Ein Taubheitsgefühl im Mund kann beunruhigend sein, da es vielfältige Ursachen haben kann - von harmlosen Reaktionen bis hin zu ernsteren gesundheitlichen Problemen. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für ein Taubheitsgefühl im Mund, einschließlich der Zunge, sowie die entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten.
Ursachen für Taubheitsgefühl im Mund
Ein Taubheitsgefühl im Mund kann sich auf unterschiedliche Weise äußern, beispielsweise als Kribbeln, Brennen oder ein Gefühl des "Einschlafens". Es kann die Zunge, die Lippen, die Innenseite der Wangen oder den gesamten Mundraum betreffen. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von lokalen Reizungen bis hin zu systemischen Erkrankungen.
Lokale Ursachen
Reizung durch Lebensmittel: Bestimmte Lebensmittel können die Mundschleimhaut und die Zunge reizen und ein Kribbeln oder Brennen verursachen. Insbesondere Ananas, Kiwi, Kaki und Zitrusfrüchte können aufgrund von Enzymen wie Bromelain oder Säuren ein pelziges Gefühl oder Zungenbrennen auslösen.
Verbrennungen: Ein heißer Schluck oder Biss kann die Zunge und den Gaumen verbrennen und zu einem vorübergehenden Taubheitsgefühl führen.
Zahnärztliche Eingriffe: Lokale Betäubungsmittel, die vor zahnärztlichen Eingriffen im Unterkiefer eingesetzt werden (z.B. vor dem Entfernen der Weisheitszähne oder einer Wurzelkanalbehandlung), können vorübergehend nicht nur das Gewebe um die Zähne herum, sondern auch die Zunge betäuben. Auch eine Schwellung nach einer Weisheitszahn-OP kann auf die Nerven im Kiefer drücken und zu einer einseitigen Taubheit der Zunge führen.
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Medikamente: Einige Medikamente, wie Lidocain (ein örtlich betäubendes Mittel zur Schmerzlinderung bei Mundschleimhautentzündungen), können als Nebenwirkung ein beeinträchtigtes Geschmacksempfinden und eine taube Zunge verursachen. Auch Antihistaminika oder ACE-Hemmer können ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl auf der Zunge hervorrufen.
Kontaktallergie: Rötungen, Brennen, Kribbeln und/oder Taubheitsgefühle auf größeren Schleimhautbereichen des Mundes oder im ganzen Mund können auf eine Kontaktallergie hindeuten, beispielsweise auf Zahnpasta, Lebensmittelfarbstoffe oder Medikamente.
Lippenherpes: Eine Herpesinfektion im Bereich der Lippen äußert sich in einem bläschenartigen Ausschlag. Noch bevor die Bläschen sich bilden, macht sich die Infektion meist durch ein Kribbeln oder Brennen der Lippen bemerkbar.
Systemische Ursachen
Nährstoffmangel: Ein Mangel an Vitamin B9 (Folsäure) oder Vitamin B12 kann ein Brennen oder Taubheitsgefühl auf der Zunge verursachen. Vitamin B12 ist essenziell für die normale Funktion des Nervensystems.
Nervenschäden (Neuropathie): Direkte Schäden an den Nerven, die die Zunge versorgen, können ebenfalls das Kribbeln verursachen. Diese Art von Neuropathie kann durch Diabetes, Verletzungen oder Entzündungen entstehen und sollte medizinisch untersucht werden.
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Multiple Sklerose (MS): Im Rahmen einer Multiplen Sklerose kann es zu Schädigungen bestimmter Bereiche des Gehirns kommen, die eine (vorübergehende) Taubheit der Zunge, aber beispielsweise auch Sehstörungen zur Folge haben können.
Schlaganfall: Eine schlagartige Durchblutungsstörung im Gehirn kann zu einem Schlaganfall führen, der sich unter anderem durch eine plötzlich taube Zunge äußern kann. Begleitende Symptome können eine Lähmung der Muskeln im Gesicht oder eine taube Lippe sein.
Burning-Mouth-Syndrom: Bei diesem Schmerzsyndrom klagen Betroffene über ein Brennen und Kribbeln auf der Zunge, häufig ohne erkennbaren Auslöser. Es wird vermutet, dass hormonelle Veränderungen, Stress oder Angstzustände eine Rolle spielen.
Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD): Hierbei handelt es sich um eine Funktionsstörung des Kausystems, die sich unter anderem durch ein Taubheitsgefühl im Mund äußern kann.
Nacken-Zungen-Syndrom: Eine rasche Drehbewegung des Kopfes kann einen einseitigen Schmerz im Nacken und gleichzeitig eine Empfindungsstörung auf der zugehörigen Seite der Zunge verursachen.
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Infektionen: Als eines von vielen Symptomen bei mit dem Coronavirus infizierten Personen wurden auch Veränderungen der Zunge beobachtet. Diese werden als "Corona-Zunge" bezeichnet und können sich durch Schwellungen, Rötungen oder einen Belag auf der Zunge und im Mundraum bemerkbar machen. Auch manche Viren, wie zum Beispiel das Herpes-Simplex-Virus, können Nerven im Gesicht beeinflussen.
Mundhöhlenkrebs: Ein bösartiger Tumor in der Mundhöhle kann sich durch Taubheitsgefühle in der Zunge, Lippe oder an anderen Stellen im Mund bemerkbar machen. Weitere Symptome können nichtabwischbare weiße oder rote Flecken, nicht heilende Wunden oder Schwellungen sein.
Panikattacke: Bei manchen Betroffenen äußert sich eine Panikattacke unter anderem mit einem Kribbeln um den Mund herum - oft begleitet von einem Engegefühl in der Brust, schneller Atmung und großer Angst.
Diagnose und Behandlung
Da für eine taube Zunge viele verschiedene Ursachen infrage kommen, sollte zunächst nach dem Grund für die Sensibilitätsstörung gesucht werden. Die Behandlung des Zungenkribbelns hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache ab.
Ärztliche Abklärung
Bei anhaltendem oder wiederkehrendem Taubheitsgefühl im Mund sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dies gilt insbesondere, wenn weitere Symptome wie Schwellungen, Taubheit, Sprachprobleme, Lähmungen oder andere neurologische Ausfälle auftreten. Die hausärztliche Praxis oder eine zahnärztliche Praxis sind die ersten Anlaufstellen.
Der Arzt wird zunächst eine ausführliche Anamnese erheben und den Mundraum gründlich untersuchen. Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen wie Bluttests, neurologische Untersuchungen oder bildgebende Verfahren erforderlich sein.
Behandlungsmöglichkeiten
Lokale Reizungen: Bei Reizungen durch Lebensmittel oder Verbrennungen helfen meist eine gute Mundhygiene und das Vermeiden der auslösenden Substanzen.
Allergische Reaktionen: Bei allergischen Reaktionen können Antihistaminika eingenommen werden. Ratsam ist es zudem, das auslösende Lebensmittel zu meiden.
Nährstoffmangel: Liegt ein Nährstoffmangel vor, können Nahrungsergänzungsmittel oder eine Ernährungsumstellung mit vitaminreichen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern oder grünem Gemüse helfen, das Symptom zu lindern.
Medikamente: Falls das Kribbeln eine Nebenwirkung von Medikamenten ist, sollte der behandelnde Arzt eine Anpassung der Dosierung oder einen Wechsel des Medikaments vornehmen.
Nervenschäden: Bei neuropathischen Ursachen sind oft spezifische Behandlungen notwendig, um den Nervenschaden zu behandeln oder zu lindern.
Burning-Mouth-Syndrom: Liegt das Burning-Mouth-Syndrom vor, wird zumeist versucht, die Schmerzen zu lindern. Mitunter werden Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen therapeutisch eingesetzt.
CMD: Eine Craniomandibuläre Dysfunktion sollte von einem Spezialisten (z.B. einem Kieferorthopäden) behandelt werden.
Mundhöhlenkrebs: Bei Mundhöhlenkrebs sind Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie die üblichen Behandlungsverfahren. Ein Team aus Spezialist*innen erstellt einen individuellen Therapieplan. Ergänzend können rehabilitative Maßnahmen wie Logopädie oder Physiotherapie notwendig sein.
Vorbeugung
Einige Maßnahmen können helfen, einem Taubheitsgefühl im Mund vorzubeugen:
Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist.
Gute Mundhygiene: Eine gute Mundhygiene mit Beobachtung der Mundschleimhaut kann helfen, Krebsvorstufen und kleine Tumoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Vermeidung von Risikofaktoren: Vermeiden Sie übermäßigen Alkohol- und Tabakkonsum, da diese Risikofaktoren für Mundhöhlenkrebs darstellen.
Stressmanagement: Stress kann zu Verspannungen und Missempfindungen führen. Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen.
Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung und kann somit ebenfalls vorbeugend wirken.
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