Schluckbeschwerden: Neurologische Ursachen, Ursachen, Therapie

Schluckstörungen, auch Dysphagie genannt, können Menschen jeden Alters betreffen. Sie äußern sich durch Schwierigkeiten beim Schlucken von fester oder flüssiger Nahrung. Diese Störungen können im Zusammenhang mit verschiedenen Krankheiten auftreten und das physische, psychische und soziale Wohlbefinden der Betroffenen massiv beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall kann eine Dysphagie bis zur völligen Schluckunfähigkeit führen. Da der Schluckprozess ein komplexer Vorgang mit vielen beteiligten Körperteilen ist, können Schluckstörungen eine Vielzahl verschiedener Ursachen haben. Es ist wichtig, die Ursache von Schluckbeschwerden rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, um Komplikationen wie Mangelernährung, Dehydration oder Lungenentzündung zu vermeiden.

Ursachen von Schluckbeschwerden

Die Ursachen für Schluckstörungen sind vielfältig. Oftmals sind neurologische Erkrankungen, also Störungen an Nerven, im Rückenmark oder im Gehirn, Auslöser einer Schluckstörung. Ein Schlaganfall ist eine häufige Ursache für Schluckstörungen, insbesondere im Alter. Aber auch andere neurologische Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) oder Demenz können Schluckbeschwerden verursachen.

Weitere mögliche Ursachen sind:

  • Mechanische Hindernisse: Divertikel, Tumore im Halsbereich oder Unebenheiten am Skelettsystem (z.B. Sporn an der Halswirbelsäule) können den Schluckvorgang behindern.
  • Infektionen und Entzündungen: Entzündungen im Mund- und Rachenraum (z.B. Mandelentzündung) oder Infektionskrankheiten wie Tollwut oder Tetanus können zu Schluckstörungen führen.
  • Erkrankungen der Mundhöhle und Speiseröhre: Erkrankungen wie Entzündungen der Speiseröhre (Ösophagitis), Speiseröhrenkrebs oder Fehlbildungen können Schluckbeschwerden verursachen.
  • Muskelerkrankungen: Erkrankungen, die die Bewegung von Mund, Magen oder Speiseröhre verändern, können Schluckbeschwerden verursachen.
  • Psychische Erkrankungen: Panikattacken, Angststörungen und Depressionen können ebenfalls zu Schluckbeschwerden führen.
  • Angeborene Fehlbildungen: Lippen-Kiefer-Gaumenspalten.
  • Weitere Risikofaktoren: Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD).

Es ist wichtig zu beachten, dass die Ursache von Schluckbeschwerden oft schwer zu diagnostizieren ist und die Zusammenarbeit mehrerer Fachdisziplinen erfordern kann.

Symptome von Schluckbeschwerden

Die Symptome von Schluckstörungen können je nach Ursache und betroffenem Bereich variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

Lesen Sie auch: Ursachen von Halsschmerzen

  • Schwierigkeiten beim Schlucken von fester oder flüssiger Nahrung: Dies kann sich als Gefühl des Steckenbleibens der Nahrung im Hals oder als Husten beim Essen äußern.
  • Verändertes Essverhalten: Betroffene essen möglicherweise langsamer, vermeiden bestimmte Nahrungsmittel oder haben Schwierigkeiten, den Schluckvorgang einzuleiten.
  • Häufiges Verschlucken und Husten beim Essen: Dies kann darauf hindeuten, dass Nahrung oder Flüssigkeit in die Atemwege gelangt.
  • Speichelfluss aus dem Mund: Dies kann ein Zeichen dafür sein, dass der Schluckreflex gestört ist.
  • Nahrung bleibt im Hals stecken oder kommt durch Nase oder Mund wieder hoch: Dies kann auf eine Verengung oder Blockade der Speiseröhre hindeuten.
  • Vermehrtes Räuspern: Dies kann ein Versuch sein, Nahrung oder Flüssigkeit aus dem Hals zu entfernen.
  • Stimmveränderungen während oder nach dem Essen: Die Stimme kann gurgelig klingen oder unverständlich sein.
  • Halsschmerzen oder Schmerzen/Brennen im Brust- und Herzbereich: Diese Symptome können auf eine Entzündung oder Reizung der Speiseröhre hindeuten.
  • Fremdkörpergefühl (Globusgefühl) im Hals, „Kloß im Hals“: Dieses Gefühl kann durch Muskelverspannungen oder Entzündungen verursacht werden.
  • Hustenattacken beim Hinlegen nach dem Essen: Dies kann darauf hindeuten, dass Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt (Reflux).
  • Erbrechen: Dies kann ein Zeichen für eine Blockade der Speiseröhre oder eine Störung der Magenentleerung sein.
  • Unerklärliche Gewichtsabnahme: Schluckstörungen können die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen, was zu Gewichtsverlust führen kann.
  • Aspirationspneumonie: Durch die Schluckstörungen können Flüssigkeit oder Nahrung in die Luftröhre und letztlich in die Lunge geraten können (Aspiration). So entwickeln sich häufiger Infekte bis hin zu potenziell lebensgefährlichen Lungenentzündungen.

Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und einen Arzt aufzusuchen, wenn sie über einen längeren Zeitraum anhalten.

Diagnose von Schluckbeschwerden

Um die Ursache von Schluckbeschwerden zu ermitteln, sind verschiedene diagnostische Maßnahmen erforderlich. Zunächst wird der Arzt eine ausführliche Anamnese erheben, um die genauen Beschwerden und Begleitsymptome zu erfassen. Dabei wird er Fragen zu Vorerkrankungen, dem Zeitpunkt des ersten Auftretens der Beschwerden und den Umständen, unter denen die Beschwerden auftreten, stellen.

Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Mund- und Rachenraum besonders aufmerksam untersucht wird. Je nach Umfang der Beschwerden können weitere Untersuchungen folgen, wie z.B.:

  • Endoskopie: Eine Endoskopie der Speiseröhre und des Magens kann durchgeführt werden, um mögliche Hindernisse oder Entzündungen zu erkennen. Hierbei wird ein dünner, flexibler Schlauch mit einer Kamera in die Speiseröhre eingeführt.
  • Manometrie: Eine Manometrie misst die Stärke und Koordination der Muskeln in der Speiseröhre sowie die Funktion des Schließmuskels zwischen Speiseröhre und Magen.
  • Röntgenuntersuchung: Eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel kann helfen, den Schluckvorgang zu visualisieren und mögliche Störungen zu erkennen.
  • Fiberendoskopische Schluckuntersuchung (FEES): Sie erlaubt es, den Schluckvorgang in Echtzeit zu beobachten und herauszufinden, wie die Beschaffenheit der Nahrung, die Schlucktechnik oder die Körperhaltung den Vorgang beeinflussen.
  • Videofluoroskopie (VFSS): Hier werden die Phasen des Schluckens mithilfe von Röntgenstrahlen und Kontrastmittel sichtbar gemacht.

Je nach vermuteter Ursache der Schluckstörung können auch weitere Fachärzte wie Neurologen, HNO-Ärzte oder Phoniater hinzugezogen werden.

Therapie von Schluckbeschwerden

Die Behandlung von Schluckstörungen richtet sich nach der diagnostizierten Grunderkrankung. Ziel der Behandlung ist es, die Schluckfunktion zu verbessern, Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen.

Lesen Sie auch: Demenz und Dysphagie: Ein umfassender Überblick

Zu den wichtigsten Therapieansätzen gehören:

  • Schlucktherapie: Eine Schlucktherapie wird von Logopäden durchgeführt und umfasst verschiedene Übungen zur Stärkung der Schluckmuskulatur und zur Verbesserung der Koordination des Schluckvorgangs. Ziel ist es, die Kontrolle über den Schluckvorgang zu verbessern und das Risiko des Verschluckens zu minimieren. Im Rahmen dieser Therapie erfolgt die Wiederherstellung von wichtigen Reflexen wie dem Hustenreflex und dem Schluckreflex. Zu den Methoden der angewandten Therapie gehört die Durchführung von motorischen Übungen. Eine weitere Methode steuert darauf hinaus, dass die Körperhaltung beim Essen verändert wird. Daraus erfolt wiederum eine angenehme Beeinflussung der Muskeln, so dass das Schlucken leichter fällt.
  • Ernährungsumstellung: Die Konsistenz der Nahrung kann an die individuellen Schluckfähigkeiten angepasst werden. Breiförmige oder angedickte Speisen und Flüssigkeiten sind oft leichter zu schlucken. Es ist wichtig, auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr zu achten, um Mangelernährung zu vermeiden.
  • Medikamentöse Therapie: Bei bestimmten Ursachen von Schluckstörungen können Medikamente eingesetzt werden, z.B. Antibiotika bei bakteriellen Entzündungen oder Antimykotika bei Pilzinfektionen. Bei Schlaganfall-Patienten kann der Wirkstoff Amantadin eingesetzt werden, um das Risiko des Eindringens von Nahrung und Flüssigkeit in die Atemwege zu senken.
  • Operative Eingriffe: In manchen Fällen kann ein operativer Eingriff erforderlich sein, z.B. zur Entfernung von Tumoren oder Divertikeln oder zur Korrektur von Fehlbildungen.
  • Künstliche Ernährung: Bei schwerwiegenden Schluckstörungen, bei denen eine ausreichende Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich ist, kann eine künstliche Ernährung über eine Sonde (z.B. PEG-Sonde) erforderlich sein.
  • Anpassung der Essenszubereitung: In vielen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wird die Nahrungskonsistenz in verschiedene Stufen unterteilt, um sie an die Ausprägung der Schluckstörung anzupassen.

Zusätzlich zu diesen spezifischen Therapieansätzen ist eine gute Mundhygiene wichtig, um das Risiko von Lungenentzündungen durch Aspiration von Bakterien zu reduzieren. Auch eine aufrechte Körperhaltung beim Essen und Trinken kann die Nahrungsaufnahme erleichtern.

Unterstützung im Alltag

Für Menschen mit Schluckstörungen und ihre Angehörigen gibt es verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung im Alltag. Dazu gehören:

  • Logopädie: Logopäden können individuelle Therapiepläne erstellen und Übungen zur Verbesserung der Schluckfunktion anleiten.
  • Ernährungsberatung: Ernährungsberater können bei der Anpassung der Ernährung an die individuellen Bedürfnisse und Schluckfähigkeiten helfen.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann eine wertvolle Unterstützung sein.
  • Pflegeberatung: Pflegeberater können Informationen zu Hilfsmitteln, Pflegeleistungen und finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten geben.

Lesen Sie auch: Therapie bei Schluckbeschwerden durch Parkinson

tags: #schluckbeschwerden #neurologische #ursache #ursachen #therapie