Sport nach leichtem Schlaganfall: Empfehlungen für Rehabilitation und Prävention

Ein Schlaganfall kann das Leben der Betroffenen grundlegend verändern. Halbseitige Lähmungserscheinungen und andere motorische Ausfälle sind häufige Folgen, die Mobilität, Unabhängigkeit und Lebensqualität erheblich einschränken können. Doch Bewegung, Sport und gezielte Rehabilitationsmaßnahmen können einen wesentlichen Beitrag zur Wiedererlangung von körperlichen Fähigkeiten und zur Verbesserung der Lebensqualität leisten.

Die Bedeutung von Bewegung nach einem Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall ist Bewegung das A und O, um Komplikationen, Muskelschwund und einen erneuten Schlaganfall zu vermeiden. Viele Betroffene haben den Wunsch, sich zu schonen, doch zu wenig Aktivität ist kontraproduktiv. Mangelnde Bewegung kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Muskelschwäche, Gelenkproblemen und Übergewicht führen.

Bewegung hingegen kann helfen, den Blutdruck zu senken und dem Fortschreiten der Arterienverkalkung vorzubeugen. Sie gilt als gute Prävention gegen erneute Gefäßverschlüsse und ist somit ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation und der langfristigen Gesundheit.

Ziele von Sport und Bewegung nach einem Schlaganfall

Rehabilitationsmaßnahmen, Sport und spezielle Übungen helfen, folgende Ziele zu erreichen:

  • Funktionsfähigkeit von Gliedmaßen (Arme/Beine) wiedererlangen
  • Alltagstauglich und sicher gehen
  • Stürze verhindern
  • Gleichgewicht und Koordinationsfähigkeit zurückgewinnen
  • Ausdauer, Belastbarkeit und Muskelaufbau nach einem Schlaganfall verbessern
  • Herz-Kreislauf-System trainieren
  • Lebensqualität, Teilhabe, Unabhängigkeit zurückgewinnen
  • Einem erneuten Schlaganfall durch Bewegung, Sport, Fitness und ein aktives Leben vorbeugen

Empfehlungen für körperliche Aktivität

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. gibt in ihrer „Leitlinie Schlaganfall“ konkrete Empfehlungen für Personen mit einem erhöhten Schlaganfall-Risiko:

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  • Wöchentlich mindestens 150 Minuten mäßige oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität
  • Wöchentlich mindestens zweimal Krafttraining aller großen Muskelgruppen

Personen, die nicht in der Lage sind, körperlich aktiv zu sein, sollten versuchen, die im Sitzen verbrachte Zeit zu minimieren. Es ist ratsam, mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen, welche Aktivitäten am besten geeignet sind.

Therapeutische Maßnahmen zur Bewegungsförderung

Entsprechend der körperlichen Voraussetzung erhalten Schlaganfall-Betroffene bereits im Krankenhaus oder in der Rehaklinik von der behandelnden Ärztin / dem behandelnden Arzt individuelle Empfehlungen und Verordnungen für die Bewegungstherapie (Physiotherapie und Ergotherapie) und für spezifische Übungsprogramme.

Gangtherapie

Die Wiederherstellung der Gehfähigkeit steht bei vielen Schlaganfall-Patienten an erster Stelle. Bereits in der Reha wird ein spezielles Gangtraining durchgeführt, sobald der Patient dazu in der Lage ist. Die Betroffenen lernen Schritt für Schritt wieder das Gehen.

Zunächst wird das Sitzen und Aufstehen trainiert, dann das Stehen und Gehen mit allmählicher Steigerung zu schnellerem, ausdauerndem und sicherem Gehen. Ebenso wird die Beweglichkeit, Koordination und das Gleichgewicht trainiert. Dann folgt das Gehen unter Alltagsbedingungen. Wiederholungen und Geduld sind wichtig, um die körperlichen und kognitiven Fähigkeiten wiederzuerlangen und Muskelschwund, Kreislaufproblemen und Verkürzungen der Hüft- und Kniebeuger vorzubeugen. Gezieltes Krafttraining und Übungen für die Beine gehören ebenfalls zur Gangtherapie.

Rehabilitation der Arm- und Handfunktion

Ähnliches gilt für das Training der Funktionsfähigkeit von Finger-, Hand-, Schulter- und Ellenbogengelenken. Hier gilt es, Kraft und Koordination zu trainieren und zum Beispiel die gelähmte Hand zu aktivieren. Es besteht die Gefahr, dass die „gesunde“ Seite genutzt wird, weil diese schneller und sicherer funktioniert. Durch ein spezifisches Training (z.B. Wegbinden des nicht-betroffenen Arms) wird die betroffene Seite gezielt trainiert.

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Hilfsmittel in der Gangtherapie

Bei Bedarf erfolgt das Training mit Unterstützung von technischen Trainingshilfsmitteln und orthopädischen Hilfsmitteln wie Gangmaschinen, Bewegungsgeräte, Laufband, Ergometer, Gehtrainer und robotergestützte Gangorthesen. Bei einer Fußheberschwäche kann eine Fußheberorthese helfen, den Fuß beim Anheben und Abrollen zu unterstützen.

Geeignete Sportarten und Aktivitäten

Generell werden Ausdauersportarten wie Wandern, Walking, Nordic Walking, Radfahren, zügiges Spazierengehen, Wassergymnastik und Schwimmen nach einem Schlaganfall empfohlen. Förderlich sind moderate Aktivitäten, die das Herz-Kreislauf-System in Schwung bringen, aber nicht zu stark belasten. Um die Belastbarkeit richtig einzuschätzen, sollte man individuell ärztlichen Rat einholen.

Ausdauersport

Ausdauersportarten verbessern die Herz- und Lungentätigkeit und erhöhen die Mobilität und Belastbarkeit. Geeignete Sportarten sind Schwimmen, Walking, Nordic Walking, Radfahren und schnelles Spazierengehen. Es ist ratsam, mit wenigen Minuten Sport zu beginnen und sich nach und nach zu steigern. Bei Sport im Freien sollten Schlaganfallpatienten starke Hitze und direkte Sonneneinstrahlung vermeiden.

Gymnastik

Eine umfangreiche Physiotherapie gehört in der Regel zu den Rehabilitationsmaßnahmen nach einem Schlaganfall. Es ist wichtig, sich nicht zu stark zu belasten und regelmäßig den Puls zu messen. Plötzliche Drehbewegungen des Kopfes sowie Übungen mit nach unten geneigtem Kopf sollten vermieden werden. Geräte sollten mit niedriger Intensität bzw. mit wenigen Gewichten verwendet werden.

Rehasport

Rehabilitationssport ist eine Fortführung der medizinischen Rehabilitation. Es handelt sich um ein Gruppentraining zur Förderung von Ausdauer, Kraft und Koordination zum Beispiel durch Gymnastik, Schwimmen oder Bewegungsspiele. Die Übungseinheiten werden von qualifizierten Übungsleiterinnen und Übungsleiterinnen angeleitet. Rehasport wird ärztlich verordnet, die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.

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Bewegung im Alltag integrieren

Regelmäßige Bewegung sollte selbstverständlich in den Alltag integriert werden:

  • Treppen steigen statt Fahrstuhl fahren
  • So oft wie möglich spazieren gehen
  • Beim Telefonieren auf und ab gehen
  • Rad statt Auto fahren
  • Früh- oder Abendgymnastik zuhause

Für das Training zuhause eignen sich kleine Fitnessgeräte wie Knautschball, Balanceboard, Gymnastikband, Fahrradergometer und Hanteln.

Gemeinsam aktiv sein

Viele Menschen finden es leichter, sich in Gesellschaft zum Sport zu motivieren. Gemeinsame Spaziergänge, Nordic-Walking-Runden oder Radtouren helfen, konsequent aktiv zu sein und sich gegenseitig anzuspornen. Vereinssport und feste, regelmäßige Termine können ebenfalls hilfreich sein.

Sport als Prävention

Bewegung hat positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System, senkt den Blutdruck und unterstützt die Regulierung des Zucker- und Fettstoffwechsels. Damit beugt sie einer Arterienverkalkung vor bzw. verlangsamt deren Fortschreiten, was wiederum das Risiko für Blutgerinnsel erheblich senkt. Gleichzeitig wird die Elastizität der Gefäße erhalten. Sport ist daher eine wichtige Maßnahme, um erneute Herz-Kreislauf-Probleme zu vermeiden.

Worauf man achten sollte

  • Ärztliche Beratung: Vor Beginn sportlicher Aktivitäten sollte immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden, um die geeigneten Sportarten und den Umfang der Belastung festzulegen.
  • Rehasport als Einstieg: Rehasport ist ein guter Einstieg, um unter Anleitung von Spezialisten mit dem Training zu beginnen.
  • Puls messen: Ein Pulsmesser kann helfen, die Belastung des Herz-Kreislauf-Systems zu überwachen.
  • Überlastung vermeiden: Es ist wichtig, sich nicht zu überlasten und den Körper langsam an die Belastung zu gewöhnen.
  • Sturzgefahr beachten: Gerade in den ersten Wochen und Monaten nach einem Schlaganfall ist die Sturzgefahr erhöht. Sportarten mit ruckartigen Drehbewegungen sollten vermieden werden.
  • Hitze vermeiden: Training in der Mittagshitze ist nicht empfehlenswert.
  • Spaß haben: Die Sportart sollte Spaß machen, damit die Motivation erhalten bleibt.

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