Ein Taubheitsgefühl im Ohr kann beunruhigend sein und verschiedene Ursachen haben. Eine davon ist eine Mittelohrentzündung, die unbehandelt schwerwiegende Folgen bis hin zur Taubheit haben kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Taubheitsgefühlen im Zusammenhang mit Mittelohrentzündungen.
Was ist eine Mittelohrentzündung?
Eine Mittelohrentzündung (Otitis media) ist eine Entzündung des Mittelohrs, des luftgefüllten Raums hinter dem Trommelfell, der die Gehörknöchelchen enthält. Sie tritt häufig im Zusammenhang mit einer Erkältung, Grippe oder Nasennebenhöhlenentzündung auf. Viren oder Bakterien gelangen aus dem Nasen-Rachen-Raum über die Ohrtrompete (Eustachische Röhre) ins Mittelohr und verursachen dort eine Entzündung.
Professor Holger Sudhoff, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am Klinikum Bielefeld, erklärt die typische Entwicklung der Erkrankung: „Man bekommt einen Virusinfekt, dabei schwillt die Schleimhaut in der Ohrtrompete an, und darauf setzt sich eine bakterielle Superinfektion, weil das Mittelohr nicht mehr ausreichend belüftet wird.“
Ursachen für Taubheitsgefühle nach Mittelohrentzündung
Taubheitsgefühle im Ohr können verschiedene Ursachen haben, die im Zusammenhang mit einer Mittelohrentzündung stehen können:
- Entzündung und Schwellung: Die Entzündung im Mittelohr führt zu einer Schwellung der Schleimhaut, die die Ohrtrompete verengen oder verschließen kann. Dadurch wird die Belüftung des Mittelohrs beeinträchtigt, was zu einem Druckgefühl und Taubheitsgefühl führen kann.
- Flüssigkeitsansammlung: Durch die Entzündung kann sich Flüssigkeit im Mittelohr ansammeln. Diese Flüssigkeit kann das Trommelfell belasten und die Schallübertragung beeinträchtigen, was zu einem Gefühl von Taubheit oder Verstopfung im Ohr führen kann.
- Schädigung des Innenohrs: In seltenen Fällen kann sich eine unbehandelte Mittelohrentzündung auf das Innenohr ausbreiten und dort das Hörvermögen schädigen. Dies kann zu dauerhaftem Hörverlust oder Taubheit führen. Professor Roland Laszig, Direktor der Universitäts-Hals-Nasen-Ohren-Klinik in Freiburg, warnt davor, dass eine unbehandelte Mittelohrentzündung schwerwiegende Folgen haben kann: "Wenn die Entzündung ins Innenohr vordringt, kann das zum Verlust des Hörvermögens führen, ein Durchbrechen bis ins Hirn ist sogar lebensbedrohlich."
- Durchblutungsstörungen: Auch Durchblutungsstörungen im Ohr können zu Taubheitsgefühlen führen. Die feinen Blutgefäße, die das Ohr versorgen, sind sehr empfindlich und können durch verschiedene Faktoren wie Ablagerungen in den Arterien, Schädelverletzungen oder Blockaden der Halswirbelsäule beeinträchtigt werden.
- Nervenschädigung: In seltenen Fällen kann eine Mittelohrentzündung auch Nerven im Ohrbereich schädigen, was zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln führen kann.
Symptome einer Mittelohrentzündung mit Taubheitsgefühl
Die Symptome einer Mittelohrentzündung können je nach Schweregrad der Entzündung variieren. Typische Symptome sind:
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- Starke Ohrenschmerzen, oft pulsierend oder stechend
- Hörverlust oder ein Gefühl von Verstopfung im Ohr
- Druckgefühl im Ohr
- Taubheitsgefühl im Ohr oder in der Umgebung des Ohrs
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Ohrgeräusche (Tinnitus)
- Übelkeit und Erbrechen
- Bei Kindern: Unruhe, Weinen, Appetitlosigkeit, Greifen ans Ohr (Ohrzwang)
Diagnose
Die Diagnose einer Mittelohrentzündung wird in der Regel durch eine Ohrenuntersuchung (Otoskopie) gestellt. Dabei betrachtet der Arzt das Trommelfell mit einem Ohrenspiegel. Typische Anzeichen für eine Mittelohrentzündung sind Rötung, Vorwölbung oder Verdickung des Trommelfells. In manchen Fällen kann auch eine Flüssigkeitsansammlung hinter dem Trommelfell oder eine Perforation (Riss) des Trommelfells sichtbar sein.
Zur weiteren Abklärung können folgende Untersuchungen durchgeführt werden:
- Hörtest (Audiometrie): Um das Ausmaß des Hörverlusts zu bestimmen.
- Tympanometrie: Um die Beweglichkeit des Trommelfells und den Druck im Mittelohr zu messen.
- Abstrich aus dem Ohr: Bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion zur Bestimmung des Erregers.
Behandlung
Die Behandlung einer Mittelohrentzündung richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung.
- Schmerzlinderung: Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen können helfen, die Ohrenschmerzen zu lindern.
- Abschwellende Nasentropfen: Abschwellende Nasentropfen oder -sprays können die Belüftung des Mittelohrs verbessern, indem sie die Schleimhaut in der Nase und der Ohrtrompete abschwellen lassen.
- Wärmebehandlung: Eine Wärmebehandlung des Ohres, z.B. mit einer Rotlichtlampe oder einem warmen Zwiebelsäckchen, kann die Durchblutung fördern und die Schmerzen lindern.
- Antibiotika: Bei einer bakteriellen Infektion werden Antibiotika eingesetzt. Michael E. Deeg, Sprecher des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, sagt, dass bei einer bakteriellen Infektion in der Regel ein Antibiotikum verschrieben wird - spätestens wenn sich die Symptome nach zwei bis drei Tagen nicht gebessert haben.
- Trommelfellschnitt (Parazentese): Bei einem vorgewölbten, gespannten Trommelfell oder bei beginnenden Komplikationen kann ein Trommelfellschnitt (Parazentese) notwendig sein, um den Druck im Mittelohr zu entlasten und das Sekret abfließen zu lassen.
- Operation: Bei chronischen Mittelohrentzündungen oder Komplikationen kann eine Operation erforderlich sein, z.B. eine Trommelfellplastik (Tympanoplastik) oder eine Entfernung der Rachenmandeln (Adenoide).
Hausmittel
Zusätzlich zur ärztlichen Behandlung können folgende Hausmittel zur Linderung der Beschwerden beitragen:
- Ruhe und Schlaf: Ausreichend Ruhe und Schlaf können den Heilungsprozess beschleunigen.
- Zwiebelsäckchen: Ein warmes Zwiebelsäckchen auf dem Ohr kann die Schmerzen lindern und die Entzündung hemmen.
- Inhalation: Inhalationen mit Kamille oder Salzwasser können die Schleimhäute befeuchten und die Belüftung des Mittelohrs verbessern.
- Vermeidung von Reizstoffen: Vermeiden Sie Reizstoffe wie Zigarettenrauch oder trockene Heizungsluft.
Vorbeugung
Einige Maßnahmen können helfen, einer Mittelohrentzündung vorzubeugen:
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- Gute Hygiene: Regelmäßiges Händewaschen kann die Ausbreitung von Viren und Bakterien verhindern.
- Nichtrauchen: Rauchen schwächt das Immunsystem und erhöht das Risiko für Atemwegsinfektionen.
- Impfungen: Impfungen gegen Grippe und Pneumokokken können das Risiko für Mittelohrentzündungen verringern.
- Vermeidung von Zugluft: Vermeiden Sie Zugluft, da diese die Schleimhäute austrocknen und anfälliger für Infektionen machen kann.
- Behandlung von Nasen-Rachen-Erkrankungen: Lassen Sie Nasen-Rachen-Erkrankungen frühzeitig behandeln, um eine Ausbreitung der Infektion ins Mittelohr zu verhindern.
- Bei Kindern: Stillen, Vermeidung von Schnullern, Reduzierung des Kontakts zu anderen Kindern.
Wann zum Arzt?
Es ist ratsam, bei folgenden Symptomen einen Arzt aufzusuchen:
- Starke Ohrenschmerzen
- Hörverlust
- Fieber
- Schwindel
- Ohrgeräusche
- Ausfluss aus dem Ohr
- Wenn sich die Symptome nach zwei bis drei Tagen nicht bessern
- Bei Kindern: Unruhe, Weinen, Appetitlosigkeit, Greifen ans Ohr
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