Ischiasschmerzen, auch Ischialgie genannt, sind ein weit verbreitetes Problem, das durch Reizung oder Kompression des Ischiasnervs verursacht wird. Dieser Artikel untersucht die Rolle von Sport und Bewegung bei der Linderung von Ischiasschmerzen und der Vorbeugung zukünftiger Episoden.
Was ist Ischias?
Der Ischiasnerv ist der längste Nerv im Körper. Er beginnt im unteren Rücken, teilt sich in zwei Stränge und verläuft durch die Hüften, das Gesäß, die Oberschenkel und die Füße. Ischiasschmerzen entstehen, wenn dieser Nerv eingeklemmt, gereizt oder entzündet wird. Die Schmerzen strahlen von der unteren Lendenwirbelsäule ins Gesäß und in die Rückseite eines Beins aus, oft bis in den Oberschenkel und manchmal sogar bis in die Wade.
Ursachen von Ischiasschmerzen
Ischiasschmerzen können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter:
- Bandscheibenvorfall oder -vorwölbung: Hierbei kommt es zu einer Kompression des Ischiasnervs durch die Bandscheibe.
- Spinalkanalstenose: Eine Verengung des Wirbelkanals kann Druck auf den Ischiasnerv ausüben.
- Muskelverspannungen: Insbesondere der Piriformis-Muskel kann sich verspannen und den Ischiasnerv komprimieren (Piriformis-Syndrom).
- Fehlhaltungen: Dysbalancen und Fehlhaltungen können zu einer Verlagerung des Piriformis-Muskels auf den Ischiasnerv führen.
- Nervenentzündungen: Erkrankungen wie Borreliose oder Gürtelrose können Nervenentzündungen verursachen.
- Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule: Arthrose der Wirbelgelenke kann ebenfalls zu Ischiasschmerzen führen.
- Hexenschuss (Lumbago): Ein akuter Kreuzschmerz kann ebenfalls Ischiasbeschwerden auslösen.
- Schwangerschaft: Veränderungen in der Körperhaltung während der Schwangerschaft können den Ischiasnerv reizen.
Symptome von Ischiasschmerzen
Das Spektrum der Ischias-Symptome reicht von Taubheitsgefühlen und Kribbeln über leichten, ziehenden Schmerz oder ein schneidendes, brennendes Gefühl bis hin zu wirklich starken Schmerzen. Diese können entweder ständig spürbar sein oder bei bestimmten Bewegungen auftreten, manchmal wie ein Stromschlag. Husten oder einseitige Körperhaltungen können die Schmerzen verschlimmern. Oft spürt man den Schmerz nur auf einer Körperseite.
Die Rolle von Sport bei Ischiasschmerzen
Regelmäßiger Sport ist eine wirksame Methode zur Vorbeugung und Linderung von Ischiasschmerzen. Es ist wichtig, auf die Muskulatur im Rumpf zu achten, da ein starker und flexibler Rücken sowie eine ausgeprägte Bauchmuskulatur für eine gute und aufrechte Haltung sorgen.
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Geeignete Sportarten bei Ischiasschmerzen
Empfehlenswert sind sanfte Sportarten, wie:
- Walken: Fördert die Durchblutung und löst Verspannungen.
- Schwimmen: Entlastet die Wirbelsäule und stärkt die Muskulatur.
- Wandern: Regt den Kreislauf an und dehnt die Muskeln.
- Yoga: Verbessert die Flexibilität und stärkt die Rumpfmuskulatur. Jedoch sind extreme Rückbeugen oder Drehhaltungen bei akuten Schmerzen zu vermeiden.
- Pilates: Kräftigt die Körpermitte und verbessert die Körperhaltung.
Übungen zur Linderung von Ischiasschmerzen
Es gibt eine Reihe von Übungen, die speziell zur Entlastung und Linderung von Ischiasschmerzen beitragen können. Diese sind sowohl zur Kräftigung als auch zur Dehnung und Mobilisation geeignet.
- Stufenlagerung: Legen Sie sich auf den Rücken und positionieren Sie die Unterschenkel so, dass sie auf einer erhöhten Fläche liegen und Knie und Hüfte einen Winkel von 90 Grad bilden. Diese Position reduziert den Druck auf die Wirbelsäule und entspannt den Ischiasnerv.
- Krokodil-Übung: Diese Übung entspannt und dehnt den unteren Rücken. Legen Sie sich auf den Rücken und winkeln Sie ein Bein an. Ziehen Sie die Außenseite des Knies langsam zur anderen Seite, während das andere Bein gestreckt bleibt. Strecken Sie den anderen Arm vom Körper weg und rotieren Sie den Oberkörper so, dass der Rücken möglichst wieder auf dem Boden liegt.
- Drehsitz: Mobilisiert und verdreht die Wirbelsäule. Drehen Sie sich in einer fließenden Bewegung von einer Seite zur anderen.
- Yoga-Übungen: Der Sonnengruß im Sitzen aktiviert, dehnt und mobilisiert den Körper.
- Dehnung des Piriformis-Muskels: Starten Sie im Vierfüßlerstand und ziehen Sie ein Knie nach vorn zur Hand derselben Seite. Das entgegengesetzte Bein wird maximal weit nach hinten gestreckt. Das angezogene Bein liegt möglichst vollständig auf der Matte, während der Unterschenkel waagerecht gebeugt ist. Intensivieren Sie die Dehnung, indem Sie mit Ihrem Oberkörper langsam Richtung Boden gehen und die Arme sukzessive strecken.
- Übung im Sitzen: Setzen Sie sich auf den Boden und legen Sie ein Bein unter das andere, sodass das untere Bein rechtwinklig auf dem Boden aufliegt. Formen Sie im Rücken ein Hohlkreuz und behalten Sie die Haltung bei. Gehen Sie im nächsten Schritt aus der Hüfte heraus nach vorne. Suchen Sie nach Spannungsgefühlen und dem Punkt, an dem die Ischiasschmerzen deutlich zu spüren sind. Bewegen Sie sich mit der Hüfte leicht nach links und rechts. Bleiben Sie in der Position, in der Sie den Schmerz auslösen können.
Was man bei Ischiasschmerzen vermeiden sollte
- Langes Sitzen: Vermeiden Sie langes Sitzen und bauen Sie regelmäßige Pausen ein, um aufzustehen und sich zu bewegen.
- Falsche Körperhaltung: Achten Sie auf eine gute Haltung beim Sitzen, Stehen und Gehen.
- Schwere Lasten heben: Heben Sie schwere Gegenstände immer mit der richtigen Technik, indem Sie die Knie beugen und Ihre Rückenmuskulatur schonen.
- Extremen Rückbeugen oder Drehhaltungen bei akuten Schmerzen: Diese können die Beschwerden verschlimmern.
Weitere Maßnahmen zur Linderung von Ischiasschmerzen
Neben Sport und Bewegung gibt es weitere Maßnahmen, die zur Linderung von Ischiasschmerzen beitragen können:
- Wärme- oder Kälteanwendungen: Bei Entzündungen können kalte Packungen die Beschwerden lindern, während bei eingeklemmtem Ischiasnerv warme Packungen hilfreich sein können.
- Schmerzmittel: Nicht-Opioid-Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac können bei Bedarf eingenommen werden. Bei starken Schmerzen können auch Opioide oder Muskelrelaxanzien verschrieben werden.
- Physiotherapie: Krankengymnastik kann helfen, Fehlhaltungen zu korrigieren und die Muskulatur zu kräftigen und zu dehnen.
- Manuelle Therapie: Medizinische Massagen, Chiropraktik oder Osteopathie können muskuläre Verspannungen lockern und Gelenke und Wirbel deblockieren.
- Akupressurmatte: Kann helfen, Verspannungen zu lösen, die Durchblutung zu fördern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
- Orthopädische Einlagen: Können bei Fehlstellungen der Füße helfen.
- Entspannungsübungen: Stress kann Ischiasschmerzen verstärken. Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen.
- Rückenscan und Beratung: Eine persönliche Beratung und Anamnese durch einen fachkundigen Trainer kann helfen, einen individuellen Trainingsplan zu entwickeln.
Vorbeugung von Ischiasschmerzen
- Regelmäßige Bewegung: Ein aktiver Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung ist entscheidend für die Vorbeugung von Ischiasschmerzen.
- Kräftigung der Rumpfmuskulatur: Eine starke Rumpfmuskulatur stabilisiert die Wirbelsäule und beugt Fehlhaltungen vor.
- Dehnübungen: Regelmäßige Dehnübungen halten die Muskeln flexibel und verhindern Verspannungen.
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf einen ergonomischen Arbeitsplatz mit einem gut eingestellten Stuhl und Monitor.
- Stressbewältigung: Lernen Sie, Stress abzubauen, um Muskelverspannungen zu vermeiden.
- Gesundes Gewicht: Übergewicht belastet die Wirbelsäule und kann Ischiasschmerzen begünstigen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn:
- Die Schmerzen länger als sechs Wochen andauern.
- Neurologische Ausfallerscheinungen wie Lähmungen oder Inkontinenz auftreten.
- Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall besteht.
- Die Schmerzen sehr stark sind und sich nicht lindern lassen.
- Fieber oder andere ungewöhnliche Symptome auftreten.
Diagnose von Ischiasschmerzen
Die Diagnose von Ischiasschmerzen erfolgt in der Regel durch eine körperliche Untersuchung und Anamnese. Der Arzt wird nach den Symptomen fragen und verschiedene Tests durchführen, um die Ursache der Schmerzen zu ermitteln. In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie MRT oder CT erforderlich sein, um die Diagnose zu bestätigen. Ein gängiges klinisches Verfahren ist der Lasegue-Test, bei dem überprüft wird, ob ein Dehnungsschmerz des Ischiasnervs einsetzt.
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