Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung, die das Gedächtnis, das Denken und die Alltagsfähigkeiten beeinträchtigt. Im Laufe der Zeit können Menschen mit Demenz auch Schwierigkeiten beim Essen und Trinken entwickeln, was zu ständigem Kauen und anderen Verhaltensweisen führen kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für ständiges Kauen bei Demenz und bietet praktische Tipps für den Umgang mit diesen Herausforderungen.
Schluckstörungen bei Demenz
Schlucken ist ein komplexer Vorgang, der etwa 2.000 Mal am Tag unbewusst abläuft. Bei Menschen mit Demenz können jedoch in jeder Phase des Schluckens Probleme auftreten, was zu Schluckstörungen (Dysphagie) führt.
Ursachen von Schluckstörungen
Schluckstörungen können verschiedene Ursachen haben, darunter:
- Schlaganfall: Durchblutungsstörungen im Gehirn und Schlaganfälle können die für das Schlucken notwendigen Bereiche des Gehirns schädigen.
- Kognitive Probleme: Im Verlauf einer Demenzerkrankung gehen die kognitiven Fähigkeiten verloren, die für das Erkennen von Nahrung, das Öffnen und Schließen des Mundes, das Kauen und den ersten Teil des Herunterschluckens erforderlich sind.
- Motorische Probleme: Schädigungen des Kleinhirns können zu motorischen Störungen führen, die die feinen Bewegungsabläufe beeinträchtigen, die zum Schlucken notwendig sind.
- Altersbedingte Veränderungen: Altersbedingte Muskelveränderungen und andere gesundheitliche Faktoren können ebenfalls zu Schluckstörungen beitragen.
Folgen von Schluckstörungen
Schluckstörungen können schwerwiegende Folgen haben, darunter:
- Lungenentzündung (Aspirationspneumonie): Das Einatmen von Nahrung oder Flüssigkeit in die Atemwege kann zu einer Lungenentzündung führen, die für ältere Menschen oft tödlich verläuft.
- Mangelernährung und Dehydration (Exsikkose): Schwierigkeiten beim Schlucken können dazu führen, dass Betroffene nicht ausreichend Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen, was zu Mangelernährung und Dehydration führen kann.
- Soziale Isolation: Essen und Trinken haben eine wichtige soziale Funktion. Schluckstörungen können dazu führen, dass sich Betroffene von gemeinsamen Mahlzeiten zurückziehen, was zu sozialer Isolation führen kann.
Erkennen von Schluckstörungen
Schluckstörungen können an folgenden Anzeichen erkannt werden:
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- Häufiges Verschlucken, Räuspern oder Husten
- Häufiges Ausspucken oder Hochwürgen
- Belegter, feuchter, gurgelnder Stimmklang
- Essen bleibt lange im Mund
- Nahrung oder Speichel läuft aus dem Mund
Diagnose und Therapie
Schluckstörungen können von speziell ausgebildeten Logopäden diagnostiziert werden. Die Therapie konzentriert sich darauf, die Schluckfunktion zu verbessern, etwa durch Training der Kau- und Schluckmuskulatur, die Veränderung der Körperhaltung und den Einsatz von Hilfsmitteln. Logopäden können auch Angehörige und Pflegekräfte im Umgang mit einer Schluckstörung beraten.
Ständiges Kauen als Verhaltensweise bei Demenz
Ständiges Kauen ohne erkennbaren Grund kann bei Menschen mit Demenz auftreten und verschiedene Ursachen haben.
Mögliche Ursachen für ständiges Kauen
- Sensorische Stimulation: Das Kauen kann eine beruhigende und angenehme sensorische Stimulation bieten, insbesondere wenn andere sensorische Erfahrungen eingeschränkt sind.
- Angst und Unruhe: Ständiges Kauen kann ein Ausdruck von Angst, Unruhe oder Frustration sein.
- Schmerzen: In einigen Fällen kann ständiges Kauen ein Versuch sein, Schmerzen im Mundbereich oder im Kiefer zu lindern.
- Medikamentennebenwirkungen: Einige Medikamente können als Nebenwirkung ständiges Kauen verursachen.
- Zahnprobleme: Schlecht sitzende Prothesen oder andere Zahnprobleme können zu ständigem Kauen führen.
- Frühe Demenzphasen: In frühen Demenzphasen vergessen Patienten nach dem Kauen das Essen zu schlucken.
Umgang mit ständigem Kauen
Der Umgang mit ständigem Kauen erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und eine individuelle Herangehensweise.
- Ursachenforschung: Versuchen Sie, die Ursache für das ständige Kauen zu identifizieren. Beobachten Sie, wann und in welchen Situationen das Verhalten auftritt.
- Ablenkung: Bieten Sie alternative Aktivitäten an, die eine ähnliche sensorische Stimulation bieten, wie z. B. Kneten, Spielen mit einem Ball oder Hören von Musik.
- Beruhigung: Wenn das Kauen durch Angst oder Unruhe verursacht wird, versuchen Sie, die Person zu beruhigen und ihr Sicherheit zu geben.
- Schmerzlinderung: Wenn Schmerzen die Ursache sind, suchen Sie einen Arzt oder Zahnarzt auf, um die Schmerzen zu behandeln.
- Anpassung der Ernährung: Bieten Sie weiche, leicht zu kauende Speisen an, um das Kauen zu erleichtern. Vermeiden Sie klebrige oder zähe Speisen.
- Mundpflege: Achten Sie auf eine gute Mundpflege, um Zahnprobleme zu vermeiden.
- Logopädische Unterstützung: Ein Logopäde kann helfen, die Kau- und Schluckmuskulatur zu stärken und sichere Schlucktechniken zu erlernen.
- Fingerfood: Fingerfood verbessert die Selbstständigkeit und die Selbstbestimmung.
- Schaffen Sie eine ruhige Essensumgebung und etablieren Sie feste Essensroutinen.
- Nutzen Sie Angebote wie ambulante Pflegedienste, Betreuungsgruppen, Tagespflege oder Kurzzeitpflege.
Tipps für die Essenssituation bei Demenz
- Gestalten Sie die Ess-Situation bewusst: Schaffen Sie eine ruhige und angenehme Atmosphäre. Vermeiden Sie Ablenkungen wie Fernsehen oder laute Gespräche.
- Beziehen Sie die Person in die Zubereitung des Essens ein: Dies kann positive Erinnerungen wecken und den Appetit anregen.
- Ermutigen Sie zur Selbstständigkeit: Lassen Sie die Person den Löffel selbst halten und zum Mund führen, wenn möglich.
- Richten Sie das Essen appetitlich an: Verwenden Sie farbenfrohes Geschirr und dekorieren Sie die Speisen ansprechend.
- Achten Sie auf eine aufrechte Körperhaltung: Dies erleichtert das Schlucken.
- Geben Sie der Person Zeit und Ruhe zum Essen: Drängen Sie sie nicht und hetzen Sie sie nicht.
- Bieten Sie leicht zu kauende Speisen an: Wählen Sie weiches Gemüse, löffelfeste Breikost oder pürierte Speisen.
- Vermeiden Sie Mischkonsistenzen: Klare Brühe mit Fleischeinlage kann schwer zu essen sein, da sie vor dem Schlucken im Mund sortiert werden muss.
- Bieten Sie Lieblingsspeisen und -getränke an: Dies kann den Appetit verbessern.
- Würzen Sie die Speisen kräftig: Menschen mit Demenz haben oft eine Vorliebe für Süßes oder Salziges.
- Erinnern Sie ans Herunterschlucken: Wenn Sie bemerken, dass jemand Nahrung lange im Mund behält, erinnern Sie ihn ans Herunterschlucken.
- Kontrollieren Sie den Mund nach dem Essen: Stellen Sie sicher, dass keine Nahrungsreste im Mund bleiben, die eingeatmet werden könnten.
- Seien Sie bei der Mundpflege behutsam: Der Mund ist ein sehr intimer Bereich. Führen Sie den Finger oder die Zahnbürste des Betroffenen gegebenenfalls.
Ernährung bei Demenz: Weitere Aspekte
- Kalorienbedarf: Menschen mit Demenz haben oft einen erhöhten Kalorienbedarf aufgrund von motorischer Unruhe. Achten Sie auf eine ausreichende Kalorienzufuhr.
- Flüssigkeitszufuhr: Stellen Sie sicher, dass die Person ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt, um Dehydration zu vermeiden. Bieten Sie regelmäßig Getränke an und platzieren Sie sie an gut erreichbaren Stellen.
- Fingerfood: Bieten Sie Fingerfood an, um die Selbstständigkeit beim Essen zu fördern.
- Gemeinsame Mahlzeiten: Studien zeigen, dass gemeinsame Mahlzeiten die Lebensqualität verbessern und das Körpergewicht erhöhen können.
- Veränderte Geschmacksvorlieben: Berücksichtigen Sie veränderte Geschmacksvorlieben. Menschen mit Demenz entwickeln häufig eine Präferenz für süße Speisen.
- Anreicherung von Mahlzeiten: Die Anreicherung von Mahlzeiten mit energie- und nährstoffreichen Lebensmitteln kann einer Mangelernährung vorbeugen.
Unterstützung für Angehörige und Pflegekräfte
Die Betreuung von Menschen mit Demenz, insbesondere bei Essproblemen, kann eine große Belastung für Angehörige und Pflegekräfte darstellen. Es ist wichtig, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen und die verfügbaren Unterstützungsangebote zu nutzen.
- Logopäden: Logopäden können bei Schluckstörungen helfen und Angehörige und Pflegekräfte beraten.
- Ernährungsberater: Ernährungsberater können bei der Anpassung der Ernährung und der Sicherstellung einer ausreichenden Nährstoffversorgung helfen.
- Ambulante Pflegedienste: Ambulante Pflegedienste können bei der Betreuung zu Hause unterstützen.
- Betreuungsgruppen: Betreuungsgruppen bieten eine Möglichkeit zum Austausch mit anderen Betroffenen und zur Entlastung.
- Tagespflege und Kurzzeitpflege: Tagespflege und Kurzzeitpflege können eine vorübergehende Entlastung bieten.
- Deutsche Alzheimer Gesellschaft und Pflegestützpunkte: Diese Organisationen bieten umfassende Informationen über regionale Unterstützungsangebote.
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