Nächtliche Unruhe und Schreien im Schlaf sind belastende Begleiterscheinungen, die häufig bei Menschen mit Demenz auftreten. Dies stellt sowohl für die Betroffenen als auch für die pflegenden Angehörigen eine große Herausforderung dar. Es ist wichtig, dass sowohl der dementiell veränderte Mensch als auch die im häuslichen Umfeld lebenden Angehörigen nachts wieder durchschlafen können. Die Ursachen für die nächtliche Unruhe können sehr unterschiedlich sein und sind auch abhängig vom Grad der Demenz und der Person selbst. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Ursachen für dieses Phänomen und bietet Lösungsansätze, um die Situation für alle Beteiligten zu verbessern.
Ursachenforschung: Warum schreien Demenzkranke im Schlaf?
Die Ursachen für Schreien im Schlaf bei Demenz sind vielfältig. Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz ist Schreien jedoch oft als Begleiterscheinung zu beobachten. Schreien ist für den Demenzerkrankten meist die einzige Möglichkeit, um sich seinem Umfeld mitzuteilen. Wenn es Betroffenen nicht mehr möglich ist, sich verbal zu äußern, fallen sie in kindliche Muster zurück. Die Schreie sind Hilfeschreie nach Zuwendung und Umsorgung.
- Veränderungen im Gehirn: Eine der Hauptursachen ist die Veränderung des Gehirns durch den Abbau von Nervenzellen, der mit der Krankheit einhergeht. Diese Veränderungen stören die sogenannte innere Uhr und beeinträchtigen das Schlaf-Wach-Zentrum im Gehirn. Der natürliche Rhythmus gerät aus dem Gleichgewicht.
- Verlust der zeitlichen Orientierung: Menschen mit Demenz verlieren oft das Gefühl für die Tageszeit und können Tag und Nacht nicht mehr richtig unterscheiden.
- Medikamente: Auch Medikamente, die zur Behandlung anderer Symptome der Demenz verabreicht werden, können den Schlaf negativ beeinflussen und zu Unruhe führen.
- Physische Beschwerden: Zudem spielen physische Beschwerden wie Schmerzen oder Unwohlsein eine Rolle, die oft nicht erkannt oder behandelt werden. Demente Menschen können oft keinen Schmerz mehr äußern. Schmerzen jeglicher Art können ebenfalls für Unruhe sorgen.
- Nicht befriedigte Grundbedürfnisse: Auf Grundlage der Konzepte von Naomi Feil und Tom Kitwood ist nahezu jede Verhaltensweise einer demenzerkrankten Person aus ihrer Biografie oder der aktuellen Lebenssituation erklärbar. Häufig liegen dem herausfordernden Verhalten nicht befriedigte Grundbedürfnisse oder nicht verarbeitete vergangene Ereignisse zugrunde.
- Unterdrückte Emotionen: Negative Gefühle wie Wut und Trauer, die aus Belastungen und Herausforderungen, aus dem vergangenen Leben und der jetzigen Lebenssituation entstanden sind und nicht ausgelebt wurden, können lange unterdrückt werden. Im Rahmen einer Demenz ist ein Verdrängen aber nicht mehr möglich. Naomi Feil, die Begründerin der Validation schreibt, dass der Mensch danach strebt, in Frieden zu sterben. Die letzten Jahre seines Lebens beschäftigt er sich mit der Aufarbeitung seines Lebens. Dazu gehört auch, dass ungelebte Emotionen und Gefühle an die Oberfläche kommen und jetzt durchlebt werden müssen. Dahinter steht oft nicht verarbeitetes Leid.
- REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD): Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist durch lebhafte, teils aktionsgeladene Träume und körperliche Aktivität während des Traumschlafs gekennzeichnet. Die Betroffenen schreien, schlagen oder treten im Schlaf um sich. Normalerweise passiert das nicht, weil die Muskeln im REM-Schlaf nicht aktiv sind. Die Ursachen der REM-Schlafverhaltensstörung sind noch nicht vollständig verstanden. Sie treten häufig in Verbindung mit neurologischen Erkrankungen auf: Beim Parkinson-Syndrom sind zwischen 16 und 47 Prozent der Erkrankten betroffen, bei einer Lewy-Körperchen-Demenz 80 Prozent und bei einer Multisystematrophie 100 Prozent. Die REM-Schlafverhaltensstörung kann dabei auch schon auftreten, während diese Krankheiten sich entwickeln und noch keine Symptome zeigen. Eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung kann in bis zu 80 Prozent aller Fälle in einem Zeitraum bis zu 15 Jahren in neurologische Krankheiten wie Parkinson, Lewy-Körperchen-Demenz und Multisystematrophie übergehen.
Lösungsansätze: Was hilft gegen das Schreien im Schlaf?
Es gibt verschiedene Ansätze und Maßnahmen, um die nächtliche Unruhe und das Schreien im Schlaf bei Demenz zu mildern.
Tagesgestaltung und Lebensweise
- Tagesstruktur und Beschäftigung: Gerade Menschen mit Demenz brauchen eine Tagesstruktur und eine Beschäftigung, um nachts nicht zum Nachtwanderer zu werden, sondern ruhig schlafen zu können. Werden die Betroffenen am Tage ausreichend gefordert und aktiviert, kann dafür gesorgt werden, dass sie tagsüber nicht mehr und dafür nachts besser und länger schlafen. Demenziell veränderte Frauen können noch in viele Hausarbeiten mit eingebunden werden. Kartoffeln schälen, Staub saugen, Servietten falten, beim Kochen oder Backen helfen. Männer mit Demenz können vielleicht bei technischen Arbeiten mithelfen. Hier ist immer wichtig herauszufinden, was dem Betroffenen Spaß macht, wo er sich engagieren kann. Menschen die ohne Demenz schon keinen Spaß an Bastelarbeiten hatten, werden es mit Demenz vermutlich auch nicht mehr bekommen.
- Bewegung und frische Luft: Spaziergänge an der frischen Luft sind sehr gut geeignet. Zum einen sind die Pflegebedürftigen körperlich aktiv und zum anderen wird mit dem Tageslicht die Tageszeit signalisiert. Je ausgelasteter ein Mensch mit Demenz ist, umso eher wird er zur Ruhe kommen. Dazu zählen auch Spiele und Gedächtnistraining.
- Feste Mahlzeiten: Deshalb sollten zum Beispiel die Mahlzeiten immer zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden. Rituale wie zum Beispiel ein Tischgebet signalisieren, dass jetzt gegessen wird. Zur Tagesstruktur kann auch das tägliche gemeinsame Kochen gehören.
- Ruhiger Abend: Die Betreuungsperson sollte darauf achten, dass aufregende Aktivitäten nicht mehr am Abend durchgeführt werden. Der Abend sollte ruhig und entspannt eingeleitet werden, so dass auch der Mensch mit Alzheimer herunterfahren kann. Zu frühes Ins-Bett-gehen kann auch wiederum dazu führen, dass der Betroffene nachts wieder viel zu früh aufwacht. Hier muss ausgelotet werden, was die ideale Schlafenszeit ist, um ein Durchschlafen zu erlangen.
- Vermeidung von Koffein und Alkohol: Koffeinhaltiger Kaffee und Tee sollten nicht zu spät am Nachmittag gegeben werden. Sie würden den Kreislauf des dementen Menschen eher anregen. Auch abends sollte nicht zu viel Flüssigkeit verabreicht werden, damit der Betroffene nachts nicht unnötig oft zur Toilette gehen muss. Alkohol kann auch zur Störung des Nachtschlafs beitragen.
- Lichttherapie: Unter Umständen helfen auch Lichttherapien. Denn Licht und Dunkelheit signalisieren Tag und Nacht, und sind damit ein natürliche Zeitgeber. Halten Sie den dementiell veränderten Menschen mit Licht vom Schlafen ab. Dafür gibt es spezielle Tageslichtlampen, um den Schlaf-Wach-Rhythmus wieder ins Lot zu bringen.
- Kommunikation und Zuwendung: Menschen mit Demenz suchen nach Berührung, wollen ertasten. Schreien ist für den Demenzerkrankten meist die einzige Möglichkeit, um sich seinem Umfeld mitzuteilen. Daher ist es wichtig nicht aus Angst zurückzuschrecken, sondern den Demenzkranken Nähe zu schenken. Körperliche Berührungen wie Streicheln, Liebkosungen und sanftes Zusprechen können beruhigend wirken.
- Schlafhygiene: Eine optimierte Schlafumgebung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Eine ruhige und dunkle Umgebung ohne Lärmquellen fördert den Schlaf. Wer kalte Füße hat, kann schlechter einschlafen. Mit Bettsocken kann da nachgeholfen werden. Überhaupt sorgt Kälte eher für ein ungutes Gefühl. Eine Wärmflasche im Bett kann deshalb beruhigend und entspannend wirken. Entspannungsbäder am Abend sorgen gleichzeitig für Ruhe und für Wärme. Menschen mit Demenz müssen sich selbst spüren. Leider geht dieses Gefühl nachts oftmals verloren, der Mensch mit dem dementiellen Syndrom wird ängstlich, nervös und unruhig, da er sich selbst nicht mehr richtig spürt. Er „sucht nach sich“, sucht nach Berührung, will sich wahrnehmen. Um sich besser spüren zu können, hilft bei manchen Betroffenen schon eine schwerere Bettdecke, sogenannte Gewichtsdecken. Auch auf die richtige Matratze kommt es an. Sie sollte nicht zu weich sein, da auch hier das Körpergefühl verloren gehen kann. Außerdem ist bei zu weichen Matratzen das Drehen im Bett viel schwerer und mit viel mehr Eigenaufwand verbunden, als bei etwas härteren Matratzen. Bei weichen Matratzen liegt es sich manchmal wie in einer Kuhle, das mag zwar angenehm sein, aber die demenziell veränderten Menschen haben eben oft nicht mehr die Kraft, um selbst die Position zu verändern und werden damit automatisch wach. Und ist der Betroffene erst einmal wach, kann es dauern, bis er wieder einschläft.
Medikamentöse Behandlung
- Ärztliche Abklärung: Eine ärztliche Abklärung kann helfen, körperliche Ursachen wie Schmerzen, Infekte oder Nebenwirkungen von Medikamenten zu erkennen und gezielt zu behandeln. Medikamente zur Beruhigung sollten nur gezielt und nach Rücksprache mit Ärztin oder Arzt eingesetzt werden, da sie Risiken wie Stürze oder zusätzliche Verwirrtheit mit sich bringen können.
- Beruhigungsmittel (Sedativa): Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine (z.B. Lorazepam) können helfen, die nächtliche Unruhe zu reduzieren und den Schlaf zu fördern. Diese Medikamente wirken, indem sie das zentrale Nervensystem beruhigen.
- Antipsychotika: Bei schweren Fällen von Unruhe oder aggressivem Verhalten können Antipsychotika wie Risperidon oder Olanzapin verschrieben werden. Diese Medikamente helfen, die psychotischen Symptome wie Verwirrtheit und Halluzinationen zu reduzieren.
- Antidepressiva: Manche Antidepressiva, wie z.B. Mirtazapin oder Trazodon, haben eine beruhigende Wirkung und können den Schlaf fördern. Sie sind besonders hilfreich, wenn die nächtliche Unruhe mit Angst oder Depression einhergeht.
- Schlafmittel (Hypnotika): Schlafmittel wie Zolpidem oder Zopiclon können kurzfristig eingesetzt werden, um den Schlaf zu verbessern.
- Melatonin: Melatonin, ein Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert, kann bei Schlafstörungen hilfreich sein. Es wird oft bei älteren Menschen verwendet, da sie häufig einen Mangel an diesem Hormon haben.
Alternative und ergänzende Methoden
- Kräutertees: Kräutertees wie Kamillentee oder Baldriantee haben beruhigende Eigenschaften und können helfen, den Schlaf zu fördern.
- Aromatherapie: Man kann ätherische Öle wie Lavendel, Melisse oder Kamille in einem Diffusor verwenden oder auf ein Kissen tropfen, um eine beruhigende Umgebung zu schaffen.
- Warme Milch mit Honig: Ein altes Hausmittel gegen Schlafstörungen ist warme Milch mit Honig.
- Beruhigende Musik: Das Hören von sanfter, beruhigender Musik oder Naturklängen kann eine entspannende Atmosphäre schaffen und dabei helfen, die nächtliche Unruhe zu lindern.
- Entspannungsübungen: Einfache Entspannungsübungen wie progressive Muskelentspannung oder sanftes Dehnen können helfen, den Körper zu beruhigen und die Schlafbereitschaft zu erhöhen.
Umgang mit aggressivem Verhalten
- Ursachen erkennen: Setzen Sie sich in die Situation des Demenzkranken hinein. Danach hilft es, die Ursachen für die Aggressionen oder das Schreien nachzuvollziehen. Ist der Senior gelangweilt? Hat er Schmerzen? Ist er hungrig oder durstig? Geht es ihm psychisch nicht gut? Durch das Vermeiden der Auslöser können Sie zukünftige Ausbrüche verhindern.
- Nonverbale Kommunikation: Mit Fortschreiten der dementiellen Erkrankung rückt nonverbale Kommunikation immer mehr in den Vordergrund. Achten Sie auf die Körpersprache der demenzerkrankten Person. Das Deuten auf einen Gegenstand kann darauf hinweisen, dass der Betroffene Angst davor hat oder frustriert ist, dass er diesen nicht greifen kann.
- Ablenkung: Hilft es nicht, die Person mit besänftigenden Worten zu beruhigen, ist Ablenkung mit anderen Aktivitäten für die Senioren hilfreich. Ob ein Spaziergang, einen Kaffee trinken, Musik hören, etwas vorlesen oder gemeinsam in den Garten gehen: jede Beschäftigung lenkt ab und lässt die Frustration schnell verfliegen.
- Ruhige Reaktion: Wenn eine Konfliktsituation eintritt, atmen Sie tief durch und versuchen Sie nicht aus Reflex zu handeln, sondern die Situation in Ruhe zu analysieren. Eine ruhige Grundhaltung ist wichtig für alle weiteren Schritte zur Deeskalation. Sprechen Sie langsam, deutlich und ruhig. Bei aggressivem Verhalten wird der Inhalt der Aussage oft nicht wahrgenommen, aber eine tiefe Stimmlage kann beruhigend wirken.
- Situation verlassen: Sollte sich die Situation nicht beruhigen, verlassen Sie die Situation. Verabschieden Sie sich höflich und sichern Sie zu, dass Sie gleich wiederkommen. Bei Demenz kann das Verlassen des Zimmers dazu führen, dass der Betroffene sich nicht mehr an den Streit erinnert.
- Emotionale Distanz: Demenz ist eine Erkrankung und aggressives Verhalten ist ein Krankheitssymptom. Nehmen Sie das Verhalten nicht persönlich und versuchen Sie, mental Abstand zu gewinnen. Trennen Sie im Kopf die Erkrankung von der eigentlichen Person und verlieren Sie nicht den Bezug zum Betroffenen. Mit Wertschätzung und Körperkontakt kann die Situation beruhigt werden. Hier ist es wichtig, auf die Angemessenheit zu achten und nicht übergriffig zu handeln. Fassen Sie Betroffene nicht am Kopf an. Das kann schnell als Eingriff in die Privatsphäre interpretiert werden.
Unterstützung für pflegende Angehörige
Mit der nächtlichen Unruhe ist nicht nur bei der dementen Person der Schlaf gestört, sondern auch bei den Angehörigen, die mit im Haushalt leben. Der Schlafmangel kann bei den Angehörigen zu Nervosität, Gereiztheit, Aggressionen und Müdigkeit führen. Schnell kann in solch einer Situation das harmonische Miteinander empfindlich gestört werden. Auf Dauer ist das für niemanden eine befriedigende Lösung und es muss Abhilfe geschaffen werden.
- Auszeit nehmen: Wenn die Gefahr besteht, dass pflegende Angehörige darunter leiden, dass der demente Mensch Tag und Nacht durcheinander bringt und deshalb selbst nicht mehr richtig schlafen, sollte daran gedacht werden, selbst eine Auszeit zu nehmen. Niemand kann auf Dauer sinnvoll pflegen, wenn ein permanenter Schlafentzug vorherrscht.
- Familienangehörige einbeziehen: Denken Sie daran, andere Familienangehörige immer wieder zu bitten, die häusliche Pflege aushilfsweise für Sie zu übernehmen.
- Tagespflege: Außerdem kann eine Tagespflege in Anspruch genommen werden, um wenigstens tagsüber mal für sich selbst Ruhe zu finden.
- Nachtpflege: Die Nachtpflege soll immer weiter ausgebaut werden.
- 24-Stunden-Betreuung: Eine besonders effektive Lösung zur Entlastung der Familie ist die 24-Stunden-Betreuung zu Hause. Diese Betreuung bietet zahlreiche Vorteile: Sie ermöglicht eine kontinuierliche Anwesenheit einer geschulten Betreuungsperson, die sofort auf nächtliche Unruhe reagieren kann. Ein großer Vorteil der 24-Stunden-Betreuung ist die individuelle Anpassung der Pflege an die Bedürfnisse des Demenzpatienten, was eine stabile und beruhigende Umgebung fördert. Für pflegende Angehörige bedeutet diese Art der Betreuung eine erhebliche Entlastung, da sie sich nicht mehr rund um die Uhr um die Pflege kümmern müssen und sich so ausreichend ausruhen können.
- Ambulante Pflegedienste: Eine wichtige Unterstützung sind ambulante Pflegedienste, die regelmäßige Besuche durchführen und bei der Pflege helfen können.
- Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen: Zusätzlich gibt es Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, die pflegenden Angehörigen Unterstützung und Austausch bieten.
- Heimeinweisung: Wenn die Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist, kann auch ein Umzug in eine Einrichtung neue Stabilität bringen. Wenn sowohl Sie als auch eine Betreuungskraft nicht in der Lage ist, mit den herausfordernden Verhaltensweisen des Demenzkranken umzugehen, ist die Unterbringung in einem Pflegeheim die einzige Lösung. Dort kümmert sich geschultes Pflegepersonal Tag und Nacht um den Betroffenen und kann eine bessere Versorgung gewährleisten. Um den Demenzerkrankten von der Unterbringung im Pflegeheim zu überzeugen, muss die Dringlichkeit der Situationen ausreichend kommuniziert werden. Falls möglich, sollte die Entscheidung gemeinsam mit dem Demenzkranken getroffen werden. Wohlfühlen im zukünftigen Zuhause ist eine relevante Grundvoraussetzung, um der Verschlechterung der Krankheit vorzubeugen.
REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD)
Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist eine relativ seltene Schlafstörung, die schätzungsweise bei 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung auftritt. Die Häufigkeit nimmt jedoch mit dem Alter zu und betrifft schätzungsweise 5 Prozent der Menschen über 60 Jahre. Die Betroffenen schreien, schlagen oder treten im Schlaf um sich.
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- Diagnose: Zunächst einmal ist wichtig, die Krankengeschichte von den Betroffenen zu erfahren und bestenfalls auch durch Menschen, die in ihrer Nähe schlafen, wie etwa Lebenspartner*innen. Die Diagnose wird mittels einer sogenannten Schlafableitung mit Video (Video-Polysomnographie) im Schlaflabor gestellt. Mit der Schlafableitung lassen sich die Schlaf- und die Muskelaktivitäten genau messen. Auch erfolgen eine neurologische Untersuchung mit der Frage nach ersten Parkinson-Symptomen und gegebenenfalls weitere Untersuchungen.
- Behandlung: Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist gut medikamentös behandelbar. Zum Einsatz kommen beispielsweise das krampflösende und beruhigende Medikament Clonazepam (Handelsname Rivotril) und Melatonin - ein Hormon, das den Wach-Schlaf-Rhythmus steuert. Eine Behandlung mit Clonazepam oder Melatonin verringert allerdings nicht das Risiko im weiteren Verlauf an Parkinson zu erkranken. Daher sind regelmäßige neurologische Kontrollen notwendig. Generell sind körperliche Aktivität und Sport zu empfehlen.
- Sicherheitsmaßnahmen: Wichtig für Betroffene ist, dass sie sich selbst oder andere bei ihren aktionsgeladenen Träumen nicht verletzen. Spitze oder schwere Gegenstände sollten daher nicht in greifbarer Nähe sein. Nachttische und andere Möbel räumt man besser weg, wenn man sich daran verletzten kann. Hilfreich können auch ein weicher Teppich oder eine Matte vor dem Bett sein, falls man herausfällt. Menschen mit schwerer REM-Schlaf-Verhaltensstörung sollten eventuell alleine schlafen oder zumindest ein größeres Kissen zwischen sich und die andere Bettseite legen.
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