Taubheitsgefühl im Fuß nach Hüft-OP: Ursachen und Behandlung

Ein Taubheitsgefühl im Fuß nach einer Hüftoperation ist ein Symptom, das bei einigen Patienten auftreten kann. Es kann verschiedene Ursachen haben und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für dieses Taubheitsgefühl, die Diagnoseverfahren und die verschiedenen Behandlungsansätze.

Ursachen für Taubheitsgefühl im Fuß nach Hüft-OP

Ein Taubheitsgefühl im Fuß nach einer Hüftoperation kann verschiedene Ursachen haben. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:

Nervenschädigung

Während der Operation kann es zu einer versehentlichen Beschädigung oder Irritation der Nerven kommen, die das Bein versorgen. Insbesondere der Nervus femoralis oder der Nervus cutaneus femoris lateralis können betroffen sein. Eine Schädigung des Ischiasnervs, der am Oberschenkel in den Peroneusnerv übergeht, kann ebenfalls zu einer Fußheberschwäche führen. Solche Nervenschäden können zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Schmerzen im Oberschenkel und Fuß führen.

Tarsaltunnelsyndrom

Das Tarsaltunnelsyndrom ist eine Nervenkompression, die den Nervus tibialis betrifft, der durch den Tarsaltunnel im Bereich des Innenknöchels verläuft und die Fußsohle versorgt. Der Tarsaltunnel hinter dem Innenknöchel dient als Durchtrittsstelle für Nerven und Gefäße in die Fußsohle. Eine Einengung des Tarsaltunnels kann durch Fußfehlstellungen, Verletzungen, Entzündungen oder Schwellungen verursacht werden. Patienten mit Tarsaltunnelsyndrom berichten häufig von Taubheitsgefühl oder Ameisenlaufen in der Fußsohle.

Fußheberschwäche (Peroneusparese)

Eine Fußheberschwäche kann als Komplikation nach einer Hüftoperation auftreten. Dabei ist der Peroneusnerv betroffen, der den Fußheber steuert und das Anheben der Fußspitze ermöglicht. Die Nervenschädigung kann verschiedene Ursachen haben, wie z.B. Verletzungen am Bein oder Druck auf den Nerv während der Operation.

Lesen Sie auch: Diagnose von Taubheitsgefühl nach Hüft-OP

Vordere Tarsaltunnelsyndrom

Bei Beschwerden an Fußrücken oder Sprunggelenk kann das sogenannte "vordere Tarsaltunnelsyndrom" vorliegen. Durch Verhärtung der vorderen Schienbeinmuskulatur erhöht sich der Gewebedruck im Bereich vor dem Sprunggelenk, wodurch Durchblutung und Nervenleitung blockiert werden.

Hintere Tarsaltunnelsyndrom

Beim hinteren Tarsaltunnelsyndrom handelt es sich um eine krankhafte Einengung des tiefen hinteren Unterschenkelbereichs. Diese betrifft den Bereich hinter und unter dem Innenknöchel, in dem zahlreiche Blutgefäße sowie die Sehnen des Großzehenstreckers und des Wadenbeinmuskels verlaufen.

Weitere Ursachen

Weitere mögliche Ursachen für Taubheitsgefühle im Fuß nach einer Hüftoperation sind:

  • Ödeme und Schwellungen: Schwellungen im Bereich des Fußes oder Knöchels können Druck auf die Nerven ausüben und Taubheitsgefühle verursachen.
  • Entzündliche Erkrankungen: Entzündliche Erkrankungen wie Arthritis oder Rheuma können ebenfalls zu Schwellungen und Beschwerden im Bereich des Tarsaltunnels führen.
  • Krampfadern, Knochenbrüche oder Knochensporne: Auch diese können auf den Tarsaltunnel drücken und Nervenreizungen verursachen.
  • Meralgia paraesthetica: Eine Einklemmung des seitlichen Oberschenkelhautnervs (Nervus cutaneus femoris lateralis) am Leistenband kann ebenfalls Taubheitsgefühle im Oberschenkel und Fuß verursachen.
  • Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule kann ebenfalls zu einem Taubheitsgefühl im Bereich des Oberschenkels und Fußes führen.
  • Vitaminmangel: Ein Mangel an Vitamin B12 kann ebenfalls Taubheitsgefühle verursachen.
  • Multiple Sklerose: Auch im Bereich des Oberschenkels kann durch eine MS eine Taubheitsgefühl ausgelöst werden.
  • Psychosomatische Ursachen: Taubheitsgefühle im Bereich der Oberschenkel können auch einer ausgeprägten psychosomatischen Ursache folgen.
  • Lipödem: Das so genannte Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung vor allen Dingen des Oberschenkels, die meist genetisch angelegt ist. Hier ist Bauchfett des Körpers im Bereich der Oberschenkel ungewöhnlich stark eingelagert, was dann auch zu einer Kompression und Reizung der sensiblen Hautnerven im Bereich des Oberschenkels führen kann.

Diagnose

Die Diagnose eines Taubheitsgefühls im Fuß nach einer Hüftoperation erfordert eine sorgfältige Anamnese und körperliche Untersuchung.

Anamnese

Der Arzt wird zunächst ausführlich nach den Beschwerden, dem Zeitpunkt des Auftretens und möglichen Auslösern fragen. Wichtig sind auch Informationen über Vorerkrankungen, Medikamente und frühere Operationen.

Lesen Sie auch: Was tun bei Taubheitsgefühl im Schienbein?

Körperliche Untersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung wird der Arzt die Sensibilität, die Reflexe und die Muskelkraft im Bein und Fuß überprüfen. Spezielle Tests, wie der Tinel-Test (Beklopfen des Schienbeinnervs) oder der Dorsalflexions-Eversions-Test, können Hinweise auf ein Tarsaltunnelsyndrom geben. Durch Druck mit dem Daumen untersucht der Fußspezialist die im Tarsaltunnel verlaufenden Beugesehnen. Sowohl die Beugesehnen der Zehen als auch der Großzehen sind hier tastbar. Auch die Tibialis-posterior-Sehne (Sehne des vorderen Schienbeinmuskels) kann hier untersucht werden. Zudem verlaufen im Tarsaltunnel Blutgefäße und der Schienbeinnerv (Nervus tibialis). Druckschmerzen an einer typischen Stelle über dem Nervenverlauf des Nervus tibialis bestätigen den Verdacht während der klinischen Untersuchung durch den Fußspezialisten.

Bildgebende Verfahren

In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder MRT erforderlich sein, um die Ursache des Taubheitsgefühls zu bestimmen. Im Ultraschall kann man dicht unter der Haut liegende Strukturen, wie Muskeln, Sehnen und auch Blutgefäße sehen und beurteilen. Entzündliche Flüssigkeiten und auch Hämatome lassen sich im Ultraschall ebenfalls darstellen und geben Hinweis auf eine entzündliche Ursache. Röntgenbilder zeigen vor allem Knochen und auch Sehnen, wenn diese im Verlauf verkalkt sind. Hat man vor allem nach einem Unfall den Verdacht, dass Knochen des Oberschenkels verletzt ist und die Ursache für das angegebene Taubheitsgefühl ist, kann man eine Röntgenaufnahme in 2 Ebenen im Bereich des Oberschenkels durchführen. Auch wenn man den Verdacht hat, dass Muskeln ggfs diese Nerven komprimieren oder auch, wenn Hämatome im Bereich des Oberschenkels vermutet werden und sich vielleicht sogar auch schon im Ultraschall dargestellt haben, kann man eine MRT Untersuchung durchführen, die dann vor allem das räumliche Ausmaß dieser Hämatome genauer darstellen kann.

Neurologische Untersuchung

Eine neurologische Untersuchung mit Messung der Nervenleitgeschwindigkeit kann helfen, die Funktion der Nerven zu beurteilen und eine Nervenschädigung zu bestätigen.

Behandlung

Die Behandlung eines Taubheitsgefühls im Fuß nach einer Hüftoperation richtet sich nach der Ursache.

Konservative Behandlung

In vielen Fällen kann eine konservative Behandlung ausreichend sein, um die Beschwerden zu lindern. Dazu gehören:

Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei Taubheitsgefühl in den Füßen

  • Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) können helfen, Schmerzen und Entzündungen zu reduzieren. Bei starken Entzündungen kann auch eine Kortisoninjektion in den Tarsaltunnel in Betracht gezogen werden.
  • Physiotherapie: Spezielle Übungen können helfen, die Muskulatur in Fuß und Schienbein zu kräftigen und die Beweglichkeit des Sprunggelenks zu verbessern. Folgende Übungen dienen einer schmerzfreien sanften Mobilisation des Sprunggelenks und verbessern die Körperwahrnehmung. Wichtig: Diese Übungen ergänzen lediglich die oben beschriebenen Maßnahmen. Sollten Sie bei der Durchführung der Übungen eine Verstärkung der Symptome (z. B. Belastungsverteilung der Fußsohle nach hinten gebeugt. Belastungsverteilung der Fußsohle nach vorne gebeugt. Belastungsverteilung der Fußsohle nach links gebeugt. Belastungsverteilung der Fußsohle nach rechts gebeugt. Hinweise: Vergleichen sie die Änderungen der Druckverteilung zwischen rechtem und linkem Vorfuß und Rückfuß, Außen- und Innenseite. Erspüren Sie die Hauptbelastungszonen, Auflageflächen, Hohlräume und den Spannungszustand der Zehen. Nehmen Sie wahr, in welcher Position Sie eine Entlastung der Symptome verspüren. Ausgangsstellung: Sitz. Das betroffene Bein ist leicht auf dem Ball abgestellt. Ausführung: Rollen Sie mit dem Ball die verschiedenen Bereiche der Fußsohle aus. Achten Sie dabei auf einen sanften Druck. Durchblutungsförderung mit Igelball. Sanfte Massage der Fußsohle. Übungsziel: Bewusste Regulierung der Fersenbeinstellung. Ausführung: Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf beide Fersenbeine. Führen Sie abwechselnd eine rhythmische Gewichtsverlagerung des Rückfußes (Ferse) auf die Außenkante der Ferse und wieder in die Ausgangsposition durch. Werden Sie langsam mit den Pendelbewegungen kleiner, bis die Achillessehne gerade/senkrecht eingestellt ist. Spüren Sie nach, ob sich die Symptome unter dieser Position verbessern.
  • Schuheinlagen und Orthesen: Bei Fußfehlstellungen können Schuheinlagen oder Orthesen helfen, den Fuß zu stabilisieren und den Druck auf den Nervus tibialis zu reduzieren. Auch Schienen eignen sich zur konservativen Behandlung des Tarsaltunnelsyndroms. Sie reduzieren den Druck und die Beweglichkeit, die beide den Tibialisnerven zusätzlich komprimieren.
  • Anpassung der Schuhe: Hochhackige oder enge Schuhe sollten vermieden werden, da sie den Druck auf den Tarsaltunnel erhöhen können.
  • Reizstromtherapie: Mit Stromimpulsen aktiviert so ein Gerät über zwei Elektroden die Nerven, sodass die Muskeln sich in regelmäßigen Abständen zusammenziehen. Das verhindert, dass die Muskulatur sich zurückbildet und trägt auch dazu bei, dass sich die geschädigten Nervenfasern regenerieren können.
  • Taping: Auch „Tapen“ soll bei Fußheberschwäche helfen. Wer es ausprobieren möchte, kann sich Tape im Internet bestellen.

Operative Behandlung

In einigen Fällen kann eine operative Behandlung erforderlich sein, um den Druck auf den Nervus tibialis zu entlasten. Bei einem Tarsaltunnelsyndrom kann beispielsweise das Retinakulum (Halteband) über dem Nerv eröffnet werden, um den Nerv im Verlauf zu befreien. Wie beim Karpaltunnelsyndrom durchtrennt der Arzt die über dem Kanal liegende bindegewebige Struktur, das Retinakulum. Dies befreit den Nerv operativ vom Druck, was unmittelbar die Schmerzen reduziert. Nach Durchtrennung des Retinakulums (Haltebandes) tritt der Tibialisnerv häufig aus dem Tarsaltunnel hervor. Die Schwellung des Nerven vor dem Retinakulum verschwindet in der Regel nach wenigen Minuten. Eine Naht des Retinakulums ist nicht notwendig.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

  • Injektionen mit lokalen Betäubungsmitteln: Der Arzt therapiert die schmerzhafte Nervenveränderung am Tarsaltunnel primär durch Einspritzungen von lokalen Betäubungsmitteln.
  • Psychotherapie: Die nicht-medikamentöse Behandlung neuropathischer Schmerzen erstreckt sich unter anderem auf warme Fußbäder, transkutane elektrische Nervenstimulation, Akupunktur, milde Infrarotstrahlung, Applikation von Kälte, Physio- und Ergotherapie und Psychotherapie (Verbesserung der Schmerzakzeptanz).
  • Invasive Therapie: Manchmal ist es sinnvoll beziehungsweise erforderlich, neuropathische Schmerzen zusätzlich invasiv zu behandeln. Dies erfolgt unter anderem durch selektive Nervenblockaden, Ganglionblockaden oder Neuromodulationsverfahren.

Prognose

In vielen Fällen ist das Taubheitsgefühl im Fuß nach einer Hüftoperation vorübergehend und verbessert sich im Laufe der Zeit. Die Erholung des Nervs hängt stark von der Dauer der Kompression ab. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können die Heilungschancen verbessern. Nach einem operativen Eingriff erfahren Betroffene eine Besserung der Schmerzen um etwa 70 % bei entsprechend gesicherter Diagnose. Eine frühzeitige Therapie kann diese Rate deutlich erhöhen.

tags: #Taubheitsgefühl #im #Fuß #nach #Hüft-OP #Ursachen