Alzheimer-Testverfahren: Ein umfassender Überblick

Die Diagnose von Demenz, insbesondere der Alzheimer-Krankheit, stellt eine wachsende Herausforderung für unsere Gesellschaft dar. Angesichts der steigenden Zahl von Demenzerkrankungen ist es von entscheidender Bedeutung, zuverlässige und effektive Testverfahren zu entwickeln und einzusetzen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Alzheimer-Testverfahren, von einfachen Screening-Tests bis hin zu komplexen diagnostischen Methoden, und beleuchtet die neuesten Fortschritte in der Früherkennung.

Bedeutung der Früherkennung

Die Früherkennung von Demenz ist von großer Bedeutung, da sie eine effektive Therapie ermöglicht und den weiteren Verlauf der Krankheit um lange Zeit verzögern kann. Eine frühzeitige Diagnose bietet auch eine Erklärung für bislang unerklärliches Verhalten und andere Auffälligkeiten. Viele Menschen mit Gedächtnisstörungen sind stark verunsichert und verbergen oder überspielen ihre Schwächen. Eine frühe Diagnose kann diesen Menschen und ihren Familien helfen, sich auf die Zukunft vorzubereiten und die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.

Psychometrische Tests: Erste Hinweise auf Demenz

Psychometrische Tests, oft als Demenz-Tests bezeichnet, erfassen Verhaltensweisen in einer standardisierten und künstlich erzeugten Situation. Diese Tests werden von Fachexperten erhoben und analysiert und können zuverlässige Hinweise auf eine Demenz geben. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass psychometrische Tests keine zuverlässigen Diagnosen liefern und ärztliche Untersuchungen nicht ersetzen können. Sie dienen vielmehr als Screening-Instrumente, um einen Verdacht auf Demenz zu erhärten oder zu zerstreuen.

Bekannte psychometrische Tests

Es gibt verschiedene psychometrische Tests, die zur Früherkennung von Demenz eingesetzt werden. Zu den bekanntesten und zuverlässigsten gehören:

  • Demenz-Detektions-Test (DemTect): Ein einfaches und schnelles Verfahren, das kaum Vorwissen erfordert. Der DemTect-Test berücksichtigt bei der Auswertung auch das Alter des Patienten und untersucht eine Reihe kognitiver Funktionen wie Wahrnehmung, Lernen, Erinnerungsvermögen und Denkvermögen.
  • Mini-Mental-Status-Test (MMST): Ein etwas aufwändigerer, aber aussagekräftigerer Test, der häufig von geschultem Personal in Arztpraxen und Krankenhäusern verwendet wird. Der MMST ist der älteste und bekannteste Fragebogentest zur Demenz und umfasst verschiedene Merk- und Rechenaufgaben.
  • Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCa-Test): Ein Test, der von geschultem Personal durchgeführt werden sollte und eine umfassendere Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten ermöglicht.
  • Uhrentest: Ein sehr bekannter und einfacher Demenz-Test, der in wenigen Minuten mit einem Blatt Papier und einem Stift durchgeführt werden kann. Im Verlauf einer Demenz können Erkrankte Ziffern und Zeiger oft nicht mehr richtig anordnen.
  • Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung (TFDD): Dieser Test dient vor allem dazu, eine Depression als mögliche Ursache für die Symptome auszuschließen, da Depressionen ähnliche Symptome wie Demenz haben und in Tests zu ähnlichen Ergebnissen führen können.
  • Syndrom-Kurztest (SKT): Ein Test, der vor allem Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Informationsverarbeitung erfasst.

Durchführung und Auswertung des DemTect-Tests

Der DemTect-Test ist ein systematisches Testverfahren, das aus fünf Aufgaben besteht:

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  1. Aufgabe 1: Die Testperson soll sich eine Liste von 10 Wörtern merken und diese wiederholen. Für jeden richtig genannten Begriff gibt es einen Punkt.
  2. Aufgabe 2: Die Testperson soll zwei Zahlen in Zahlwörter umwandeln und zwei Zahlwörter in Zahlen umwandeln. Für jede richtige Umwandlung gibt es einen Punkt.
  3. Aufgabe 3: Die Testperson soll so viele Dinge wie möglich aufzählen, die es in einem Supermarkt gibt. Für jeden richtig genannten Begriff gibt es einen Punkt.
  4. Aufgabe 4: Die Testperson soll Zahlenreihen in umgekehrter Reihenfolge wiederholen. Es zählt nur die Länge der längsten richtig rückwärts wiederholten Zahlenfolge.
  5. Aufgabe 5: Die Testperson soll sich an die 10 Wörter erinnern, die am Anfang des Tests genannt wurden. Für jeden richtig erinnerten Begriff gibt es einen Punkt.

Für jeden Teil des Tests wird eine Punktzahl ermittelt, die dann anhand einer Umrechnungstabelle in einen Testwert umgewandelt wird. Die Testwerte werden abschließend addiert und anhand einer Skala gewichtet. Die Anzahl der gewichteten Testwerte zeigt, ob eine kognitive Beeinträchtigung oder eine Demenz wahrscheinlich sind.

Es ist wichtig zu beachten, dass der DemTect-Test keine ausführliche medizinische und psychologische Untersuchung ersetzt. Wenn die Punktwerte im kritischen Bereich liegen, sollte eine ärztliche Diagnose eingeholt werden.

Ärztliche Untersuchung und Diagnose

Da einfache Testverfahren für Demenz keine absolut zuverlässigen Ergebnisse liefern können, ist eine umfassende ärztliche Untersuchung unerlässlich. Nur ein Arzt kann eine Demenz oder Alzheimer diagnostizieren. Die ärztliche Untersuchung dient dazu, andere Erkrankungen als Ursache für die Symptome auszuschließen und eine professionelle Behandlung zu ermöglichen.

Ablauf der ärztlichen Untersuchung

  1. Anamnese-Gespräch: Die Ärztin oder der Arzt fragt nach aktuellen Beschwerden, Vorerkrankungen, Medikamenten und möglichen Risikofaktoren.
  2. Allgemeine körperliche Untersuchung: Um mögliche körperliche Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  3. Kognitive Tests: Um das Vorliegen einer Demenzerkrankung zu überprüfen.
  4. Weitere Untersuchungen: Je nach vermuteter Demenzform können weitere Untersuchungen wie bildgebende Verfahren (CT, MRT, PET, SPECT), Blutuntersuchungen oder Nervenwasseruntersuchungen erforderlich sein.

Bildgebende Verfahren

Bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomografie (MRT) geben Einblicke in das Gehirn und ermöglichen es Ärzten, Demenzauslöser wie Durchblutungsstörungen und Schlaganfälle zu erkennen. Bei der Frontotemporalen Demenz sind MRT-Aufnahmen besonders wichtig, um den für diese Form typischen Abbau im Stirn- oder Schläfenlappen zu erkennen.

Untersuchung von Blut und Nervenwasser

Eine Blutabnahme erfolgt, um behandelbare Ursachen einer Demenz zu erkennen, zum Beispiel einen Vitaminmangel. Über eine Analyse des Nervenwassers lässt sich die Konzentration von beta-Amyloid und Tau-Protein ermitteln, die bei der Entstehung von Demenz eine zentrale Rolle spielen.

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Bluttests zur Alzheimer-Diagnostik

Die Diagnostik von Demenzerkrankungen wie Alzheimer entwickelt sich rapide weiter. Verschiedene Forschungsteams haben Bluttests entwickelt, mit denen Alzheimer zuverlässig erkannt werden kann. Diese Bluttests werden ergänzend zu etablierten Verfahren wie der Liquoruntersuchung oder bildgebenden Verfahren eingesetzt.

Vorteile von Bluttests

  • Einfache und kostengünstige Durchführung: Die Blutentnahme ist unkompliziert und weniger belastend für Patienten als alternative Verfahren wie die Liquorpunktion.
  • Schnelle Ergebnisse: Der Test kann in kurzer Zeit durchgeführt werden, was eine zeitnahe Diagnose ermöglicht.

Beispiele für Alzheimer-Bluttests

  • Precivity AD-Bloodtest: Dieser Test misst das Verhältnis zweier unterschiedlicher Beta-Amyloid-Peptide namens Beta-Amyloid-40 und Beta-Amyloid-42 im Blut. Das Peptid Beta-Amyloid-42 kommt häufiger in den Plaques und Zusammenlagerungen vor, wodurch sich das lösliche Verhältnis der beiden Peptide bei Menschen mit Alzheimer-Demenz verändert.
  • Elecsys pTau181-Test: Dieser Test misst ein chemisch verändertes Tau-Protein, das sogenannte pTau181. Es gilt als Indikator für die Alzheimer-Erkrankung und kann laut Hersteller früh und einfach den Grund für die kognitiven Defizite bestimmen.
  • Immuno-Infrarot-Sensor: Dieser Test misst mit Hilfe des Immuno-Infrarot-Sensors die für Alzheimer charakteristische Fehlfaltung des Peptids Beta-Amyloid, die der Bildung von Plaques vorausgeht und bereits vor dem Auftreten von Symptomen messbar ist.
  • Sysmex HISCL: Mit diesem Test wird das Verhältnis von β-Amyloid 1-42/1-40 im Blut bestimmt. Ein niedrigeres β-Amyloid 1-42/1-40-Verhältnis im Plasma ist mit einer höheren Amyloid-Belastung im Gehirn, einem stärkeren kognitiven Abbau und somit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Alzheimer-Demenz verbunden.

Aktueller Stand der Bluttests in Deutschland

Aktuell gibt es in Deutschland keinen allgemein verfügbaren Bluttest zur Alzheimer-Diagnose. Die hier beschriebenen Verfahren befinden sich noch in der Forschung oder werden nur in spezialisierten Zentren eingesetzt. Es befinden sich auch Bluttests in der Entwicklung, die den Erkrankungsbeginn bei symptomfreien Menschen mit Alzheimer über mehr als zehn Jahre vorhersagen können.

Differenzialdiagnose: Abgrenzung von anderen Demenzformen

Es gibt nicht nur eine, sondern viele Formen von Demenz. Mehr als 50 verschiedene Krankheitsbilder ordnen sich unter den Oberbegriff Demenz ein. Jede dieser Demenzen hat ein leicht verändertes Symptombild. Stehen zum Beispiel bei der Alzheimer-Erkrankung die Gedächtnisstörungen im Vordergrund, so sind es bei vaskulären Demenzen eher Konzentrationsschwäche und Antriebsminderung.

Die Unterscheidung der verschiedenen Demenzformen ist wichtig, da sie unterschiedliche Behandlungsansätze erfordern. Neben der Alzheimer-Krankheit gibt es unter anderem folgende Demenzformen:

  • Vaskuläre Demenz: Verursacht durch Durchblutungsstörungen im Gehirn.
  • Frontotemporale Demenz: Betrifft vor allem den Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns und äußert sich in Verhaltensänderungen und Sprachstörungen.
  • Lewy-Körperchen-Demenz: Geht mit Symptomen wie Halluzinationen, Muskelsteifigkeit und Schwankungen in der Aufmerksamkeit einher.

Umgang mit der Diagnose Demenz

Eine Demenzerkrankung belastet Betroffene, Angehörige und Freunde schon im Vorfeld. Unterstützung von außen und Aufklärung sind die wichtigsten Mittel, um sich dem Thema Demenz konstruktiv zu nähern. Es gibt viele regionale Anlaufstellen für das Thema Demenz, die Sie mit Ihren Fragen und Sorgen kontaktieren können.

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Tipps für den Umgang mit Demenz

  • Setzen Sie sich mit dem Krankheitsbild Demenz auseinander, um zu verstehen, was die Diagnose bedeutet und welcher Verlauf zu erwarten ist.
  • Informieren Sie sich über rechtliche Fragen, die im Zusammenhang mit Demenz auftreten können (z.B. Geschäftsfähigkeit, Fahrtauglichkeit).
  • Suchen Sie den Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, um sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen auszutauschen.
  • Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch, um die Betreuung und Pflege der erkrankten Person sicherzustellen.
  • Beantragen Sie einen Pflegegrad, um finanzielle Unterstützung für die Pflegeleistungen zu erhalten.

Prävention von Demenz

Studien zeigen, dass bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen durch einen gesunden Lebensstil und die gezielte Beeinflussung von Risikofaktoren verhindert oder hinausgezögert werden können. Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte und geistige Aktivität spielen dabei eine zentrale Rolle.

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