Die Stoßwellentherapie, insbesondere die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT), hat sich als eine vielversprechende Behandlungsoption für verschiedene Erkrankungen etabliert. Ursprünglich zur Zertrümmerung von Nierensteinen entwickelt, erkannte man schnell ihre Wirksamkeit bei muskuloskelettalen Beschwerden. Dieser Artikel beleuchtet die Anwendung der Stoßwellentherapie bei Neuropathie, insbesondere im Hinblick auf die verschiedenen Therapieansätze und ihre spezifischen Wirkmechanismen.
Grundlagen der Stoßwellentherapie
Die ESWT nutzt energiereiche Schallwellen, die außerhalb des Körpers erzeugt werden. Piezokeramik-Elemente erzeugen durch Hochspannungsimpulse Druckimpulse, die ins Gewebe fortgeleitet werden. Durch die präzise Ausrichtung der Piezo-Elemente kann die Energie gezielt an den Wirkort abgegeben werden. Im erkrankten Gewebe löst die Stoßwelle einen mechanischen Reiz aus, der auf zellulärer Ebene in biochemische Signale umgewandelt wird (Mechanotransduktion).
Es gibt verschiedene Arten von Stoßwellengeräten. Radiale Stoßwellengeräte erzeugen mechanische Druckwellen, die an das Gewebe abgegeben werden. Im Gegensatz dazu steht die piezoelektrische Stoßwelle, eine modernere Weiterentwicklung, die präziser und schonender ist.
Polyneuropathie: Ein komplexes Krankheitsbild
Der Begriff Polyneuropathie stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Erkrankung mehrerer Nerven". Sie ist ein häufiges neurologisches Krankheitsbild, das durch Schädigung der peripheren Nerven gekennzeichnet ist. Typische Symptome sind Sensibilitätsstörungen, Schmerzen, Muskelschwäche, Muskelkrämpfe und Lähmungen. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Diabetes mellitus und Alkoholkonsum bis hin zu Vitaminmangel, Schwermetallvergiftungen und genetischen Faktoren.
Die Symptome beginnen meist an den Füßen und breiten sich sockenförmig aus. Im weiteren Verlauf können auch die Hände betroffen sein. Viele Patienten klagen über Kribbelgefühle, brennende Missempfindungen, Taubheitsgefühle, Schwellungsgefühle und kalte Füße. Auch das Temperaturempfinden und die Lagewahrnehmung können gestört sein.
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Therapieansätze bei Polyneuropathie
Die Behandlung der Polyneuropathie zielt primär auf die Beseitigung der Ursache ab. Dies kann die Einstellung des Diabetes mellitus, der Verzicht auf Alkohol oder die Vermeidung von toxischen Substanzen umfassen. Medikamentöse Therapien können zur Linderung von Schmerzen und Missempfindungen eingesetzt werden. Bei entzündlichen Ursachen können Cortison-Infusionen oder andere Immuntherapien helfen.
Physikalische Maßnahmen spielen eine wesentliche Rolle in der Behandlung der Polyneuropathie. Ergotherapie und Physiotherapie können helfen, die geschädigten Nerven zu trainieren, die Gangsicherheit zu verbessern, Stürze zu vermeiden und die Kraft und Ausdauer zu erhalten. Elektrotherapie, galvanische Bäder und Kohlensäurebäder können die Durchblutung verbessern.
Stoßwellentherapie bei Polyneuropathie: Ein vielversprechender Ansatz
Die Stoßwellentherapie wird zunehmend als eine vielversprechende Option zur Behandlung von Polyneuropathie eingesetzt. Insbesondere bei diabetischer Polyneuropathie konnte in klinischen Studien gezeigt werden, dass die Stoßwellentherapie das Gefühlsempfinden verbessern und die Lebensqualität der Patienten deutlich steigern kann.
Die Wirkungsweise der Stoßwellentherapie bei Polyneuropathie ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass die Stoßwellen die Durchblutung der Nerven verbessern, Entzündungen reduzieren und die Regeneration der Nervenfasern anregen.
Anwendung der Stoßwellentherapie bei Polyneuropathie
Die Stoßwellentherapie bei Polyneuropathie wird in der Regel ambulant durchgeführt. Eine Behandlung dauert etwa 15 Minuten, und in der Regel sind drei bis sechs Behandlungen im Abstand von ein bis zwei Wochen erforderlich.
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Vor der Behandlung erfolgt eine sorgfältige Untersuchung, um festzustellen, ob die Stoßwellentherapie geeignet ist. Während der Behandlung wird ein Applikator auf die Haut über dem betroffenen Bereich gelegt, und die Stoßwellen werden in das Gewebe geleitet.
Die Intensität und Frequenz der Stoßwellen werden individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst. In der Regel ist die Behandlung gut verträglich. Bei besonders schmerzempfindlichen Patienten kann eine lokale Anästhesie durchgeführt werden.
Ergänzende Therapien
Neben der Stoßwellentherapie gibt es eine Reihe weiterer Maßnahmen, die die Behandlung der Polyneuropathie unterstützen können:
- Ergotherapie: Ergotherapeuten helfen Patienten, ihren Alltag trotz der Einschränkungen durch die Polyneuropathie zu meistern. Sie trainieren die Feinmotorik, die Koordination und die Gangsicherheit. Sie geben auch Tipps zur Sturzprävention und zur Anpassung des Wohnumfeldes.
- Physiotherapie: Physiotherapeuten helfen Patienten, ihre Muskelkraft und Beweglichkeit zu erhalten oder zu verbessern. Sie trainieren die Koordination von Händen und Füßen und verbessern das Gangbild.
- Sensibilitätstraining: Durch gezielte Übungen kann die Sensibilität der Füße und Hände verbessert werden. Beispielsweise können Patienten auf verschiedenen Unterlagen gehen oder mit den Händen Reis in einer Schale ertasten.
- Achtsamkeitstraining: Achtsamkeitstraining kann Patienten helfen, ihren Körper besser wahrzunehmen und mit den Beschwerden der Polyneuropathie besser umzugehen.
- Hilfsmittel: Je nach Bedarf können verschiedene Hilfsmittel den Alltag erleichtern, z. B. Schuhe mit rutschfesten Sohlen, Handläufe an Treppen oder spezielle Messer mit scharfen Klingen.
Rehabilitation
Eine Rehabilitation kann Patienten mit Polyneuropathie helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern und ihre Selbstständigkeit zu erhalten. Im Rahmen einer Rehabilitation erhalten die Patienten neben der ärztlichen und pflegerischen Betreuung verschiedene Therapien, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Dazu gehören Einzelbehandlungen in Ergotherapie und Physiotherapie, Gruppentherapien, Vibrationstherapie und Elektrotherapie.
Es gibt sowohl ambulante als auch stationäre Rehabilitationsangebote. Die ambulante Rehabilitation hat den Vorteil, dass die Patienten zu Hause leben können. Die stationäre Rehabilitation ist sinnvoll, wenn die Anfahrtswege zu weit sind oder wenn eine intensivere Betreuung erforderlich ist.
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Weitere Therapieansätze
Neben den genannten Therapien gibt es noch weitere Ansätze, die bei Polyneuropathie eingesetzt werden können:
- TENS-Therapie: Die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) kann helfen, Schmerzen zu lindern.
- Hochtontherapie: Die Hochtontherapie ist eine spezielle Form der Elektrotherapie, die ebenfalls zur Schmerzlinderung eingesetzt werden kann.
- Lymphdrainage und Massagen: Lymphdrainage und Massagen können helfen, Schwellungen zu reduzieren und die Durchblutung zu verbessern.
- Neural-Akupunktur: Neural-Akupunktur kann helfen, Missempfindungen und Schmerzen zu lindern.
- P-Shot®-Behandlung: Diese Behandlung basiert auf der Injektion von Platelet Rich Plasma (PRP) in den Penis und kann bei Erektionsstörungen helfen.
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