Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen. Die richtige Früherkennung könnte viele Leben retten. Doch was sind die Ursachen für einen Schlaganfall in jungen Jahren, und wie kann man vorbeugen? Der Fall von Steffen Harnack, der mit 34 Jahren einen Schlaganfall erlitt, wirft ein Schlaglicht auf die oft unterschätzten Risikofaktoren und die Notwendigkeit eines veränderten Lebensstils.
Der plötzliche Einschnitt: Steffen Harnacks Erfahrung
Ein Sonntagnachmittag im Oktober 2019 veränderte das Leben von Steffen Harnack schlagartig. Kein Gefühl mehr in der linken Körperhälfte, nur noch ein dumpfes Kribbeln. Es folgte die Einlieferung ins Krankenhaus und nach unzähligen Tests die Diagnose: Schlaganfall mit 34 Jahren. Was für viele wie ein Albtraum klingt, gab Steffen die Kraft für einen Neuanfang, um wirklich was in seinem Leben zu verändern.
Ursachenforschung: Risikofaktoren im Blick
Steffen Harnack arbeitete über Monate bis spät in die Nacht und am Wochenende, rauchte und trank, um den Stress zu kompensieren. Diese Lebensweise ist ein Paradebeispiel für die Risikofaktoren, die einen Schlaganfall begünstigen können.
Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen wie etwa Rauchen, Bluthochdruck und Diabetes erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit, eine depressive Verstimmung oder Depressionen zu erleiden. Wer raucht, an hohem Blutdruck, Übergewicht und Diabetes leidet, ist nicht nur einer höheren Gefahr ausgesetzt, einen Schlaganfall, Herzinfarkt oder Demenz zu erleiden. Für ihn steigt auch das Risiko, von einer depressiven Verstimmung oder Depression betroffen zu sein. Je mehr Risikofaktoren eine Person dabei erfüllt, desto wahrscheinlicher wird das.
Der Einfluss des Alters auf Risikofaktoren
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und der Universität Münster haben herausgefunden: Wie stark Rauchen und andere Risikofaktoren die Gefahr erhöhen, eine depressive Verstimmung zu erleiden, hängt auch vom Alter ab. Demnach leiden Personen im Alter zwischen 50 und 80 Jahren, die mehrere der kritischen Punkte erfüllen, also etwa rauchen und übergewichtig sind, häufiger an einer depressiven Stimmung als jene, auf die weniger Risikofaktoren zutreffen. Allerdings zeigte sich auch, dass bei risikobelasteten Personen zwar die depressiven Verstimmungen im mittleren Alter besonders stark ausfallen, mit zunehmendem Alter aber wieder abnehmen.
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Medizinische, physiologische und psychologische Gründe
„Die Risikofaktoren führen auch zu Veränderungen der Hirnstruktur“, erklärt Maria Blöchl vom Leipziger Max-Planck-Institut und der Universität Münster und Erstautorin der zugrundeliegenden Studie, eine mögliche Ursache für den Zusammenhang zwischen Risikofaktoren und Depressionen. „Verändern sich dabei Regionen, die für die Emotionsregulation zuständig sind, verschlechtert sich vermutlich die Stimmung der Betroffenen und das kann schließlich zu Depressionen führen.“
Dazu komme vermutlich eine psychologische Komponente. Demnach führen diese Faktoren in der Regel zu körperlichen und psychischen Belastungen, die dann wiederum in eine depressive Verstimmung münden können. „Der Gesundheitsstatus ist dann allgemein oft nicht besonders gut, man nimmt mehr Medikamente. Das ist psychisch oft belastend.“
Warum der Einfluss der Risikofaktoren auf Depressionen und andere Krankheiten im höheren Alter abnimmt, kann ebenfalls verschiedene Gründe haben. Auch hier könnte einer psychisch bedingt sein. „Frühere Forschung hat gezeigt, dass ältere Menschen besser mit Stress umgehen können. Bestimmte Auswirkungen von Risikofaktoren wie Bluthochdruck auf die Stimmung sind dadurch womöglich gar nicht mehr so ausgeprägt“, sagt Blöchl. Zudem könnten die Betroffenen mit bereits vorhandenen Leiden besser umgehen und sähen im Vergleich mit Gleichaltrigen, es geht ihnen womöglich gar nicht so schlecht. „Das kann zu einem anderen Umgang mit Krankheitssymptomen führen und depressive Verstimmungen verhindern.“
Ein anderer Grund könnte medizinischer Natur sein: Schwerwiegende Erkrankungen wie Demenz, die häufig im Alter auftreten, lassen schon einige Jahre vor dem Auftreten der Erkrankung den Blutdruck sinken und damit auch die Gefahr, die von einem erhöhten Blutdruck ausgeht. Zusätzlich dazu werden Erscheinungen wie Diabetes oder Bluthochdruck im höheren Alter meist mehr und intensiver behandelt als im mittleren Alter. Und schließlich: Einige Personen, die im mittleren Alter einer Fülle von Risikofaktoren ausgesetzt waren, sind womöglich bereits verstorben.
Prävention und Früherkennung
Mit der richtigen Früherkennung könnten viele Leben gerettet werden. Kaum ein Kinderarzt misst Blutdruck. Tabletten, die bestimmte Blutfettwerte senken, sollen künftig leichter verschrieben werden können. Ist das der richtige Weg, um Herzinfarkte und Schlaganfälle zu verhindern?
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Politische Maßnahmen wie Zuckersteuer, Rauchverbote und Feinstaubgrenzwerte können ebenfalls einen Beitrag zur Prävention leisten. Karl Lauterbach hat nun einen Plan vorgelegt, der das künftig verhindern soll.
Therapie und Rehabilitation
Nach einem Schlaganfall ist eine umfassende Therapie und Rehabilitation entscheidend. Diese kann verschiedene Elemente umfassen:
- Gerätegestützte KG
- Manuelle Lymphdrainage
- Manuelle Therapie
- PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation)
- Psychomotorik
- Medizinische Trainingstherapie
- Gerätetraining
- Beckenbodengymnastik
- Kieferbehandlung
- Körperarbeit
- Atemtherapie
- Fußreflexzonentherapie
- Qi-Gong und Taijiquan
- Sportphysiotherapie
- Med.-Aufbautraining/Med.
Zehn Jahre lang konnte die Schlaganfallpatientin Heather Rendulic ihre linke Hand nicht bewegen. Oswald Reedus erlitt vor neun Jahren einen Schlaganfall - jetzt nimmt er an einer klinischen Studie teil.
Schlaganfall bei jungen Menschen: Eine wachsende Herausforderung?
Der Fall von Steffen Harnack ist kein Einzelfall. Auch junge Menschen können von einem Schlaganfall betroffen sein. Eine 16-Jährige hat plötzlich Kopfschmerzen, ihr rechter Arm ist schwach. Ist es ein Schlaganfall? Sind Drogen im Spiel?
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