Taubheitsgefühl in den Händen: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Taube Fingerspitzen oder ein Kribbeln in den Händen sind weit verbreitete Beschwerden. Oft sind sie harmlos und verschwinden schnell wieder. Wenn das Taubheitsgefühl jedoch anhält oder häufig auftritt, sollte die Ursache ärztlich abgeklärt werden. Es gibt viele verschiedene Ursachen für Taubheitsgefühle in den Händen, von harmlosen Verspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen.

Häufige Ursachen für Taubheitsgefühle in den Händen

Verspannungen und Überbeanspruchung

Verspannungen im Hals-, Nacken- oder Schulterbereich können bis in die Hände ausstrahlen und zu tauben Fingerspitzen führen. Auch eine Überbeanspruchung der Hände, beispielsweise durch stundenlanges Tippen auf einer Tastatur, kann zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen führen. Ein unbewegter Tag in starrer Haltung vor dem Monitor kann Auswirkungen bis in die Nacht haben.

Vitaminmangel

Ein Mangel an bestimmten Vitaminen, insbesondere Vitamin B12, kann Nervenschädigungen verursachen und zu Taubheitsgefühlen und Kribbeln in den Fingern führen. Veganer, die keine tierischen Produkte konsumieren, haben ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel.

Nebenwirkungen von Medikamenten und Vergiftungen

Verschiedene Medikamente, wie bestimmte Antiepileptika und Antibiotika (z. B. Nitrofurantoin, Chloramphenicol oder Sulfonamide), können als Nebenwirkungen Missempfindungen wie taube Fingerspitzen verursachen. Auch Vergiftungen, beispielsweise mit Schwermetallen, können Nervenschäden verursachen, die zu Taubheitsgefühlen führen.

Karpaltunnelsyndrom

Das Karpaltunnelsyndrom ist eine häufige Ursache für Taubheitsgefühle in den Händen. Es entsteht durch eine Einengung des Mittelarmnervs (Nervus medianus) im Karpaltunnel, einer anatomischen Engstelle im Handgelenk.

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Was ist das Karpaltunnelsyndrom?

Der Karpaltunnel ist ein Durchgang für den Mittelarmnerv und Sehnen im Bereich des Handgelenks. Er befindet sich auf der Innenseite des Handgelenks und wird vom gelenkverstärkenden Karpalband und den Handwurzelknochen gebildet. Bei einer Einengung des Nervus medianus im Karpaltunnel kommt es zu sensorischen Störungen und Missempfindungen wie Kribbeln, Schmerzen oder einem Taubheitsgefühl in der Hand. Das Karpaltunnelsyndrom ist keine Entzündung, sondern ein Kompressionssyndrom.

Ursachen und Risikofaktoren

In den meisten Fällen lässt sich keine direkte Ursache für das Karpaltunnelsyndrom ermitteln. Einige Grunderkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Diabetes mellitus treten jedoch häufig gemeinsam mit dem Karpaltunnelsyndrom auf. Auch Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität können das Risiko erhöhen. Frauen sind wesentlich häufiger vom Karpaltunnelsyndrom betroffen als Männer, insbesondere im Alter von 40 bis 70 Jahren.

Symptome

Erste Anzeichen für das Karpaltunnelsyndrom sind regelmäßiges Einschlafen von Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger an einer oder beiden Händen. Viele Menschen spüren dieses Kribbeln zunächst nur nachts, da sie in der Nacht ihre Handgelenke anwinkeln. Auch bei Tätigkeiten wie dem Fahrradfahren oder Telefonieren kann es zu Beschwerden kommen. Im weiteren Verlauf kann es zu einem anhaltenden Taubheitsgefühl, Schmerzen im Handgelenk, in der Hand oder in einzelnen Fingern sowie zu Funktionseinschränkungen kommen. Feinmotorische Aufgaben wie das Schließen eines Hosenknopfes oder das Drehen des Autolenkrads können zur Herausforderung werden. In schweren Fällen kann es zu Lähmungserscheinungen der Hand kommen.

Diagnose

Für die Diagnose des Karpaltunnelsyndroms fragt der Arzt nach den Beschwerden und führt eine körperliche Untersuchung durch. Dabei kann er beispielsweise den Phalen-Test durchführen, bei dem das Aneinanderdrücken der Handrücken Gefühlsstörungen in den Fingern auslöst. Mittels Elektroneurografie kann der Arzt die Nervenleitgeschwindigkeit ermitteln und auf diese Weise Nervenschädigungen erkennen.

Behandlung

Die Behandlung des Karpaltunnelsyndroms richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung.

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  • Konservative Behandlung: Im Anfangsstadium können konservative Maßnahmen wie das Tragen von Handgelenksschienen, physikalische Behandlungen (z. B. Kälteanwendungen) und physiotherapeutische Übungen die Beschwerden lindern. Auch die Infiltration des Karpaltunnels mit einem lokal wirkenden Schmerzmittel oder Kortison kann helfen.
  • Operation: Wenn die konservative Behandlung nicht ausreicht, kann eine Operation erforderlich sein. Dabei wird der Karpaltunnel erweitert, um den Mittelarmnerv zu entlasten. Die Operation kann entweder offen oder endoskopisch durchgeführt werden. Studien zeigen die Überlegenheit der Karpaltunneloperation gegenüber konservativen Therapien. Die Patienten werden durch die Operation zu 99 % zuverlässig und dauerhaft von ihren Schmerzen befreit.

Andere Nervenkompressionssyndrome

Neben dem Karpaltunnelsyndrom gibt es auch andere Nervenkompressionssyndrome, die zu Taubheitsgefühlen in den Händen führen können:

  • Ulnartunnel- und Ulnarrinnensyndrom: Hier wird der Ellennerv (Nervus ulnaris) im Bereich des Ellenbogens oder des Handgelenks eingeklemmt. Dies führt zu Taubheitsgefühlen vor allem am kleinen Finger und teilweise am Ringfinger.
  • Schulter-Arm-Syndrom: Beschwerden an der Schulter können ein Kribbeln in den Händen und Fingern auslösen, wenn verhärtete oder ungleich trainierte Muskulatur Nerven komprimiert oder einklemmt.

Polyneuropathie

Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, die durch Schäden an den peripheren Nerven verursacht wird. Typische Symptome sind Taubheitsgefühl, Kribbeln und ein Gefühl der Unsicherheit beim Gehen. Die Missempfindungen breiten sich oft handschuh- oder sockenförmig an beiden Gliedmaßen aus. Polyneuropathie kann sehr unterschiedliche Ursachen haben, wie Diabetes mellitus, Alkoholmissbrauch, Vergiftungen oder Infektionen.

Durchblutungsstörungen

Durchblutungsstörungen können ebenfalls zu Taubheitsgefühlen in den Händen führen.

  • Raynaud-Syndrom: Hier lösen Kälte oder Stress Gefäßkrämpfe aus, die zu einer vorübergehenden Mangeldurchblutung der Finger führen. Die Finger werden blass, blau oder rot und fühlen sich taub an.
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK): Bei der PAVK ist der Blutfluss in den Beingefäßen behindert, was zu Schmerzen und Missempfindungen in den Beinen und Füßen führen kann.

Andere Ursachen

Weitere mögliche Ursachen für Taubheitsgefühle in den Händen sind:

  • Multiple Sklerose (MS): MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die zu verschiedenen neurologischen Symptomen führen kann, darunter auch Taubheitsgefühle.
  • Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule kann auf Nervenwurzeln drücken und zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen in Arm und Hand führen.
  • Tumoren: In seltenen Fällen können auch Krebserkrankungen hinter tauben Fingerspitzen stecken.
  • Infektionen: Bestimmte Infektionen, wie Borreliose oder Gürtelrose, können Nervenschäden verursachen, die zu Taubheitsgefühlen führen.
  • Psychische Störungen: Angstzustände und Panikattacken können von Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühlen begleitet sein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn:

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  • das Taubheitsgefühl plötzlich auftritt und mit anderen Symptomen wie Lähmungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen einhergeht (Verdacht auf Schlaganfall)
  • das Taubheitsgefühl anhält oder häufig wiederkehrt
  • das Taubheitsgefühl sich ausbreitet oder mit Schmerzen verbunden ist
  • zusätzliche Symptome wie Muskelschwäche, Gangunsicherheit oder Koordinationsstörungen auftreten
  • der Verdacht besteht, dass Medikamente oder eine andere Erkrankung die Ursache sein könnten

Was kann man selbst tun?

In vielen Fällen können einfache Maßnahmen helfen, die Beschwerden zu lindern:

  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung und Dehnübungen können Verspannungen lösen und die Durchblutung fördern.
  • Ergonomie: Achten Sie auf eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, um Fehlhaltungen und Überlastungen zu vermeiden.
  • Wärme: Wärmeanwendungen können Muskelverspannungen lösen und Schmerzen lindern.
  • Kälte: Bei Entzündungen können Kälteanwendungen helfen, die Schwellung zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
  • Entspannung: Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu lösen.
  • Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen.

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