Taubheitsgefühl im großen Zeh: Ursachen und Behandlung bei Diabetes

Diabetes Typ 2 ist eine weit verbreitete Erkrankung, die oft mit Nervenschäden einhergeht. Ein Taubheitsgefühl im großen Zeh kann ein frühes Anzeichen dafür sein. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Risikofaktoren und Behandlungsmöglichkeiten von Taubheitsgefühlen im großen Zeh bei Diabetes, um Betroffenen ein besseres Verständnis und Handlungsmöglichkeiten zu vermitteln.

Was ist Diabetes Typ 2?

Bei Diabetes Typ 2 ist der Zuckerstoffwechsel gestört. Ursache kann eine mangelnde Empfindlichkeit der Zellen auf Insulin (Insulinresistenz) sein. Die Bauchspeicheldrüse produziert immer mehr Insulin, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Diese Überproduktion kann die Bauchspeicheldrüse überlasten und erschöpfen. Insulin wird in den Betazellen der Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse gebildet und sorgt dafür, dass Zucker aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird.

Diabetes Typ 2 wurde früher oft als „Altersdiabetes“ bezeichnet, da er häufig bei älteren Menschen auftrat. Heutzutage erkranken jedoch immer mehr junge Erwachsene, Kinder und Jugendliche daran. In Deutschland sind etwa acht Millionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt, wobei etwa 95 Prozent Diabetes Typ 2 haben. Neben einer erblichen Veranlagung gilt der Lebensstil als wichtiger Auslöser: Übergewicht und Bewegungsmangel begünstigen Diabetes Typ 2.

Die Erkrankung entwickelt sich meist schleichend über viele Jahre hinweg. Betroffene verspüren oft keine oder kaum Symptome, sodass die Krankheit lange unentdeckt bleibt. Ärztinnen und Ärzte stellen die Diagnose manchmal erst, wenn bereits Folgeerkrankungen wie die diabetische Neuropathie aufgetreten sind.

Neuropathie durch Diabetes Typ 2: Risikofaktoren

Bei Diabetes mellitus besteht ein Risiko für verschiedene Folgeerkrankungen, wenn der Blutzuckerspiegel langfristig zu hoch ist. Der Zucker greift die großen und kleinen Gefäße sowie die Nerven an. Die wichtigsten Folgen dauerhaft erhöhter Blutzuckerwerte sind:

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  • Nervenschäden, die die Entstehung des diabetischen Fußsyndroms begünstigen. Durch die herabgesetzte Schmerzempfindung werden kleinere Wunden oft nicht bemerkt, und Durchblutungsstörungen führen zu schlechter Wundheilung.
  • Veränderungen an den großen Blutgefäßen, die zu schwerwiegenden Komplikationen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen der Beine führen können.
  • Schäden an den kleinen Blutgefäßen, die Herz, Augen (diabetische Retinopathie) und Nieren betreffen können.

Bekannte Risikofaktoren, die das Risiko für eine Neuropathie erhöhen, sind:

  • Höheres Alter
  • Lange Diabetesdauer
  • Schlecht eingestellte Blutzuckerwerte über viele Jahre
  • Häufige Stoffwechselentgleisungen bei Kindern und Jugendlichen
  • Gefäßkrankheiten wie das diabetische Fußsyndrom
  • Nierenerkrankungen durch Diabetes
  • Erhöhte Blutfettwerte
  • Erhöhter Blutdruck
  • Ungesunder Lebensstil: Übergewicht, falsche Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen, Alkohol

Taube Zehen als Folge einer diabetischen Neuropathie

Taube Zehen können eine häufige Begleiterscheinung von Diabetes sein. Durch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte kann es zu einer Schädigung der Nerven kommen, einer sogenannten diabetischen Neuropathie. Patienten mit dieser Diagnose leiden oft unter Kribbeln, Lähmungserscheinungen oder starken Schmerzen. Nervenstörungen werden meist durch eine spät erkannte oder über viele Jahre bestehende Diabeteserkrankung ausgelöst. Zusätzliche Schadstoffe wie Nikotin, Alkohol, ungesunde Ernährung oder erhöhte Fettwerte erhöhen das Risiko einer diabetischen Nervenstörung. Je länger die Beeinträchtigung der Nerven anhält, desto weniger spüren die Patienten in den Zehen, bis hin zu einem absoluten Taubheitsgefühl. Dann spricht man von der sensomotorischen diabetischen Polyneuropathie, bei der mehrere Nerven betroffen sind.

Das diabetische Fußsyndrom

Diabetes kann im Krankheitsverlauf zu Durchblutungsstörungen und Nervenschädigungen an den Extremitäten führen. Offene Wunden können sich leicht mit Bakterien infizieren. Besonders fatal ist, dass die Krankheitserreger im Verlauf auch oft das umliegende, gesunde Gewebe befallen. Zehen und Fersen werden bei einem ischämischen diabetischen Fuß unzureichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Verletzungen heilen besonders schlecht, sodass sich schnell ein offenes Geschwür (Ulkus) bildet.

Ursachen des diabetischen Fußes

Die Hauptursache für einen diabetischen Fuß ist ein jahrelang erhöhter Blutzucker. Durch den hohen Zucker sind die Blutgefäße und Nervenbahnen im gesamten Körper und vor allem im Fuß geschädigt. Je nachdem, ob die Durchblutung des Fußes oder die Nerven geschädigt sind, unterscheidet man zwischen dem neuropathischen oder ischämischen DFS.

Ischämischer diabetischer Fuß

Bei einem ischämischen diabetischen Fuß sind vor allem die Blutgefäße geschädigt. Dadurch ist die Durchblutung im Fuß beeinträchtigt. Verursacht die Einengung der arteriellen Blutgefäße eine Durchblutungsstörung, wird das als periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) bezeichnet. Sie entsteht durch Diabetes, aber auch andere Erkrankungen können die sogenannte „Schaufensterkrankheit“ verursachen.

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Zu viel Zucker im Blut von Menschen mit Diabetes verursacht Schäden an der Innenwand der Blutgefäße. Meist sind zuerst die Füße und Unterschenkel betroffen. Aber nicht nur die hohen Blutzuckerwerte schädigen die Gefäße: Auch Rauchen, Bluthochdruck und erhöhte Cholesterinwerte zählen dazu.

Durch die anhaltende Schädigung der Innenschicht verkleinert sich der Durchmesser der Blutgefäße. In der Folge fließt weniger Blut durch die Gefäße - das Gewebe wird nicht mehr ausreichend durchblutet. Das führt zu einem Sauerstoffmangel im Gewebe, der alle Stoffwechselprozesse in den Zellen beeinträchtigt.

Beispielsweise ist die Wundheilung gestört, sodass Verletzungen beim diabetischen Fuß viel schlechter abheilen. Ist der Sauerstoffmangel im Gewebe sehr ausgeprägt, sterben die Zellen in dem betroffenen Gebiet auch ohne eine ursächliche Wunde oder Verletzung ab (Nekrose).

Die mangelnde Durchblutung beeinträchtigt auch die Abwehrfunktion des Körpers. Krankheitserreger wie Bakterien oder Pilze haben dann leichtes Spiel: Bereits kleinste Wunden reichen aus, damit Keime in den Körper gelangen und eine Infektion verursachen.

Neuropathischer diabetischer Fuß

Sind vor allem die Nervenbahnen durch den erhöhten Blutzucker geschädigt, handelt es sich um einen neuropathischen diabetischen Fuß. Durch die Nervenschäden spüren viele Patienten und Patientinnen Wunden am Fuß aber nicht. Werden die Verletzungen nicht behandelt, infizieren sie sich sehr leicht. Auch Schmerzen, die durch zu enge oder falsche Schuhe entstehen, bleiben oft unbemerkt.

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Die Nervenschädigung führt in manchen Fällen zu Verformungen von Fuß und Fußskelett. Ärzte und Ärztinnen sprechen von einem Charcot-Fuß. Weil die Betroffenen auch kaum Schmerzen spüren, bemerken sie kl…

Symptome des diabetischen Fußes

Die Symptome hängen von der Ursache und dem Stadium der Erkrankung ab. Ein neuropathischer diabetischer Fuß verursacht andere Symptome als ein ischämischer (minderdurchbluteter) diabetischer Fuß.

Ischämischer diabetischer Fuß - Symptome

Die reduzierte Durchblutung (Minderperfusion) lässt die Haut meist blass oder bläulich aussehen. Zudem haben die Betroffenen oft kalte Füße und der Puls der Fuß-Arterien lässt sich nicht mehr gut ertasten.

Durch die mangelnde Durchblutung (Ischämie) werden die Muskeln nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Viele Betroffene klagen deshalb schon nach kurzen Gehstrecken über krampfartige Schmerzen (Claudicatio intermittens). Bei einer ausgeprägten Durchblutungsstörung bestehen diese Schmerzen oft bereits in Ruhe und unabhängig von Bewegung.

Die Zehen und Fersen werden in der Regel am schlechtesten mit Blut versorgt. Deshalb heilen Verletzungen an diesen Stellen besonders schlecht ab. Eine banale Verletzung führt hier leicht zu einem offenen Geschwür (Ulkus). Das umliegende Gewebe entzündet sich oder stirbt sogar ab (Nekrose).

Neuropathischer diabetischer Fuß - Symptome

Bei einem neuropathischen diabetischen Fuß ist die Sensibilität der Hautnerven beeinträchtigt. Deshalb spüren die Patienten und Patientinnen Druckstellen und Schmerzen kaum noch oder gar nicht mehr: Wenn Betroffene Verletzungen am Fuß aber nicht bemerken, schonen sie die verletzte Stelle nicht ausreichend. In der Folge kann die Wunde nicht heilen, sondern sie vergrößert sich mit der Zeit sogar noch.

Außerdem besteht die Gefahr, dass Muskelschwund zu Fehlstellungen des Fußes führen. Durch die falsche Belastung der Füße bildet sich zudem an den Druckstellen häufig vermehrt Hornhaut. Diese Hornhaut-Gebilde fördern jedoch Druck- und Scherkräfte unter der Haut, wodurch tiefe Blutergüsse entstehen. Wenn diese später aufbrechen, entsteht ein offenes diabetisches Fuß-Geschwür (Malum perforans).

Das offene Geschwür infiziert sich außerdem sehr leicht mit Bakterien. Diese befallen in der Folge oft auch das umliegende, gesunde Gewebe. Da ein diabetischer Fuß trotz dieser Polyneuropathie noch ausreichend durchblutet wird, ist die Haut der Füße zwar trocken (durch mangelnde Nervenversorgung der Schweißdrüsen), aber immer noch warm und rosig.

Diagnose des diabetischen Fußes

Bei Verdacht auf einen diabetischen Fuß sollte immer ein erfahrenes Zentrum für Diabetische Füße, etwa eine Diabetologie mit diabetischer Fußambulanz oder eine diabetische Fußambulanz einer Klinik, aufgesucht werden. Nach dem Erstgespräch untersuchen Ärzt:innen die Füße genauer.

  • Palpation: Das Abtasten des Fußes gibt Hinweise, ob eine Durchblutungsstörung und/oder Nervenschädigung vorliegt. Ist die Haut normal bis überwärmt deutet dies auf eine Polyneuropathie, also eine Schädigung der Nerven, hin.
  • Stimmgabeltest: Hierbei wird untersucht, ob die Betroffenen die Vibrationen spüren.
  • Kalt-Warm-Test: Mit dieser Methode wird das Temperaturempfinden der Patient:innen überprüft. Dazu wird ein Kugelschreiber oder Stab an den Fuß gelegt und zwischen warm (Plastik) und kalt (Metall) gewechselt, um zu erfahren, ob die Patient:innen den Unterschied spüren.
  • Monofilament: Mit dieser Untersuchung wird die Hautempfindlichkeit überprüft. Dazu wird ein Kunststofffaden (ein Garn) an die Fußsohle gedrückt und knickt dabei ab. Bei intakter Hautsensibilität nehmen Patient:innen die Druckwirkung deutlich wahr. Ist diese gemindert, spüren sie nichts.
  • Knöchel-Arm-Index: Der „ankle brachial index“ (ABI) oder auch Knöchel-Arm-Index wird genutzt, um eine Durchblutungsstörung der Beine festzustellen. Dazu messen Ärzt:innen den Blutdruck im Oberarm und oberhalb des Fußgelenks. Unterscheiden sich die Werte, liegt möglicherweise eine Durchblutungsstörung vor.
  • Duplex-Ultraschall: Der Ultraschall kann eventuelle Durchblutungsstörungen aufzeigen.
  • Wund-Dokumentation: Bei einer vorhandenen Wunde wird die Größe, Tiefe und die Lage der Wunde beurteilt und dokumentiert.

Behandlung des diabetischen Fußes

Die Behandlung hängt stark vom jeweiligen Wundstadium und der Beeinträchtigung des Fußes ab. Leitlinien in der Diabetologie legen fest, wie das DFS behandelt wird.

  • Blutzucker einstellen: „Bei der Behandlung ist wichtig, dass auch der Blutzucker gut eingestellt wird, damit die Gefäß- oder Nervenschädigung nicht weiter fortschreiten kann", sagt Dr. Schmitz.
  • Druckentlastung: Die betroffene Stelle muss dringend vom Druck entlastet werden. Eine zusätzliche Entlastung wird durch die Lochtechnik mithilfe von Filzen geschaffen. Manchmal werden auch Orthesen (Schienen) eingesetzt, um den Druck (noch mehr) zu verringern.
  • Wundversorgung: Akute Wunden werden immer gereinigt und von totem Gewebe (Nekrosen) befreit. Operative Eingriffe können nötig sein, um die Ausbreitung einer Infektion zu verhindern. Bei nicht rechtzeitiger oder nicht adäquater Versorgung kann die Amputation unterer Extremitäten notwendig werden. Je nach Ausmaß wird dann ein Zeh oder auch der komplette Fuß amputiert. Wichtig: Die Empfehlung zu einer Amputation sprechen Ärzt:innen nie leichtfertig aus. Die Anzahl der Fußamputationen in Deutschland sinkt.

Vorbeugung des diabetischen Fußes

Um einem diabetischen Fußsyndrom vorzubeugen, empfiehlt Dr. Schmitz allen Diabetiker:innen die Teilnahme am Disease Management Programm (DMP) bei ihren Hausärzt:innen.

  • Gute Stoffwechseleinstellung: Eine gute Stoffwechseleinstellung ist für die Wundheilung sehr wichtig. Die Blutzuckerwerte sollten regelmäßig kontrolliert werden.
  • Geeignetes Schuhwerk: Fußprobleme gehen häufig auf schlechtsitzendes Schuhwerk zurück. Bei Diabetes kann das schnell gefährlich werden. Diabetiker:innen sollten auf spezielle Schuhe achten, die an den Füßen genug Platz bieten und keine Druckstellen, etwa durch Nähte, aufweisen. Die Schuhe sollten die natürlichen Bewegungsmuster der Füße unterstützen. Bei der Wahl des richtigen Schuhwerks kann der orthopädische Schuhmacher helfen. In vielen Fällen werden den Betroffenen von Diabetolog:innen Schutzschuhe mit einer speziellen Weichbettung verschrieben. Diese Schuhe fertigt ein/e Orthopädieschuhmacher:in an.
  • Rauchstopp: Diabetes-Erkrankte sollten am besten mit dem Rauchen aufhören.
  • Regelmäßige Fußpflege: Die Fußpflege ist bei Menschen mit Diabetes besonders wichtig und sollte am besten jeden Tag erfolgen.

Risiko für Neuropathie bei Diabetes Typ 2 senken - Tipps

Menschen mit Diabetes Typ 2 sollten auf gut eingestellte Blutzuckerwerte achten. Allerdings genügt diese Maßnahme allein meist nicht, um die Neuropathie zu verhindern oder ihr Fortschreiten zu bremsen. Es spielen noch andere Faktoren mit, die Sie jedoch beeinflussen können.

Vitamin-B1-Mangel ausgleichen

Ein Mangel an Vitamin B1 (Thiamin) ist bei vielen Zuckerkranken mit der Neuropathie verknüpft. Die Unterversorgung mit Vitamin B1 kann Nervenschädigungen auslösen oder verstärken. Mehrere Studien mit Diabetikern wiesen nach, dass sie im Durchschnitt 75 bis sogar 90 Prozent weniger Vitamin B1 im Blutplasma haben als Gesunde.

Zwei Mechanismen spielen dabei eine Rolle: Zum einen haben Menschen mit Diabetes einen erhöhten Vitamin-B1-Bedarf und zum anderen scheidet ihr Organismus verstärkt Vitamin B1 über die Nieren aus. Bemerkbar machen sich Schäden an den Nerven durch unangenehme Symptome wie Kribbeln in den Beinen, Taubheitsgefühle, Brennen oder Schmerzen in den Füßen. Besonders nachts oder in Ruhe treten sie verstärkt auf. Wenn Sie den Vitamin-B1-Mangel als Ursache der Nervenschäden ausgleichen, bessern sich oft auch die neurologischen Symptome. Eine gute Behandlungsmöglichkeit ist der Wirkstoff Benfotiamin, eine Vorstufe des Vitamins B1. Der Körper kann Benfotiamin in fünfmal höherer Menge aufnehmen als „normales“ Thiamin.

Blutfette, Blutdruck und Körpergewicht

Achten Sie darauf, dass Ihre Blutfettwerte (Cholesterin) nicht zu hoch sind. Lassen Sie erhöhte Blutfette ausreichend ärztlich behandeln. Sorgen Sie für gesunde Blutdruckwerte. Einen Bluthochdruck sollten Sie ebenfalls behandeln lassen, denn er schädigt langfristig die Gefäße. Eine gesunde Lebensweise, etwa mit einer salzarmen Ernährung sowie viel Bewegung und Sport wirkt sich positiv auf den Blutdruck aus. Viele Menschen mit Diabetes Typ 2 leiden unter Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas). Versuchen Sie, überflüssiges Gewicht abzubauen. Dies gelingt am besten durch eine gesunde Ernährung in Kombination mit viel Bewegung. Auch Ihre Blutzuckerwerte profitieren davon.

Gesunde Ernährung

Essen Sie vollwertig, vielfältig und ausgewogen. Bringen Sie viele verschiedene Lebensmittel auf Ihren Speiseplan, zum Beispiel Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Achten Sie besonders auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B1. Gute Quellen dafür sind zum Beispiel Vollkornprodukte, Soja oder Weizenkeime. Oft lässt sich der Bedarf an Thiamin aber nicht über die Ernährung alleine decken. Gleichen Sie Ihren Vitamin-B1-Haushalt zum Beispiel über den Wirkstoff Benfotiamin aus.

Alkohol und Rauchen vermeiden

Konsumieren Sie alkoholische Getränke nur maßvoll oder verzichten Sie besser ganz auf Alkohol. Chronischer Alkoholkonsum schadet den Nerven und kann eine Polyneuropathie auslösen oder verstärken. Versuchen Sie, das Rauchen aufzugeben. Wenn Ihnen der Rauchstopp nicht allein gelingt, suchen Sie sich Unterstützung. Hilfreich sind zum Beispiel Nikotinersatzprodukte und eine Verhaltenstherapie. Der Rauchstopp wirkt sich günstig auf den Stoffwechsel aus. Auch die Nerven schont es, wenn Sie nicht mehr rauchen.

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen

Nehmen Sie regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahr - so lassen sich Schäden an den Nerven rechtzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen. Menschen mit Typ-2-Diabetes sollten schon ab der Diagnose ein Screening auf die Neuropathie durchführen lassen - und ab diesem Zeitpunkt einmal jährlich fortführen.

Der tägliche Fuß-Check

Ihre Füße brauchen besondere Aufmerksamkeit. Denn Neuropathie-Patienten verlieren mit der Zeit oft das Gefühl für ihre Füße, weil das Schmerzempfinden aufgrund von Nervenschäden sinkt. Da passiert es leicht, dass sich kleine Verletzungen zu tiefen, schlecht heilenden Wunden entwickeln. Umso wichtiger ist es, dass Sie Ihre Füße gut im Auge behalten. Am besten geht das mit einem täglichen Fuß-Check: Kontrollieren Sie Ihre Füße - auch zwischen den Zehen und an der Sohle. Bei Hauteinrissen, Hornhautschwielen, Druckstellen, Anzeichen für Fuß- oder Nagelpilz oder anderen Auffälligkeiten sollten Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufsuchen.

Wichtig: Neben der täglichen Kontrolle der Füße ist auch eine sorgfältige Fußpflege wichtig, um Verletzungen zu vermeiden. Gehen Sie dabei äußerst vorsichtig vor - keine Nagelschere, sondern eine Sandpapierfeile verwenden - und lassen Sie Hornhautschwielen von einem Podologen (medizinischer Fußpfleger) entfernen.

Schuhe und Socken

Ungeeignete Schuhe sind ein entscheidender Risikofaktor für Fußverletzungen bei Neuropathien. Achten Sie daher schon bei der Auswahl der Schuhe darauf, dass diese gut sitzen und zum Beispiel nicht reiben. Das Problem: Wenn bereits eine Neuropathie besteht, können Betroffene oft nicht mehr richtig spüren, ob die Schuhe wirklich passen. Grundsätzlich sollten die Schuhe weit genug sein und eine dicke, flexible Sohle haben. Offene Sandalen oder hohe Absätze sind nicht geeignet. Lassen Sie sich am besten von einem Fachmann beraten. Bei Socken und Strümpfen gilt: Sie sollten heiß waschbar sein und die Bündchen dürfen nicht einschneiden. Helle Stoffe erleichtern es, blutende Verletzungen schnell zu erkennen.

Gut zu wissen: In bestimmten Fällen kann die Ärztin oder der Arzt spezielle Schuhe empfehlen. Da meist Diabetiker von Neuropathien betroffen sind, werden sie auch als "Diabetesschuhe" bezeichnet. Es gibt auch „Diabetiker-Socken“, die nahtlos sind und über einen weiten Bund verfügen.

Bewegung & Entspannung

Regelmäßige Bewegung tut dem Körper und der Seele gut. Dabei kommt es überhaupt nicht darauf an, Höchstleistungen zu erreichen. Vielmehr ist es wichtig, dass der Kreislauf in Schwung kommt und zudem die Muskulatur trainiert wird. Besprechen Sie am besten mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, welche Form und Intensität der Bewegung für Sie am besten geeignet ist. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, eine Entspannungsmethode wie etwa Yoga, Chi-Gong oder Progressive Muskelentspannung zu erlernen.

Medikamentöse Therapie bei diabetischer Polyneuropathie

Das unangenehmste Problem für viele Patienten mit einer diabetischen Polyneuropathie sind oft die auftretenden Schmerzen. Die Intensität variiert sehr von Patient zu Patient, kann aber ein Ausmaß erreichen, das massiv die Lebensqualität einschränkt. Zwar können Medikamente die Schmerzen im besten Fall deutlich lindern, jedoch ist und bleibt diese aber eine reine Symptombehandlung, eine „Heilung“ ist nicht möglich. Laut der Empfehlung der nationalen Versorgungsleitlinie Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter sollten alle freiverkäuflichen Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol, Diclofenac und ASS nicht bei dieser Art Schmerzen eingesetzt werden. Der Grund ist einfach zu erklären: Sie haben so gut wie keine effektive Wirkung, dafür aber bei hoher Dosierung und dauerhafter Einnahme oft schwerwiegende Nebenwirkungen.

Antikonvulsiva

Eine häufig gute Wirksam- und Verträglichkeit bei der Behandlung von Nervenschmerzen bieten Medikamente mit den Wirkstoffen Pregabalin und Oxcarbazepin, zwei Wirkstoffe aus der Gruppe der Antikonvulsiva.

Antidepressiva

Ein weiteren Wirkstoff, der eigentlich primär zur Behandlung von Depressionen eingesetzt wird, ist Duloxetin (Serotonin-Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer). Durch dieses Medikament werden schmerzhemmende Nervenbahnen aktiviert und eine übersensible Schmerzschwelle normalisiert. Auch die sogenannte Trizyklische Antidepressiva (Wirkstoff : Amitriptylin) sind wirksam, allerdings haben sie ein recht umfangreiches Nebenwirkungspotenzial.

Opioide

Obwohl Opioide die Medikamente mit der stärksten Schmerzlinderung sind, sollten sie nicht als Erst- oder Zweitlinientherapie eingesetzt werden. In Studien haben sie für diese Art Schmerzen kaum einen lindernden Effekt gezeigt. Zudem verfügen sie über ein höheres Risiko für die Entwicklung von Abhängigkeit. Atypische Opioide wie Tramadol haben dagegen einen mäßigen Effekt bei der Schmerzlinderung gezeigt. Im Einzelfall ist die Einnahme von Tramadol einen Versuch wert.

Egal für welche medikamentöse Therapie sich entschieden wird, alle Substanzen sollten anfänglich gering dosiert und im weiteren Verlauf bei ungenügender Schmerzlinderung bis zur maximal empfohlenen Höchstdosis verordnet werden. Der Patient benötigt ein wenig Geduld und nur die regelmäßige und vorschriftsmäßige Einnahme kann einen Erfolg bringen.

Alternative Behandlungsmöglichkeiten

Es ist schwierig, hier eine entsprechende Empfehlung zu sinnvollen Therapieoptionen auszusprechen. Es gibt eine sehr große Auswahl, aber die Studiendaten zur Wirksamkeit fehlen. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass einiges dem „Einen“ sehr gut hilft und einem „Anderen“ nichts bringt. Es sollte jeder im Einzelfall entscheiden, was für ihn hilfreich erscheint und es ausprobieren. Schon allein, wenn sich die Lebensqualität des Patienten bessert, ist schon sehr viel gewonnen. Da vieles privat bezahlt werden muss, ist es oft auch eine finanzielle Entscheidung. Naturheilverfahren, im weitesten Sinne so genannt, können immer zur Unterstützung einer schulmedizinischen Therapie angewandt werden.

Physikalische Therapien

Zur Verbesserung der Durchblutung und bei eingeschränkter Mobilität gibt es neben der klassischen Physiotherapie, Kälte- und Wärmetherapien sowie Wechsel- und Bewegungsbäder. Einiges ist sicherlich nach anfänglicher fachlicher Anleitung auch im häuslichen Umfeld anwendbar. Doch Vorsicht: bei der Wärmetherapie bitte immer mit der Hand die tatsächliche Temperatur prüfen! Ihre Füße können ihnen bei eingeschränkter Temperaturempfindlichkeit ein falsches Bild liefern.

Elektrotherapie

Schmerzen mit Strom entgegenzuwirken, kennen viele gewiss vom Orthopäden. Oft kommen hierbei die sogenannten TENS-Geräte zum Einsatz. Auch bei dieser „transkutanen elektrischen Nervenstimulation“ werden Schmerzen mit Strom therapiert. Ab einer Frequenz von über 80 Hertz wird eine Signalerweiterung ins Gehirn gehemmt und damit eine Schmerzwahrnehmung reduziert. Der Stoffwechsel in den Zellen kann bei der Hochtontherapie mit elektrischen Wechselfeldern im Frequenzbereich von 4 bis 30 Kilohertz stimuliert werden und somit eine Schmerzreduktion erreicht werden.

Traditionelle chinesische Medizin (TCM)

Es gibt eine Vielzahl therapeutischer Verfahren bei der TCM wie Akupunktur, Chinesische Arzneimitteltherapie, Moxibustion (Überwärmung von Akupunkturpunkten), Diätetik und spezielle Massagetechniken.

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