Taubheitsgefühl zwischen den Schulterblättern: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Schmerzen und Missempfindungen im Bereich der Schulterblätter sind weit verbreitete Beschwerden, die viele Menschen im Alltag beeinträchtigen können. Ein Taubheitsgefühl zwischen den Schulterblättern, oft begleitet von Kribbeln, Stechen oder brennenden Schmerzen, kann verschiedene Ursachen haben. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für diese Beschwerden, die damit verbundenen Symptome und die verschiedenen Behandlungsansätze, um Betroffenen ein besseres Verständnis und Lösungsansätze zu bieten.

Anatomische Grundlagen des Nackens und der Schulterregion

Um die Ursachen für Taubheitsgefühle zwischen den Schulterblättern besser zu verstehen, ist es wichtig, die anatomischen Strukturen des Nackens und der Schulterregion zu betrachten. Der menschliche Nacken besteht aus Muskeln, Knochen, Bändern und Gelenken, die alle miteinander vernetzt sind und von Nervenenden durchzogen werden. Die Halswirbelsäule besteht aus sieben Wirbeln (C1-C7), die durch Bandscheiben miteinander verbunden sind. Die Bandscheiben fungieren als Stoßdämpfer und ermöglichen die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Sie bestehen aus einem weichen, gallertartigen Kern und einer robusten äußeren Hülle.

Das Schultergelenk, insbesondere das Humeroscapulargelenk, verbindet den Oberarmknochen (Humerus) mit dem Schulterblatt (Scapula). Diese Konstruktion ermöglicht eine große Bewegungsfreiheit des Arms, ist aber gleichzeitig anfällig für muskuläre Dysbalancen und Verspannungen im Bindegewebe, die Druck auf Sehnen und Nerven ausüben können.

Mögliche Ursachen für Taubheitsgefühl zwischen den Schulterblättern

Die Ursachen für Taubheitsgefühle zwischen den Schulterblättern können vielfältig sein und reichen von muskulären Verspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen der Wirbelsäule. Im Folgenden werden einige der häufigsten Ursachen detaillierter erläutert:

1. HWS-Syndrom (Zervikobrachialgie)

Das HWS-Syndrom, auch Zervikobrachialgie oder Nacken-Schulter-Arm-Syndrom genannt, ist ein Sammelbegriff für Beschwerden im Bereich der Hals-, Schulter- und Nackenregion. Es handelt sich nicht um eine klar definierte Erkrankung, sondern um einen Symptomkomplex, bei dem Nackenschmerzen oft in die Arme ausstrahlen. Die Symptome können je nach betroffenem Bereich der Halswirbelsäule variieren:

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  • Oberes HWS-Syndrom (Zervikocephalgie): Beschwerden entstehen in der Kopfregion und können bis in die Stirn oder zu den Augen ausstrahlen.
  • Mittleres HWS-Syndrom: Schmerzen strahlen zwischen den Schulterblättern und über die Schulter hinaus aus.
  • Unteres HWS-Syndrom: Schmerzen strahlen bis in die Hand aus, wobei jedem Halswirbel ein bestimmter Arm- oder Handabschnitt zugeordnet ist.

Ursachen für das HWS-Syndrom können funktionelle Verspannungen der Nackenmuskulatur, Muskelverkürzungen, Fehlhaltungen, Wirbelblockaden oder ein zervikaler Bandscheibenvorfall sein. Auch Dauer- und Fehlbelastungen der Halswirbelsäule, wie sie bei Sportlern oder bestimmten Berufsgruppen auftreten, können zu Abnutzungserscheinungen führen.

2. Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule (Cervicale Diskushernie)

Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule entsteht, wenn die äußere Hülle einer Bandscheibe aufreißt und der weiche Kern austritt. Dieser kann Druck auf die umliegenden Nervenwurzeln (Radikulopathie) oder das Rückenmark (Myelopathie) ausüben, was zu Schmerzen, Taubheitsgefühl und Kribbeln in Armen und Händen führen kann. Nackenschmerzen und ausstrahlende Schmerzen in den Armen sind typische Anzeichen dafür, dass Nervenwurzeln gedrückt werden.

Mit zunehmendem Alter verlieren die Bandscheiben ihre Flexibilität und Elastizität, wodurch sie anfälliger für Risse werden. Ein Bandscheibenvorfall kann auch durch wiederholte Bewegungen oder Verletzungen der Wirbelsäule ausgelöst werden.

3. Schulter-Arm-Syndrom (Zervikobrachialgie)

Das Schulter-Arm-Syndrom ist ein Symptomkomplex, der verschiedene Beschwerden rund um Nacken, Schultern und Arme umfasst. Schulterschmerzen sind das Leitsymptom, wobei der Schmerz oft in den Oberarm zieht und das Anheben des Arms oder bestimmte Rotationsbewegungen erschwert. Ursachen für das Schulter-Arm-Syndrom sind häufig muskulär-fasziale Probleme an der Halswirbelsäule, wie knotige Verspannungen, erhöhte Spannung in den Faszien oder muskuläre Ungleichgewichte. Diese Spannungen können sich auf die Wirbelkörper und Bandscheiben auswirken und im schlimmsten Fall zu einem Bandscheibenvorfall führen.

4. Thoracic-Outlet-Syndrom (TOS)

Beim Thoracic-Outlet-Syndrom werden Nerven oder Blutgefäße zwischen Hals und Brust eingeengt. Dies kann zu Schulterschmerzen, Nackenproblemen, Schwäche und Taubheit in Armen und Händen führen. Es gibt drei Arten von TOS, je nachdem, welche Strukturen betroffen sind:

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  • Neurogenes TOS: Einengung von Nerven (Nervenkompression), die häufigste Form.
  • Venöses TOS: Einengung der großen Venen im Hals- und Brustbereich, was zu geschwollenen, bläulich verfärbten Armen, Händen und Fingern führen kann.
  • Arterielles TOS: Einengung der Arterien, die seltenste und gefährlichste Form, die zu einer beeinträchtigten Durchblutung der Arme, Hände und Finger führt.

Risikofaktoren für das TOS sind schlechte Körperhaltung, das Tragen schwerer Lasten auf der Schulter, Schleudertrauma, Gewichtheben, Sportarten mit wiederholten Arm- und Schulterbewegungen, ungünstige Schlafpositionen sowie Anspannung durch Depressionen und Stress.

5. Bandscheibenvorfall in der Brustwirbelsäule (BWS)

Ein Bandscheibenvorfall in der Brustwirbelsäule ist seltener als in der Lenden- oder Halswirbelsäule, da die BWS stabiler und unbeweglicher ist. Er entsteht, wenn der Faserknorpelring einer Bandscheibe reißt und das innere Material austritt. Dies kann Druck auf das Rückenmark und die Nervenwurzeln ausüben und zu Schmerzen, Empfindungsstörungen (Taubheit, Kribbeln), Muskelschwäche, Schwindel, Einschränkung der Atmung und Übelkeit führen. Ursachen können Verschleißerscheinungen, Überlastung, Fehlhaltung oder Verletzungen sein.

6. Muskelverspannungen und Triggerpunkte

Muskelverspannungen im Bereich der Schulterblätter sind eine häufige Ursache für Schmerzen und Taubheitsgefühle. Diese Verspannungen können durch eine schlechte Körperhaltung, einseitige Belastungen oder Stress ausgelöst werden. Triggerpunkte sind lokalisierte, schmerzhafte Bereiche in den Muskeln, die oft zu ausstrahlenden Schmerzen führen können. Die gezielte Behandlung dieser Triggerpunkte kann die Beschwerden lindern.

Symptome im Zusammenhang mit Taubheitsgefühl zwischen den Schulterblättern

Die Symptome im Zusammenhang mit Taubheitsgefühl zwischen den Schulterblättern können vielfältig sein und hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Taubheitsgefühl: Ein Gefühl von Gefühllosigkeit oder verminderter Empfindung zwischen den Schulterblättern.
  • Kribbeln: Ein prickelndes oder stechendes Gefühl, oft begleitet von Taubheit.
  • Schmerzen: Dumpfe, ziehende oder stechende Schmerzen im Bereich der Schulterblätter, die in den Nacken, den oberen Rücken oder die Arme ausstrahlen können.
  • Muskelverspannungen: Verhärtete und schmerzhafte Muskeln im Nacken- und Schulterbereich.
  • Bewegungseinschränkungen: Schwierigkeiten beim Drehen des Kopfes oder Anheben der Arme.
  • Kopfschmerzen: Spannungskopfschmerzen, die vom Nacken in den Kopf ausstrahlen.
  • Schwindel: Ein Gefühl von Benommenheit oder Drehschwindel.
  • Sehstörungen: Verschwommenes Sehen oder andere visuelle Beeinträchtigungen.
  • Ohrengeräusche (Tinnitus): Ein Klingeln, Summen oder Rauschen in den Ohren.
  • Schwäche in den Armen: Schwierigkeiten beim Heben oder Greifen von Gegenständen.

Diagnose von Taubheitsgefühl zwischen den Schulterblättern

Die Diagnose von Taubheitsgefühl zwischen den Schulterblättern beginnt mit einer ausführlichen Anamnese und einer körperlichen Untersuchung durch einen Arzt, idealerweise einen Orthopäden oder Neurologen. Der Arzt wird Fragen zu den Symptomen, der Krankengeschichte und möglichen Risikofaktoren stellen. Bei der körperlichen Untersuchung werden die Beweglichkeit der Wirbelsäule, die Muskelkraft und die Reflexe überprüft.

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Weitere diagnostische Maßnahmen können sein:

  • Röntgenaufnahmen: Um Verletzungen oder degenerative Veränderungen der Wirbelsäule zu erkennen.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Um Weichteilstrukturen wie Bandscheiben, Nerven und Rückenmark darzustellen und Bandscheibenvorfälle oder andere Erkrankungen zu identifizieren.
  • Elektromyographie (EMG): Um die Funktion der Nerven und Muskeln zu überprüfen und Nervenkompressionen oder andere neurologische Probleme zu erkennen.
  • Sensibilitätsprüfungen: Um das Ausmaß des Taubheitsgefühls und andere sensorische Störungen zu beurteilen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Taubheitsgefühl zwischen den Schulterblättern

Die Behandlung von Taubheitsgefühl zwischen den Schulterblättern richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und dem Schweregrad der Symptome. In den meisten Fällen kommen konservative Behandlungsmethoden zum Einsatz, während operative Eingriffe nur in schweren Fällen oder bei Versagen der konservativen Therapie in Betracht gezogen werden.

1. Konservative Behandlungsmethoden

  • Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen eingesetzt werden. Bei stärkeren Schmerzen können auch Opioide verschrieben werden.
  • Muskelrelaxantien: Medikamente zur Entspannung der Muskeln können bei Muskelverspannungen helfen.
  • Physiotherapie: Gezielte Übungen zur Kräftigung der Nacken- und Schultermuskulatur, zur Verbesserung der Beweglichkeit und zur Korrektur von Fehlhaltungen.
  • Manuelle Therapie: Techniken wie Chiropraktik oder Osteopathie können Blockaden lösen und verhärtetes Gewebe lockern.
  • Wärme- und Kältetherapie: Kühlende Pads oder Schmerzgele können bei akuten Schmerzen und Entzündungen helfen, während Wärmeanwendungen wie Wärmepflaster oder Infrarotlicht bei chronischen Schmerzen und Muskelverspannungen eingesetzt werden können.
  • Akupunktur: Kann bei Muskelverspannungen und Schmerzen helfen.
  • Entspannungstechniken: Autogenes Training, Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu reduzieren.
  • Ergonomische Anpassungen: Anpassung des Arbeitsplatzes, um eine gute Körperhaltung zu fördern und Fehlbelastungen zu vermeiden.

2. Invasive Behandlungsmethoden

  • Injektionen: Injektionen von Lokalanästhetika oder Kortikosteroiden in die schmerzhafte Muskulatur oder an die Wirbelgelenke können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
  • Periradikuläre Therapie (PRT): Gezielte Infiltration der Nervenwurzel unter dem Computertomogramm.

3. Operative Behandlungsmethoden

  • Bandscheibenoperation: Bei einem Bandscheibenvorfall kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf die Nervenwurzeln oder das Rückenmark zu beseitigen. Dabei kann die beschädigte Bandscheibe entfernt und durch eine künstliche Bandscheibe ersetzt werden.
  • Dekompression: Bei einer Spinalstenose oder anderen Verengungen des Spinalkanals kann eine Operation durchgeführt werden, um den Druck auf das Rückenmark zu verringern.
  • Entfernung von Strukturen beim TOS: Bei ausgeprägten Symptomen des Thoracic-Outlet-Syndroms kann eine Operation erforderlich sein, um die Strukturen zu entfernen, die für die Einengung der Nerven oder Blutgefäße verantwortlich sind, z.B. bestimmte Muskeln, zusätzliche Bänder oder die erste Rippe.

Präventive Maßnahmen

Um Taubheitsgefühl zwischen den Schulterblättern vorzubeugen, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Achten Sie auf eine gute Körperhaltung: Vermeiden Sie es, lange in einer vorgebeugten Haltung zu sitzen oder zu stehen. Achten Sie auf eine aufrechte Haltung mit geradem Rücken und entspannten Schultern.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig: Regelmäßige Bewegung und Sport sind wichtig für die Gesunderhaltung der Wirbelsäule und der Muskulatur.
  • Dehnen Sie sich regelmäßig: Dehnübungen können helfen, Muskelverspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Vermeiden Sie einseitige Belastungen: Achten Sie darauf, Ihren Körper nicht einseitig zu belasten. Wechseln Sie häufig Ihre Position und machen Sie Pausen bei sitzenden Tätigkeiten.
  • Reduzieren Sie Stress: Stress kann zu Muskelverspannungen führen. Finden Sie Wege, um Stress abzubauen, z.B. durch Entspannungstechniken, Sport oder Hobbys.
  • Achten Sie auf eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Stellen Sie sicher, dass Ihr Arbeitsplatz ergonomisch eingerichtet ist, um Fehlbelastungen zu vermeiden.
  • Schlafen Sie auf einer geeigneten Matratze: Eine punktelastische Matratze kann dazu beitragen, die Wirbelsäule in ihrer natürlichen Form zu unterstützen.

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