Ein Schlaganfall kann das Leben von einer Sekunde auf die andere verändern. Jedes Jahr erleiden in Deutschland fast eine Viertelmillion Menschen einen Schlaganfall, viele davon haben nicht einmal das 45. Lebensjahr überschritten. Daher ist es wichtig, das persönliche Risiko einschätzen zu lassen und frühzeitig Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. Der Augenarzt spielt hierbei eine entscheidende Rolle, da die Augen ein Fenster zum Körper darstellen und wertvolle Informationen über den Zustand der Blutgefäße liefern können.
Warum der Augenarzt bei der Schlaganfallvorsorge wichtig ist
Die Augen eignen sich hervorragend, um Durchblutungsstörungen und den Grad ihrer Veränderung festzustellen. Sie bilden sozusagen ein Fenster zum Körper. Denn die Gefäße des Augenhintergrundes zeigen den Gefäßzustand des gesamten Körpers und ermöglichen Rückschlüsse auf die Situation im Gehirn und im Herzen. Viel genauer als mittels einer Blutuntersuchung oder einer Blutdruckmessung kann Ihr Risiko für die gefährliche Arterienverengung durch eine Untersuchung des Augenhintergrundes ermittelt werden.
Die Netzhaut ist am menschlichen Körper der einzige Ort, an dem frühe Veränderungen von Mikrogefäßen durch ihre oberflächliche Lage einer direkten Diagnostik und Präzisionsmessung zugänglich sind. An den Gefäßen des Augenhintergrundes lassen sich bereits im Frühstadium drohende Durchblutungsstörungen nachweisen, die von Bluthochdruck und Arteriosklerose verursacht werden.
Schlaganfallrisiko erkennen: Die Netzhautgefäßanalyse
Eine neue, bisher einzigartige, patentierte Untersuchungsmethode ermöglicht die quantitative Erfassung von funktionellen und anatomischen Gefäßveränderungen im Frühstadium. Außerdem lassen sich Therapieeffekte bei bereits in Behandlung stehenden Patienten kontrollieren.
Mit Hilfe eines erprobten und bewährten diagnostischen Verfahrens, der so genannten Netzhautgefäßanalyse, ist es mittels einer komplett berührungslosen Untersuchung des Auges möglich, eine Fotografie Ihres Auges anzufertigen - und zwar von innen. Sie erhalten sofort eine Auswertung dieser Fotografie und eine Therapieempfehlung für Ihren behandelnden Hausarzt bzw. Internisten.
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Die Untersuchung des Augenhintergrundes ist um einiges aufschlussreicher für die Feststellung eines möglichen Schlaganfallrisikos, als eine herkömmliche Untersuchung. Die weitreichende Verästlung der Adern sorgt in vielen Fällen zu lokalen Drücken im Körper, welche nicht ohne Weiteres durch eine klassische Blutdruckmessung am Oberarm festzustellen ist.
Kontaktglas-Dynamometrie
Auf Basis der hochmodernen Kontaktglas-Dynamometrie können wir unmittelbar den Blutdruck in der zentralen Netzhautarterie messen. Das von dem deutschen Augenarzt Dr. Als erfahrene Augenärztin setzt Dr. Petra Sulla vorsichtig ein mit einer Messvorrichtung versehenes Kontaktglas auf Ihr Auge auf und erhöht damit den Innendruck. Die Zentralarterie beginnt zu pulsieren. Dieser gemessene Wert plus dem zuvor ermittelten Augeninnendruck ergibt den diastolischen und systolischen Blutdruck in der zentralen Netzhautarterie und der Zentralvene (Hirndruck). Die Untersuchung dauert nur wenige Sekunden und ermöglicht uns eine Aussage über den Zustand Ihrer Halsschlagader sowie über einen eventuell unentdeckten Bluthochdruck bzw. Herzrhythmusstörungen.
Zur Gefäßanalyse wenden wir das Verfahren der Kontaktglasdynamometrie an. Diese Verfahren dient der Bestimmung des diastolischen und systolischen Blutdruckes im Auge.
Funduskamera
Unsere Funduskamera liefert sekundenschnell digitale Aufnahmen Ihres Augenhintergrundes. Die winzigen Venen und Arterien im Auge dienen sozusagen als einzigartiger „Spiegel“ für den Gesundheitszustand der restlichen Blutgefäße im Körper.
Optomap
Mit dem Optomap werden über 80% der Netzhaut in einem hochauflösenden digitalen Bild erfasst. Mit klassischen Methoden können nur ca. 10 bis 15% der Netzhaut auf einmal betrachtet werden.
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OCT (Optische Kohärenztomographie)
Das OCT erstellt einen bildlichen Querschnitt des Augenhintergrundes. Dies gibt Einblick in die feinsten Strukturen und Veränderungen der Netzhautschichten. Auch Schäden an den Nervenfasern im Bereich des Sehnervs können beurteilt werden.
Wer sollte eine Schlaganfallvorsorge beim Augenarzt in Anspruch nehmen?
Empfehlenswert ist die Präventionsuntersuchung insbesondere für Menschen ab 40 Jahren, denn immer öfter sind auch junge Menschen betroffen (ca. 3-4 Prozent der Schlaganfallpatienten sind heute zwischen 30 und 45 Jahre alt). Falls Risikofaktoren schon bekannt sind, ist die Untersuchung auch vor dem 40. Lebensjahr sinnvoll.
Eine Vorsorge-Untersuchung ist oft bereits ab 40. Lebensjahr sinnvoll! Wir empfehlen unseren Patienten ab dem 40. Lebensjahr die Schlaganfallvorsorge mittels Kontaktglas-Dynamometrie, besonders, wenn bereits Risikofaktoren in Erscheinung getreten sind.
Die Schlaganfallprophylaxe sollte im Idealfall von Menschen ab dem 40. Lebensjahr in Anspruch genommen werden, falls Risikofaktoren bekannt sind, ist auch eine frühere Untersuchung angebracht.
Sollten Schlaganfälle in Ihrer Familie häufiger aufgetreten sein, oder Sie an Symptomen wie:
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- Kopfschmerzen
- Schwindelanfälle
- kurzweilige Sehstörungen
leiden, ist eine Schlaganfallprophylaxe ebenfalls sinnvoll.
Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Für einen Schlaganfall ist vor allem ein zu hoher Blutdruck verantwortlich. Zu den bekannten Risikofaktoren gehören:
- Rauchen
- Alkoholkonsum
- zu kalorien- und fettreiches Essen
- Bewegungsmangel
- Diabetes
Begünstigt werden Schlaganfälle durch Risikofaktoren, wie zum Beispiel zu kalorienreiches Essen, Rauchen, Trinken, Bewegungsarmut oder Bluthochdruck.
Vorbeugung durch gesunde Lebensweise
Ein zu hoher Blutdruck begünstigt das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, enorm. Um hier vorzubeugen, empfiehlt es sich folgende Risikofaktoren zu minimieren:
- Rauchen
- Alkoholkonsum
- hochkalorisches Essen
- Bewegungsmangel
- Diabetes
Was passiert, wenn ein erhöhtes Schlaganfallrisiko festgestellt wird?
Wird ein erhöhtes, individuelles Gefäßrisiko festgestellt, werden erweiterte Untersuchungen durch Ihren Hausarzt/Internisten empfohlen, und dort kann ggf. ein Therapieplan erstellt werden. Frühzeitig eingeleitete Therapien werden zur Senkung der Risikofaktoren beitragen.
Sollte sich aber ein erhöhtes Risiko darstellen, so lassen sich - unterstützt von Ihrem Hausarzt oder Internisten - gezielte Maßnahmen, wie z. B.
Eine Gefäß-Risiko-Abschätzung für das Erleiden einer Gefäßerkrankung (wie Schlaganfall) erfolgt in einer 3-Stufen-Gliederung:
- nicht erhöhtes oder gering erhöhtes Risiko
- erhöhtes Risiko
- stark oder sehr stark erhöhtes Risiko
Weitere Anwendungsgebiete der Gefäßanalyse in der Augenarztpraxis
Grüner Star (Glaukom)
Ein weiteres augenärztliches Anwendungsgebiet der Gefäßanalyse ist die Grüne Star-Erkrankung. In einigen Fällen kann es trotz medikamentöser- oder Lasertherapie zum Fortschreiten der Grünen-Star-Erkrankung kommen. Daher sind regelmäßige Verlaufskontrollen erforderlich. In diesen Fällen kann eine moderne Gefäßdiagnostik zur Ursachenfindung beitragen.
Daran lässt sich ermessen, wie wichtig neben der Augendruckmessung die zusätzlichen Befunderhebungen sind. Manche Patienten mit normalem Augendruck haben niedrige Blutdruckwerte, einige haben nächtliche Absenkungen der Blutdruckwerte, weswegen in diesen Fällen eine 24-Stunden-Blutdruckmessung indiziert ist.
Zur erweiterten Glaukomvorsorge bieten wir Ihnen eine Spezialuntersuchung des Sehnervenkopfes (Papille) mit dem HRT (Heidelberger Retina Tomograph) an. Mit dem HRT lässt sich der Sehnervenkopf äußerst präzise vermessen.
Sehstörungen nach einem Schlaganfall
Im Zusammenhang mit einem Schlaganfall können verschiedene Arten von Sehstörungen auftreten. Zum Beispiel kann das Auge beziehungsweise die Sehbahn direkt betroffen sein, weil sie nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden. In diesem Fall kann es zur Erblindung auf einem Auge kommen. Zum anderen kann eine Region im Gehirn betroffenen sein, in der die Informationen des Auges verarbeitet werden. Das Auge selbst ist also intakt, aber die Informationsverarbeitung im Gehirn funktioniert nicht mehr richtig. Die Wahrnehmung ist gestört. Dies ist häufiger der Fall als eine Erblindung.
Arten von Sehstörungen nach Schlaganfall
- Gesichtsfeldeinschränkungen: Die Einschränkung kann sehr unterschiedlich ausfallen, von kleinen „blinden Flecken“ (sogenannten Skotome), über einen „Tunnelblick“ bis hin zu dem Ausfall einer kompletten Gesichtshälfte - je nach Größe, Ort und Art der Schädigung im Gehirn.
- Doppelbilder: Doppelbilder oder ein „verschwommenes“ Sehen können Folgen eines Schlaganfalls sein. Dabei können die Doppelbilder auch zu Schwindel führen.
- Herdblick: Der Blick „kippt“ zur linken oder zur rechten Seite, der Betroffene kann seine Blickrichtung nicht mehr kontrollieren.
- Visuell-Räumliche Störungen: Schwierigkeiten haben, geradeaus zu gehen oder ein Fahrrad oder Rollstuhl zu steuern.
- Neglect: Der Betroffene seine Aufmerksamkeit einer Raum- oder Körperseite nicht mehr zuwenden kann.
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