Taubheitsgefühl nach Spinalanästhesie: Ursachen und Zusammenhänge

Die Spinalanästhesie ist ein weit verbreitetes Verfahren zur Betäubung der unteren Körperhälfte, insbesondere bei Eingriffen im Unterleib, an Hüfte und Beinen sowie bei Kaiserschnitten. Obwohl sie im Allgemeinen als sicher gilt, können in seltenen Fällen Komplikationen auftreten, darunter auch Taubheitsgefühle. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für Taubheitsgefühle nach einer Spinalanästhesie und gibt einen Überblick über verwandte Themen.

Was ist Spinalanästhesie?

Die Spinalanästhesie (SPA), auch Lumbalanästhesie oder Kreuzstich genannt, ist eine Form der Regionalanästhesie, bei der ein Lokalanästhetikum in den mit Flüssigkeit (Liquor) gefüllten Rückenmarksraum injiziert wird. Dies führt zu einer Blockade der Nervenimpulse und damit zu einer vorübergehenden Gefühllosigkeit und Bewegungsunfähigkeit in der unteren Körperhälfte. Die Spinalanästhesie wird im Sitzen oder in Seitenlage bei gekrümmten Rücken durchgeführt. Zuerst wird der Rücken sorgfältig desinfiziert und mit sterilen Tüchern abgedeckt. Dann wird im Bereich der Einstichstelle eine örtliche Betäubung vorgenommen. Als nächstes sticht der Narkosearzt mit einer sehr feinen, speziell geformten Nadel in den Rückenmarkskanal. Meistens ist dieser Einstich schmerzfrei. Hat er mit der Nadel den Spinalraum mit der Gehirnflüssigkeit und den Nervensträngen erreicht, spritzt er das örtliche Betäubungsmittel hinein.

Mögliche Ursachen für Taubheitsgefühle nach Spinalanästhesie

Direkte Nervenschädigung

Obwohl selten, kann es während der Spinalanästhesie zu einer direkten Verletzung von Nervenstrukturen kommen. Dies kann durch die Nadel selbst oder durch einen Bluterguss (Hämatom) im Wirbelkanal verursacht werden, der auf die Nerven drückt. Symptome einer Nervenwurzelreizung können Schmerzen, Taubheit oder Missempfindungen in den Beinen sein.

Postspinaler Kopfschmerz

Ein häufigeres Problem ist der postspinale Kopfschmerz, der durch den Austritt von Liquor (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) durch das Punktionsloch in der harten Hirnhaut entsteht. Der daraus resultierende Unterdruck kann nicht nur Kopfschmerzen verursachen, sondern auch neurologische Symptome wie Taubheitsgefühle.

Medikamentenbedingte Ursachen

In seltenen Fällen können die verwendeten Lokalanästhetika selbst Taubheitsgefühle verursachen, insbesondere wenn sie in hoher Konzentration oder über einen längeren Zeitraum angewendet werden. Auch vorübergehende Blasenentleerungsstörungen sind möglich, was das Anlegen eines Blasenkatheters notwendig machen kann.

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Durchblutungsstörungen

Während einer Operation und der anschließenden Bettruhe kann es zu Durchblutungsstörungen kommen, die sich in Kribbeln oder Taubheitsgefühlen in den Füßen äußern können. Dies ist besonders relevant, wenn Patienten über längere Zeit unbeweglich liegen müssen.

Vorerkrankungen

Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Polyneuropathien können ebenfalls zu Taubheitsgefühlen beitragen oder diese verstärken. Es ist wichtig, dass der Arzt vor der Spinalanästhesie über solche Vorerkrankungen informiert ist.

Differentialdiagnosen: Abgrenzung zu anderen Ursachen

Es ist wichtig zu beachten, dass Taubheitsgefühle im Bereich der Beine und Füße auch andere Ursachen haben können, die nicht direkt mit der Spinalanästhesie zusammenhängen. Dazu gehören:

  • Spinale Tumoren: Geschwülste der Wirbelsäule können auf das Rückenmark oder die Nervenwurzeln drücken und neurologische Symptome wie Taubheitsgefühle verursachen.
  • Bandscheibenvorfälle und Spinalkanalstenosen: Diese Erkrankungen können ebenfalls zu einer Kompression der Nerven führen und ähnliche Symptome verursachen.
  • Polyneuropathien: Verschiedene Erkrankungen des peripheren Nervensystems, wie z.B. diabetische Neuropathie, können Taubheitsgefühle und andere Sensibilitätsstörungen verursachen.

Diagnostik und Behandlung

Bei anhaltenden oder ungewöhnlichen Taubheitsgefühlen nach einer Spinalanästhesie ist eine gründliche neurologische Untersuchung erforderlich. Diese kann Nervenmessungen und bildgebende Verfahren wie MRT umfassen, um andere Ursachen auszuschließen.

Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei postspinalen Kopfschmerzen können Schmerzmittel und Bettruhe helfen. In einigen Fällen ist ein sogenanntes Blutpatch erforderlich, bei dem Eigenblut in den Epiduralraum injiziert wird, um das Liquorleck zu verschließen. Bei Nervenverletzungen können Physiotherapie und Schmerzmittel zur Linderung der Beschwerden beitragen. In seltenen Fällen ist eine Operation erforderlich, um einen Bluterguss zu entfernen oder den Druck auf die Nerven zu entlasten.

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Fallbeispiele und Erfahrungen

Einige Patientinnen berichten von Kribbeln in den Fersen oder Taubheitsgefühlen in den Fingern nach einer Spinalanästhesie im Rahmen eines Kaiserschnitts. In manchen Fällen wird vermutet, dass dies auf eine Nervenreizung oder Durchblutungsstörung zurückzuführen ist. Es ist wichtig, solche Beschwerden ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen.

Prävention und Risikominimierung

Um das Risiko von Komplikationen nach einer Spinalanästhesie zu minimieren, sollten folgende Maßnahmen beachtet werden:

  • Sorgfältige Aufklärung: Ein ausführliches Gespräch mit dem Anästhesisten vor dem Eingriff ist wichtig, um über mögliche Risiken und Nebenwirkungen aufzuklären.
  • Gerinnungsmanagement: Bei Einnahme gerinnungshemmender Medikamente sollte dies dem Arzt mitgeteilt werden, und die Medikamente sollten rechtzeitig vor dem Eingriff abgesetzt werden.
  • Schonende Punktionstechnik: Der Anästhesist sollte eine möglichst schonende Punktionstechnik anwenden, um das Risiko von Nervenverletzungen zu minimieren.
  • Frühzeitige Mobilisierung: Nach dem Eingriff sollte der Patient so bald wie möglich mobilisiert werden, um Durchblutungsstörungen vorzubeugen.

Rückenmarktumoren als seltene, aber wichtige Differentialdiagnose

Spinale Tumoren sind zwar selten (ca. 2 % aller Tumoren des zentralen Nervensystems), sollten aber als mögliche Ursache für Taubheitsgefühle und andere neurologische Symptome in Betracht gezogen werden. Sie können von den Wirbeln ausgehen (extradurale Tumoren) oder innerhalb der Rückenmarkshaut liegen (intradurale Tumoren). Intradurale Tumoren werden weiter unterteilt in intramedulläre Tumoren (Tumoren des Rückenmarks) und extramedulläre Tumoren (Tumoren, die nicht vom Rückenmark entspringen).

Symptome spinaler Tumoren

Die häufigsten Symptome eines spinalen Tumors sind Schmerzen und neurologische Störungen wie Taubheitsgefühl, Kraftminderung, Blasen-Mastdarm-Störungen und Störungen der Sexualfunktionen. Das Ausmaß der Beschwerden hängt von der Lokalisation des Tumors ab. Da die Tumoren häufig langsam wachsen, entwickeln sich die Symptome schleichend und werden initial vom Patienten kaum bemerkt.

Diagnostik und Therapie spinaler Tumoren

Die Diagnostik besteht aus einer klinischen Untersuchung und nachfolgend aus einer bildgebenden Untersuchung. Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist die Methode der Wahl, um eine Kompression des Rückenmarkes oder der Nervenfasern zu beurteilen.

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Bei den meisten spinalen Tumoren ist die Operation die Therapie der Wahl. Die Operation dient der Entlastung des Rückenmarkes bzw. der Nervenwurzeln und / oder der Stabilisierung der Wirbelsäule. Handelt es sich um gutartige Tumoren, kann bei vollständiger Tumorentfernung eine Heilung erzielt werden. Bei malignen Tumoren, wie z. B. Metastasen, erfolgt nach der Operation immer eine Bestrahlung und/oder Chemotherapie.

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