Demenz ist eine Herausforderung, die nicht nur Betroffene, sondern auch ihre Angehörigen und die Gesellschaft als Ganzes betrifft. In Deutschland leben aktuell etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, und diese Zahl wird voraussichtlich bis 2050 auf bis zu 2,8 Millionen ansteigen. Umso wichtiger ist es, Wege zu finden, wie Menschen mit Demenz aktiv und engagiert bleiben können, um ihre Lebensqualität zu erhalten und ihre Teilhabe an der Gesellschaft zu fördern.
Die Bedeutung des Welt-Alzheimertags und der Woche der Demenz
Der Welt-Alzheimertag am 21. September und die dazugehörige Woche der Demenz sind wichtige Anlässe, um das Bewusstsein für Demenz zu schärfen und auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen aufmerksam zu machen. Swen Staack, Vorsitzender der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, betont, dass trotz gestiegenem Bewusstsein nach wie vor Ausgrenzung und falsche Vorstellungen über die Krankheit bestehen. Zudem haben betroffene Familien zunehmend Schwierigkeiten, Unterstützung zu finden, da Angebote wie Tagespflege- oder Kurzzeitpflegeplätze mancherorts kaum verfügbar sind.
Die Woche der Demenz und der Welt-Alzheimertag rücken Menschen mit Demenz in den Mittelpunkt und bieten die Möglichkeit, über die Krankheit zu informieren, Vorurteile abzubauen und Solidarität zu zeigen.
Unterstützung für Angehörige: Ein Marathon, kein Sprint
Die Betreuung eines Menschen mit Demenz ist eine langfristige Aufgabe, die oft über viele Jahre andauert. Angehörige sollten sich daher so früh wie möglich Unterstützung suchen, um ihre eigenen Bedürfnisse und Kräfte nicht zu vernachlässigen. Es kann hilfreich sein, die Familie und Freunde an einen Tisch zu rufen und gemeinsam zu besprechen, wer welche Aufgaben übernehmen kann und welche professionellen Entlastungsangebote es gibt.
Gesprächskreise für pflegende Angehörige bieten eine Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und Unterstützung zu finden. Auch das Gespräch innerhalb der Familie kann helfen, die Belastung zu teilen und gemeinsam Lösungen zu finden.
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Kinder und Jugendliche als pflegende Angehörige
In Deutschland übernehmen fast eine halbe Million Kinder und Jugendliche zu Hause Pflegeaufgaben. Es ist wichtig, dass diese jungen Menschen Unterstützung erhalten und über ihre Erfahrungen sprechen können. Lehrer, Trainer und andere Bezugspersonen sollten sensibilisiert werden, um aufmerksam zu werden und den Kindern Hilfe anzubieten.
Wie Kinder die Demenz eines Elternteils erleben, hängt stark vom Alter ab. Kleinere Kinder können ungewöhnliches Verhalten oft nicht verstehen, während ältere Kinder den Verlust des starken Elternteils schmerzvoll erleben. Jugendliche geraten in einen Zwiespalt, da sie sich eigentlich abnabeln und eigene Wege gehen möchten.
Die Rolle der Deutschen Alzheimer Gesellschaft
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) ist eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Sie setzt sich dafür ein, dass Betroffene weiterhin in der Gesellschaft leben können und die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Die DAlzG sensibilisiert die Politik, unterstützt Betroffene und Angehörige und arbeitet an der Verbesserung der Versorgungsstrukturen.
Ein wichtiger Aspekt ist die wohnortnahe Beratung, damit Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen überall ein Beratungsangebot finden können.
Die Versorgungsstruktur verbessern
In der Versorgungsstruktur für Menschen mit Demenz gibt es nach wie vor Defizite. Neben dem Mangel an Pflege- und Betreuungsangeboten ist die Versorgung im Krankenhaus ein großes Thema. Es gibt noch zu wenige Kliniken mit Demenzbeauftragten und entsprechenden Konzepten.
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Im Rahmen der Nationalen Demenzstrategie wird daran gearbeitet, die Versorgungsstrukturen flächendeckend zu verbessern. Es gibt bereits Gemeinden, die sich für das Thema starkmachen und vernetzte Angebote schaffen.
Gewalt in der häuslichen Pflege vermeiden
Die Pflege eines Menschen mit Demenz kann sehr belastend sein und zu Gewalt von und gegen pflegende Angehörige führen. Es ist wichtig, Situationen zu vermeiden, die in gewalttätigen Handlungen enden können. Der Austausch in Gesprächskreisen kann helfen, mit den eigenen Gefühlen und Ängsten umzugehen.
Viele Verhaltensweisen von Menschen mit Demenz haben ihre Ursache in der Krankheit selbst. Es ist wichtig, dies zu verstehen und nicht als Absicht oder Schikane wahrzunehmen. Auch Reizüberflutung, Infektionen oder Schmerzen können Auslöser für bestimmtes Verhalten sein.
Demenzprävention: Ein gesunder Lebensstil als Schutzfaktor
Es gibt beeinflussbare Risikofaktoren für Demenz, wie Bewegungsmangel, Rauchen, Alkoholkonsum und ungesunde Ernährung. Es lohnt sich, die eigenen Lebensumstände zu überprüfen und Veränderungen vorzunehmen.
Die Informationsveranstaltung "Geistig fit bleiben - mit 10 Maßnahmen Demenz vorbeugen" bietet Multiplikatoren die Möglichkeit, über Demenzprävention aufzuklären und zu einem aktiven und gesunden Lebensstil zu motivieren.
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Demenzfreundliche Vereine: Teilhabe und Engagement ermöglichen
Vereine können ein wichtiger Ort für Menschen mit Demenz sein, um aktiv zu bleiben und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) setzt sich dafür ein, Sportvereine demenzfreundlicher zu gestalten.
Kleine Anpassungen reichen oft schon, um Teilhabe zu sichern. Ein Beispiel ist das Blumenteam des Lintforter Turnvereins, in dem Menschen mit Demenz die Pflege von Pflanzen übernehmen.
Die Nationale Demenzstrategie: Ein umfassender Ansatz
Die Nationale Demenzstrategie der Bundesregierung verfolgt das Ziel, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz in allen Lebensbereichen zu verbessern. Sie umfasst mehr als 160 Maßnahmen in den Bereichen gesellschaftliche Teilhabe, Unterstützung von Angehörigen, medizinische und pflegerische Versorgung sowie Forschung.
Die Netzwerktagung der Nationalen Demenzstrategie und die Woche der Demenz sind wichtige Plattformen, um über die Herausforderungen und Chancen im Umgang mit Demenz zu diskutieren und das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zu schärfen.