Ständige Übelkeit nach Schlaganfall: Ursachen und Behandlung

Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der sofortiges Handeln erfordert, um die Folgen zu minimieren. Jede Minute zählt, da eine plötzliche Durchblutungsstörung des Gehirns zu einer Unterversorgung der Nervenzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen führt. Dies kann zu dauerhaften Schäden führen, weshalb eine schnelle Diagnose und Behandlung entscheidend sind. Jährlich erleiden in Deutschland rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall, was ihn zu einer häufigen Ursache für Tod oder bleibende Behinderung macht.

Ursachen und Arten des Schlaganfalls

Ein Schlaganfall kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden:

  • Ischämie (Mangeldurchblutung): Hierbei wird ein zum Gehirn führendes Blutgefäß durch einen Blutpfropf (Thrombus) verstopft. Ausgangspunkt können Blutgerinnsel im Herzen oder in den großen, zum Gehirn führenden Gefäßen (z.B. Halsschlagader) sein.
  • Hämorrhagie (Blutung): Etwa 15 % der Schlaganfälle entstehen durch das Platzen eines Blutgefäßes.

Die Symptome eines Schlaganfalls sind vielfältig und hängen davon ab, welcher Teil des Gehirns betroffen ist und wie schwerwiegend die Ausfälle sind. Häufige Anzeichen sind plötzlich einsetzende Schwäche oder Lähmung auf einer Körperseite. Etwa jeder dritte Schlaganfall kündigt sich zuvor durch flüchtige Durchblutungsstörungen des Gehirns an, sogenannte transitorische ischämische Attacken (TIA). TIAs können nur wenige Minuten dauern, allenfalls 24 Stunden.

Diagnostik

Um die Art des Schlaganfalls zu bestimmen, werden verschiedene bildgebende Verfahren eingesetzt:

  • Computertomographie (CT): In der Akutphase kann ein CT des Kopfes unterscheiden, ob der Schlaganfall durch eine Blutung oder durch einen Gefäßverschluss (Ischämie) hervorgerufen wird. Oft wird die einfache native CT durch eine Gefäßdarstellung mit CT (CT-Angiographie) und eine Durchblutungsmessung (CT-Perfusion) ergänzt.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): In spezialisierten Zentren wird an Stelle oder in Ergänzung eines CT eine MRT durchgeführt. Die MRT kann weitere nützliche Informationen über Ursachen und zum Verlauf der Gewebeschädigung liefern. Auch lakunäre Infarkte, ältere Infarkte oder zusätzliche Schädigungen (z.B. die zerebrale Mikorangiopathie des Gehirns) können mit der MRT sehr viel besser dargestellt werden.
  • Doppler- und Duplexsonographie: Mit dieser Untersuchung der hirnversorgenden Gefäße kann vor allem der Nachweis von Gefäßkalk, kalkartigen (arteriosklerotischen) Ablagerungen, von Verengungen der Blutgefäße und von thrombotischen Verschlüssen erfolgen.
  • Elektrokardiogramm (EKG): Mithilfe eines einfachen EKG und mit einem Langzeit- oder 24-Stunden-EKG können Herzrhythmusstörungen erkannt werden. Diese können dazu führen, dass sich kleine Blutklümpchen bilden, die ins Gehirn geschwemmt werden und dort ein Gefäß verstopfen können (Embolie).
  • Echokardiographie: Mit diesen Untersuchungen können die Funktionsfähigkeit des Herzens beschrieben und gefährliche Blutgerinnsel in den Herzhöhlen gefunden werden. Die Ultraschalluntersuchung kann von außen durch die Brust (Transthorakale Echokardiographie, TTE) oder über die Speiseröhre (Transösophageale Echokardiographie, TEE) erfolgen.

Akutbehandlung

Um den Schaden, den ein Schlaganfall im Gehirn verursacht, zu verringern und die Chancen auf eine komplette Wiederherstellung der Hirnfunktionen zu verbessern, ist es notwendig, dass die Diagnostik und Therapie so früh wie möglich beginnen. Die Möglichkeiten der Behandlung hängen von der Art des Schlaganfalles ab. Die behandelnde Ärztin muss die Behandlung individuell auf den Patienten abstimmen. Die Atmung sollte einen ausreichenden Sauerstoffgehalt im Blut garantieren und der Blutdruck sowie der Blutzucker weder zu hoch noch zu niedrig eingestellt sein.

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  • Lysetherapie: Wenn der Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel verursacht ist, welches ein Blutgefäß verstopft, kann dieses Gerinnsel in einigen Fällen mit einem Medikament aufgelöst werden. Diese Behandlung ist nur innerhalb der ersten viereinhalb Stunden (4,5 h) nach Eintritt eines Schlaganfalls zugelassen.
  • Thrombektomie: Reicht eine Lysetherapie zur Auflösung des die Arterie verstopfenden Blutgerinnsels nicht aus, gibt es die Möglichkeit der sogenannten Thrombektomie, einem Eingriff, bei dem das Blutgerinnsel mechanisch entfernt wird.
  • Behandlung von Hirnblutungen: Zunächst wird versucht, die Ausbreitung der Blutung zu bremsen, durch Senkung des Blutdrucks und ggf. den Einsatz gerinnungsaktiver Medikamente. Bei ausgedehnten Hirnblutungen wird operiert.
  • Stroke Einsatz-Mobile (STEMO): In Berlin läuft derzeit ein Modellprojekt mit sogenannten STroke Einsatz-MObilen (STEMO). Das sind speziell konzipierte Rettungswagen, die mit einem Computertomographen und einem Minilabor ausgerüstet sind. Vorteil: Alle Untersuchungen inklusive mit Bildgebung und Notfalllabor erfolgt im STEMO bereits vor dem Transport in die Klinik. Es kann sogar die Thrombolyse, die medikamentöse Therapie zur Auflösung des ursächlichen Blutgerinnsels, bereits im Wagen begonnen werden.

Risikofaktoren

Theoretisch kann jeder Mensch einen Schlaganfall erleiden - ob er nun jung ist oder alt. Grundsätzlich ist der Schlaganfall keine Krankheit, die nur die "Alten" betrifft. Jeder vierte Betroffene ist im erwerbsfähigen Alter, schätzungsweise 5 % von ihnen sind sogar jünger als 40 Jahre. Außerdem besteht bei Personen, bei denen Verwandte einen Schlaganfall erlitten haben, ein erhöhtes Risiko, da bestimmte Risikofaktoren erblich sind. Das Alter und genetische Voraussetzungen sind also Risikofaktoren, die nicht beeinflussbar sind. Andere Risikofaktoren sind durch den Menschen beeinflussbar.

  • Bluthochdruck (arterielle Hypertonie): Die arterielle Hypertonie ist definiert als dauerhafte Erhöhung des systolischen und/oder diastolischen Blutdrucks (oberer und unterer Blutdruckwert). Der Bluthochdruck ist ein wesentlicher Risikofaktor für den Schlaganfall, da er zu einer Verengung und zur Verkalkung der Blutgefäße führt (Arteriosklerose).
  • Zigarettenrauchen: Raucher haben im Vergleich zu Nichtrauchern ein 1,5 bis 2 mal erhöhtes relatives Risiko einen Schlaganfall zu erleiden.
  • Erhöhtes Cholesterin: Hervorzuheben ist das Gesamt-Cholesterin, da bei Cholesterinwerten über 240 mg/dl das Schlaganfallrisiko um das Zweieinhalbfache steigt. Der Gesamt-Cholesterinspiegel sollte unter 200 mg/dl liegen.
  • Übergewicht: Das relative Risiko eines übergewichtigen Menschen, einen Schlaganfall zu erleiden, ist im Vergleich zu einem normalgewichtigen Menschen um das Ein- bis Zweifache erhöht.
  • Diabetes (Zuckerkrankheit): Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, ist für Menschen mit Diabetes gegenüber gesunden Menschen um das Zwei- bis Dreifache erhöht.
  • Herzrhythmusstörungen: Insbesondere eine bestimmte Art von Herzrhythmusstörung, das Vorhofflimmern, bedeutet ein deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko. Bei Menschen mit Vorhofflimmern ist das Schlaganfallrisiko mindestens um das Fünffache erhöht.

Rehabilitation und Langzeitfolgen

Die Frührehabilitation mit Krankengymnastik, Ergo- und Sprachtherapie unterstützt die Rückbildung neurologischer Ausfälle. Nach einem ischämischen Schlaganfall, auch bei einem „Mini-Schlaganfall“ (TIA), erfolgt eine therapeutische Beeinflussung der Blutgerinnung, um das Risiko zu minimieren, dass sich ein neues Blutgerinnsel bildet und zu einem Folgeschlaganfall führt.

Viele Patientinnen und Patienten entwickeln in Folge des Schlaganfalls eine Depression, da sich ihr Leben massiv verändert hat und sie mit Folgen oder gar schweren Behinderungen leben müssen. Eine Depression ist eine schwere Erkrankung, die von Anfang an konsequent behandelt werden muss.

Schwindel als Spätfolge

Schwindel ist ein häufig auftretendes Symptom, das sich auch nach einem Schlaganfall entwickeln kann. Dieses subjektiv variierende Gefühl geht beim zentralen und zentral-vestibulären Schwindel zudem oft mit mit anderen neurologischen Symptomen einher - darunter Sprachstörungen oder Schluckbeschwerden, Koordinationsprobleme, Gleichgewichtsstörungen oder Doppeltsehen (Diplopie). Unsicherheit beim Gehen, Übelkeit, Erbrechen, Nystagmus (unwillkürliche Augenbewegungen), Kopfschmerzen und auch kognitive Veränderungen können damit verbunden sein.

Schwindel entsteht, wenn an die Gleichgewichtszentrale im Kleinhirn oder Hirnstamm widersprüchliche Informationen von verschiedenen Sinnesorganen gesendet werden und das Gehirn diese nicht adäquat verarbeiten kann, sodass sie „übereinstimmen“. Die Informationen stammen vom Gleichgewichtsorgan im Innenohr (Vestibularapparat), von den Augen und den Sensoren in Gelenken, Sehnen und Muskeln.

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Hinter Schwindel, der erst Monate nach dem Schlaganfall neu auftritt, können vielfältige Ursachen stecken. Die genaue Ursache lässt sich nicht immer eindeutig ausmachen. Es spielen Zusammenhänge von mehreren Faktoren eine Rolle, die sich gegenseitig beeinflussen. Es kann auch sein, dass der Schwindel erst im Verlauf wahrgenommen wird, weil in der postakuten Phase schwerwiegendere Symptome und Funktionsstörungen vordergründig waren und die Aufmerksamkeit beanspruchten.

Eine mögliche Erklärung für das verzögerte Auftreten von Schwindel nach einem Schlaganfall hängt mit den Umbauprozessen im Gehirn zusammen. Nach einem Schlaganfall kommt es zu Veränderungen im betroffenen Gehirngewebe, wie Entzündungen, Schwellungen und Umbauprozesse durch die erlittene Schädigung von Strukturen. Diese Veränderungen können auch Funktionen der Gliazellen um die Nervenzellen beeinflussen, die deren Schutz, Nährstoffversorgung und Reparatur unterstützen.

Der Schwindel verstärkt sich dann in Situationen mit mehr körperlicher Aktivität und nimmt bei starker Konzentration zu. Ebenso können psychische und emotionale Belastungen wie Stress, Unsicherheit, Angst oder Depressionen das Auftreten oder die Schwere des Schwindels beeinflussen.

Diagnostik und Behandlung von Schwindel

Um Schwindel nach einem Schlaganfall abzuklären, eine mögliche Ursache zu diagnostizieren und zu behandeln, sollte eine fachärztliche neurologische Vorstellung erfolgen. Hier erfolgt eine umfassende Anamnese und klinisch-körperliche Untersuchung. Zur Differenzierung werden spezifische Funktions- und Provokationstests durchgeführt (z. B. Lagerungsmanöver, Nystagmus-Test mit der Frenzel-Brille), um dem Verdacht auf das Vorliegen einer bestimmten Form des Schwindels oder Auslösern nachzugehen.

Laborchemische Blut-Untersuchungen können unter anderem Mangelerscheinungen, Stoffwechsel- und Hormonstörungen wie einen sekundären Diabetes mellitus ausschließen. An Elektrolyt-Verschiebungen ist bei veränderten Essgewohnheiten auch zu denken, z. B. an einen Natriummangel unter kochsalzarmer Diät zur Blutdruckeinstellung.

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Wichtig zur Wiedererlangung der Selbstkontrolle, Sicherheit bei den alltäglichen Aktivitäten und Sturzprophylaxe ist das vestibuläre Training. Spezielle physiotherapeutische und ergotherapeutische Übungen, Aufklärung und Anleitung für zuhause haben eine hohe Priorität in der Schwindelrehabilitation.

Ein gezieltes Schwindel-Training integriert eine spezielle Gang- und Standschulung, um die Funktionen und Reflexe im Gleichgewichtssystem zu verbessern, welche die Haltung und Koordination regulieren. Dadurch wird die abgestimmte Zusammenarbeit zwischen den Gleichgewichtsorganen, der visuellen Kontrolle durch die Augen und der zu aktivierenden Muskeln zum Halten des Gleichgewichts unterstützt.

Das Schwindel-Training erfolgt idealerweise unter alltagsbezogenen Bedingungen und nach und nach erhöhtem Schwierigkeitsgrad im Verlauf. Das heißt, zunächst finden Übungen auf ebenem Boden und unter gewohnten, ruhigen Umgebungsbedingungen statt. Später ist eine Steigerung außerhalb der geschützten Therapieräume, auf unebenen Untergründen, im Freien und mit Ablenkung möglich.

Prävention

Vorbeugung ist der sicherste und beste Schutz vor einem Schlaganfall. Die besten Tipps zur Prävention eines Schlaganfalls sind letztendlich immer die Vermeidung von Risikofaktoren. Das heißt: Maßnahmen, die effektiv einem Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und letzten Endes auch Diabetes vorbeugen und verhindern. Dazu gehört im ersten Schritt, dass man sich vernünftig ernährt, das heißt eine balancierte, ausgewogene zum Beispiel mediterrane Diät zu sich führt. Also überwiegend Gemüse, nicht zu viel Fleisch, nicht zu viel Alkohol. Alkohol ist zwar nicht komplett verboten, aber nur in sehr geringen Mengen. Und natürlich ist ausreichende Bewegung sehr wichtig. 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt, ist ideal. Und wenn Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen, sollte man die natürlich auch behandeln.

Die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft bietet auf ihrer Seite einen Schlaganfall-Risikotest an. Damit sollen Personen ihr persönliches Schlaganfall-Risiko einschätzen können. Wenn der Test auffällig ist, sollte er unbedingt immer zum Arzt gehen und dann können Risikofaktoren frühzeitig überprüft und entsprechende Behandlungen eingeleitet werden.

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