Ein Schlaganfall kann das Leben der Betroffenen und ihrer Familien grundlegend verändern. Neben den medizinischen Behandlungen spielen rehabilitative Maßnahmen eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung von Fähigkeiten und der Verbesserung der Lebensqualität. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Übungen und Therapieansätze nach einem Schlaganfall, mit besonderem Fokus auf die Angebote und Forschung der Freien Universität Berlin (FUB).
Schlaganfall: Eine Einführung
Jährlich erleiden in Deutschland über 200.000 Menschen einen Schlaganfall. Die Wiederherstellung der Gehfähigkeit und der Arm-/Handfunktion ist ein wesentliches Ziel der Rehabilitation. Drei Monate nach einem Insult ist etwa ein Viertel der Patienten noch rollstuhlpflichtig, in etwa 60 Prozent der Fälle ist die Ganggeschwindigkeit alltagsrelevant gemindert, und circa 30 Prozent der Patienten leiden unter einer funktionslosen oberen Extremität.
Aphasie nach Schlaganfall
In Deutschland leiden etwa 70.000 Schlaganfallpatienten an einer Aphasie, das heißt einer Sprachstörung. Für die betroffenen Patienten bedeutet die Aphasie oft eine schwere Störung der Kommunikation. Die wissenschaftliche Erforschung der Aphasien begann im 19. Jahrhundert. Im Jahre 1861 beschrieb der französische Arzt Paul Broca erstmalig einen Patienten mit einer erworbenen Sprachstörung aufgrund eines Gehirntumors im linken Stirnlappen. Dieser Patient konnte jahrelang nur noch die Silbe „an“ aussprechen, obwohl er vor seiner Erkrankung mal gesprochen hatte. Sein Sprachverständnis blieb allerdings intakt. Broca nahm daraufhin an, dass die Fähigkeit zur Sprachproduktion im Stirnlappen lokalisiert sei. Das frontale Sprachareal wird deshalb als Broca-Areal bezeichnet, die entsprechende Sprachstörung nennt man Broca-Aphasie. Kurze Zeit später beschrieb der deutsche Neurologe Karl Wernicke eine komplementäre Störung. Er hatte Patienten beobachtet, die zwar weiterhin flüssig sprechen konnten, deren Sprachverständnis allerdings schwer gestört war. Die Obduktion ergab später eine Lokalisation der Störung im linken Schläfenlappen und das entsprechende Areal wird heute noch als Wernicke-Areal bezeichnet.
Die eigentliche Leistung Wernickes bestand darin, dass er als erster ein neurologisches Modell der menschlichen Sprache und ihrer Störungen entwickelte. Akustische Signale werden von den Ohren zum primären Hörkortex im Temporallappen geleitet. Vom Wernicke-Areal gibt es eine Verbindung, das sogenannte Bogenbündel, zum motorischen Broca-Areal im linken Frontallappen. Hier werden nach Wernicke die „Bewegungsbilder für Sprache“ gespeichert, die die Sprachproduktion ermöglichen. Die Verbindung zum primär motorischen Kortex im Stirnlappen, und von dort zu der Muskulatur des Sprechapparates bilden die Verbindung zu den ausführenden Organen des Sprach- beziehungsweise Sprechsystems.
Therapieansätze bei Aphasie
Initial bestand logopädische Therapie hauptsächlich aus einfachen Sprech- und Verständnisübungen. Unter dem Einfluss moderner kommunikationspsychologischer Theorien wurde dieser pragmatische Aspekt der Sprache in der modernen Logopädie viel stärker berücksichtigt. Die Integration von neurolinguistischen Modellen in logopädische Therapiekonzepte bedeutet einen weiteren wichtigen Fortschritt bei der Behandlung von Aphasien. Für die Ebene der Einzelwortverarbeitung ermöglicht zum Beispiel das Logogen-Modell diagnostisch das Erstellen eines Störungsprofils, aus dem ein individuell angepasster Therapieplan abgeleitet werden kann. Dadurch können gezielt spezielle Routen der Sprachverarbeitung trainiert werden, um so das vorhandene Kompensationpotential besser auszuschöpfen.
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Neben den akut beginnenden Aphasien nach Schlaganfällen, die teilweise eine recht gute Prognose haben, gibt es auch chronisch progressive Aphasien bei neurodegenerativen Erkrankungen. So können aphasische Symptome wie zum Beispiel Wortfindungsstörungen das Bild einer Alzheimer Erkrankung prägen, häufig allerdings assoziiert mit anderen kognitiven Defiziten wie Gedächtnisstörungen oder Orientierungsstörungen. Darüber hinaus gibt es die seltenen und sehr viel weniger bekannten primär progressiven Aphasien. Hierbei handelt es sich um Sprachstörungen, die sich isoliert über viele Jahre langsam forschreitend verschlechtern. Die Ursache dieser Erkrankungen ist unbekannt.
Forschung an der Freien Universität Berlin (FUB)
An der Neurologischen Klinik der Freien Universität wird derzeit gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Patholinguistik der Universität Potsdam die sogenannte primär fortschreitende Aphasie näher erforscht, bei der die Patienten langsam fortschreitende Wortfindungs-, Artikulations- und Sprachverständnisstörungen erleiden. Im Rahmen einer Kooperation mit Prof. Dr. De Bleser, Lehrstuhl für Patholinguistik/kognitive Neurolinguistik der Universität Potsdam, werden solche Patienten sowohl neurolinguistisch als auch mit modernen bildgebenden Verfahren untersucht, um so ein besseres Verständnis der Erkrankung bzw. ihrer zugrunde liegenden gestörten Mechanismen zu erreichen.
Fußheberschwäche: Ursachen, Symptome und Übungen
Stolpern, Schmerzen, Stürze: Betroffene mit einer Fußheberschwäche können ihre Fußspitze nicht mehr anheben. Es gibt viele Ursachen, die die Symptome auslösen.
Was ist eine Fußheberschwäche?
Bei einer Fußheberschwäche können Betroffene ihre Fußspitze nicht mehr anheben. In der Fachsprache wird das auch Fußheberparese genannt. Die Fußspitze gar nicht mehr oder nicht mehr gut anheben zu können, bringt vor allem Probleme beim Gehen, sogenannte Gangstörungen, mit sich: Betroffene stolpern häufig, ziehen den Fuß seitlich nach oder heben ihn besonders hoch - das wird Storchen- oder Steppergang genannt. Das Abrollen fällt bei einer Fußheberschwäche außerdem schwer. Mögliche Folgen dieser Gangstörungen sind eine erhöhte Sturzgefahr und Fehlhaltungen. Letztere können langfristig die Muskulatur und die Gelenke beeinträchtigen.
Ursachen
Eine Fußheberparese kann verschiedene Ursachen haben. Eine der häufigsten ist die sogenannte Peroneuslähmung. Dabei ist der Nerv vorübergehend oder dauerhaft geschädigt, der die Signale zu den Muskeln leitet, die für das Anheben des Fußes zuständig sind. Das kann entweder an Verletzungen liegen oder an Druck, der auf dem Nerv lastet: Zum Beispiel durch eine flüssigkeitsgefüllte Kapsel, ein Ganglion oder einen gutartigen Tumor. Auch häufig die Beine überschlagen oder knien kann auf Dauer so auf diesen Nerv drücken, dass die Fußhebermuskeln (vorübergehend) lahmgelegt werden. Aber auch Bandscheibenvorfälle oder Schäden am Zentralnervensystem können eine Fußheberschwäche zur Folge haben. Nicht immer lässt sich eine eindeutige Ursache finden.
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Diagnose und Behandlung
Bei der Diagnostik stehen zunächst die Anamnese und eine klinische Untersuchung an. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Drückt beispielsweise ein Ganglion auf den Nerv, sollte dieses in einer OP entfernt werden. Zudem gibt es die Möglichkeit, in einem Eingriff Nerven oder Sehnen zu ersetzen. Mitunter kommen bei Fußheberschwäche auch Elektrostimulation oder Behandlungen mit Botulinumtoxin infrage. Sprunggelenksorthesen beziehungsweise sogenannte Peroneusschienen erleichtern Betroffenen den Alltag. Es gibt spezielle Schienen oder Manschetten für den Unterschenkel, die sowohl den Fuß abstützen als auch zeitgleich mit elektrischen Signalen den Nerv im Bein stimulieren, den Fuß anzuheben. Im Rahmen einer Physiotherapie soll der Muskelabbau verhindert und der Nerv stimuliert werden.
Spezielle Übungen zur Linderung
Spezielle Übungen können eine Fußheberschwäche lindern:
- Trommeln: Auf einem weichen Untergrund die Fußspitze anheben, mal schneller, mal langsamer - mit beiden Füßen üben.
- Fußrücken anspannen: Auf den Boden setzen und die Beine gerade nach vorne strecken, die Hände neben der Hüfte abstützen, der Rücken ist gerade.
Robotergestützte Rehabilitation
Die roboter- und gerätegestützte motorische Rehabilitation eröffnet neue Perspektiven für Schlaganfallpatienten. Sie intensiviert die Therapie, ohne die Therapeuten zu überfordern. Die bisher vorliegenden Ergebnisse scheinen die Entwicklung trotz unverändert mangelhafter Datenlage zu rechtfertigen. Eine gepoolte Metaanalyse zur gerätegestützten Gangrehabilitation konnte von den Autoren wegen der Heterogenität der Studienergebnisse nicht durchgeführt werden. In der Tendenz ging die Therapie, insbesondere auf dem endeffektor-basierten, elektromechanischen Gangtrainer, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einher, wieder selbstständig gehfähig zu werden. Weitere, auch gegen etablierte Therapien vergleichende Studien, sind daher dringend angezeigt, wobei auch Kostenaspekte mit berücksichtigt werden sollten. Der therapeutische Effekt der robotergestützten Therapie der oberen Extremität ist noch schwer einzuschätzen. Keine der Studien konnte einen alltagsrelevanten Zugewinn belegen, des Weiteren erfolgte zum Teil ein Vergleich gegen eine Scheintherapie. Andererseits bieten die Geräte eine Chance für den schwer betroffenen Arm.
Gangrehabilitation
Die Bewegung der Beine während des Gehens variiert nur wenig und eignet sich für eine Geräteunterstützung. Das Gewicht der Patienten und die Beschleunigung sind die Hauptprobleme. Colombo et al., Zürich, entwickelten ein sogenanntes Exoskeletonsystem. Es besteht aus einem Laufband und einem Exoskeleton, das heißt einer Orthese mit dem Beinskelett nachempfundenen Stangen und Gelenken, die den Körpermaßen angepasst werden. Integriert sind programmierbare Antriebe, die die Hüft- und Kniegelenke während der Schwungbeinphase aktiv flektieren, die Füße werden passiv geführt.
Hesse und Uhlenbrock entwickelten einen elektromechanischen Gangtrainer. Er basiert auf dem Endeffektor-Prinzip, das heißt die Füße werden bewegt, die proximalen Gelenke sind frei. Der gurtgesicherte Patient steht auf zwei Fußplatten, deren Bewegung die Stand- und Schwungbeinphase simulieren.
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Arm/Handrehabilitation
Pionier ist ein endeffektor-basiertes System des Massachusetts Institute of Technology (MIT), Boston/USA, mit dem der Patient einen in der Horizontalebene beweglichen Roboterarm mit seiner Hand umfasst und so einseitig die Schulter-Ellenbogen-Bewegung üben kann. Auf einem Bildschirm werden anzusteuernde Ziele vorgegeben, eine Nachgiebigkeitsregelung dient der Simulation der erfahrenen Therapeutenhand. Ein weiteres endeffektor basiertes Gerät verfolgt einen bilateralen distalen Ansatz. Jede Hand umfasst einen Griff, zwei Antriebe erlauben das bilaterale Üben der Pronation/Supination des Unterarms und der Flexion/Extension des Handgelenks. Dies erfolgt entweder passiv, die nicht betroffene führt die betroffene Hand oder die paretische Hand muss die Bewegung unterstützen (rein passiv = Modus 1, die nicht betroffene führt die betroffene Hand = Modus 2 oder die paretische Hand muss die Bewegung unterstützen = Modus 3). Das beidseitige Üben zielt auf eine Fazilitation der paretischen Seite, der distale Ansatz trägt der größeren kortikalen Repräsentation der Hand im Sinne des Homunkulus Rechnung. Masiero und Kollegen, Italien, hatten einen Seilkinematikroboter entwickelt, der dem Patienten nach dem Marionettenprinzip das sehr frühe Üben einer dreidimensionalen Schulter-Ellenbogen-Bewegung erlaubt.
Kognitives Training mit NeuroNation
NeuroNation bietet eine moderne Lösung für kognitives Training zu Hause, das auch bei leichten kognitiven Beeinträchtigungen benutzerfreundlich und leicht bedienbar ist. Dafür beziehen wir Feedback von medizinischem Fachpersonal ebenso wie von Patient:innen in die kontinuierliche Verbesserung des Trainings ein. Eine ansprechende Optik und klares Design stellen sicher, dass die 23 Übungen unkompliziert durchgeführt werden können. Spielerische Elemente wie Belohnungen, Abzeichen und Herausforderungen fördern die Motivation im Training und die Bereitschaft, auch über mehrere Monate dabei zu bleiben.
Personalisierung und Evaluation
Eine Evaluationsfunktion misst initial und regelmäßig Ihren Leistungsstand in vier Trainingsbereichen: Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Schlussfolgerndes Denken und Geschwindigkeit. Auf der Auswertung basierend wird anschließend der personalisierte Trainingsplan erstellt. Das Training setzt dort an, wo das größte Verbesserungspotential besteht, damit an den individuellen Leistungsgrenzen effektiv gearbeitet wird.
Wissenschaftliche Grundlage
NeuroNation wurde in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin entwickelt. Studien der FU Berlin und der MSH Medical School Hamburg bestätigen die Wirksamkeit. Mit jedem neuen Nutzer lernt das System dazu und wird noch präziser. Nach ungefähr 20 Stunden Training lässt sich im MRT eine Veränderung im Gehirn erkennen: Die weiße Materie, also die Fettschicht um die Nervenzellen herum wird stärker, das Zusammenspiel der Neuronen effizienter.
Ziele und Vision
Zum einen geht es uns um die Prävention von Gedächtnisverlust. Studien haben gezeigt, dass sich das Risiko einer Erkrankung durch computerbasiertes Gehirntraining um rund 48 Prozent reduzieren lässt. Eine weitere Zielsetzung und zugleich unsere Vision ist es jedoch, unser kognitives Training als therapeutische Erstintervention bei leichten kognitiven Beeinträchtigungen und Krankheitsgruppen wie Demenz, Huntington’s Desease, Parkinson, oder nach einem Schlaganfall für die Rehabilitation einzusetzen. Die Klinik für Neurologie an der Charité - Universitätsmedizin Berlin etwa untersucht derzeit im Rahmen eines Projekts, ob durch unsere Gehirntrainingsübungen chemotherapiebedingte kognitive Beeinträchtigungen gemindert werden können.
Weitere Therapieangebote und Therapeuten
Neben den spezifischen Übungen und Therapieansätzen gibt es eine Vielzahl von Therapeuten und Einrichtungen, die Schlaganfallpatienten unterstützen. Einige Beispiele sind:
- Dr. Dr. Scheib: Bietet in seiner Praxis in München Hypnose, Neurofeedback, Biofeedback, Virtuelle Realität, Psychotherapie mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie, rTMS, Ketamininfusionen zur Behandlung von Depressionen, Ängste, Zwangsstörung, Burn-Out, Neurologische Störungen, Traumafolgestörungen, Suchterkrankungen usw. an.
- Chiara Rolle: Psychologin M.Sc. und Psychologische Psychotherapeutin mit mehr als 10 Jahren Erfahrung im Bereich Neuropsychologie. Ihr Spezialgebiet ist die Verhaltenstherapie. In der Praxis Dr. Scheib in München behandelt sie Menschen mit Depressionen, Ängsten, Zwangsstörungen, Burnout und Suchterkrankungen. Sie bietet auch eine psychotherapeutische Behandlung und neuropsychologische Beratung für neurologischer Erkrankungen, wie Schlaganfall, Demenz, Parkinson, Multiple Sklerose und Migräne und verhilft diesen Patienten zur Krankheitsbewältigung.
- Anna Maria Wittkowski: Klinische Psychologin und Psychotherapeutin mit spanischer Zulassung. Bietet in ihrer Privatsprechstunde "Psicología Palma" Therapie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an.
- Kristine: Medizinische Fitness- und Personal Trainerin. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist gezielt Muskelgruppen und den Körper aufzubauen und zu stärken. Sie macht auch Stretching-Kurse, um die Flexibilität zu verbessern. Auch Mobilitätstraining nimmt einen großen Teil ihrer Arbeit ein, um den Körper in einen besseren Fluss zu bringen bzw. Weitere wichtige Punkte sind Entspannungsübungen, Koordination, Stärkung der Tiefenmuskulatur und der Balance.
- Instituto Dr.: Bietet Patientenbetreuung und verschiedene Therapiekurse an.
Möglichkeiten zur Teilnahme an intensiver Sprachtherapie an der FU Berlin
Aktuell finden keine Therapiestudien statt. Leiter der Studie: Prof. Dr. Dr. Friedemann Pulvermüller. Neuropsychologische Diagnostik: Prof. Dr. Mohr, B.
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