Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einer Störung der Gehirnleistungen einhergehen. In Berlin leben derzeit etwa 66.000 Menschen mit einer demenziellen Erkrankung. Bundesweit sind es ca. 1,8 Millionen Menschen. Bis zum Jahr 2050 wird in Deutschland mit etwa 2,4 bis 2,8 Millionen Erkrankten gerechnet.
Was ist Demenz?
Die Bezeichnung Demenz ist ein Oberbegriff für unterschiedliche Erkrankungen, die mit einer Störung der Gehirnleistungen einhergehen. Mit dem Verlauf der Erkrankung fallen die Aktivitäten des täglichen Lebens zunehmend schwerer: beispielsweise das Erledigen von Bankgeschäften, das Planen komplexer Handlungsabläufe, das flexible Lösen von Problemen, das Reisen, Autofahren. Auch alltägliche und gewohnte Aufgaben, wie Einkaufengehen oder Kochen, das Bedienen der Waschmaschine oder des Telefons bis hin zu Tätigkeiten der Selbstpflege, Essen und Trinken sind betroffen.
Primäre und sekundäre Demenzformen
Generell werden Demenzerkrankungen in primäre und sekundäre Formen unterteilt. Bei etwa 90 % der Demenzerkrankungen handelt es sich um primäre Demenzen. Diese entstehen als Folge von Krankheiten, die direkt im Gehirn beginnen. Nach aktuellem Forschungsstand ist dieser Prozess nicht reversibel bzw. heilbar. Die Alzheimer-Demenz ist die häufigste Form der Demenz. An zweiter Stelle stehen die Vaskulären Demenzen, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn hervorgerufen werden. Weitere Formen sind die Frontotemporalen Demenzen und die Lewy-Körper-Demenz.
Sekundäre Demenzen hingegen entstehen infolge von organischen Erkrankungen, die sich auf das Gehirn auswirken können. Beispielsweise können Tumorerkrankungen, Erkrankungen des Stoffwechsels (Diabetes mellitus, Schilddrüsendysfunktion etc.) oder auch Vitaminmangel Demenzsymptome verursachen. Wird die Grunderkrankung behandelt, dann können sich die Demenzsymptome wieder zurückbilden. Sekundäre Demenzen können also reversibel sein.
Ursachen sekundärer Demenz
Sekundäre Demenzerkrankungen sind solche, die nicht in erster Linie hirnorganisch bedingt sind, sondern die Folge einer anderen Grunderkrankung. Die Ursache liegt hier nicht direkt im Gehirn des Betroffenen. Diese Form der Demenz hat nichts mit dem Alter zu tun und tritt auch wesentlich seltener auf als die sogenannten Altersdemenzen. Sie machen nur etwa 10 bis 20 Prozent der Demenzerkrankungen aus.
Lesen Sie auch: Diagnose und Behandlung
Als Grunderkrankungen, die eine sekundäre Demenz verursachen können, kommen folgende in Betracht:
- Depressionen
- Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch
- Diverse Stoffwechselerkrankungen (z.B. Schilddrüsenerkrankungen)
- Vitaminmangelzustände (insbesondere Vitamin B12-Mangel)
- Chronische Vergiftungszustände (z.B. Alkohol)
- Tumore
- Medikamente
- Normaldruckhydrozephalus (eine Abflussstörung der Hirnrückenmarksflüssigkeit)
- Lewy-Körperchen-Erkrankung
- Herzinsuffizienz
- Störungen der inneren Organe
- Infektionen
Auch können demenzähnliche Symptome durch zu große Mengen Blei oder anderer Schwermetalle im Körper ausgelöst werden. Das Gleiche ist bei Vergiftungen der Fall, wobei die meisten Vergiftungen durch Drogen, Alkohol oder unvorsichtigen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln verursacht werden. Zu den Hauptverdächtigen gehören Psychopharmaka wie Amitriptylin oder auch Mittel gegen Schlaf- oder Blasenfunktionsstörungen - Medikamente, die Senioren zum Beispiel durchaus in eine Pseudo-Demenz treiben können. Hirntumore sind keine Demenzkrankheit, können aber dennoch ähnliche Symptome auslösen, da die Tumoren die Gehirnzellen zerstören. Die Huntington-Krankheit oder Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (Rinderwahn), aber auch Unfälle oder Stürze können Hirnschädigungen verursachen, die zu Demenzsymptomen führen. Auch die Parkinson-Krankheit geht häufig mit einer Demenz einher.
Eine besondere Form der Sekundären Demenz ist die Korsakow-Demenz. Sie ist häufig, aber nicht immer, die Folge eines jahrelangen übermäßigen Alkoholkonsums. Bei dieser speziellen Form verlieren die Betroffenen die Fähigkeit, neue Informationen zu speichern und füllen die Lücken häufig mit frei erfundenen Geschichten, was ihnen aber oft nicht bewusst ist. Häufig ist die Emotionalität verändert, sodass Betroffene unangemessen heiter oder distanzlos werden können. Ursache hierfür ist meist ein schwerer Vitamin B1-Mangel der häufig dadurch entsteht, dass schwer alkoholkranke Menschen meist außer alkoholischen Getränken keine oder fast keine Nahrung mehr zu sich nehmen.
Ein Mangel an Natrium (Hyponatriämie) äußert sich in Symptomen wie Hirnödem mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Tremor und epileptischen Anfällen. Vor allem Vitamin B12-Mangel kann neurologische Schädigungen verursachen wie Gangunsicherheit, Verwirrtheit und Gedächtnisstörungen. Häufig wird dieser Mangel lange nicht bemerkt und die auftretenden Symptome werden als Alterserscheinung abgetan. Wird der Mangel rechtzeitig erkannt und behandelt, besteht eine gute Chance, die Mangelsymptome noch aufzuhalten und umzukehren. Vitamin B12-Mangel kann durch mangelnde Zufuhr entstehen, aber auch die Einnahme von einigen Diabetesmedikamenten (z.B.
Diagnose sekundärer Demenz
Bei dem Verdacht auf eine Demenz ist die erste Anlaufstelle oft die Hausarztpraxis. Dort kennt man Sie und kann einschätzen, ob sich Ihre geistige Verfassung verändert hat. Häufig setzt der Arzt beziehungsweise die Ärztin für eine erste Einschätzung einen sogenannten psychometrischen Test ein. Diese Tests bestehen meist aus wenigen Fragen und beanspruchen kognitive Fähigkeiten wie das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, die Konzentration oder auch den Wortschatz. Daneben wird Ihr Hausarzt beziehungsweise Ihre Hausärztin gegebenenfalls auch eine körperliche Untersuchung vornehmen oder eine Blutabnahme durchführen. Bei Bedarf folgt die Überweisung in eine neurologische Praxis oder eine Gedächtnisambulanz. Sie können sich alternativ auch direkt an eine Gedächtnissprechstunde wenden.
Lesen Sie auch: Hirnmetastasen verstehen
Wenn Demenzsymptome plötzlich auftreten, vor allem, wenn sich der Zustand des oder der Betroffenen rasch verschlechtert, lohnt sich der Gang zum Hausarzt, um Blutwerte zu prüfen.
Am Anfang geht es darum, festzustellen, ob demenzielle Symptome vorliegen und wie stark diese ausgeprägt sind. Wichtige Bestandteile in dieser Phase der Diagnostik sind das Patientengespräch (Anamnese), die körperliche Untersuchung und nach Bedarf die Durchführung von Demenz-Tests. Sind deutliche demenzielle Symptome vorhanden, muss der Arzt noch die Ursache der Symptome eindeutig klären. Zum Beispiel wird ein Arzt versuchen, Hinweise auf eine konkrete organische Ursache zu finden. Mit den Ergebnissen kann der Arzt außerdem bestimmen, um welche Demenzform es sich handelt und in welchem Stadium sich der Betroffene befindet.
Behandlung sekundärer Demenz
Im Gegensatz zu den primären Demenzen besteht bei einigen Ursachen für sekundäre Demenzen die Chance auf Heilung. Sekundäre Demenzen sind zum Teil behandelbar, und in manchen Fällen ist sogar eine Rückbildung der Demenzsymptomatik möglich. Wenn die Möglichkeit besteht, die Ursache zu beheben oder die auslösende Krankheit erfolgreich zu behandeln, bilden sich die Symptome der sekundären Demenz in der Regel zurück.
Als begleitende Therapieformen zur Behandlung einer sekundären Demenz kommen also verschiedene in Frage, je nachdem, was die sekundäre Demenz ausgelöst hat. Ist sie eine Folge von Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch, ist die erste therapeutische Maßnahme natürlich ein Entzug der auslösenden Stoffe. Auch bei einer Folge durch Vitaminmangel, muss dieser Mangel natürlich zuerst einmal behoben werden. Bei Depressionen muss der Betroffene psychologisch und eventuell auch pharmakologisch therapiert werden und auch bei einem Normaldruckhydrozephalus und der Lewy-Körperchen-Erkrankung muss zuerst einmal die Grunderkrankung behandelt werden.
Allerdings können sämtliche sekundäre Demenz-Erkrankungen natürlich von Konzentrations- und Gedächtnisübungen begleitet werden, ja, sollten es auf jeden Fall auch. Denn wie schon gesagt - das Gehirn ist wie ein Muskel, dem Training immer gut tut. Erst wird die Ursache behandelt und eventuell sogar geheilt, dann folgt das Training des Gehirns, damit diese seine Fähigkeiten so weit wie möglich zurückerlangt. Studien haben längst erwiesen, dass geistiges Training es vermag, den geistigen Abbau zu verlangsamen.
Lesen Sie auch: Formen sekundärer Demenz
Prävention
Im Alter lässt die Leistung des menschlichen Gehirns in der Regel etwas nach. Dies ist ein völlig normaler Prozess, in einem gewissen Rahmen zumindest. Diesem normalen Verschleißprozess kann man durchaus etwas vorbeugen, zum Beispiel, indem man früh genug damit anfängt, sein Gehirn zu trainieren. Konzentrationsübungen und Gedächtnisaufgaben, die zu bewältigen man sich stellt, helfen dem Gehirn dabei, nicht frühzeitig zu ermüden. Das Gehirn ist wie ein Muskel, und so wie die anderen Muskel auch, lässt es sich fit und leistungsfähig halten, wenn man ihm ein wenig Aufmerksamkeit entgegen bringt.
Tatsächlich lässt sich einer Demenz in vielen Fällen vorbeugen. Studien zeigen, dass bis zu 45 Prozent aller Erkrankungen durch die gezielte Beeinflussung von 14 Risikofaktoren verhindert oder zumindest hinausgezögert werden könnten. Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte und geistige Aktivität zählen dabei zu den wichtigsten Schutzfaktoren.
Umgang mit Demenz
Menschen mit Demenz verändern ihr Verhalten und reagieren, aufgrund einer veränderten Wahrnehmung, anders auf ihre Umwelt. Für Außenstehende ist es oft schwer, zu verstehen, was in der demenzerkrankten Person vorgeht. Unter anderem geht es um Kommunikation mit Demenzerkrankten, den Umgang mit Aggressionen und den Einsatz von Hilfsmitteln und Orientierungshilfen, die den Alltag erleichtern sollen. Zu einem guten Umgang mit der Demenz gehört auch die demenzgerechte Raumgestaltung. Dabei geht es darum, Barrieren abzubauen und hilfreiche Anhaltspunkte zur zeitlichen und räumlichen Orientierung zu schaffen. Man sollte bei der Kommunikation mit Menschen mit Demenz immer auf einen würdevollen und wertschätzenden Umgang achten. Das gilt auch in Situationen, bei dem es einem besonders schwer fällt, zum Beispiel, wenn der an Demenz erkrankte dem Pflegenden Vorwürfe macht oder ihn fälschlicherweise beschuldigt. Man darf natürlich seinen Standpunkt vertreten, aber sollte immer darauf achten, die Person nicht zu diskreditieren. Unabhängig von Konfliktsituationen ist es immer eine Möglichkeit sich auf die Lebenserfahrung der Person zu beziehen und diese wertzuschätzen. Man kann zum Beispiel nach einem Ratschlag fragen und/oder sich auch mal helfen oder trösten lassen.