Ein Schlaganfall kann das Leben eines Menschen in einem Augenblick verändern. Die plötzliche Beeinträchtigung der Gehirnfunktionen führt zu einer Vielzahl von körperlichen und geistigen Herausforderungen. Viele Patienten, die einen Schlaganfall überleben, erleben nach der Akutbehandlung eine Phase der Rehabilitation, in der Physiotherapie eine entscheidende Rolle spielt. Ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Blutversorgung eines Teils des Gehirns plötzlich unterbrochen wird - entweder durch ein Blutgerinnsel (ischämischer Schlaganfall) oder durch das Platzen eines Blutgefäßes (hämorrhagischer Schlaganfall). Ohne ausreichende Sauerstoff- und Nährstoffversorgung beginnen die betroffenen Gehirnzellen zu sterben.
Die Bedeutung der Physiotherapie nach einem Schlaganfall
Physiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Post-Stroke-Rehabilitation, da sie den Patienten hilft, verlorene Funktionen wiederzuerlangen und die Lebensqualität zu verbessern. Die physiotherapeutische Behandlung nach einem Schlaganfall erfolgt in mehreren Phasen und wird auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt.
Die Physiotherapie konzentriert sich auf verschiedene Aspekte:
- Wiederherstellung der Mobilität: Ein häufiges Problem nach einem Schlaganfall ist die Lähmung oder Schwäche auf einer Körperseite.
- Gleichgewicht und Koordination: Ein Schlaganfall kann das Gleichgewicht und die Koordination beeinträchtigen.
- Muskeltonus regulieren: Nach einem Schlaganfall können Muskeln entweder zu steif (Spastizität) oder zu locker (Hypotonie) sein.
- Verhinderung von Kontrakturen und Gelenksteifigkeit: Wenn Patienten längere Zeit im Bett liegen oder Bewegungen nur eingeschränkt ausführen, können Gelenke und Muskeln steif werden.
Phasen der physiotherapeutischen Behandlung
- Frühe Phase - Akutbehandlung: Direkt nach einem Schlaganfall ist der Patient meist noch in einem Krankenhaus und erhält physiotherapeutische Maßnahmen zur Stabilisierung der Grundfunktionen. Idealerweise beginnen die ersten Schlaganfall Maßnahmen bereits am ersten Tag der stationären Aufnahme, sofern der Zustand des Betroffenen es erlaubt. Stroke Units und neurologische Stationen gewährleisten eine gezielte Frührehabilitation. Die unmittelbare Fortführung der bereits gestarteten Therapien ist hierbei von entscheidender Bedeutung.
- Rehabilitationsphase - Wiedererlangung von Beweglichkeit: Sobald der Patient stabil ist, beginnen intensivere Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit und Kraft. Die Physiotherapie konzentriert sich auf das Wiedererlangen von Funktionen wie dem Sitzen, Stehen und schließlich Gehen.
Spezifische Methoden und Übungen
Es gibt zahlreiche spezifische Methoden und Übungen, die Physiotherapeuten in der Rehabilitation von Schlaganfallpatienten einsetzen.
- Bobath-Konzept: Eine weltweit verbreitete Therapie, die darauf abzielt, das zentrale Nervensystem des Patienten zu aktivieren und die Bewegungskoordination zu verbessern. Spezielle Konzepte wie die Bobath-Methode oder die „Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation“ (PNF) helfen, gestörte Bewegungsmuster neu zu erlernen.
- Funktionelle Bewegungsübungen: Diese Übungen simulieren alltägliche Bewegungen wie das Aufstehen aus dem Sitzen, das Gehen oder das Anheben von Gegenständen. Beim funktionellen Training werden gezielt Aktivitäten des täglichen Lebens geübt.
- Zielbewegungen: Mit einem Kugelschreiber vorgegebene Punkte unterschiedlicher Größe der Reihe nach von links nach rechts antippen. Dabei werden nur die getroffenen Punkte gewertet (1 Minute / Anzahl getroffene Punkte). Wenn die Übung mühelos gelingt, die schwierigere Variante durchführen.
- Tippen: Nacheinander mit den Fingern auf den Tisch tippen, dabei mit dem Daumen beginnen. Jeder fehlerfreie Durchgang wird mit einem Punkt bewertet (1 Minute / Anzahl fehlerfreier Durchgänge).
- Münzen umdrehen: Eine Münze (je kleiner, desto schwieriger) zwischen Daumen und Fingern der betroffenen Hand halten und drehen (1 Durchgang / Anzahl der Halbumdrehungen). Wenn die Münze hinunterfällt, darf die andere Hand helfen, sie wieder in die betroffene Hand zu geben.
- Labyrinth: Mit einem Kugelschreiber zügig ein vorgedrucktes Labyrinth nachzeichnen, ohne dabei die Labyrinthlinie zu überqueren. Bei jedem Fehler wird zur erforderlichen Zeit eine Strafsekunde addiert (1 Durchgang / Sekunden inkl. Strafsekunden). Wenn die Übung mühelos gelingt, die schwierigere Variante durchführen.
- Schrauben: Bei dieser Übung sollen Muttern auf Schrauben gedreht und wieder abgedreht werden, wobei nur mit der betroffenen Hand gedreht werden darf. Die weniger betroffene Hand hält dabei die Schraube (1 Minute / Anzahl aufgedrehter Muttern).
Sport und Bewegung als Teil der Rehabilitation
Durch den Schlaganfall verloren gegangene Fähigkeiten können durch Sport und Bewegung zum Teil wiedererlangt werden. Das Gehirn hat eine große Lernfähigkeit.
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Diese Vorteile hat Sport nach einem Schlaganfall:
- Patienten können mit Sport ihre Ausdauer erhöhen sowie die Muskelkraft und die Koordinationsfähigkeit trainieren.
- Körpergefühl und Wahrnehmung verbessern sich.
- Neurologische Folgen lassen sich zum Teil abfedern.
- Die Kräftigung der Muskeln ermöglicht mehr Aktivität im Alltag - das erhält nicht nur die Lebensqualität, sondern verringert auch das Risiko für Stürze.
Sport als Prävention
Sport beugt weiteren Schlaganfällen vor. Bewegung hat positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System. Sie senkt den Blutdruck und ist eine wichtige Unterstützung, um den Zucker- und Fettstoffwechsel zu regulieren. Damit beugt sie einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) vor beziehungsweise verlangsamt deren Fortschreiten - was wiederum das Risiko für Blutgerinnsel erheblich senkt. Gleichzeitig wird die Elastizität der Gefäße erhalten. Gerade nach einem Schlaganfall ist Sport daher eine wichtige Maßnahme, um erneute Herz-Kreislauf-Probleme zu vermeiden.
Geeignete Sportarten
Welche Sportarten eignen sich nach einem Schlaganfall? So viele Vorteile Sport auch für Schlaganfall-Patienten hat: Selbst nach einem leichten Schlaganfall sollten Betroffene keinesfalls in Eigenregie mit Sport beginnen, sondern den Wunsch mit ihrem Arzt besprechen. In der Regel ist Rehabilitationssport (Rehasport) ein guter Einstieg. Im Anschluss kann dann allein oder in einer Gruppe weiter gemacht werden.
Rehasport nach einem Schlaganfall wird von einem Arzt verschrieben. Dafür gibt es in jeder Region spezielle Rehasportgruppen. In der Regel umfasst der Rehasport 50 Übungseinheiten für einen Zeitraum von 18 Monaten oder 120 Einheiten in 36 Monaten bei starker Beeinträchtigung. Wie genau der Rehasport nach einem Schlaganfall abläuft, hängt von den individuellen Möglichkeiten und Bedürfnissen der Teilnehmenden ab. Gymnastikübungen und Bewegungsspiele können genauso dazugehören wie Schwimmen.
Geeignete Ausdauersportarten sind zum Beispiel:
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- Schwimmen
- Walking
- Nordic Walking
- Rad fahren
- schnelles Spazierengehen
Beginnen Sie zunächst mit wenigen Minuten Sport und steigern Sie sich nach und nach. Bei Sport im Freien sollten Schlaganfallpatienten auch darauf achten, starke Hitze und direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden.
Zu den Rehabilitationsmaßnahmen nach einem Schlaganfall gehört in der Regel eine umfangreiche Physiotherapie. Sie sollten sich aber nicht zu stark belasten und regelmäßig den Puls messen.
Plötzliche Drehbewegungen des Kopfes sowie Übungen mit nach unten geneigtem Kopf sollten Sie vermeiden. Tabu ist zudem starkes Pressen. Geräte sollten Sie also mit niedriger Intensität beziehungsweise mit wenigen Gewichten verwenden.
Bewegung im Alltag
Nach einem Schlaganfall können Sie das leichte Sportprogramm um mehr Bewegung im Alltag ergänzen, zum Beispiel:
- Gehen Sie häufiger mal ein Stück zu Fuß.
- Verzichten Sie auf den Fahrstuhl und nehmen Sie stattdessen die Treppen.
- Gehen Sie beim Telefonieren auf und ab.
- Gehen Sie mehrmals, um Geschirr und Lebensmittel zum Esstisch zu tragen, statt ein Tablett zu benutzen.
Gleichgewichtstraining
Gleichgewichtstraining ist neben Kraft, Ausdauer und Flexibilität eine der vier Arten von Bewegung. Idealerweise sollten alle vier Arten von Bewegung in ein gesundes Trainingsprogramm integriert werden. Sie müssen nicht alle jeden Tag ausgeführt werden, aber Abwechslung hilft, den Körper fit und gesund zu halten, und macht das Training interessant. Sie können eine Vielzahl von Übungen machen, um Ihren Körper fit und gesund zu halten und Ihre Bewegungsroutine interessant zu gestalten. Viele verschiedene Arten von Übungen können Kraft, Ausdauer, Flexibilität und Gleichgewicht verbessern. Yoga kann zum Beispiel Ihr Gleichgewicht, Ihre Kraft und Ihre Flexibilität verbessern.
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Ein gutes Gleichgewicht ist wichtig für viele Aktivitäten, die wir täglich ausführen, z. B. beim Gehen oder beim Treppensteigen. Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts können dazu beitragen, Stürze zu verhindern, ein häufiges Problem bei älteren Erwachsenen und Schlaganfallpatienten. Sie können auch für Übergewichtige von Vorteil sein, da das Gewicht nicht immer gleichmäßig auf den Körper verteilt ist. Ein Verlust des Gleichgewichts kann beim Stehen oder bei plötzlichen Bewegungen auftreten. Gleichgewichtsübungen können jeden Tag oder an beliebig vielen Tagen und so oft wie gewünscht durchgeführt werden. Ältere Erwachsene, die sturzgefährdet sind, sollten vorzugsweise an drei oder mehr Tagen in der Woche Gleichgewichtsübungen durchführen, und zwar standardisierte Übungen aus einem Programm, das nachweislich Stürze reduziert. Es ist nicht bekannt, ob verschiedene Kombinationen von Art, Umfang oder Häufigkeit der Aktivitäten die Zahl der Stürze stärker reduzieren können. Auch Tai-Chi-Übungen können helfen, Stürze zu verhindern. Gehen Sie 20 Schritte von der Ferse bis zu den Zehen. Stützen Sie sich an einer Wand ab, wenn Sie etwas mehr Halt brauchen. Für Yoga und Tai-Chi sind keine teuren Kurse oder Geräte erforderlich.
Vor allem für sturzgefährdete Menschen sind Koordination und Gleichgewicht wichtig. Zum Koordinations- und Gleichgewichtstraining gibt es weniger Untersuchungen als zu den anderen Trainingsmethoden. Aus diesem Grund gibt es hierzu auch noch keine Expertenempfehlung, in welchem Maße diese eingesetzt werden sollten.
Die Rolle der Angehörigen
Die Physiotherapie hört nicht mit den Sitzungen im Therapieraum auf. Der Erfolg der Rehabilitation hängt auch davon ab, wie gut die Familie und das soziale Umfeld in den Prozess integriert werden. Angehörige können den Patienten motivieren und unterstützen, die erlernten Übungen regelmäßig zu Hause fortzusetzen. Angehörige sind oft der wichtigste Halt - emotional, ganz pragmatisch gesehen und vor allem motivierend. Wir wissen heute, dass sich ein engagiertes soziales Umfeld positiv auf die Prognose von Schlaganfallpatienten auswirkt. Wir beziehen Angehörige aktiv in alle wichtigen Prozesse im Rehabilitationsverlauf mit ein - durch Schulungen, Gespräche, Beratung und begleitete Pflegeeinheiten. Das Ziel ist: Verständnis schaffen, Ängste nehmen, gemeinsame Perspektiven entwickeln. Gleichzeitig achten wir auch darauf, Angehörige durch ein psychologisches Angebot zu entlasten - denn das Leid ihrer Lieben stellt ohne Frage auch für die Angehörigen eine große seelische Belastung dar.
Innovationen in der Rehabilitation
Zunehmend kommen auch innovative Technologien zum Einsatz. Modernste Gangroboter unterstützen besonders in der frühen Phase nach dem Schlaganfall. Spezielle Software stimmt Rehabilitationsmaßnahmen individuell ab, um die Regeneration gezielter und schneller zu fördern. Auch virtuelle Realität und therapeutische Spiele wie MusicGlove für die Handrehabilitation machen die Therapie motivierender und interaktiver. Ein beharrliches Training ist somit der Schlüssel für eine erfolgreiche Rehabilitation.
Der wesentliche Vorteil der Gangroboter besteht darin, dass Patientinnen mit geringem Aufwand deutlich höhere Schrittzahlen in der Therapie erreichen können. Entscheidend in der Therapie ist die Zahl der Wiederholungen. Die trainierten Bewegungen spiegeln sich ins Nervensystem und beeinflussen die Erholung günstig. Im Vivantes Klinikum Spandau nutzen wir verschiedene Systeme vom stationären zum mobilen Exoskelett bis hin zu speziellen Robotik-Systemen, die auch die frühe, sicher und intensive Beübung komplexer Bewegungen erlauben. Das geht natürlich nur mit einem entsprechend ausgebildeten Team von Physiotherapeutinnen, die mit Ihrer Expertise unsere Patient*innen absichern und motivieren.
Weitere Therapieansätze
Ein Schlaganfall beeinträchtigt häufig nicht nur motorische Fähigkeiten, sondern auch die Sprache und kognitive Funktionen. Nach einem Schlaganfall leidet etwa ein Drittel der Betroffenen unter Sprachstörungen, während viele weitere kognitive Defizite erleben. Die logopädische Therapie sollte so früh wie möglich beginnen, idealerweise bereits in der Akutklinik. Etwa ein Drittel der Schlaganfallpatienten leidet unter Aphasien (Sprachstörungen) oder Dysphagien (Schluckstörungen). Bei einer Aphasie arbeitet der Logopäde mit dir an Sprechen, Verstehen, Schreiben und Lesen. Kognitive Einschränkungen wie Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme treten bei vielen Schlaganfallpatienten auf. Dein Gehirn kann sich jedoch dank der Neuroplastizität regenerieren. Forschungen zeigen, dass bereits 20 Minuten tägliches Gehirntraining zu signifikanten Verbesserungen führen kann. Besonders wirksam sind Übungen in den Bereichen Gedächtnis, Geschwindigkeit, Schlussfolgerndes Denken und Aufmerksamkeit. Ein Schlaganfall kann auch deine Fähigkeit beeinträchtigen, Sinneseindrücke zu verarbeiten und zu verstehen. Die neuropsychologische Rehabilitation zielt darauf ab, diese Defizite zu minimieren. Dabei werden spezielle standardisierte Verfahren zur Diagnose eingesetzt und individuelle Behandlungspläne erstellt. Besonders für Gesichtsfelddefekte und Neglect (Vernachlässigung einer Körperseite) gibt es wirksame Behandlungsansätze.
Die Fußheberschwäche als Folge eines Schlaganfalls
Die Fußheberschwäche ist eine der häufigsten Folgeerscheinungen nach einem Schlaganfall. Das damit verbundene unrunde Gangbild bringt nicht nur Fehlhaltungen mit sich, sondern auch eine erhöhte Stolper- und Verletzungsgefahr. Eine Fußheberschwäche kann viele Ursachen haben, und ein erlittener Schlaganfall ist eine davon.
Welche Funktionen ausfallen, ist abhängig von dem betroffenen Areal. Bei Patienten, die an einer Fußheberschwäche leiden, ist die Signalweitergabe so gestört, dass sie den Fuß zwar grundsätzlich noch bewegen, aber eben nicht mehr koordiniert steuern können. Im Normalfall sind also unsere Nervenbahnen dafür verantwortlich, Bewegungsimpulse an die Fußhebermuskulatur weiterzugehen. Bei gesunden Menschen wird etwa der Peroneusnerv in der Kniekehle aktiviert, der dafür sorgt, dass sich beim Gehen die Fußspitze hebt. Wenn dieses Signal den Nerv nicht mehr erreicht, hängt die Fußspitze des betroffenen Beines nach unten - deshalb wird die Fußheberschwäche umgangssprachlich auch Fallfuß genannt. In der Folge verliert der Patient die Kontrolle über simple Bewegungen wie das Anheben, Aufsetzen oder Abrollen seines Fußes. Ein natürliches Gangbild ist somit nicht mehr möglich.
Patienten, die an einem Fallfuß oder einer Fußheberschwäche nach einem Schlaganfall leiden, sind in ihrem Alltag massiv eingeschränkt. Je unsicherer der Gang, desto mehr wird jeder Schritt zur Kraftprobe. Jede noch so kleine Bodenwelle kann gefährlich werden und Stürze sind in diesem Zusammenhang keine Seltenheit. Eine weitere Einschränkung, die mit der Diagnose Fußheberschwäche nach Schlaganfall einhergeht, ist die soziale Isolation der Betroffenen. Sie sind sich ihrer Situation deutlich bewusst und leiden unter den neugierigen Blicken anderer Menschen. In der Folge reduzieren viele Patienten ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum und verlieren die Freude an Treffen mit Freunden und Bekannten.
Das spezielle Gangbild, das ein Fallfuß mit sich bringt, äußert sich nicht nur in einer erhöhten Verletzungsgefahr und sozialer Isolation, sondern auch in handfesten körperlichen Beschwerden. Bleibt die Fußheberschwäche nach einem Schlaganfall unbehandelt, beginnen häufig Hüfte und Becken zu schmerzen. Der Grund: Der für die Diagnose typische Gang beruht darauf, dass die Patienten ihr Bein mithilfe einer kreisförmigen Hüftbewegung nach vorne schwingen. Auf Dauer führt dies zu einer Mehrbelastung der nicht betroffenen Seite, welche infolgedessen geschädigt wird.
Therapie der Fußheberschwäche
Üblicherweise ist es nicht möglich, einen Fallfuß komplett zu heilen. Dafür sind die Nervenschäden, die ein Schlaganfall mit sich bringt, zu schwerwiegend. Krankengymnastik ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie für Patienten mit einer Fußheberschwäche. Abgestimmt auf die individuellen Einschränkungen des Betroffenen erstellt der Therapeut einen Behandlungsplan. Mit gezielten Übungen stärkt er die Muskeln und stimuliert die Nervenbahnen.
Sachkundig angefertigte Orthesen geben Halt und sind in einer Vielzahl von Ausführungen erhältlich. Je nach Bedarf sind sie mehr oder weniger dünn, leicht und alltagstauglich. Während textile Orthesen sich vor allem für leichte Fälle der Fußheberschwäche eignen, können dynamische Orthesen aus Carbon den Patienten bei einem mittelstarken Funktionsverlust unterstützen. Und Silikonorthesen bieten beispielsweise nicht nur auf Teerboden, sondern auch beim Training im Wasser guten Halt. Wichtig ist, dass sich Patienten mit einer Fußheberschwäche ausführlich von ihrem Therapeuten oder im Fachhandel beraten lassen.
Im Gegensatz zu klassischen Orthesen, die sich darauf beschränken, passiv ein Fallen des Fußes zu verhindern, setzt die Funktionelle Elektrostimulation (FES) auf moderne Technik. Üblicherweise handelt es sich hierbei um eine Manschette, die am Unterschenkel befestigt wird und elektronische Impulse aussendet. Auf diese Weise werden die an der Fußhebung beteiligten Muskeln animiert, ihren Dienst zu erfüllen. Diese Technik gilt als äußerst effizient, da sie Gang, Gleichgewicht und Bewegungsausmaß deutlich verbessert.
Sei es der Gehstock, das Paar orthopädischer Schuhe oder die bequemen Einlagen: Was immer einem Patienten hilft, sein Gangbild zu verbessern, sollte genutzt werden. Neben den klassischen Therapieansätzen sollten Patienten mit einer Fußheberschwäche auch auf zusätzliche Übungen setzen, die sich leicht in den Alltag im heimischen Wohnzimmer integrieren lassen. Schuhe ausziehen, bequem hinsetzen, Kopfhörer auf die Ohren und los geht‘s: Im Takt zur Lieblingsmusik macht das Training besonders viel Spaß. Trommeln Sie mit den Füßen rhythmisch auf den Boden. Mal auf der einen Seite, dann auf der anderen, dann gleichzeitig. Verschärft geht das Ganze natürlich auch im Stehen. Was Finger können, können Zehen auch. Legen Sie sich einen Stift auf den Boden und versuchen Sie, ihn mit den Zehen hochzuheben. Lehnen Sie sich mit den Händen an die Wand und machen Sie einen Ausfallschritt. Wichtig ist, dass der bewegungseingeschränkte Fuß hinten steht und die Ferse so gut wie möglich am Boden bleibt.
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