Sekundäre bösartige Neubildung des Gehirns und der Hirnhäute: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Hirntumoren sind Zellwucherungen im zentralen Nervensystem (ZNS), das Gehirn, Rückenmark und Hirnhäute umfasst. Es gibt gutartige (benigne) und bösartige (maligne) Hirntumoren. Bösartige Tumoren wachsen schneller und können sich im Körper ausbreiten (Metastasierung).

Primäre und sekundäre Hirntumoren

Man unterscheidet zwischen primären und sekundären Hirntumoren. Primäre Hirntumoren entstehen direkt aus Zellen des ZNS, während sekundäre Hirntumoren (Hirnmetastasen) entstehen, wenn sich Krebszellen von einem anderen Organ im Gehirn ansiedeln. Einige Fachleute sehen Hirnmetastasen nicht als "echte" Hirntumoren an.

Primäre Hirntumoren

Primäre Hirntumoren können von verschiedenen Zelltypen im Gehirn ausgehen, am häufigsten von den Gliazellen (Stützzellen). Diese Tumoren werden als Gliome bezeichnet. Zu den häufigsten Gliomen gehören:

  • Astrozytome: Können gutartig oder bösartig sein, wobei das Glioblastom die aggressivste Form darstellt.
  • Oligodendrogliome: Haben meist einen WHO-Grad II oder III.
  • Ependymome: Können gut- oder bösartig sein (WHO-Grade I-III).
  • Medulloblastome: Sind die häufigsten bösartigen Hirntumoren bei Kindern.
  • Meningeome: Gehen von den Hirnhäuten aus und sind meist gutartig.
  • Neurinome/Schwannome: Entstehen aus den Zellen, die die Hirnnerven umhüllen.

Sekundäre Hirntumoren (Hirnmetastasen)

Hirnmetastasen entstehen, wenn sich Krebszellen von einem anderen Tumor im Körper (z.B. Lungen-, Brust- oder Hautkrebs) im Gehirn ansiedeln. Die Behandlung von Hirnmetastasen richtet sich nach der ursprünglichen Krebsart.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen für die Entstehung von primären Hirntumoren sind meist unbekannt. In den meisten Fällen lassen sich keine auslösenden Faktoren finden (sporadische Tumoren). Allerdings gibt es einige bekannte Risikofaktoren:

Lesen Sie auch: Diagnose und Behandlung

  • Erbliche Krankheiten: Seltene Erbkrankheiten wie Neurofibromatose, tuberöse Sklerose, von-Hippel-Lindau-Syndrom oder Li-Fraumeni-Syndrom können das Risiko für Hirntumoren erhöhen.
  • Bestrahlung des Nervensystems: Eine frühere Strahlentherapie des Kopfes oder des Gehirns kann das Risiko für die Entwicklung von Hirntumoren erhöhen.
  • Familiäre Vorbelastung: Bei Patienten, die in jungen Jahren an einem Hirntumor erkranken, ist das Risiko für Verwandte ersten Grades ebenfalls leicht erhöht.
  • Geschwächtes Immunsystem: ZNS-Lymphome entwickeln sich häufiger bei Patienten mit einem stark geschwächten Immunsystem, z. B. aufgrund von HIV oder Immunsuppressiva.
  • Computertomografie (CT) im Kindesalter: Eine solche diagnostische Untersuchung der Kopf-Hals-Region kann das Risiko für Hirntumoren geringfügig erhöhen.

Risikofaktoren für sekundäre Hirntumoren sind die gleichen wie für die primäre Krebserkrankung, die die Metastasen verursacht.

Symptome

Die Symptome von Hirntumoren sind vielfältig und hängen von der Größe, Lage und Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors ab. Häufige Symptome sind:

  • Kopfschmerzen (besonders nachts und morgens)
  • Übelkeit und Erbrechen (besonders morgens)
  • Sehstörungen
  • Lähmungserscheinungen
  • Taubheitsgefühle
  • Epileptische Anfälle
  • Sprachstörungen
  • Schluckstörungen
  • Schwindel
  • Schwerhörigkeit
  • Hormonstörungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Vergesslichkeit
  • Depression
  • Persönlichkeitsveränderungen

Diagnose

Bei Verdacht auf einen Hirntumor führt der Arzt eine neurologische Untersuchung durch und erhebt die Krankengeschichte (Anamnese). Weitere Diagnoseverfahren sind:

  • Computertomografie (CT): Bildgebendes Verfahren, das detaillierte Aufnahmen des Gehirns liefert.
  • Magnetresonanztomografie (MRT): Bildgebendes Verfahren, das noch detailliertere Bilder des Gehirns liefert als die CT.
  • Elektroenzephalografie (EEG): Misst die elektrische Aktivität des Gehirns und kann helfen, Krampfanfälle zu erkennen.
  • Nervenwasseruntersuchung (Liquorpunktion): Entnahme von Nervenwasser zur Untersuchung auf Entzündungen oder Tumorzellen.
  • Gewebeuntersuchung (Biopsie): Entnahme einer Gewebeprobe zur mikroskopischen Untersuchung, um den Tumortyp und -grad zu bestimmen.
  • Blutuntersuchung: Suche nach Tumormarkern und Genveränderungen.

Behandlung

Die Behandlung von Hirntumoren ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. dem Tumortyp, dem Grad der Bösartigkeit, der Lage des Tumors, dem Alter und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten. Zu denStandardbehandlungen gehören:

  • Operation: Entfernung des Tumors, wenn möglich.
  • Strahlentherapie: Einsatz von hochenergetischer Strahlung, um Krebszellen abzutöten.
  • Chemotherapie: Einsatz von Medikamenten, um Krebszellen im ganzen Körper zu zerstören.
  • Zielgerichtete Therapien: Einsatz von Medikamenten, die gezielt bestimmte Eigenschaften der Tumorzellen angreifen.
  • Immuntherapie: Aktivierung des Immunsystems, um Krebszellen zu bekämpfen.

Häufig werden verschiedene Therapien kombiniert. Die Behandlung kann erhebliche Nebenwirkungen haben, daher ist eine begleitende Psychotherapie wichtig. Auch ein erfolgreich behandelter Hirntumor kann Spätfolgen haben, daher sind eine individuelle Rehabilitation und Nachsorge sehr wichtig.

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Neoadjuvante Radiochirurgie

Ein neoadjuvanter Therapieansatz, d.h. eine vor der Resektion durchgeführte hochdosierte Einzeitbestrahlung der Metastase, anstatt der weit verbreiteten postoperativen Bestrahlung, beinhaltet mehrere potentielle Vorteile: Durch die präoperative Bestrahlungsplanung ist die Zielvolumendefinition gegenüber der postoperativen Situation deutlich erleichtert. Dies führt zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, Tumorzellen effektiv zu behandeln, und zu einer verbesserten Schonung des umliegenden Normalgewebes. Hierdurch sollte sich die lokale Kontrolle verbessern und die Rate an postoperativen Wundheilungsstörungen und potentiellen Liquor-Leckagen senken.

LITT-Behandlung bei Brustkrebsmetastasen

Verbesserungen der Systemtherapie haben zu einer drastisch verlängerten Lebenserwartung bei Patientinnen mit Brustkrebs geführt. Dieses längere Überleben geht jedoch mit einem deutlich erhöhten Auftreten von Hirnmetastasen (bei bis zu 30% der Patientinnen) einher. Dazu unterscheidet sich die Genetik der Hirnmetastasen häufig therapierelevant vom Ursprungstumor. Daher kommen neben der Strahlentherapie auch minimalinvasive Lokalverfahren mit der Möglichkeit einer histologischen Sicherung zu nehmend zur Anwendung. Hierbei sollen n=30 Patientinnen mit Brustkrebserkrankung und dem bildgebendem Nachweis von 1-4 Hirnmetastasen, welche für eine LITT-Behandlung der symptomatisch führenden Metastase geeignet sind, prospektiv nachverfolgt werden.

Rehabilitation

In der Reha nach der Akuttherapie des Hirntumors werden die Folgen der Tumorerkrankung und der Tumortherapie und - falls der Tumor nicht vollständig entfernt werden konnte - auch der Hirntumor in Kliniken für Rehabilitation behandelt. Patientinnen, die einen Hirntumor hatten oder haben, leiden häufig unter neurologischen Ausfallerscheinungen (bspw. Lähmungen, Sprach- und Sprechstörungen, Beeinträchtigungen von Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Konzentration und Orientierung). Daher sollten die Patientinnen während der Rehabilitation nicht nur onkologisch sondern unbedingt auch neurologisch behandelt werden.

Nachsorge

Auch nach Abschluss der Krebstherapie und der medizinischen Rehabilitation sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen wichtig, um ein Rezidiv (Rückfall) frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, den Tumor zu kontrollieren und Beschwerden durch den Hirntumor oder aufgrund der Therapie zu erkennen und zu behandeln.

Prognose

Die Prognose bei Hirntumoren ist individuell unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. dem Tumortyp, dem Grad der Bösartigkeit, der Lage des Tumors, dem Alter und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten. Gutartige Hirntumoren, die sich operativ oder durch Strahlentherapie komplett entfernen lassen, haben eine gute Prognose. Bei bösartigen Hirntumoren ist die Prognose oft schlechter.

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