Weltweit stirbt alle sechs Sekunden ein Mensch an einem Schlaganfall. Die ständige Angst vor einem Schlaganfall, auch wenn keine konkrete medizinische Notwendigkeit besteht, kann das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen dieser Angst, die Risikofaktoren für einen Schlaganfall und die verschiedenen Behandlungsansätze, um Betroffenen zu helfen, ihre Ängste zu bewältigen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Ursachen der ständigen Angst vor Schlaganfall
Die Angst vor einem Schlaganfall, auch als Schlaganfallphobie bekannt, kann verschiedene Ursachen haben. Oftmals spielen traumatische Erlebnisse, wie der Verlust eines Angehörigen durch einen Schlaganfall, eine Rolle. Auch die mediale Präsenz von Schlaganfällen und die damit verbundenen potenziellen Folgen können Ängste verstärken. Hypochondrische Tendenzen, bei denen Menschen dazu neigen, harmlose Körperempfindungen als Anzeichen einer schweren Krankheit zu interpretieren, können ebenfalls zur Entwicklung einer Schlaganfallphobie beitragen.
Risikofaktoren für Schlaganfall
Bestimmte Faktoren können die Entstehung eines Schlaganfalls begünstigen. Einige dieser Faktoren sind nicht beeinflussbar, wie beispielsweise die Gene oder das Alter. Eine genaue Familienanamnese ist hierbei oft der beste „Gen-Test“. Es gibt jedoch auch zahlreiche beeinflussbare Risikofaktoren, die im Folgenden näher beleuchtet werden:
- Bluthochdruck: Bluthochdruck ist einer der Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall. Der dauerhaft erhöhte Druck im Blutgefäßsystem belastet die Gefäßwände und kann zu mikroskopisch kleinen Verletzungen führen, an denen sich beispielsweise Cholesterin ablagern kann. Die normalerweise elastische Gefäßwand verhärtet zunehmend, was weitere Ablagerungen begünstigt und den Blutdruck weiter erhöht. Eine Senkung des oberen Blutdruckwertes um nur 10 mmHg kann das Schlaganfallrisiko bereits um fast 40 Prozent verringern. Regelmäßige Blutdruckmessungen sind daher essenziell, da erhöhte Werte oft unentdeckt bleiben, weil sie keine auffälligen Beschwerden verursachen.
- Rauchen: Nikotin verengt die Blutgefäße und erhöht den Blutdruck. Wer mit dem Rauchen aufhört, verringert sein Schlaganfallrisiko erheblich. Bereits fünf Jahre nach dem Rauchstopp sinkt das Risiko auf das Niveau eines Nichtrauchers.
- Übergewicht: Übergewicht ist ein Risikofaktor für viele Erkrankungen, einschließlich Bluthochdruck, Diabetes und Schlaganfall. Es belastet zudem die Knochen und Gelenke. Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sind wichtige Maßnahmen, um Übergewicht abzubauen.
- Ernährung: Eine gesunde Ernährungsweise, die gemeinhin als „Mittelmeerkost“ bekannt ist, ist gut für die Gefäße. Kaltgepresstes Olivenöl ist hierbei die gesündere Variante, sollte aber nicht über 180 Grad erhitzt werden. Raffiniertes Olivenöl ist chemisch verarbeitet und besitzt kaum noch gesunde Inhaltsstoffe.
- Alkohol: Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Ein maßvoller Konsum ist jedoch in der Regel unbedenklich.
- Bewegungsmangel: Wer sich nur wenig oder gar nicht bewegt, hat ein deutlich erhöhtes Risiko, an Bluthochdruck und Arteriosklerose zu erkranken. Regelmäßige Bewegung, idealerweise in Form von Ausdauersportarten wie Walken, Schwimmen oder schnellem Spazierengehen, ist eine der besten Maßnahmen für die Gesundheit.
- Herzerkrankungen: Eine Reihe von Herzerkrankungen, insbesondere Vorhofflimmern, begünstigen die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden. Bei Vorhofflimmern werden Medikamente eingesetzt, die das Blut verdünnen, um die Bildung von Blutklümpchen zu verhindern.
- Diabetes: Menschen mit Diabetes haben ein mehr als doppelt so hohes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Diabetes schädigt die Wände der Blutgefäße. Regelmäßige Untersuchungen auf Diabetes sind daher wichtig, da viele Menschen zunächst nicht merken, dass sie an dieser Erkrankung leiden.
- Stress: Gelegentlicher Stress ist unbedenklich, Dauerstress kann jedoch den Blutdruck erhöhen und die Anfälligkeit für Krankheiten steigern. Es ist wichtig, Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln, wie beispielsweise Sport oder Hobbys.
- Migräne: Studien haben gezeigt, dass Migräne bei Personen unter 35 Jahren ein großer Risikofaktor für einen Schlaganfall sein kann. Patientinnen und Patienten mit Migräne sollten daher andere Risikofaktoren für Schlaganfälle vermeiden, wie beispielsweise Rauchen oder die Einnahme der Antibabypille.
Arten von Schlaganfällen
Es gibt zwei Hauptarten von Schlaganfällen:
- Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt): Diese Art von Schlaganfall macht etwa vier von fünf Fällen aus. Er entsteht durch den Verschluss oder die Verengung eines hirnversorgenden Blutgefäßes durch ein Blutgerinnsel (Thrombus), was zu einer Unterversorgung eines Hirnareals mit Sauerstoff und Nährstoffen führt.
- Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung): Diese Art von Schlaganfall ist seltener und entsteht, wenn ein Blutgefäß im Gehirn platzt und es zu Einblutungen in das Gehirn kommt, wodurch das Hirngewebe geschädigt wird.
Akuttherapie des Schlaganfalls
Ziel der Akuttherapie ist es, die Versorgung betroffener Hirnregionen schnellstmöglich wiederherzustellen, um bleibende Schäden zu vermeiden.
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- Ischämischer Schlaganfall: Bei einem ischämischen Schlaganfall muss das durch ein Blutgerinnsel akut verstopfte Gefäß so schnell wie möglich wiedereröffnet werden. Dies kann durch eine medikamentöse Therapie (Thrombolyse oder Lyse) erfolgen. Reicht eine Lysetherapie nicht aus, kann eine Thrombektomie durchgeführt werden, bei der das Blutgerinnsel mechanisch entfernt wird.
- Hämorrhagischer Schlaganfall: Zunächst wird versucht, die Ausbreitung der Blutung zu bremsen, durch Senkung des Blutdrucks und gegebenenfalls den Einsatz gerinnungsaktiver Medikamente. Bei ausgedehnten Hirnblutungen kann eine Operation erforderlich sein.
Jede Minute zählt bei der Behandlung eines Schlaganfalls. Das Motto „Time is Brain“ unterstreicht die Notwendigkeit einer schnellen Behandlung, um das Absterben von Gehirnzellen zu verhindern. Die Lysetherapie sollte idealerweise innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn der Schlaganfallsymptome begonnen werden. In einigen Fällen kann eine Lysetherapie auch noch später erfolgreich sein.
In Berlin gibt es ein Modellprojekt mit sogenannten STroke Einsatz-MObilen (STEMO). Diese Rettungswagen sind mit einem Computertomographen und einem Minilabor ausgestattet, sodass alle Untersuchungen bereits vor dem Transport in die Klinik durchgeführt und die Thrombolyse bereits im Wagen begonnen werden kann.
Rehabilitation nach Schlaganfall
Die Frührehabilitation mit Krankengymnastik, Ergo- und Sprachtherapie unterstützt die Rückbildung neurologischer Ausfälle. Nach einem ischämischen Schlaganfall, auch bei einem „Mini-Schlaganfall“ (TIA), erfolgt eine therapeutische Beeinflussung der Blutgerinnung, um das Risiko eines Folgeschlaganfalls zu minimieren. Oft wird dafür Aspirin/ASS eingesetzt, da es die Blutplättchenbildung hemmt. Wenn Vorhofflimmern ursächlich war, erfolgt eine Antikoagulationstherapie.
Prävention von Folgeschlaganfällen
Bei Patientinnen und Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben, ist das Risiko für Folgeschlaganfälle erhöht. Die Risikofaktoren für Folgeschlaganfälle sind die gleichen wie beim Erstschlaganfall. Wichtig ist die medikamentöse Einstellung von Blutdruck, Diabetes mellitus und Cholesterin.
Schlaganfall und Herzinfarkt
Schlaganfall und Herzinfarkt haben viele gemeinsame Risikofaktoren und Ursachen. Beide Erkrankungen werden häufig durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) verursacht, das ein Gefäß verstopft und die Sauerstoffversorgung des Gewebes unterbricht. Ein krankes Herz begünstigt zudem einen Hirninfarkt.
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Schlaganfall-Warnzeichen
Einem Schlaganfall gehen oft Vorboten voraus, die Stunden, Tage oder Wochen vor dem eigentlichen Ereignis auftreten können. Diese Vorboten, auch als Transitorische Ischämische Attacke (TIA) bezeichnet, äußern sich meist durch die gleichen Symptome wie bei einem Schlaganfall, verschwinden jedoch nach kurzer Zeit wieder. Bei Auftreten auch nur eines dieser Warnzeichen sollte sofort der Notruf unter 112 gewählt werden.
Herzangst (Cardiophobie)
Menschen mit einer übermäßigen Angst vor einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall, auch wenn sie sich bester Gesundheit erfreuen, leiden an einer Herzphobie, auch Cardiophobie genannt. Betroffene geraten bei kleinsten Körperreaktionen in Panik und interpretieren diese als Anzeichen eines drohenden Herzinfarkts oder Schlaganfalls.
Wie äußert sich Herzangst?
Menschen mit Herzangst sind davon überzeugt, eine schwerwiegende Herzkrankheit zu haben oder bald einen Herztod zu erleiden. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich ständig auf das Herz - sie sind in ständiger Alarmbereitschaft. Bemerken sie etwas Auffälliges, zum Beispiel Druck auf der Brust oder Unregelmäßigkeiten beim Herzschlag, kommt es zu Stress, Erregung, oder sogar zu Panikattacken. Nicht immer lässt sich eindeutig sagen, was zuerst da war: die Angst oder die Herzbeschwerden. Auch gibt es bei der Herzangst keine klaren Symptome. Vielmehr handelt es sich um eine Wechselwirkung von Angstzuständen und herzbezogenen Beschwerden wie Herzstolpern oder Herzrasen. Das heißt, Angst und herzbezogene Symptome können sich gegenseitig befeuern.
Diagnose von Herzangst
Wichtig ist, dass organische Ursachen für die Beschwerden sicher ausgeschlossen werden können. Dazu werden in einer kardiologischen oder internistischen Praxis zum Beispiel ein Ruhe- und Belastungs-EKG oder eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) durchgeführt. Herzangst kann diagnostiziert werden, wenn sich für die herzbezogenen Symptome keine körperliche Ursache feststellen lässt und eine typische Dynamik vorliegt.
Behandlung von Herzangst
Welche Strategie zur Bewältigung von Herzangst geeignet ist, hängt davon ab, ob es sich um Herzangst bei gesundem Herzen ohne jeglichen organischen Befund oder um Herzangst bei vorerkranktem Herzen handelt. Bei nicht lebensbedrohlichen Herzerkrankungen hilft es Betroffenen zunächst, wenn durch gute Behandlung ihre Symptome minimiert werden. Außerdem können Informationen darüber, was im Körper geschieht, wenn Symptome auftreten, bei ihnen Ängste abbauen.
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Mehr Wissen über das Herz, mehr Bewegung und Sport können ebenfalls helfen, die Angst zu reduzieren. Wenn sich der Teufelskreis aus Angst und Herzsymptomen so verfestigt hat, dass ein normaler Alltag unmöglich ist, kommt eine Psychotherapie in Betracht. Eine Verhaltenstherapie mit Elementen der Bewegungstherapie unterstützt Betroffene darin, auftretende Symptome einzuschätzen und zu lernen, dass ein gesundes Herz körperliche Anstrengung gut verkraftet.
Hypochondrie und Gesundheitsängste
Gesundheitsängste (Hypochondrie) sind charakterisiert durch die Angst, an einer schweren körperlichen Erkrankung zu leiden. Befürchtet werden Erkrankungen, die ein langes Siechtum und den Tod bedeuten könnten. Menschen mit einer Hypochondrie sind sich meist bewusst, dass das Ausmaß ihrer Befürchtungen nicht der Realität entspricht.
Ursachen von Hypochondrie
Oft finden sich in der Kindheit und Jugend der Betroffenen Ereignisse, die einen „gesunden“ Umgang mit Körperbeschwerden schwer oder unmöglich gemacht haben. Dazu zählen ein angstfördernder Erziehungsstil, eine eigene schwere Erkrankung in der Kindheit und Jugend oder die schwere Erkrankung eines Familienmitglieds.
Diagnose und Behandlung von Hypochondrie
Für die Diagnose ist richtungweisend, dass die Betroffenen im Allgemeinen eine Vielzahl von Arztbesuchen hinter sich haben und organisch abgeklärt sind. Dabei hat sich kein klarer, weiterführender Befund für die Beschwerden und Ängste ergeben. In den Schön Kliniken wird bereits während der diagnostischen Phase auf die individuellen Ängste und Störungen eingegangen.
Strategien zur Bewältigung von Angst vor Schlaganfall
- Wissen aneignen: Informieren Sie sich umfassend über Schlaganfälle, Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen.
- Risikofaktoren minimieren: Achten Sie auf einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung, ausreichend Schlaf und Stressbewältigung.
- Regelmäßige medizinische Kontrollen: Nehmen Sie regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahr, um Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
- Professionelle Hilfe suchen: Wenn die Angst vor einem Schlaganfall Ihr Leben beeinträchtigt, suchen Sie professionelle Hilfe bei einem Therapeuten oder Arzt.
- Entspannungstechniken erlernen: Erlernen Sie Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung, um Stress abzubauen und Ängste zu reduzieren.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann hilfreich sein, um sich verstanden zu fühlen und Strategien zur Bewältigung der Angst zu entwickeln.