Ein Schlaganfall, eine der Hauptursachen für Tod und Behinderung weltweit, kann verschiedene Ursachen haben und unterschiedliche Auswirkungen auf Betroffene haben. Eine häufige Komplikation nach einem Schlaganfall ist die Thrombose, die die Situation zusätzlich verkomplizieren kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Präventionsstrategien im Zusammenhang mit Thrombosen nach einem Schlaganfall.
Einführung
Jährlich erleiden etwa 350.000 Deutsche einen Schlaganfall, auch Apoplex genannt. Etwa 20 % der Betroffenen sterben innerhalb der ersten vier Wochen, und ein Drittel der Überlebenden bleibt pflegebedürftig. Schlaganfälle sind die dritthäufigste Todesursache in westlichen Industrienationen und die häufigste Ursache für Pflegebedürftigkeit im Erwachsenenalter. Obwohl der Begriff "Schlaganfall" ein plötzliches Ereignis impliziert, treten Warnzeichen oft Monate im Voraus auf, die jedoch oft ignoriert werden.
Was ist eine Thrombose?
Thrombose ist definiert als die Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) innerhalb eines Blutgefäßes, das dieses teilweise oder vollständig verschließt. Dies kann sowohl in Arterien (arterielle Thrombose) als auch in Venen (venöse Thrombose) auftreten.
Arten der Thrombose
- Arterielle Thrombose: Hier bildet sich ein Blutgerinnsel in einer Arterie, die das Blut vom Herzen zu den Organen transportiert. Arterielle Thromben entstehen oft an Stellen, wo sich die Gefäße verzweigen oder verengen, z. B. in den Beinen oder im Gehirn.
- Venöse Thrombose: Ein Blutgerinnsel entsteht in einer Vene, die das Blut von den Organen und Muskeln zurück zum Herzen transportiert. Häufige Formen sind die tiefe Venenthrombose (TVT) und die oberflächliche Venenthrombose (OVT).
Ursachen einer Thrombose
Die Entstehung einer Thrombose kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, die oft als Virchow-Trias bezeichnet werden:
- Verlangsamter Blutfluss (Stase): Langes Sitzen oder Liegen, z.B. auf langen Flügen oder nach Operationen, kann den Blutfluss verlangsamen und die Bildung von Gerinnseln begünstigen. Niedriger Blutdruck kann den Blutfluss ebenfalls verlangsamen.
- Gefäßwandschäden: Verletzungen oder Entzündungen der Gefäßwand können die Gerinnungsaktivierung auslösen. Arteriosklerose, auch bekannt als Gefäßverkalkung, ist eine häufige Ursache für Gefäßwandschäden.
- Erhöhte Gerinnungsneigung (Hyperkoagulabilität): Bestimmte Erkrankungen, genetische Faktoren oder Medikamente können die Blutgerinnung erhöhen.
Ursachen für Thrombose nach Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall können verschiedene Faktoren das Risiko einer Thrombose erhöhen:
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- Immobilität: Lähmungen oder Schwäche aufgrund des Schlaganfalls führen zu verminderter Bewegung, was den Blutfluss verlangsamt und die Bildung von Gerinnseln begünstigt. Wenn der Schlaganfall mit einer Lähmung von einzelnen Körperteilen oder sogar einer ganzen Körperseite einhergeht, werden die Muskeln an den betroffenen Stellen nicht mehr bewegt. Fällt die Muskelpumpe aus, die den Blutfluss unterstützt, stockt der Blutfluss und es können sich leichter Blutgerinnsel bilden.
- Bettlägerigkeit: Längere Krankenhausaufenthalte und Bettlägerigkeit erhöhen das Risiko einer Thrombose zusätzlich.
- Erhöhte Gerinnungsneigung: Der Schlaganfall selbst kann Entzündungsprozesse auslösen, die die Gerinnungsneigung des Blutes erhöhen.
- Vorhofflimmern: Diese Herzrhythmusstörung, die oft mit Schlaganfällen einhergeht, kann zur Bildung von Blutgerinnseln im Herzen führen, die dann in andere Körperteile wandern und dort Thrombosen verursachen können.
Symptome einer Thrombose
Die Symptome einer Thrombose variieren je nach Lokalisation des Blutgerinnsels:
- Tiefe Venenthrombose (TVT): Plötzliche Schwellung des Beins, Schmerzen, bläulich verfärbte und glänzende Haut.
- Oberflächliche Venenthrombose (OVT): Gespanntes Hautgefühl an Arm oder Bein, verhärtete Krampfader.
- Hirnvenenthrombose: Heftige Kopfschmerzen, Übelkeit, epileptische Anfälle, neurologische Ausfälle wie Sprachstörungen oder Lähmungen.
- Lungenembolie: Plötzliche Atemnot, Brustschmerzen, Husten, schneller Herzschlag.
Diagnose einer Thrombose
Die Diagnose einer Thrombose umfasst in der Regel:
- Körperliche Untersuchung: Beurteilung der Symptome und Risikofaktoren.
- Blutuntersuchungen: Bestimmung der D-Dimere (Abbauprodukte von Fibrin) und anderer Gerinnungsfaktoren.
- Bildgebende Verfahren:
- Ultraschall (Doppler-Sonographie): Zur Beurteilung des Blutflusses in den Venen und Arterien.
- CT-Angiographie: Computertomographie mit Kontrastmittel zur Darstellung der Blutgefäße.
- MRT-Angiographie: Magnetresonanztomographie zur detaillierten Darstellung der Blutgefäße ohne Strahlenbelastung.
Behandlung von Thrombose nach Schlaganfall
Die Behandlung von Thrombose nach einem Schlaganfall zielt darauf ab, das Wachstum des Blutgerinnsels zu stoppen, weitere Komplikationen zu verhindern und die Durchblutung wiederherzustellen:
- Gerinnungshemmende Medikamente (Antikoagulantien):
- Heparin: Wird oft initial zur Akutbehandlung eingesetzt, um die Gerinnung schnell zu hemmen. Bevorzugt wird niedermolekulares (fraktioniertes) Heparin (NMH).
- Vitamin-K-Antagonisten (z.B. Warfarin): Werden zur langfristigen Gerinnungshemmung eingesetzt, erfordern jedoch regelmäßige Blutkontrollen.
- Direkte orale Antikoagulantien (DOAKs): Moderne Medikamente, die eine einfache Anwendung und weniger Blutkontrollen ermöglichen.
- Thrombolyse: In bestimmten Fällen kann eine Thrombolyse (Auflösung des Blutgerinnsels) mit Medikamenten wie Actilyse in Betracht gezogen werden, insbesondere bei akuten arteriellen Verschlüssen.
- Mechanische Thrombektomie: Bei großen Gefäßverschlüssen im Gehirn kann eine mechanische Entfernung des Blutgerinnsels mittels spezieller Kathetertechniken (z.B. Snare, Merci, Penumbra, Solitaire) durchgeführt werden.
- Kompressionsstrümpfe: Bei Venenthrombosen können Kompressionsstrümpfe helfen, den Blutfluss in den Beinen zu verbessern und Schwellungen zu reduzieren.
- Operation: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um das Blutgerinnsel zu entfernen oder den Gefäßverschluss zu beheben.
- Behandlung der Grunderkrankung: Bei septischen Thrombosen ist die Behandlung der zugrunde liegenden Infektion mit Antibiotika entscheidend.
Prävention von Thrombose nach Schlaganfall
Die Prävention von Thrombose nach einem Schlaganfall ist von entscheidender Bedeutung, um das Risiko weiterer Komplikationen zu minimieren:
- Frühmobilisierung: So früh wie möglich nach dem Schlaganfall sollten Patienten mobilisiert werden, um den Blutfluss anzuregen.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen können helfen, die Muskelkraft wiederherzustellen und die Durchblutung zu fördern.
- Antithrombotische Therapie: Patienten mit erhöhtem Thromboserisiko sollten gerinnungshemmende Medikamente erhalten, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern.
- Kompressionsstrümpfe: Das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann den Blutfluss in den Beinen verbessern.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hilft, das Blut flüssig zu halten.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel sollten vermieden werden.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Patienten mit erhöhtem Thromboserisiko sollten regelmäßig von einem Arzt untersucht werden.
- Vorbeugende Maßnahmen in Risikosituationen: Für Personen mit einem hohen Risiko aufgrund einer Grunderkrankungen oder vorhergehenden Thrombosen wird in Risikosituationen (z. B. lange Reisen, Krankheit mit langem Liegen, bestimmte Operationen …) eine Vorbeugung mit Medikamenten empfohlen.
Schlaganfall erkennen und schnell handeln
Es ist entscheidend, die Symptome eines Schlaganfalls frühzeitig zu erkennen und sofort zu handeln. Das Akronym BEFAST kann helfen, die wichtigsten Anzeichen zu erkennen:
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- B - Balance (Gleichgewichtsstörung)
- E - Eyes (Sehstörungen)
- F - Face (Gesicht): Hängt ein Mundwinkel herab?
- A - Arms (Arme): Kann der Patient beide Arme heben?
- S - Speech (Sprache): Ist die Sprache verwaschen oder undeutlich?
- T - Time (Zeit): Jede Minute zählt! Rufen Sie sofort den Notruf!
Rehabilitation nach Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall ist eine umfassende Rehabilitation entscheidend, um die bestmögliche Wiederherstellung der Funktionen zu erreichen. Die Rehabilitation kann Folgendes umfassen:
- Physiotherapie: Verbesserung der Beweglichkeit, Kraft und Koordination.
- Ergotherapie: Training von Alltagsaktivitäten und Anpassung der Umgebung.
- Logopädie: Behandlung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen.
- Neuropsychologie: Behandlung von kognitiven Beeinträchtigungen und psychischen Problemen.
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