Die Therapie in Thermalbädern kann eine wertvolle Ergänzung zur Rehabilitation nach einem Schlaganfall darstellen. Das Thermalwasser, reich an Mineralstoffen und Spurenelementen, sowie die spezifischen Eigenschaften der Bäder können dazu beitragen, die Genesung zu fördern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Thermalbäder in Deutschland: Eine Übersicht
Deutschland verfügt über eine Vielzahl von Thermalbädern, die sich in ihrer Zusammensetzung des Wassers und ihren Therapieangeboten unterscheiden. Einige Beispiele sind:
- Bad Griesbach: Bekannt für sein fluoridhaltiges Thermalwasser, das aus drei Quellen sprudelt. Die Wohlfühl-Therme bietet 19 Becken mit unterschiedlichen Temperaturen, von denen 13 ausschließlich mit natürlichem Thermalwasser gefüllt sind.
- Bad Füssing: Hier wird seit über 70 Jahren das wohltuende, 56 Grad Celsius heiße Schwefelwasser genutzt. Das Baden im Thermalwasser fördert Gesundheit und Wohlbefinden und kann helfen, Stress abzubauen.
- Badenweiler: Das Thermalwasser bezieht seine heilenden Kräfte aus den Gesteinsschichten des Schwarzwalds und enthält chemische Grundelemente wie Natrium und Calcium, sowie gelöste Mineralstoffe und Kohlendioxid.
- Thermalbad Wiesenbad: Die Einrichtung nutzt seit dem 16. Jahrhundert Thermalwasser als natürliches Heilmittel. Das Thermalwasser wird sowohl für den enormen Auftrieb als auch für die Wärme der bis zu 35°C warmen Thermalbecken genutzt.
Wirkungsweise von Thermalwasser
Heilwässer sind reich an gelösten Mineralstoffen und Spurenelementen. Aufgrund ihrer Zusammensetzung tragen sie zur Abschwächung oder Genesung von gesundheitlichen Problemen bei. Das Thermalwasser kann auf verschiedene Weise wirken:
- Entspannung der Muskulatur: Die Wärme des Wassers kann Muskelverspannungen lösen und Schmerzen lindern.
- Verbesserung der Durchblutung: Das warme Wasser fördert die Durchblutung, was die Sauerstoffversorgung der Gewebe verbessert und die Regeneration unterstützt.
- Entlastung der Gelenke: Der Auftrieb des Wassers reduziert das Körpergewicht und entlastet so die Gelenke, was Bewegungen erleichtert und Schmerzen reduziert.
- Anregung des Stoffwechsels: Die im Thermalwasser enthaltenen Mineralstoffe können den Stoffwechsel anregen und die Entgiftung des Körpers unterstützen.
- Linderung von Stress: Ein Bad im Thermalwasser kann entspannend wirken und Stress abbauen. Eine Studie der Heil- und Thermalbäder in Niederbayern e.V. hat gezeigt, dass bereits ein einwöchiger Kuraufenthalt mit Thermalbaden die Stressbelastung und Burnout-Symptome signifikant reduzieren kann.
Indikationen für Thermalbäder nach Schlaganfall
Thermalbäder können bei verschiedenen Beschwerden nach einem Schlaganfall hilfreich sein:
- Lähmungen: Das Thermalwasser kann helfen, die Muskulatur zu lockern und die Beweglichkeit zu verbessern. In Thermalbad Wiesenbad fördert der enorme Auftrieb des Wassers eine schonende Muskelkräftigung.
- Spastik: Die Wärme des Wassers kann die Spastik reduzieren und die Muskeln entspannen.
- Schmerzen: Das Thermalwasser kann Schmerzen lindern, insbesondere bei Muskel- und Gelenkschmerzen.
- Durchblutungsstörungen: Das warme Wasser fördert die Durchblutung und kann so Durchblutungsstörungen verbessern.
- Erschöpfung: Ein Bad im Thermalwasser kann entspannend wirken und die Erschöpfung reduzieren.
Beispiele für spezifische Anwendungen:
- Krankengymnastik im Bewegungsbad: Die Therapie erfolgt nach Indikationsgruppen entsprechend. Patienten üben zusammen mit anderen Patienten.
- Hydroelektrisches Vollbad (Stangerbad): Ein Vollbad mit warmem Wasser und geführtem Gleichstrom.
- Segmentmassage: Je nach ärztlicher Verordnung behandelt der Therapeut mit verschiedenen Grifftechniken den Körperabschnitt.
Kontraindikationen
Es gibt auch einige Gegenanzeigen für die Anwendung von Thermalbädern:
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- Akute Entzündungen aller Art
- Schwere körperliche Erschöpfungszustände (Kachexie)
- Infektionskrankheiten, auch tuberkulöse Prozesse (sofern nicht deren Inaktivität gesichert ist)
- Schwere, nicht ausgeglichene (dekompensierte) Herz- und Kreislaufkrankheiten
Es ist wichtig, vor der Nutzung eines Thermalbades einen Arzt zu konsultieren, um mögliche Risiken abzuklären.
Weitere Therapieangebote in Thermalbädern
Viele Thermalbäder bieten neben dem Baden im Thermalwasser auch weitere Therapieangebote an, die für Schlaganfallpatienten geeignet sein können:
- Krankengymnastik: Zur Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination.
- Ergotherapie: Zur Verbesserung der Alltagskompetenzen.
- Massagen: Zur Entspannung der Muskulatur und Linderung von Schmerzen.
- Logopädie: Zur Verbesserung der Sprach- und Schluckfähigkeit.
- Psychologische Betreuung: Zur Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung und Bewältigung von psychischen Belastungen.
In Bad Griesbach wird beispielsweise die Kompaktkur angeboten, die aus Anwendungen im Thermalwasser, aktiver und passiver Bewegungstherapie sowie zusätzlichen Maßnahmen besteht.
Thermalbad Wiesenbad: Ein Beispiel für neurologische Rehabilitation
Thermalbad Wiesenbad ist eine moderne Rehabilitationseinrichtung mit einer langen Tradition in der Behandlung von Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates sowie neurologischer Erkrankungen. Die Einrichtung nutzt das Thermalwasser als natürliches Heilmittel und bietet ein breites Spektrum an Therapieangeboten, darunter Krankengymnastik, Ergotherapie, Massagen und psychologische Betreuung. Eine Besonderheit ist die Anwendung von Kenny-Packungen, unter Wasserdampf erhitzte Schafwolldecken.
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