Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass Bewegung in vielerlei Hinsicht positive Auswirkungen auf die Symptome und die Entwicklung der Parkinson-Erkrankung hat. Sport hilft, und bei Parkinson ist jede Art von Sport gut und hilfreich.
Warum Sport bei Parkinson so wichtig ist
Sport und regelmäßige körperliche Aktivität können den Einschränkungen von Beweglichkeit, Gleichgewicht und Körperhaltung bei Parkinson entgegenwirken. Auch Schlafstörungen, Depressionen und Verstopfung können durch sportliche Betätigung gebessert werden. Aktuelle Forschungsergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass Nervenzellen im Gehirn möglicherweise durch regelmäßigen Sport geschützt werden.
Die Symptome der Parkinson-Krankheit führen zu Bewegungsverarmung und verminderter Aktivität im Alltag. Gezieltes Training kann helfen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und die einzelnen Symptome zu lindern. Sport vermindert nicht nur die körperlichen Symptome, sondern kann auch dabei helfen, geistige und psychische Symptome, wie z. B. Konzentrationsstörungen, Depressionen, Ängste und Müdigkeit zu lindern. Jeder sportlich aktive Mensch weiß: Nach dem Training fühlt man sich besser und ist stolz auf die geleistete Aktivität.
Eine Studie bei Menschen mit Parkinson hat gezeigt, dass ein Sportpensum von mindestens 2,5 Stunden pro Woche zu einer Verbesserung von Allgemeinbefinden und Lebensqualität führte - verglichen mit anderen Betroffenen, die keinen oder weniger Sport trieben. Sportarten wie Tischtennis können zur Verbesserung der Parkinson-Symptome beitragen.
Viele Betroffene mit Bewegungsstörungen wie Parkinson nehmen möglicherweise an, dass sie keinen Sport mehr machen können oder sollen. Tatsächlich ist aber genau das Gegenteil der Fall: Viele Studien konnten klare positive Effekte von Physiotherapie (Krankengymnastik) und anderen Sportarten als zusätzliche Maßnahme zu medikamentöser und neurochirurgischer Behandlung zeigen, sowohl auf motorische Symptome wie Gang und Balance, als auch auf die nicht-motorischen Beschwerden wie zum Beispiel Unruhe oder Depression.
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Prof. Dr. med. Für die besten Resultate ist ein regelmäßiges Training mit einer Mischung von Kraft- und Ausdauersport mit häufigen Wiederholungen der einzelnen Übungen zu empfehlen. Gerade zu Beginn, aber unbedingt bei fortgeschrittener Erkrankung, sollte man sich professionell anleiten lassen, zum Beispiel durch einen Physio- oder Sporttherapeuten.
Welche Sportarten sind geeignet?
Ein ideales Trainingsprogramm enthält Ausdauer-, Kraft-, Gleichgewichts- und Dehnungsübungen und sollte über die Woche verteilt mindestens drei Stunden umfassen. Wählen Sie Aktivitäten aus, die Sie auch tatsächlich schaffen können. Es macht keinen Sinn, ein ausgefeiltes, auf jedes einzelne Symptom ausgerichtetes Sportprogramm zu planen, das sich dann als zu anspruchsvoll oder eintönig herausstellt. Es kann daher Sinn ergeben, die Übungen regelmäßig zu wechseln oder zu verändern. Eine denkbare Variante wäre z. B.
Für Parkinson-Erkrankte sind Sportarten mit fließenden Bewegungen wie Schwimmen, Radfahren und Joggen besonders geeignet, bewährt hat sich auch Tischtennis. Wichtig ist, dass Parkinson-Erkrankte jede Gelegenheit zur Bewegung nutzen, denn das Gehirn verlernt die neu erworbenen Fähigkeiten schnell wieder.
Neben der klassischen Physiotherapie (Krankengymnastik) kommen je nach Erkrankungsstadium und individuellen Gegebenheiten viele verschiedene Sportarten und -therapien in Frage.
Erkrankungsstadium nach Hoehn & Yahr und empfohlene Sportarten:
- Stadium I-II: Hier sind alle Sportarten außer ggf. Hochgeschwindigkeitssportarten (z.B. Hochgeschwindigkeitsabfahrt beim Ski) geeignet.
- Stadium III: Auf Sport mit Sturzrisiko wie Tennis sollte ggf. verzichtet werden, es bieten sich aber Wandern, Golf, Tanzen (z.B. Tango), Radfahren, Kraftsport mit 50% Krafteinsatz und weitere an.
- Stadium IV: In Frage kommen (Ski-)Wandern auf ebenem Gelände, (Wasser-) Gymnastik, Laufband, u.U. Schwimmen und leichtes Krafttraining mit Theraband.
- Stadium V: Auch hier profitiert man zum Beispiel von Physiotherapie und passiver Mobilisation.
In den ersten Stadien der Parkinson-Krankheit kann die Bewegungstherapie BIG zum Einsatz kommen. Die Übungen mit großen, fließenden Bewegungen stimulieren ungenutzte Bereiche des Gehirns. Durch intensives Wiederholen und eine ständige Erfolgskontrolle lernen Betroffene, Bewegungen wieder bewusst im Alltag einzusetzen. Durch die Therapie werden Bewegungen schneller und präziser, auch das Gleichgewicht und die Körperwahrnehmung werden gefördert.
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Eine speziell für Menschen mit Parkinson entwickelte Methode stellt die LSVT®BIG-Therapie dar, ein intensiver physio- und ergotherapeutischer Therapieansatz mit Fokus auf die Vergrößerung der Bewegungsamplitude der/des Patienten/in, die krankheitsbedingt abnimmt. Die Therapie verläuft nach einem standardisierten Behandlungsplan, der individuell an die Ziele hinsichtlich der Grob- und Feinmotorik sowie an den Schweregrad der Erkrankung und die Bedürfnisse der/des Patienten/in angepasst ist.
Motivation: Wie bleibe ich am Ball?
Wählen Sie den Sport aus, der Ihnen Spaß macht - so bleiben Sie auch langfristig aktiv. Denken Sie daran, dass Musik in vielerlei Hinsicht hilfreich bei der Umsetzung des Trainingsprogrammes sein kann. Die Lieblingsmusik steigert die Motivation, und der vorgegebene Rhythmus erleichtert es, die Bewegungen gut zu koordinieren. Einige Aktivitäten lassen sich besser in einer Gruppe umsetzen und machen so auch mehr Spaß. Achten Sie auch immer auf ein sicheres Training. Durch die Anwesenheit von Trainer:innen ist eine korrekte Ausführung der Übungen gewährleistet.
Leiden Sie unter Wirkschwankungen - also einer ungleichmäßigen Wirkung der Parkinson-Medikamente? Dann sollten Sie das Training in den „ON-Phasen“ planen, wenn die Wirkung der Medikamente am besten ist. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, vor einer größeren Aktivität eine Bedarfsmedikation einzunehmen.
Was Sport im Körper bewirkt
Sport wirkt sich direkt positiv auf unser Gehirn aus:
- Regt die Entstehung von mehr Synapsen an (Verknüpfung von Nervenzellen zum Informationsaustausch untereinander)
- Wirkt anti-entzündlich
- Verbessert die Durchblutung
- Vermehrt die Ausschüttung von Botenstoffen
Speziell bei Parkinsonsymptomen können folgende Verbesserungen auftreten:
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- Verbesserte Motorik und Gang (Gangmuster und -geschwindigkeit)
- Verbessertes Gleichgewicht und Koordination
- Bessere Rumpfaufrichtung und verbesserte Kraft
- Verbesserung der Aktivitäten des täglichen Lebens
- Verbesserte psychische Gesundheit und weniger Depressivität
- Weniger Schmerzen
- Höhere Lebensqualität
- Verbesserte Lungenfunktion
Bewegung als Therapie: Mehr als nur Linderung
Zahlreiche Studien belegen, dass Sport sehr wirkungsvoll gegen Parkinson ist: Mit ihm ist der Verlauf der Erkrankung oft günstiger zu beeinflussen als mit Medikamenten allein. Bereits im Anfangsstadium lassen sich die Symptome der Parkinson-Erkrankung durch intensives Training verbessern und im weiteren Verlauf der Krankheit können Betroffene durch gezieltes Training sogar bereits verlorene Fähigkeiten wiedererlangen.
Viele Studien der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Bewegung und Sport effektive Möglichkeiten sind, um den Verlauf der Parkinson-Krankheit positiv zu beeinflussen. Die bisher größte und umfassendste systematische Meta-Studie, die 156 Bewegungs- und Sportstudien auswertet und dabei insgesamt 7.939 Personen aus der ganzen Welt einschließt, kam 2023 zu dem Ergebnis: Bewegungstherapie verbessert sowohl die Motorik als auch die Lebensqualität [2].
In den letzten Jahren wird erfreulicherweise viel zum Thema Parkinson und Sport geforscht. Modifiziert nach: Bouça-Machado et al., 2020, Front. Neurol.
Wichtige Hinweise und Tipps
- Individuelle Anpassung: Art und Intensität des persönlichen Trainingsprogramms sollten an die vorliegenden Symptome und Fähigkeiten angepasst werden.
- Abwechslung: Um Langeweile und sinkender Motivation entgegenzuwirken, sollte das Trainingsprogramm aus verschiedenen Komponenten bestehen.
- Sicherheit: Achten Sie immer auf ein sicheres Training und lassen Sie sich gerade zu Beginn professionell anleiten.
- Motivation: Wählen Sie eine Sportart, die Ihnen Spaß macht und die Sie langfristig beibehalten können.
- Regelmäßigkeit: Planen Sie zwei Mal pro Woche ca. 15 bis 60 Minuten für Übungseinheiten ein.
- Nicht überfordern: Eine reale Einschätzung der Leistungsfähigkeit ist erforderlich und grundsätzlich ist es empfehlenswert, deutlich unter der maximalen Leistungsgrenze zu bleiben.
- Bewegungsbad: Insbesondere sind auch Trainingseinheiten im Bewegungsbad, also im warmen Wasser, sinnvoll.