Die Pflege von Menschen mit Demenz erfordert eine individuelle und strukturierte Herangehensweise. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Einblick in die Pflegeplanung bei Demenz, einschließlich konkreter Beispiele und praktischer Tipps. Ziel ist es, Pflegekräften und Angehörigen ein umfassendes Verständnis zu vermitteln, um die bestmögliche Versorgung sicherzustellen.
Einführung in die Pflegeplanung bei Demenz
Die Pflegeplanung ist ein zentraler Bestandteil der Versorgung von Menschen mit Demenz. Sie dient dazu, die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Betroffenen zu erfassen und entsprechende Pflegemaßnahmen festzulegen. Dabei werden sowohl die physischen, psychischen als auch sozialen Aspekte berücksichtigt. Eine gute Pflegeplanung trägt dazu bei, die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten und ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu fördern.
Pflegegrade als Grundlage
Die Pflegegrade (1 bis 5) sind "Grade der Pflegebedürftigkeit", die ausdrücken, wie stark eine Person in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt ist. Pflegebedürftige Menschen erhalten einen Pflegegrad auf Antrag von ihrer Pflegeversicherung und können damit Pflegeleistungen beanspruchen.
Wie man einen Pflegegrad beantragt:
- Antragstellung: Stellen Sie einen formlosen Antrag bei Ihrer Pflegeversicherung, egal ob es sich um einen Erstantrag oder eine Erhöhung des vorhandenen Pflegegrads handelt. In dringenden Fällen können Sie einen Eilantrag für eine schnelle Begutachtung innerhalb von 5 bis 10 Tagen stellen.
- Begutachtung: Ein Pflegegutachter kommt zu Ihnen nach Hause oder ins Pflegeheim, um ein Gutachten zu erstellen. In einigen Fällen ist auch eine Begutachtung am Telefon oder per Videotelefonie möglich.
- Entscheidung: Die Pflegeversicherung trifft die finale Entscheidung basierend auf dem Gutachten. Bei Bewilligung gelten Ihre Ansprüche rückwirkend zum Tag des Antrags.
- Bewertung: Das Pflegegutachten folgt klaren Richtlinien und vergibt Punkte in verschiedenen Kategorien, um die Einschränkung der Selbstständigkeit zu bewerten.
Module zur Bewertung:
Die möglichen 100 Punkte im Pflegegutachten setzen sich aus Kriterien in sechs verschiedenen Modulen zusammen, die unterschiedlich stark in das Gesamtergebnis einfließen:
- Mobilität
- Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
- Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
- Selbstversorgung
- Bewältigung von krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen
- Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte
Zusätzlich gibt es Module für außerhäusliche Aktivitäten und Haushaltsführung.
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Die Bedeutung der Pflegeplanung bei Demenz
Menschen mit Demenz benötigen frühzeitig Unterstützung, insbesondere bei kognitiven, emotionalen und sozialen Themen. Im Vergleich zum alten System der Pflegestufen, bei dem der tägliche Pflegeaufwand entscheidend war, berücksichtigt das System der Pflegegrade den Grad der Selbstständigkeit.
Strukturierte Pflegeplanung: Beispiele und Anwendungen
Eine strukturierte Pflegeplanung folgt einem klaren Schema, das die Grundlage für eine individuelle und effektive Pflege bildet.
Beispiel 1: Frau Schmidt, 82 Jahre
- Pflegerische Probleme: Mangelernährung, Dehydratation
- Ziele: Gewichtszunahme, ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Maßnahmen: Kalorienreiche Kost, Trinkpläne, regelmäßige Gewichtskontrollen
Beispiel 2: Herr Berger, 68 Jahre
- Pflegerische Probleme: Mobilitätseinschränkungen, Dekubitusgefahr
- Ziele: Erhalt der Mobilität, Vermeidung von Druckgeschwüren
- Maßnahmen: Tägliche Mobilisationsübungen, regelmäßige Lagewechsel, Hautpflege zur Dekubitusprophylaxe
Beispiel Pflegeplanung Demenz: Detaillierte Beispiele
Die Pflegeplanung bei Demenz erfordert eine genaue Einschätzung der individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der betroffenen Person.
Beispiel 1: Frau Meier, 85 Jahre, fortgeschrittene Demenz
- Pflegerische Probleme: Orientierungslosigkeit, Vergesslichkeit, nächtliche Unruhe
- Ziele: Verbesserung der Tagesstruktur, Förderung der Selbstständigkeit, Reduktion der nächtlichen Unruhe
- Maßnahmen: Tagesablauf mit festen Ritualen, Erinnerungshilfen, beruhigende Abendrituale
Regelmäßige Interaktionen und Aktivierungen können das Wohlbefinden von Demenzpatienten deutlich verbessern.
Beispiel 2: Herr Schulze, 78 Jahre, Frühstadium Demenz
- Pflegerische Probleme: Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme, Risiko für Stürze
- Ziele: Sicherstellung der ausreichenden Nährstoffversorgung, Sturzprävention
- Maßnahmen: Unterstützung beim Essen, ausgewogene Ernährung, regelmäßige Sturzpräventionsübungen
Kommunikation spielt eine Schlüsselrolle in der Pflegeplanung von Demenzpatienten:
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- Verwendung von einfachen, klaren Sätzen
- Geduld und Zuhören
- Nonverbale Kommunikationsmethoden wie Körpersprache und Mimik
Ein praktisches Beispiel einer Pflegeplanung kann tiefere Einblicke in die Umsetzung der theoretischen Vorgaben bieten:
Praktisches Beispiel: Frau Becker, 90 Jahre, mittlere Demenz
- Pflegerische Probleme: Vergessen Medikamente einzunehmen, soziale Isolation
- Ziele: Regelmäßige Medikamenteneinnahme, Förderung sozialer Kontakte
- Maßnahmen: Erinnerungssystem für Medikamente, wöchentliche Teilnahme an sozialen Gruppenaktivitäten
Eine positive Pflegeumgebung kann den mentalen Zustand von Menschen mit Demenz verbessern.
Pflegeplanung bei Parkinson
Die Pflegeplanung für Menschen mit Parkinson ist darauf ausgelegt, deren spezifische Pflegebedürfnisse zu erkennen und effektiv zu erfüllen.
Pflegeplanung Parkinson Beispiele
Beispiel: Herr Maier, 68 Jahre, Parkinson
- Pflegerische Probleme: Bewegungsstörungen, Verstopfung, Schluckbeschwerden
- Ziele: Verbesserung der Mobilität, Regulierung der Darmtätigkeit, Sicherstellung der sicheren Nahrungsaufnahme
- Maßnahmen: Tägliche Bewegungsübungen, ballaststoffreiche Ernährung, Schlucktraining
Beispiel: Frau Schneider, 74 Jahre, Parkinson und Depression
- Pflegerische Probleme: Antriebslosigkeit, Tremor, Schlafstörungen
- Ziele: Steigerung der Lebensqualität, Reduktion des Tremors, Verbesserung des Schlafes
- Maßnahmen: Teilnahme an Therapiegruppen, medikamentöse Behandlung, Schaffung eines beruhigenden Schlafumfeldes
Regelmäßige Anpassungen der Pflegeplanung tragen zur optimalen Versorgung bei, da sich die Symptome von Parkinson verändern können.
Tiefere Betrachtung der Pflegeplanung für Parkinson:
- Medikamentenmanagement: Sicherstellung der regelmäßigen Einnahme und Überwachung von Nebenwirkungen
- Ergotherapie: Förderung der Feinmotorik und Alltagsfähigkeiten
- Logopädie: Verbesserung der Sprach- und Schluckfunktionen
- Soziale Unterstützung: Einbindung von Familie und sozialen Netzwerken
Tipps für eine effektive Pflegeplanung
Die Pflegeplanung ist ein entscheidender Prozess in der medizinischen Versorgung, der sicherstellt, dass Patienten individuell und effizient betreut werden.
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Pflegestandards einhalten
Es ist wichtig, die Pflegestandards genau einzuhalten, um eine einheitliche und qualitativ hochwertige Pflege zu gewährleisten.
Beispiel für die Einhaltung von Pflegestandards:
- Regelmäßige Aktualisierung der Pflegepläne
- Dokumentation von Pflegeprozessen und -zielen
- Kontinuierliche Überprüfung und Anpassung der Maßnahmen
Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen
Jeder Patient hat individuelle Bedürfnisse, die in der Pflegeplanung berücksichtigt werden müssen.
Beispiel für die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse:
- Fallbeispiel: Frau Müller, 80 Jahre, mit eingeschränkter Mobilität
- Bedarf: Hilfe bei der Körperpflege, Mobilisation im Rollstuhl, soziale Einbindung
- Maßnahmen: Tägliche Unterstützung bei der Körperpflege, Mobilisationsübungen, Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten
Es ist wichtig, regelmäßig Rücksprache mit dem Patienten zu halten, um seine Zufriedenheit und sein Wohlbefinden zu sichern.
Ziele und Maßnahmen klar definieren
Eine klare Definition von Zielen und Maßnahmen ist unerlässlich für eine erfolgreiche Pflegeplanung.
SMART-Ziele
SMART-Ziele sind spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden. In der Pflegeplanung sind SMART-Ziele entscheidend, um klare Pflegeplanung Maßnahmen zur Gesundheit zu definieren. Sie helfen dabei, die Pflegeplanung und Zielsetzung zu optimieren, indem sie sicherstellen, dass die Ziele realistisch und nachvollziehbar sind.
Maßnahmen in der Pflegeplanung bei Demenz
Die Maßnahmenplanung erfolgt als Tagesstruktur, die individuell an die Bedürfnisse der Pflegekunden angepasst wird.
Individuelle Wünsche und Vorlieben
Frau S. möchte, dass man laut und langsam mit ihr spricht, da sie schlecht hört.
Formulierung der Maßnahmen
Überlegen Sie auf Grundlage der SIS, welche Ressourcen und Probleme bestehen und welche Ziele angestrebt werden sollen. Formulieren Sie die Maßnahmen, die für Ihren Pflegekunden wichtig sind.
Dokumentation
Die grundpflegerische Versorgung, wiederkehrende Abläufe und die psychosoziale Betreuung müssen übersichtlich dargestellt sein. Jeder Mitarbeiter soll sich schnell und unkompliziert informieren können.
Expertenstandards in der Pflege
Expertenstandards werden von einem professionellen Team erarbeitet, das praktische Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Pflegewissenschaft einbezieht. In den Expertenstandards werden Ziele und Pflegemaßnahmen definiert, die für Pflegeeinrichtungen verbindlich sind.
Entwicklung eines Expertenstandards
- Erarbeitung eines Entwurfs: Eine fachkundige Gruppe erstellt einen Entwurf, der Ziele und Maßnahmen festlegt.
- Vorstellung beim Fachpublikum: Der Entwurf wird in einer Konsensus-Konferenz erläutert.
- Praxistest: Der Expertenstandard wird in etwa 25 Einrichtungen in einem Modellprojekt eingeführt.
- Veröffentlichung: Der Öffentlichkeit werden die Expertenstandards im vollen Umfang zur Verfügung gestellt.
- Überprüfung: Die Expertengruppen werden jährlich gefragt, ob der Expertenstandard aktualisiert werden muss.
Ziele der Expertenstandards
Die folgende Tabelle zeigt die Ziele der jeweiligen Expertenstandards:
| Expertenstandard | Ziele und Aufgaben |
|---|---|
| Expertenstandard Dekubitus | Druckgeschwüre verhindern durch Lagerungstechniken und Mobilitätsförderung. |
| Expertenstandard Entlassmanagement | Einen strukturierten Entlassungsprozess sicherstellen, um Versorgungsbrüche zu vermeiden. |
| Expertenstandard Schmerz | Ein gutes Schmerzmanagement gewährleisten, um einer Chronifizierung vorzubeugen. |
| Expertenstandard Sturz | Stürze und Verletzungen durch Sturzprophylaxe vermeiden. |
| Expertenstandard Harnkontinenz | Die Blase und die beteiligten Körperstrukturen funktionstüchtig halten. |
| Expertenstandard Ernährung | Pflegemaßnahmen während der Ernährung in den Mittelpunkt stellen, um einer Mangelernährung vorzubeugen. |
| Expertenstandard Demenz | Menschen mit Demenz in der Pflege das Gefühl von Akzeptanz und Verständnis vermitteln und den individuellen Unterstützungs- und Beziehungsbedarf ermitteln. |
| Expertenstandard Mobilität | Jede pflegebedürftige Person dabei unterstützen, mobil zu werden und zu bleiben. |
Implementierung von Expertenstandards in der Pflegeeinrichtung
- Recherchieren und Zusammentragen: Sammeln Sie alle notwendigen Unterlagen zu den Expertenstandards.
- Die Reihenfolge bestimmen: Entscheiden Sie, welche Expertenstandards zuerst implementiert werden sollen.
- Inhaltliche Auseinandersetzung und Konkretisierung: Konkretisieren Sie die Standardkriterien für Ihre Einrichtung und entwickeln Sie einen Maßnahmenplan.
- Standard vorstellen: Stellen Sie den Mitarbeitern den Standard vor und geben Sie ihnen die Gelegenheit für Einwände.
- Fortbildungsbedarf feststellen: Ermitteln Sie den Fortbildungsbedarf Ihrer Mitarbeiter und leiten Sie entsprechende Fortbildungen ein.
- Verbindliches Datum festlegen: Kommunizieren Sie klar, ab welchem Zeitpunkt der Standard verbindlich im Pflegealltag umgesetzt werden soll.
- Kontrollieren und dokumentieren: Kontrollieren Sie die Umsetzung des Expertenstandards und dokumentieren Sie die Ergebnisse.
Rechtliche Verbindlichkeit von Expertenstandards
Nach § 113a SGB XI werden Expertenstandards im Bundesanzeiger veröffentlicht und sind für Pflegekassen und Pflegeeinrichtungen verbindlich.
Individuelle Maßnahmen in der Pflegeplanung bei Demenz
Die Pflegeplanung bei Demenz muss stets individuell auf den jeweiligen Bewohner/Patienten angepasst werden.
Kommunikation und emotionale Ansprache
- Wir gehen stets langsam und ruhig auf den Bewohner zu.
- Wir prüfen, welche Reaktionen er zeigt.
- Wir sprechen den Bewohner mit seinem Vornamen an oder nutzen den Kosenamen, mit dem er in seiner Kindheit oder Jugend gerufen wurde.
- Wir sprechen in seiner Muttersprache.
- Wir singen ein Lied für (oder noch besser mit) dem Bewohner.
- Wir aktivieren biografisch verankerte Erinnerungen.
Beobachtung und Interpretation von Verhaltensweisen
- Wir achten auf die Mimik und die Körpersprache des Bewohners.
- Wir beobachten die Atmung und den Puls.
- Wir achten auf Anzeichen von Unruhe oder Angst.
Körperpflege
- Wir führen beruhigende Ganz- und Teilwaschungen durch.
- Wir berücksichtigen die Vorlieben des Bewohners bei der Körperpflege.
- Wir achten darauf, dass die Wassertemperatur für den Bewohner angenehm ist.
- Wir respektieren die Ablehnung des Bewohners und wiederholen die Körperpflege später ggf.
Ernährung
- Wir erstellen gemeinsam mit der Hauswirtschaft einen Ernährungsplan.
- Wir bieten dem Bewohner sechs kleinere Mahlzeiten statt drei großer Mahlzeiten an.
- Wir berücksichtigen die Gewohnheiten und Vorlieben des Bewohners beim Essen.
- Wir achten auf die Temperatur der Speisen.
- Wir überprüfen den Schluckvorgang beim Bewohner.
- Wir sorgen dafür, dass der Bewohner ausreichend trinkt.
Ausscheidung
- Wir respektieren die Intimsphäre des Bewohners.
- Vorwürfe gegen den Bewohner sind nutzlos.
- Wir bieten dem Bewohner ein Ersatzobjekt für den Stuhl an, falls er dazu neigt, mit Kot zu schmieren.
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