Neuropathische Schmerzen, auch Nervenschmerzen genannt, sind eine spezielle und oft sehr belastende Schmerzform. Sie entstehen durch eine direkte Schädigung oder Kompression der Nerven. In Wien gibt es eine Reihe von Spezialisten, die sich auf die Diagnose und Behandlung dieser Schmerzen konzentrieren. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Nervenschmerzen, ihre Ursachen, Symptome, Diagnosemethoden und Therapieoptionen, sowie Informationen darüber, wo Sie in Wien kompetente Hilfe finden können.
Was sind neuropathische Schmerzen?
Neuropathische Schmerzen, oder Nervenschmerzen, entstehen durch eine Schädigung oder Funktionsstörung des Nervensystems. Dies kann sowohl das periphere Nervensystem (die Nerven außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks) als auch das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) betreffen.
Ursachen von Nervenschmerzen
Häufige Ursachen für Nervenschmerzen sind:
- Diabetes mellitus: Insbesondere bei schlecht eingestellten Blutzuckerwerten kann es langfristig zu Nervenschäden in den Füßen und Beinen kommen.
- Gürtelrose (Herpes Zoster): Nach einer Gürtelrose kann eine Post-Zoster-Neuralgie entstehen, die sich durch starke Nervenschmerzen äußert.
- Eingeklemmte Nerven: Beispielsweise beim Karpaltunnelsyndrom, können Nervenschmerzen verursachen, obwohl der Nerv selbst unverletzt ist.
- Traumata: Geschlossene und offene Verletzungen können zu peripheren Nervenläsionen führen.
- Kompressionssyndrome: Anatomische Engstellen können zu einer Einklemmung peripherer Nerven führen, z.B. am Karpalkanal (Karpaltunnelsyndrom KTS) oder am Kubitaltunnel (Kubitaltunnelsyndrom).
- Nerventumore: Periphere Nerventumore (PNT) können auf die Nerven drücken und Schmerzen verursachen.
- Entzündungen: Entzündungen im Körper können ebenfalls Nervenschmerzen auslösen.
Wo können Nervenschmerzen auftreten?
Nervenschmerzen können grundsätzlich in allen Körperregionen auftreten, da Nervenbahnen den gesamten Körper durchziehen. Am häufigsten sind jedoch die Extremitäten betroffen, also Hände, Füße, Arme und Beine.
Wie äußern sich neuropathische Schmerzen?
Neuropathische Schmerzen können sich sehr unterschiedlich äußern. Die Symptome können von Person zu Person variieren und hängen von der Ursache und dem Ausmaß der Nervenschädigung ab.
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- Kribbeln, Kitzeln oder Taubheitsgefühl: Zu Beginn äußern sich Nervenschmerzen häufig als Kribbeln, Kitzeln oder regionales Taubheitsgefühl.
- Brennende oder pochende Schmerzen: Je länger die ursächliche Krankheit besteht, verändert sich der Schmerzcharakter meist zu einem zunächst brennenden oder pochenden Schmerz.
- Allodynie: Bei besonders schweren Erkrankungen nimmt der Schmerz so weit zu, dass er irgendwann schon bei leichten Berührungen in extremen Formen auftritt. So führt zum Beispiel schon das Tragen von Kleidung an den betroffenen Körperstellen zu Schmerzen.
- Spontane Schmerzen: Diese treten ohne erkennbaren Auslöser auf.
- Einschießende Schmerzen: Plötzlich auftretende, stechende Schmerzen.
- Dauerschmerzen: Ein konstanter, dumpfer Schmerz.
Es ist wichtig zu beachten, dass eine kontinuierliche Nervenschädigung oft zu Beginn komplett symptomfrei ist und erst im späteren Krankheitsverlauf bemerkbar wird.
Diagnose von Nervenschmerzen
Die Diagnose von Nervenschmerzen erfordert eine sorgfältige Anamnese und körperliche Untersuchung durch einen Arzt. Da das Schmerzempfinden der eigenen Wahrnehmung unterliegt, kann es nur teilweise von Außenstehenden untersucht oder beurteilt werden. Neurologische Funktionsausfälle wie Taubheit, Kribbeln oder gestörtes Temperaturempfinden können ein frühes Indiz für einen Nervenschaden sein, bleiben allerdings auch häufig unbemerkt.
Anamnese
Ein ausführliches Aufnahmegespräch ist notwendig, um die Ursache der Schmerzen zu ergründen. Dabei werden Fragen zu folgenden Punkten gestellt:
- Schmerzcharakter und -lokalisation
- Auslöser und verstärkende Faktoren
- Vorerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Gürtelrose)
- Medikamenteneinnahme
- Berufliche und private Belastungen
Körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung werden neurologische Tests durchgeführt, um die Funktion der Nerven zu überprüfen. Dazu gehören:
- Überprüfung der Sensibilität (z.B. Berührung, Schmerz, Temperatur)
- Testung der Reflexe
- Überprüfung der Muskelkraft
- Untersuchung der Koordination
Technische Untersuchungen
Je nach Verdacht können weitere technische Untersuchungen erforderlich sein, um die Diagnose zu sichern und die Ursache der Nervenschmerzen zu finden. Dazu gehören:
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- Elektrophysiologische Untersuchungen (NLG/EMG): Diese Messungen können die Funktion der Nerven und Muskeln beurteilen und Hinweise auf eine Nervenschädigung liefern.
- Bildgebende Verfahren (MRT, CT): Diese Verfahren können helfen, Nervenkompressionen, Tumore oder andere strukturelle Veränderungen darzustellen.
- Hochauflösender Nerven-Ultraschall: Ermöglicht die Beurteilung der Nervenstruktur und die Identifizierung von Engstellen.
- Neuro-MRT (Magnetresonanz-Tomographie): Dient der detaillierten Darstellung der Nerven und umliegenden Strukturen.
Therapieoptionen bei neuropathischem Schmerz
Die Therapie von Nervenschmerzen ist komplex und erfordert einen individuellen Behandlungsplan. Zu Beginn der Therapie sollte die Ursache der Schmerzen festgestellt und behandelt werden. In leichten Formen der Nervenschmerzen ist diese ursächliche Therapie bereits ausreichend.
Konservative Therapie
- Schmerzmittel: Je nach Schwere der Schmerzen können Schmerzmittel wie Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) oder Opioide eingesetzt werden.
- Antidepressiva: Bestimmte Antidepressiva (z.B. Amitriptylin, Duloxetin) können auch bei Nervenschmerzen wirksam sein.
- Antiepileptika: Medikamente, die ursprünglich zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt wurden (z.B. Gabapentin, Pregabalin), können ebenfalls Nervenschmerzen lindern.
- Topische Therapie: Cremes oder Pflaster mit Lokalanästhetika (z.B. Lidocain) oder Capsaicin können lokal angewendet werden, um Schmerzen zu reduzieren.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit zu verbessern, Muskelverspannungen zu lösen und die Schmerzen zu lindern.
- Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, den Alltag besser zu bewältigen und Strategien zur Schmerzbewältigung zu entwickeln.
- Psychotherapie: Psychotherapie kann helfen, mit den psychischen Belastungen, die durch chronische Schmerzen entstehen können, umzugehen.
- Spinale Dekompression (SpineMed®): Bei Bandscheibenerkrankungen kann diese nicht-invasive Methode die natürliche Regeneration der Bandscheiben unterstützen.
- Effektive Schmerzkatheter-Therapie: Die rückenmarksnahe Schmerzausschaltung mittels Periduralanästhesie kann die Schmerzweiterleitung zum Gehirn effektiv unterbrechen.
- Spinale Endoskopie: Mittels Video-Technologie können Entzündungsherde aufgespürt und Verklebungen gelöst werden.
- Kältetherapie (Kryoanalgesie): Die vereisten Nervenbahnen werden mittelfristig blockiert.
- Radiofrequenztherapie: Das Nervengewebe wird längerfristig verödet, wodurch die Reizweiterleitung unterbrochen wird.
Operative Therapie
In einigen Fällen ist eine Operation notwendig, um die Ursache der Nervenschmerzen zu beheben. Dies kann beispielsweise bei eingeklemmten Nerven (z.B. Karpaltunnelsyndrom) oder bei schweren Nervenschäden der Fall sein.
- Dekompression: Bei Nervenkompressionen wird der Nerv operativ freigelegt, um den Druck zu reduzieren.
- Nervenrekonstruktion: Bei Nervenverletzungen kann der Nerv operativ rekonstruiert werden, um die Funktion wiederherzustellen.
- Nerventransplantation: Bei größeren Nervenschäden kann ein Nerv von einer anderen Körperstelle transplantiert werden, um die Funktion wiederherzustellen.
- Periphere Nervenchirurgie: Umfasst chirurgische und nicht-operative Behandlungsverfahren, von mikrochirurgischen Operationsverfahren am beschädigten Nerv bis hin zu Nerventransplantationen und rekonstruktiver Nervenchirurgie.
- Muskel-Sehnen-Transfer: In speziellen Fällen werden Nervenoperationen mit rekonstruktiven Verfahren, wie Muskel-Sehnen-Transfer, in einer operativen Sitzung kombiniert.
Ganzheitliche Therapie
Wichtig ist eine ganzheitliche Therapie, die nicht nur die Behandlung der Schmerzen im Fokus hat, sondern auch die ursächliche Erkrankung behandelt, um einem erneuten Nervenschaden vorzubeugen.
Prognose: Ist neuropathischer Schmerz heilbar?
Ja, je nach Ursache sind neuropathische Schmerzen heilbar. Meist kann schon mit einer gezielten Therapie der ursächlichen Erkrankungen, insbesondere bei leichten Nervenschäden, viel erreicht werden. Allerdings sind chronifizierte Schmerzformen und schwere Schäden der Nerven schwerer zu behandeln und haben eine deutlich schlechtere Heilungschance. Deswegen ist die frühzeitige Erkennung der Symptome und ein zeitiger Behandlungsbeginn wichtig für den Erfolg der Therapie.
Spezialisten für Nervenschmerzen in Wien
Die erste Anlaufstelle bei Nervenschmerzen ist in der Regel der Hausarzt oder die Hausärztin. Diese können eine erste Einschätzung zur Ursache der Schmerzen machen und bei Bedarf eine Überweisung zu anderen FachärztInnen ausstellen. Da neuropathische Schmerzen auf Schäden der Nerven selbst zurückzuführen sind, wird die Behandlung häufig von NeurologInnen weitergeführt. Je nach Ursache kann aber auch eine Konsultation anderer Fachrichtungen, zum Beispiel von GastroenterologInnen, DiabetologInnen, DermatologInnen oder RheumatologInnen notwendig und hilfreich sein.
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In Wien gibt es mehrere Kliniken und Ärzte, die sich auf die Behandlung von Nervenschmerzen spezialisiert haben:
- Trinicum: Bietet moderne neurologische Diagnostik und Behandlungen von Erkrankungen des Nervensystems.
- Millesi Center: Eines der weltweit führenden Zentren für periphere Nervenchirurgie. Spezialisiert auf Verletzungen und Erkrankungen des peripheren Nervensystems, Plexus brachialis Verletzungen, rekonstruktive Chirurgie und Lymphödeme.
- Zentrum für Medizin und Gesundheit (Univ.-Prof. Dr. Michael Zimpfer): Spezialisiert auf minimal-invasive & konservative Schmerztherapie. Bietet modernste Therapien zur Behandlung von chronischen Schmerzen.
- Sportambulatorium Wien (Univ.Prof. Dr. Christian Gäbler): Bietet ein breites Spektrum an konservativen Therapiemöglichkeiten bei Rückenschmerzen und anderen Beschwerden.
- Wiener Privatklinik: Bietet Zugang zu einem breiten Netzwerk von führenden Spezialisten aus verschiedenen Bereichen.
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