitis ist eine ernste Zahnfleischerkrankung, die nicht nur die Mundgesundheit beeinträchtigt, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit haben kann. Es existiert ein Zusammenhang von Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Parodontitis und ihre Auswirkungen

Parodontitis, oft auch als Parodontose bezeichnet, ist eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparats. Sie beginnt häufig mit einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis), die unbehandelt zu einer Zerstörung des Kieferknochens führen kann. Die Entzündung des Zahnhalteapparates verläuft anfangs symptomlos und kann im Verborgenen großen Schaden anrichten.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Menschen mit Parodontitis ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Die Entzündungen im Mundraum setzen Bakterien und entzündungsfördernde Stoffe frei, die in den Blutkreislauf gelangen und systemische Entzündungsreaktionen auslösen können. Diese Bakterien können die Funktion der Blutgefäße beeinträchtigen.

Die schwedische PAROKRANK-Kohortenstudie hat gezeigt, dass Personen mit einer Parodontitis zu Studienbeginn ein um 49 Prozent höheres Risiko hatten, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall in den nächsten sechs Jahren zu erleiden, als Menschen mit guter Zahngesundheit. Je schwerer die Zahnbetterkrankung, desto höher war das Risiko.

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Auch das Risiko für Bluthochdruck (Hypertonie) erhöht sich bei einer Parodontalerkrankung. Eine Metaanalyse des Eastman Dental Institute des University College London ergab, dass der durchschnittliche systolische Blutdruck von Menschen mit Parodontitis um 4,5 mmHg höher ist als bei Personen mit gesundem Zahnfleisch. Der diastolische Blutdruck war durchschnittlich um 2 mmHg höher. Schon ein Blutdruckanstieg von 5 mmHg erhöht das Sterberisiko durch Herzinfarkt oder Schlaganfall um 25 Prozent.

Bakterien im Blutkreislauf

Bei leichten Entzündungen, aber auch kurzfristig bei zahnärztlichen Eingriffen und insbesondere bei bereits bestehenden Entzündungen im Mundbereich gelangen Mundbakterien in die Blutbahn. Es entsteht ein Teufelskreis, in dem sich Bakterien von Gewebe ernähren, das durch Entzündungen zerstört wurde. Ihre Vermehrung beschleunigt wiederum die Entzündung.

Gelangen Bakterien oder Botenstoffe aus zum Beispiel entzündeten Zahnfleischtaschen in die Blutbahn, kann es gefährlich werden. Denn kaum einer weiß, dass Zahnentzündungen das Herz, die Gefäße und Gelenke und sogar ungeborene Kinder gefährden können. Sobald im Mundraum eine Entzündung entstanden ist, muss man mit einer veränderten Reaktion des Immunsystems rechnen. Die betroffenen Bereiche werden stärker durchblutet, was zur Folge hat, dass deutlich mehr Immunzellen in den entzündeten Bereich gelangen. Diese Immunzellen bringen aber auch gleichzeitig mehr Bakterien aus dem Mund in den Blutkreislauf. So verbreiten sie sich viel schneller im gesamten Körper. Ist das Herz bereits geschwächt, ist der Befall mit den Mundbakterien quasi vorprogrammiert. So kann es zu einer ernstzunehmenden Erkrankung des Organs (z. B. Herzklappenentzündung, Herzinfarkt) kommen. Wird diese nicht behandelt, kann sie unter Umständen auch zum Tod führen.

Zahnverlust als Risikofaktor

Amerikanische Forscher haben sich mit der Frage beschäftigt, ab welchem Alter der Zahnverlust aufgrund einer Parodontitis zu einem höheren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen wie den Schlaganfall führt. Die Forscher fanden heraus, dass der Zahnverlust ab 45 Jahren das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen teilweise um bis zu 25 Prozent steigen lässt. Sie untersuchten Probanden im Alter zwischen 45 und 69 Jahren über einen Zeitraum von 12 bis 18 Jahren. Während der Verlust eines einzelnen Zahns folgenlos blieb, sah die Sache bei zwei bis drei verlorengegangenen Zähnen schon anders aus: Das Risiko stieg um 23 Prozent, wenn die Probanden vor der Studie noch 25 bis 32 eigene Zähne hatten. Bei weniger als 17 eigenen Zähnen zu Beginn der Untersuchung erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung sogar um 25 Prozent.

Schlaganfall bei jungen Erwachsenen

Auch junge Erwachsene sind gefährdet. In Deutschland ist jeder zweite jüngere Erwachsene (35 bis 44 Jahre) von Parodontitis betroffen, 43,4 Prozent davon leiden an einer moderaten Entzündung des Zahnbetts und jeder Zehnte an einer schweren Form. Durchschnittlich sind 2,7 Zähne der jüngeren Erwachsenen von Parodontitis betroffen. Der sogenannte juvenile Schlaganfall in der Altersgruppe von 18 bis 55 Jahren betrifft immerhin circa 30.000 Menschen in Deutschland pro Jahr. Laut Deutsche-Schlaganfall-Hilfe steigt das Risiko für den Hirninfarkt besonders ab 40 Jahren durch Bewegungsmangel, Rauchen, Diabetes und Übergewicht stark an.

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Invasive zahnärztliche Behandlungen und Schlaganfall

Forscher vom King's College London und der Universität Helsinki haben bei jungen Patienten einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und kryptogenem ischämischem Schlaganfall festgestellt. Über 90 Prozent der invasiven zahnärztlichen Behandlungen, die bis zu drei Monate vor dem Schlaganfall erfolgten, waren mit CIS assoziiert. Bei diesen Patienten kam es häufiger zu Extraktionen, endodontischen Behandlungen, Zahnfüllungen und chronischen Zahninfektionen als bei den Kontrollpatienten. Der Zusammenhang zwischen CIS und invasiven zahnärztlichen Behandlungen war besonders stark bei Patienten mit Persistierendem Foramen Ovale (PFO).

Risikofaktoren für Schlaganfall

Risikofaktoren für Schlaganfall sind neben genetischer Veranlagung und dem Alter z. B. Rauchen, Bluthochdruck, Bewegungsmangel, Diabetes mellitus, zu hoher Alkoholkonsum und Übergewicht. Hinzu kommt eine schlechte Mundhygiene.

Besonders der regelmäßige Griff zum Glimmstengel ist Gift für Zähne und Gesundheit! Rauchen erhöht das Risiko für einen Schlaganfall um das Zwei- bis Vierfache. Mit einem bis um das fünfzehnfach erhöhte Risiko für eine Parodontitis gehören Raucher zur absoluten Risikogruppe für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Prävention von Zahnentzündungen und Schlaganfall

Das Entscheidende ist sicher eine gesunde Mundhygiene. Normalerweise lässt sich eine Zahnwurzelentzündung mit konsequentem Zähneputzen (mindestens 2x täglich) verhindern. Am besten nimmt man dafür eine flouridhaltige Zahncreme und nutzt auch Zahnseide oder Interdentalbürstchen, um auch die Zahnzwischenräume regelmäßig zu reinigen. Um zu verhindern, dass Plaque überhaupt an den Zähnen haften bleibt, sollte man sich mehrmals im Jahr einer professionellen Zahnreinigung unterziehen. Doch auch über eine gesunde und zuckerarme Ernährung und den Verzicht auf Alkohol und Zigaretten kann man seine Zahngesundheit fördern. Eine weitere, sehr wichtige Rolle spielen die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt.

14 Tipps für schöne und gesunde Zähne

  1. Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt: Gehen Sie mindestens zwei Mal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung bei Ihrem Zahnarzt, um Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen frühzeitig zu erkennen und die Gesundheit Ihrer Zähne zu erhalten!
  2. Regelmäßig Zähne putzen: Putzen Sie im besten Fall, nach jeder Mahlzeit Ihre Zähne! Das Zähneputzen sollte, mindestens morgens nach dem Frühstück als auch abends vor dem Schlafengehen, zur täglichen Routine gehören. Putzen Sie Ihre Zähne gründlich und mindestens drei Minuten lang.
  3. Fluorid Zahncreme verwenden: Fluorid ist in der Zahnmedizin unverzichtbar und gilt im Volksmund fälschlicherweise als gefährdend! Die Menge, die wir durch Zahncreme aufnehmen ist vollkommen unbedenklich und Fluorid trägt zum Zahnerhalt bei, beugt Karies vor und härtert den Zahnschmelz.
  4. Vorsicht bei zahnaufhellenden Zahncremes: Vermeiden Sie Zahnpasten, die die Zähne angeblich weißer machen sollen! Diese enthalten oft eine erhöhte Konzentration an Schleifkörpern, mit denen sie sich die Zähne allmählich "abschmirgeln".
  5. Richtige Zahnbürste verwenden: Machen Sie die Wahl Ihrer Zahnbürste von den individuellen Bedürfnissen Ihrer Zähne abhängig! Harte Zahnbürsten reinigen besser, sind jedoch bei empfindlichem Zahnfleisch nicht gut verträglich. Weiche Zahnbürsten sind für den empfindlichen Mundraum besser geeignet.
  6. Richtig Zähne putzen: Putzen Sie mit System! Beginnen Sie mit den Innenflächen, danach sind die Außenflächen an der Reihe. Zum Schluss putzen Sie die Kauflächen. Putzen Sie Ihre Zähne immer von „rot nach weiß“, d. h. immer vom Zahnfleisch gesehen ab- bzw. aufwärts.
  7. Mundspülung verwenden: Um ein optimales Reinigungsergebnis zu erzielen, sollten Sie neben Zahnbürste, Zahncreme und Zahnseide eine Mundspülung verwenden! Diese reduziert den Zahnbelag und kann vor allem sinnvoll sein, wenn Sie nach dem Essen nicht unmittelbar zur Zahnbürste greifen können, aber dennoch nicht auf frischen Atem verzichten wollen.
  8. Zunge reinigen: Bakterien sammeln sich nicht nur auf Zähnen und Zahnfleisch, sondern zusätzlich auf der Zunge. Nehmen Sie tägliche Zungenreinigungen mit Zungenschaber, Zungenbürste oder auch mit der normalen Zahnbürste vor, um gesundheitliche Probleme, die hier entstehen können, zu vermeiden!
  9. Zahnbürste regelmäßig wechseln: In jedem Fall sollten Sie darauf achten, Ihre Zahnbürste regelmäßig, alles zwei bis drei Monate, zu erneuern!
  10. Substanzen, die die Zähne schädigen, vermeiden: Halten Sie den Genuss von süßen und sauren Lebensmitteln unbedingt in Grenzen! Mit dem Verzehr solcher Lebensmittel geht ein Säureangriff auf Ihre Zähne einher. Ihr Zahnschmelz wird nachhaltig geschädigt.
  11. Nikotin vermeiden: Stellen Sie das Rauchen unbedingt ein oder fangen gar nicht erst damit an! Nikotin führt zum Zahnfleischabbau und fördert Zahnfleischentzündungen, die auf Dauer zu Parodontitis und Zahnverlust führen.
  12. Zuckerfreie Kaugummis: Kaugummis sind eine gute Alternative, wenn Sie nach einer Mahlzeit keine Zahnbürste zur Hand haben! Bereits nach 20-minütigem Kauen erhöht sich Ihre Speichelproduktion um das Dreifache. Der Speichel spült Schmutz von den Zähnen, neutralisiert schädliche Säuren und führt den Zähnen Mineralien zu.
  13. Calcium und Magnesium: Der menschliche Körper braucht Calcium als auch Magnesium für den Aufbau von Knochen und Zähnen, kann diese Mineralstoffe allerdings nicht selbst herstellen. Sie müssen mit der Nahrung aufgenommen werden.
  14. Vitamine: Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen! Vor allem die Vitamine A und D sind für den Aufbau und Erhalt der Zahnsubstanz essentiell.

Der Paro-Check

Besteht das Risiko einer Parodontitis? Dann empfiehlt sich ein erster Test unter www.paro-check.de. Ein erstes Risikoassessment kann der Test auf www.paro-check.de durchgeführt werden.

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Ein neuer, absolut schmerzfreies Testverfahren ermöglicht es, das gewebezerstörende Enzym aMMP-8 zu bestimmen. Hierbei wird eine Speichelprobe entnommen und an ein weltweit einziges Labor zur Auswertung geschickt. Der Test ist nicht vergleichbar mit anderen Tests, da er das gewebezerstörende Enzym direkt nachweist, bevor Schäden sichtbar sind. Eine Kontrolltestung ist etwa alle sechs Monate empfehlenswert. Bei Risikopatienten, wie beispielsweise vor einer kardiologischen Operation, sollte der Test durchgeführt werden, um erhöhte Enzymwerte auszuschließen bzw. zu behandeln. Die Bestimmung des aMMP-8-Enzyms ist deshalb von enormer Wichtigkeit.

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