Schwindel und Angst vor Schlaganfall: Ursachen und Zusammenhänge

Alle sechs Sekunden stirbt weltweit ein Mensch an einem Schlaganfall. Ein Schlaganfall (Apoplex) kann für die meisten Menschen völlig unerwartet kommen. Es ist daher wichtig, die Symptome und Risikofaktoren zu kennen, um im Notfall schnell handeln zu können. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Schwindel und Schlaganfall, die Zusammenhänge zwischen beiden Phänomenen und gibt Hinweise zur Vorbeugung und Behandlung.

Risikofaktoren für Schlaganfall

Bestimmte Faktoren können die Entstehung eines Schlaganfalls begünstigen. Nicht alle lassen sich beeinflussen, etwa die Gene oder das Alter. Eine genaue Familienanamnese ist im Augenblick immer noch der beste „Gen-Test“. Doch auch verschiedene andere Faktoren begünstigen die Entstehung eines Schlaganfalls.

Bluthochdruck

Bluthochdruck ist der Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall. Denn wenn im Blutgefäßsystem dauerhaft ein zu hoher Druck herrscht, belastet dies die Gefäßwände. So kann es zu mikroskopisch kleinen Verletzungen kommen, an denen sich beispielsweise Cholesterin ablagern kann. Die normalerweise elastische Gefäßwand verhärtet zunehmend, was weitere Ablagerungen begünstigen kann, wodurch in Folge der Blutdruck steigt. „Bei einem Bluthochdruck kann die Senkung des oberen Wertes um nur 10 mmHg das Schlaganfall-Risiko bereits um die enorme Zahl von fast 40 Prozent verringern“, erklärt Prof. Dr. med. Joachim Röther. Regelmäßige Blutdruckmessungen sind deshalb so wichtig, da erhöhte Blutdruckwerte oft keine besonders auffälligen Beschwerden hervorrufen und daher häufig unentdeckt bleiben.

Nikotin

Nikotin verengt die Blutgefäße und erhöht den Blutdruck. Wer mit dem Rauchen aufhört, verringert sein Schlaganfallrisiko. Schon fünf Jahre nach dem Rauch-Stopp sinkt das Risiko auf das Level eines Nichtrauchers.

Übergewicht

Auch Übergewicht ist ein Risikofaktor für viele Erkrankungen. Es führt zu Bluthochdruck, belastet die Knochen und Gelenke und erhöht die Gefahr an Diabetes zu erkranken. Bewegung ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um Übergewicht abzubauen. Grundsätzlich sind Ausdauersportarten sinnvoll.

Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei eingeklemmtem Nerv im Nacken

Ernährung

Gut für die Gefäße ist eine Ernährungsweise, die gemeinhin als „Mittelmeerkost“ bekannt ist. Raffiniertes Olivenöl ist chemisch verarbeitet und besitzt kaum noch gesunde Inhaltsstoffe. Es ist auch bei hohen Temperaturen ungefährlich, da es keine Stoffe mehr enthält, die beim Verbrennen gefährlich werden können. Auf dem Etikett fehlt der Zusatz "extra" oder "nativ". Bei kalt gepresstem Olivenöl handelt es sich um die gesündere Variante. Dieses sollte allerdings nicht über 180 Grad erhitzt werden.

Alkoholkonsum

Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Völlig verzichten müssen Sie aber nicht.

Bewegungsmangel

Wer sich nur wenig oder gar nicht bewegt, hat ein deutlich erhöhtes Risiko, an Bluthochdruck und Arteriosklerose zu erkranken. Bewegung ist mitunter das Beste, was Sie für Ihren Körper tun können. Ideal ist eine Ausdauerbelastung, bei der man leicht ins Schwitzen gerät; etwa Walken, Schwimmen oder schnelles Spazierengehen.

Herzerkrankungen

Eine Reihe von Herzerkrankungen begünstigen die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden. Insbesondere eine bestimmte Art von Herzrhythmusstörung, das Vorhofflimmern, bedeutet ein deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko. Zur Vorbeugung eines Schlaganfalles bei Menschen mit Vorhofflimmern werden Medikamente eingesetzt, die das Blut verdünnen, um die Bildung von Blutklümpchen zu verhindern.

Diabetes

Menschen mit der Zuckerkrankheit erleiden mehr als doppelt so häufig einen Schlaganfall als der Rest der Bevölkerung. Dabei werden die Wände der Blutgefäße angegriffen. Viele Menschen mit Diabetes merken zunächst nicht, dass sie diese Erkrankung haben. Der Altersdiabetes ist die häufigste Form. Auch hier gilt, dass nur eine Erkrankung behandelt werden kann, die bekannt ist. Regelmäßige Untersuchungen auf das Vorhandensein von Diabetes sind deshalb sinnvoll.

Lesen Sie auch: Warnsignale für leichten Schlaganfall und Schwindel

Stress

Gelegentlicher Stress ist nichts Schlimmes. Dauerstress dagegen kann den Blutdruck erhöhen und anfälliger für Krankheiten machen. Ein Rezept gegen chronische Belastungen gibt es nicht. Finden Sie heraus, was Ihrer Psyche am besten hilft: Sport oder ein interessantes Hobby?

Migräne

Die Zahl der Schlaganfälle bei Personen unter 45 Jahren hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Eine Analyse ergab das Migräne bei Personen unter 35 Jahren ein großer Risikofaktor für einen Schlaganfall darstellt. Patientinnen und Patienten mit Migräne sollten daher andere Risikofaktoren für Schlaganfälle vermeiden. Dazu zählen beispielsweise das Rauchen oder - bei Frauen - das Einnehmen der Antibabypille.

Schlaganfall-Symptome und Erste Hilfe

Mancher Schlaganfall (Apoplex) kündigt sich langsam an, die meisten Schlaganfälle treten jedoch plötzlich auf. Bei einem Apoplex werden Hirnregionen aufgrund einer Mangeldurchblutung nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. In der Folge sterben Hirnzellen ab. Nach einem Apoplex zählt daher jede Minute. Umso wichtiger ist es, die Symptome bei Schlaganfall als solche möglichst schnell wahrzunehmen und sofortige Hilfe zu alarmieren.

Wenn bei Ihnen oder einer anderen Person mögliche Symptome eines Schlaganfalls bemerken, sollten Sie unmittelbar handeln. Rufen Sie sofort den ärztlichen Notdienst, der europaweit unter der 112 erreichbar ist. Je mehr Zeit nach dem akuten Schlaganfall verstreicht, umso schwerwiegender können die Folgen sein, da Hirnzellen bei fehlender Sauerstoffversorgung innerhalb weniger Minuten absterben. Nur selten treten alle Symptome auf einmal auf. Plötzliche Symptome wie Seh- und Sprachstörungen, heftiger Schwindel, Kribbeln in Armen und Beinen, taube Finger oder Lippen, Schluckbeschwerden und Gesichtslähmungen weisen auf einen Schlaganfall hin. Nur ein Arzt kann die Diagnose Apoplex sicher bestätigen oder ausschließen.

Leichter Schlaganfall (TIA)

Wenn diese Warnzeichen innerhalb von 24 Stunden wieder verschwinden, kann es sich um einen leichten Schlaganfall handeln. Anzeichen / Symptome eines leichten Schlaganfalls entsprechen den klassischen Schlaganfall-Symptomen. Die Symptome eines leichten Schlaganfalls gleichen den Symptomen eines schweren beziehungsweise großen Schlaganfalls. Der einzige Unterschied liegt in der Dauer der Beschwerden: die Vorboten äußern sich meist nur wenige Minuten (jedoch maximal 24 Stunden), während die Symptome bei einem großen Schlaganfall über dieses maximale Zeitfenster hinaus andauern. Ein leichter Schlaganfall wird durch eine Durchblutungsstörung ausgelöst. Hierbei ist allerdings nur ein kleines Gebiet im Gehirn betroffen und in den meisten Fällen stirbt auch kein Gehirngewebe ab. Wissenschaftler vermuten, dass eine leichte TIA sogar eine Art „Schutz“ gegen einen schweren Schlaganfall gewährt. Jeder vorübergehende Mini-Schlaganfall kann somit Vorbote eines großen beziehungsweise schweren Schlaganfalls sein.

Lesen Sie auch: Parkinson, Schwindel, Übelkeit: Ein Überblick

Stummer Schlaganfall

Manchmal äußert sich ein Schlaganfall nur durch eine kurzzeitige taube Lippe. In diesem Fall spricht man vom sogenannten stillen oder unbemerkten Schlaganfall. Er kann eine Vorstufe von schweren Schlaganfällen sein. Daher ist auch hier schnelles Handeln gefragt.

Schlaganfall-Schwindel

Plötzlich auftretender Schwindel bei einem Schlaganfall tritt in der Regel heftig und kombiniert mit einer Gangunsicherheit auf. Betroffene berichten hierbei meist von einem Drehschwindel oder einem Schwankschwindel. Drehschwindel gleicht dem Schwindelgefühl bei einer Karussellfahrt - die betroffene Person wird gangunsicher.

FAST-Test

Eine einfache Test-Methode, mit der Sie einen Schlaganfall schnell erkennen können, ist der sogenannte FAST-Test.

Was ist bei einem Notruf wichtig?

Wenn der Notarzt eintrifft, sind für ihn drei Dinge besonders wichtig:

  1. Welche Symptome treten auf?
  2. Seit wann bestehen die Symptome?
  3. Welche Vorerkrankungen liegen vor und welche Medikamente werden eingenommen?

Diese Informationen sind relevant für die Auswahl der richtigen Therapie nach einem Schlaganfall. Wenn Sie wissen, dass Sie ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko haben, sollten Sie immer einen aktuellen Medikamentenplan, die Adresse Ihres Arztes und eine kurze Auflistung Ihrer Vorerkrankungen bereitliegen haben. All das kann dann dem Notarzt mitgegeben werden.

Schlaganfall und Herzinfarkt

Schlaganfälle und Herzinfarkte haben häufig die gleiche Ursache. Beide lebensbedrohliche Erkrankungen werden in vielen Fällen durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) verursacht, das ein Gefäß verstopft. Die von der Durchblutung abgeschnittenen Bereiche sind dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Gewebe stirbt ab, und es kommt zum Infarkt. Steckt das Gerinnsel im Herzen fest, ist ein Herzinfarkt die Folge. Wird das Blutgerinnsel mit dem Blutstrom ins Gehirn getragen, droht ein Schlaganfall. Hinzu kommt, dass ein krankes Herz das Schlaganfall-Risiko erhöht. Herzerkrankungen zählen zu den häufigsten Schlaganfall-Ursachen überhaupt. Dies gilt vor allem für Vorhofflimmern und bestimmte Herzklappenerkrankungen.

Vorbeugung von Schlaganfällen

Um einem Schlaganfall vorzubeugen, kommt nicht nur der Behandlung von Bluthochdruck eine wichtige Rolle zu. Ebenso bedeutsam ist, dass ein krankes Herz frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt wird. Die Einnahme von Gerinnungshemmern (Blutverdünnern) beispielsweise gehört zu den wichtigsten Therapiemaßnahmen bei Vorhofflimmern und Herzklappenerkrankungen. Diabetes mellitus, Bewegungsmangel, Rauchen, starkes Übergewicht und ungünstige Cholesterinspiegel sind weitere Einflussgrößen, welche die Gefahr für Schlaganfälle und Herzinfarkte erhöhen. Alle diese Faktoren können zu Gefäßverkalkungen führen. Wichtig ist außerdem, Schlaganfall-Warnzeichen richtig zu deuten.

Einem Schlaganfall gehen oft Vorboten voraus. Diese können Stunden, Tage oder Wochen vor dem Hirninfarkt auftreten. Meist handelt es sich um fast die gleichen Symptome wie bei einem Schlaganfall. Anders als bei einem „echten“ Schlaganfall verschwinden die Beschwerden nach kurzer Zeit jedoch wieder. Mediziner nennen diese Schlaganfall-Vorboten „Transitorische Ischämische Attacke“, kurz TIA. Tritt auch nur eines der oben genannten Schlaganfall-Warnzeichen auf, rufen Sie sofort den Notruf unter 112 und äußern Sie den Verdacht auf einen Schlaganfall.

Fehldiagnosen bei Schlaganfällen im hinteren Stromgebiet

Mehr als ein Drittel der Schlaganfälle im hinteren Stromgebiet werden fehldiagnostiziert. Im Gegensatz zu Infarkten im vorderen Kreislauf missdeuten sie die Symptome dreimal häufiger und lassen Betroffenen eine falsche Behandlung zukommen. Verantwortlich für viele Fehldiagnosen sehen die Autoren jene eher unspezifischen Symptome wie Diplopie, Sprech- und Schluckstörungen oder Kopfschmerzen. Einige Beschwerden treten bei einem posterioren Insult häufiger auf. Liegen mindestens zwei davon vor, gilt es aufzuhorchen. Fast die Hälfte aller Betroffenen klagt über einen plötzlich einsetzenden Schwindel. Insbesondere Dreh- bzw. Schwankschwindel und Gleichgewichtsstörungen weisen auf die Ischämie im hinteren Stromgebiet hin, wobei die eindeutige Vertigo-Zuordnung im Alltag oft nicht gelingt.

Schwindel: Ursachen und Arten

Plötzlich schwankt alles oder dreht sich gar - ein unangenehmes Gefühl, dem man sich hilflos ausgeliefert fühlt. Fachleute gehen davon aus, dass rund jeder dritte Erwachsene in Deutschland schon einmal moderaten bis starken Schwindel erlebt hat. Menschen über 70 Jahre sind dabei fast dreimal so oft betroffen wie Jüngere. Der Schwindel kann sich dabei sehr unterschiedlich äußern. Man unterscheidet verschiedene Schwindelarten wie Dreh-, Schwank- und Benommenheitsschwindel. Hinzukommen oft Begleiterscheinungen wie Gangunsicherheit, Hörprobleme oder Kopfschmerzen.

Drehschwindel

Bei vielen Erkrankungen herrscht Drehschwindel vor. Damit ist das Gefühl gemeint, wenn man sich schnell dreht und dann plötzlich stoppt. Plötzlicher, anfallsartiger Drehschwindel tritt zum Beispiel bei der Neuritis vestibularis, dem Gutartigen Lagerungsschwindel oder dem Morbus Menière auf.

Ursachen von Schwindel

Schwindel entsteht, wenn die Sinnesinformationen gestört sind, die für unsere Raumwahrnehmung wichtig sind. Diese Sinnesinformationen sind Sehen, der Gleichgewichtssinn und das Tiefenempfinden der Beine. Das äußert sich zum Beispiel als Drehschwindel beim Ausfall eines Gleichgewichtsorgans. Eine weitere Ursache für Schwindel liegt vor, wenn das Gehirn bei Bewegungen die veränderten Sinnesinformationen nicht mehr korrekt vorausberechnet, wie beim funktionellen Schwindel. Ebenfalls Schwindel auslösen können Situationen, in denen sich die Umgebung vor den Augen bewegt, obwohl man sich selbst nicht bewegt.

Schwindel durch Erkrankungen

Eine mögliche Ursache für Schwindel ist eine Funktionsstörung oder Schädigung im Gleichgewichtszentrum des Gehirns („zentraler“ Schwindel). Häufige, aber nicht notwendige Begleitsymptome bei Schädigungen im Hirnstamm oder Kleinhirn sind Sprech-, Schluck- oder Sehstörungen. Sie können auch mit Lähmungen verbunden sein. Eine andere Ursache kann eine Funktionsstörung oder Schädigung am Gleichgewichtsnerven oder im Gleichgewichtsorgan im Innenohr sein. Dies heißt auch „peripherer“ Schwindel.

  • Tumore: Ein Tumor an Hör- und Gleichgewichtsnerven (Akustikusneurinom) kann Schwindel verursachen. Auch in den Gleichgewichtszentren des Gehirns (etwa im Kleinhirn) kann ein Tumor entstehen, der das Gleichgewicht beeinträchtigt.
  • Multiple Sklerose: Entzündungsherde im Kleinhirn oder Hirnstamm verursachen häufig Schwindel und Störungen des Gleichgewichts.
  • Parkinson: Dies beeinträchtigt die Gang- und Standsicherheit, was diffusen Schwindel mit Störungen des Gleichgewichts auslöst.
  • Polyneuropathie: Dadurch entstehen Schwindelgefühl und Unsicherheit beim Gehen.
  • Herz-Kreislauf-Probleme: Ursache für eine dadurch verminderte Hirndurchblutung können Herzrhythmus-Störungen und Blutdruckabfall nach längerem Stehen sein.
  • Diabetes: Zu niedrige Zuckerwerte bei Menschen mit Diabetes können zu Schwindel und Benommenheitsgefühl führen.
  • Schilddrüsenfunktionsstörungen: Funktionsstörungen der Schilddrüse, insbesondere eine Unterfunktion, können Schwindel auslösen.
  • Sehstörungen: Kurz- oder Weitsichtigkeit ohne eine Brille mit passender Stärke kann Schwindel verursachen.
  • Tinnitus: Es kann mit Schwindel verbunden sein, muss es aber nicht.
  • Medikamente: Unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamenten können zu Schwindel führen.
  • Infekte: Schwindel bei Infekten (etwa grippale Infekte, COVID) kann Folge einer gestörten Kreislaufregulation sein.
  • Menstruation und Schwangerschaft: Schwindel während der Periode kann unterschiedliche Ursachen haben. Schwindel während der Schwangerschaft entsteht durch Veränderungen des mütterlichen Organismus.
  • Wechseljahre: Schwindel während der Wechseljahre ist ebenfalls häufig anzutreffen.
  • Alkohol: Alkohol verursacht Schwindel, indem er die Kleinhirnfunktion und damit die Feinabstimmung der Körper- und Augenbewegungen beeinträchtigt.

Risikofaktoren für Schwindel

Höheres Lebensalter ist ein Risikofaktor für Gutartigen Lagerungsschwindel. Bestimmte anatomische Gegebenheiten im Innenohr begünstigen ebenfalls das Auftreten. Für Vestibuläre Migräne, Morbus Menière und Episodische Ataxie Typ 2 spielt erbliche Veranlagung eine Rolle.

Diagnose und Behandlung von Schwindel

Schwindel ist nicht immer heilbar, aber meist gut behandelbar. Die Behandlung von Schwindel richtet sich immer nach der Ursache. Deshalb ist es wichtig, die ausführliche Krankengeschichte zu erfragen. Eine sorgfältige körperliche Untersuchung hilft, eine exakte Diagnose zu stellen. Oft lässt sich bereits in der Hausarztpraxis eine Verdachtsdiagnose stellen und entscheiden, ob eine fachärztliche Untersuchung notwendig ist. Tritt der Schwindel anfallsweise auf oder hält er an? Bei länger anhaltenden Beschwerden kann ein sorgfältig geführter Schwindelkalender eine große Hilfe bei der Diagnose sein.

Zunächst prüft man die Gang- und Standsicherheit, erschwert durch Stehen auf einem Bein oder den Seiltänzergang. Der vestibulo-okuläre Reflex lässt sich über den Kopfimpulstests prüfen. Ferner nutzt man eine Brille mit lupenartigen Gläsern. Wenn die obigen Untersuchungen nichts ergeben haben, ist zur Klärung der Diagnose bildgebende Diagnostik erforderlich. Durch eine genetische Untersuchung weist man Erkrankungen wie die Episodische Ataxie Typ 2 nach oder andere Erkrankungen des Kleinhirns wie zum Beispiel das CANVAS-Syndrom, bei dem zusätzlich eine Polyneuropathie und eine bilaterale Vestibulopathie vorliegen.

Die Behandlung von Schwindel richtet sich immer nach der Ursache. Man behandelt medikamentös, physiotherapeutisch oder psychotherapeutisch. Die meisten Formen von Schwindel sprechen gut auf die jeweilige Therapie an. Spezielle Behandlungen gibt es beim Gutartigen Lagerungsschwindel in Form von sogenannten Befreiungsmanövern. Bei einer Neuritis vestibularis beginnt das Gehirn sofort, den Ausfall des Gleichgewichtsnerven auszugleichen. Bei Funktionellem Schwindel klärt man Betroffene zunächst darüber auf, dass es keine körperlichen Gründe für die Erkrankung gibt, um Ängste abzubauen. Danach ist auch ein intensives Gleichgewichts- und Gangtraining hilfreich. Zusätzlich kann man eine kognitive Verhaltenstherapie durchführen.

Viele Patienten mit Schwindel haben einen hohen Leidensdruck und sind im Alltag deutlich beeinträchtigt. Bei allen Schwindelursachen ist es daher wichtig, möglichst frühzeitig eine klare Diagnose zu stellen und mit der Behandlung zu beginnen. So lernen die Betroffenen, mit der Situation umzugehen. Bei länger anhaltenden Beschwerden ohne klare Diagnose kommt es häufig zu ängstlichem Vermeidungsverhalten. Die Betroffenen verzichten aus Angst vor dem Schwindel auf Sport, Bewegung und soziale Aktivitäten.

Psychogener Schwindel

Psychogener Schwindel ist eine Form von Schwindel, die nicht durch organische Erkrankungen verursacht wird, sondern eine Reaktion auf psychische Belastungen darstellt. Er tritt häufig in Verbindung mit Angststörungen, Panikattacken, Depressionen oder chronischem Stress auf. Im Gegensatz zu Schwindel, der durch das Innenohr oder neurologische Erkrankungen bedingt ist, geht psychogener Schwindel selten mit Drehschwindel einher.

Ursachen von psychogenem Schwindel

Das Gleichgewichtssystem unseres Körpers wird von mehreren Faktoren gesteuert, darunter das Innenohr (Vestibularapparat), die Augen und das zentrale Nervensystem. Bei psychogenem Schwindel spielen insbesondere Stress und Angst eine große Rolle.

  • Hyperventilation: Angst und Panik führen oft zu schneller, flacher Atmung. Dies verändert den Kohlendioxidgehalt im Blut, wodurch sich die Blutgefäße im Gehirn verengen.
  • Anspannung der Muskulatur: Chronischer Stress führt zu Verspannungen, insbesondere im Nacken- und Schulterbereich.
  • Erhöhte Adrenalinausschüttung: In Stresssituationen setzt der Körper Adrenalin frei, um auf eine potenzielle Gefahr zu reagieren.
  • Falsche Wahrnehmungsverarbeitung: Angstpatienten neigen dazu, verstärkt auf körperliche Empfindungen zu achten.

Diagnose und Behandlung von psychogenem Schwindel

Da psychogener Schwindel keine organische Ursache hat, erfolgt die Diagnose meist durch das Ausschlussverfahren. Ein Arzt wird zunächst körperliche Ursachen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Probleme mit dem Innenohr ausschließen.

Die Behandlung von psychogenem Schwindel konzentriert sich auf die psychischen Ursachen. Kognitive Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken und Bewegungstherapie können helfen, die Symptome zu lindern.

Angststörungen und Schwindel

Wiederkehrende Schwindelattacken müssen nicht unbedingt eine körperliche Ursache haben. Schwindel kann auch im Rahmen einer Angsterkrankung auftreten wie u.a. bei einer Panikstörung, bei generalisierten Ängsten oder als Ausdruck einer phobischen Störung.

Panikstörung

„Bei einer Panikstörung erleben Menschen eine enorme innere Anspannung und emotionale Belastung, die in Panik münden kann. Damit verbundene Schwindelanfälle können dann vereinzelt oder auch mehrmals am Tag sowie auch nachts auftreten. Betroffene erleben den Schwindel dabei als Auslöser der Angst, obwohl es eigentlich umgekehrt ist. Kommen solche unvorhersehbaren Anfälle wiederholt vor, kann das bei Betroffenen ein Gefühl des Ausgeliefertseins und der Hilflosigkeit hervorrufen und damit eine Erwartungsangst verfestigen“, erklärt Dr. Sabine Köhler.

Agoraphobie

Tritt eine Panikattacke an bestimmten Orten oder in bestimmten Situationen auf, wird diese Angsterkrankung als Agoraphobie bezeichnet. Bei manchen Menschen kann die Agoraphobie so ein Ausmaß annehmen, dass sie langfristig nicht mehr dazu in der Lage sind, ihr Haus zu verlassen.

Generalisierte Angststörung

Menschen mit generalisierter Angststörung leiden ständig unter dem Gefühl von Besorgtheit und Anspannung in Bezug auf alltägliche Ereignisse auch wenn keine Gefährdung besteht. Bei dieser Angststörung können sowohl einzelne Schwindelanfälle, sowie auch Dauerschwindel mit wechselnder Intensität auftreten. „Neben dem Schwindel leiden Betroffene oft unter weiteren Symptomen, wie einer ständigen inneren Anspannung und Nervosität, Zukunftsängsten sowie Ein- und Durchschlafstörungen“, ergänzt die Psychiaterin und Psychotherapeutin.

Phobien

Phobien sind unangemessen starke Ängste vor konkreten Dingen oder Situationen und gehen typischerweise mit einer Erwartungsangst einher. Im Zentrum der sozialen Phobie steht eine ausgeprägte und anhaltende Angst vor sozialen Situationen oder Leistungssituationen und einer kritischen Beobachtung durch andere Menschen. Die Angst vor Beschämung spielt hierbei eine entscheidende Rolle. „Wird die Angst in sozialen Situationen als Schwindelgefühl bemerkt, fürchten Betroffene, es könnte ein Schwindelanfall auftreten, der die Kontrolle beeinträchtigt und möglicherweise eine demütigende Situation zufolge hat“ erklärt Dr. Köhler. Es kann sich ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten entwickeln, dass sich auf den Schwindel bezieht. Betroffenen bleibt die darunterliegende Angst dabei oft verborgen.

Behandlung von Angststörungen

Menschen entwickeln oftmals dann Angststörungen, wenn sich ihre Lebensumstände verändern und mit einer Belastung verbunden sind. Sie müssen als krankhaft betrachtet werden, wenn die Ängste keiner Schutzfunktion dienen und nicht mehr angemessen auftreten. Grundsätzlich handelt es sich aber um gut behandelbare psychische Erkrankungen. „Beim Schwindel, der im Rahmen von Angststörungen auftritt, beziehen Betroffene die deutlich werdende Angst meist auf den Schwindel. Im Verlauf einer Psychotherapie kann den Personen aber verständlich gemacht werden, welche Prozesse die Symptomatik auslösen“, ergänzt Dr. Köhler. „Mit einer erfolgreichen Behandlung der Angst, verschwindet auch der Schwindel.“ Je früher eine Psychotherapie zur Behandlung der Angstattacken beginnt, desto besser steht die Chance, dass sich der Angstkreislauf nicht zu stark verfestigt und zeitnah überwunden werden kann.

tags: #schwindel #angst #vor #schlaganfall #ursachen