Taubheitsgefühl im Bein nach OP: Ursachen und Behandlung

Ein Taubheitsgefühl im Bein nach einer Operation kann für Betroffene sehr beunruhigend sein. Es kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und zu Unsicherheit führen. Umso wichtiger ist es, die möglichen Ursachen zu kennen und zu wissen, welche Behandlungen zur Verfügung stehen.

Was ist eine Parästhesie?

Parästhesien sind krankhafte Empfindungen ohne erkennbare Ursache. Sie können sich als Kribbeln, Taubheit oder "Ameisenlaufen" äußern. Auch Störungen der Kälte- und Wärmeempfindungen zählen dazu. Parästhesien treten fast immer an mehreren Stellen auf und können durch Diabetes, Alkoholmissbrauch oder bestimmte Medikamente hervorgerufen werden.

Ursachen für Taubheitsgefühle im Bein nach OP

Ein Taubheitsgefühl im Bein nach einer Operation kann verschiedene Ursachen haben. Einige der häufigsten sind:

  • Nervenschädigung: Während der Operation kann es zu einer versehentlichen Beschädigung oder Irritation der Nerven kommen, die das Bein versorgen. Insbesondere der Nervus femoralis oder der Nervus cutaneus femoris lateralis können betroffen sein. Solche Nervenschäden können zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln, einem Gefühl wie eingeschlafen oder Schmerzen im Oberschenkel führen. In vielen Fällen ist das Taubheitsgefühl vorübergehend und verbessert sich im Laufe der Zeit, wenn die Schwellung nachlässt und die Nerven beginnen, sich von der Irritation oder Schädigung zu erholen.
  • Nervenreizungen oder -schwellungen: Nach einer Spinalkanalstenose-Operation im Lendenwirbelbereich kann es gelegentlich zu neurologischen Nachwirkungen kommen. Das Taubheitsgefühl im Bein und der anhaltende Harndrang könnten auf eine Irritation oder vorübergehende Schädigung der Nervenwurzel im Bereich der LWS hinweisen. Während der Operation kann es zu einer vorübergehenden Reizung oder Schwellung der Nerven kommen, die für die Blasensteuerung zuständig sind (vor allem S2-S4).
  • Nervenkompression: Muskelverhärtungen und Triggerpunkte können ebenfalls Taubheitsgefühle verursachen. Auch das Lipödem, eine Fettverteilungsstörung vor allen Dingen des Oberschenkels, kann zu einer Kompression und Reizung der sensiblen Hautnerven im Bereich des Oberschenkels führen.
  • Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule (LWS), insbesondere in den Segmenten L4, L5 und S1, kann direkt auf die austretenden Nervenwurzeln drücken. Bandscheibenvorfälle der LWS können mit unter ebenfalls zu einem Taubheitsgefühl eines Oberschenkels führen. Die Ursache liegt darin, da eine Bandscheibe im Bereich der Lendenwirbelsäule verrutscht und auf einen austretenden Nerv der Lendenwirbelsäule drückt. Dadurch entsteht eine Kompression des Nervens und ein Taubheitsgefühl im Bereich des Oberschenkels.
  • Meralgia paraesthetica: Eine Einklemmung des seitlichen Oberschenkelhautnervs (Nervus cutaneus femoris lateralis) am Leistenband kann ebenfalls Taubheitsgefühle am Oberschenkel verursachen. Unter einer Meralgia paraesthetica fasst man ein Syndrom zusammen, bei dem es zu einer passageren Einklemmung des sensiblen Hautnerven Nervus cutaneus femoris lateralis kommt. Weiterhin klagen auch viele Betroffene über Taubheitsgefühle im Oberschenkel seitlich, die ebenfalls durch die Meralgia paraesthetica ausgelöst werden.
  • Spinalkanalstenose: Nach einer Spinalkanalstenose-Operation im Lendenwirbelbereich kann es gelegentlich zu neurologischen Nachwirkungen kommen. Das Taubheitsgefühl im Bein könnte auf eine Irritation oder vorübergehende Schädigung der Nervenwurzel im Bereich der LWS hinweisen.
  • Entzündung: Laut Dr. Nathan Staff, Neurologe der Mayo Clinic, kann eine durch eine Entzündung bedingte Neuropathie des Nervs nach der Operation das postoperative Ergebnis beeinträchtigen.
  • Weitere Ursachen: Seltenere Ursachen können eine arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), Multiple Sklerose (MS) oder psychosomatische Ursachen sein. Auch Vitaminmangel, insbesondere ein Vitamin B12-Mangel, kann zu Taubheitsgefühlen führen.

Symptome, die mit einem Taubheitsgefühl im Oberschenkel einhergehen können

Meistens sind Schmerzen, die durch eine Nervenreizung ausgelöst werden, von stechenden, beißenden Charakter und werden als sehr unangenehm wahrgenommen. Manchmal kann es auch vorkommen, dass es zu einer leichten Schwellung im Bereich des Oberschenkels kommt. Eine mögliche Ursache eines Taubheitsgefühl in Verbindung mit Leistenschmerzen könnte durch ein sogenanntes Iliopsoassyndrom ausgelöst werden. Hierbei kommt es zu einer Einklemmung bzw einer Reizung des Musculus iliopsoas. Neben dem Iliopsoassyndrom als mögliche Ursache kann auch ein Leistenbruch zu Schmerzen und zu einem Taubheitsgefühl im Bereich der Leiste führen. Rückenschmerzen, die mit einem Taubheitsgefühl in der Leiste und des Oberschenkels einhergehen, deuten immer auch auf einen Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule hin. Eine Schädigung oder auch eine Reizung des Nervus cutaneus femoris lateralis kann zu einem Taubheitsgefühl auf der Außenseite des Oberschenkels führen. Ein Grund wäre eine muskuläre Verhärtung im Verlauf dieses Nerven oder aber auch ein Bandscheibenvorfall, der den Ursprungsort dieses Nerven komprimiert. Auch kann durch eine Gürtelrose, die sich im Bereich des Oberschenkels ausbreitet, einen entsprechenden Schmerz oder auch Taubheitsgefühl im Bereich des Oberschenkels ausbreiten. Der Schmerz kann auch im Rahmen einer Post-Zoster-Neuralgie vorkommen. Auch die Vorderseite/Oberseite wird durch Nerven versorgt, die ihren Ursprung in Bereich der Lendenwirbelsäule L2-L4 haben.Das bedeutet, dass eine Reizung der Nervenwurzel, wie sie z.B.

Diagnose

Die Diagnosestellung sollte meistens durch eine ausführliche Krankenbefragung gestartet werden. Weiterhin sollte eine ausführliche Sensibilitätsprüfung durchgeführt werden, die mit einem Pinsel erfolgt und zeigen soll, wie groß der Bereich der Sensibilitätsstörung ist. Anhand dieses Bereiches kann man schon beurteilen, welche Nerven dieses Gebiet versorgen. Des Weiteren stehen auch noch weiterführende Bildgebungen, wie z.B.

Lesen Sie auch: Taubheitsgefühl nach Bandscheiben-OP – Mögliche Ursachen und Therapien

  • Neurologische Untersuchung: Ein Neurologe kann die Nervenleitgeschwindigkeit der betroffenen Nerven untersuchen und beurteilen, warum es zu einem Taubheitsgefühl im Bereich der Oberschenkel gekommen ist.
  • Orthopädische Untersuchung: Ein Orthopäde sollte aufgesucht werden, wenn neben den Taubheitsgefühlen auch Schmerzen im Bereich der Oberschenkel aufgetreten sind.
  • Ultraschall: Im Ultraschall kann man dicht unter der Haut liegende Strukturen, wie Muskeln, Sehnen und auch Blutgefäße sehen und beurteilen. Entzündliche Flüssigkeiten und auch Hämatome lassen sich im Ultraschall ebenfalls darstellen und geben Hinweis auf eine entzündliche Ursache.
  • Röntgenbilder: Röntgenbilder zeigen vor allem Knochen und auch Sehnen, wenn diese im Verlauf verkalkt sind. Hat man vor allem nach einem Unfall den Verdacht, dass Knochen des Oberschenkels verletzt ist und die Ursache für das angegebene Taubheitsgefühl ist, kann man eine Röntgenaufnahme in 2 Ebenen im Bereich des Oberschenkels durchführen.
  • MRT: Auch wenn man den Verdacht hat, dass Muskeln ggfs diese Nerven komprimieren oder auch, wenn Hämatome im Bereich des Oberschenkels vermutet werden und sich vielleicht sogar auch schon im Ultraschall dargestellt haben, kann man eine MRT Untersuchung durchführen, die dann vor allem das räumliche Ausmaß dieser Hämatome genauer darstellen kann. Eine MRT Untersuchung ist strahlungsfrei und dauert ca.
  • Weitere Untersuchungen: Je nach vermuteter Ursache können weitere Untersuchungen wie Blutuntersuchungen (z.B. zur Bestimmung von Vitamin B12) oder eine spezielle Hirnstrommessung (evozierte Potenziale) erforderlich sein.

Behandlung

Die Behandlung eines Taubheitsgefühls im Oberschenkel richtet sich jeweils nach der Ursache.

  • Konservative Behandlung: Auch, wenn es sich um einen Bandscheibenvorfall handelt, kann dieser oft auch konservativ durch entsprechende Physiotherapie behandelt werden.
  • Medikamentöse Behandlung: Geht das Taubheitsgefühl auch mit Schmerzen einher, sollte mit einer entzündungshemmenden Schmerztherapie begonnen werden, die bei Bedarf oder auch für kurze Zeit fest eingenommen werden sollte. Medikamente wie Anticholinergika oder Spasmolytika könnten helfen, den ständigen Harndrang zu reduzieren. Entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Kortison in niedriger Dosis könnten helfen, die Nerven zu beruhigen. Bei neuropathischen Schmerzen können Antikonvulsiva, trizyklische Antidepressiva, selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer oder Opioide eingesetzt werden. Eine lokale Therapie erfolgt zum Beispiel mittels Lidocain-Pflastern.
  • Physiotherapie: Eine Physiotherapie kann die Beschwerden lindern. Gerade bei Beschwerden und Dysfunktionen in der Oberschenkelmuskulatur ist eine differenzierte Diagnostik nötig, um eine nachhaltige Beschwerdefreiheit zu erreichen.
  • Operation: In einigen Fällen kann es notwendig werden, dass eine operative Maßnahme notwendig wird, um die Nervenkompression, die durch den Bandscheibenvorfall entstanden ist, zu beheben. Hier wird in einem neurochirurgischen Eingriff die herausgerutschte und komprimierende Bandscheibe abgetragen und so der eingeklemmte Nerv befreit. Operiert wird nur selten, wenn die Beschwerden sehr stark sind bzw. nicht auf andere Behandlungsversuche ansprechen. Eine Möglichkeit besteht in der operativen Beseitigung aller einengenden Strukturen (Dekompression) und Freilegung des Nerven (Neurolyse). Eine zweite Möglichkeit ist es, den Nerv zu durchtrennen (Neurektomie) und gezielt Nervengewebe abzutragen. Diese Methode gilt als letzter Ausweg: Sie ist sehr wirksam gegen Schmerzen; sie führt jedoch auch zu einem dauerhaften Verlust des Empfindungsvermögens im betroffenen Hautbereich. Bei schweren oder anhaltenden Nervenschäden kann eine chirurgische Intervention notwendig sein, um den Nerv zu dekomprimieren oder zu rekonstruieren.
  • Weitere Maßnahmen: Vermeiden Sie das Tragen enger Hosen. Vermeiden Sie Streckbewegungen im Hüftgelenk. Gegebenenfalls kann eine Gewichtsreduktion hilfreich sein.

Dauer der Beschwerden

Die Dauer, bis das Taubheitsgefühl und auch die Schmerzen im Bereich des Oberschenkels verschwunden sind, richtet sich nach der auslösenden Ursache. Sollte es zu einer Schädigung von Nerven gekommen sein, muss mit einer Monate bis Jahre dauernden Genesungszeit gerechnet werden. In 25 % der Fälle klingen die Schmerzen von selbst ab.

Lesen Sie auch: Taubheitsgefühl im Bein nach Herzkatheter verstehen

Lesen Sie auch: Was tun bei Taubheitsgefühl im Schienbein?

tags: #Taubheitsgefühl #im #Bein #nach #OP #Ursachen