TIA oder Schlaganfall: Ein umfassender Vergleich

Veröffentlicht von Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin, und Dr. Monique Amey-Özel, Biologin und Medizinredakteurin.

Eine transitorische ischämische Attacke (TIA) ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn, die oft als Frühwarnzeichen für einen Schlaganfall dient. Im Gegensatz dazu ist ein Schlaganfall eine akute Schädigung des Gehirns, die durch eine anhaltende Unterbrechung der Blutversorgung verursacht wird. Obwohl beide Zustände ähnliche Symptome aufweisen können, ist es wichtig, die Unterschiede zu verstehen, um schnell handeln und potenzielle irreversible Schäden minimieren zu können.

Was ist eine transitorische ischämische Attacke (TIA)?

Eine transitorische ischämische Attacke (TIA), oft auch als "Mini-Schlaganfall" bezeichnet, ist eine plötzliche, kurzzeitige Durchblutungsstörung im Gehirn. Sie wird als Frühwarnzeichen für einen Schlaganfall betrachtet. Ungefähr jedem dritten Schlaganfall geht eine TIA voraus, und etwa ein Viertel der jährlich auftretenden Schlaganfälle sind TIAs. Im Unterschied zu einem "echten" Schlaganfall bilden sich die schlaganfallähnlichen Symptome bei einer TIA innerhalb von 24 Stunden oder sogar einigen Minuten wieder zurück.

TIA ist die Abkürzung für transitorische ischämische Attacke und wird als kleiner Schlaganfall bezeichnet. Anders als bei einem großen Schlaganfall sind die Gefäße im Gehirn nur vorübergehend verstopft und schränken die Sauerstoffversorgung nur für eine kurze Zeit ein.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall, auch Hirnschlag, Hirninfarkt oder Apoplex genannt, ist eine akute, schlagartig auftretende Schädigung des Gehirns. Durch eine gestörte Durchblutung oder durch eine Hirnblutung werden Nervenzellen im betreffenden Areal nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Wenn die Sauerstoffversorgung länger stoppt, kommt es zu Funktionsausfällen und zum Absterben von Hirnzellen. Auf diese Weise können teils bleibende Schäden am Gehirn entstehen, beispielsweise Lähmungen oder Sprachstörungen, je nachdem, in welchem Teil des Gehirns die Störungen auftreten. Wenn lebenswichtige Hirnbereiche betroffen sind, kann ein Schlaganfall auch zum Tod führen. Bei einem leichten Schlaganfall sind die Ausfallerscheinungen geringer und bilden sich weitestgehend wieder zurück.

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Jedes Jahr erleiden etwa 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko: Die Mehrheit der Betroffenen ist 70 Jahre oder älter. Nur 15 Prozent der Schlaganfall-Patienten und -Patientinnen sind jünger als 55 Jahre. Schlaganfälle gehören neben Herz- und Krebserkrankungen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Für bleibende Behinderungen sind Schlaganfälle sogar die häufigste Ursache. Bei Personen, die bereits einen Schlaganfall hatten, ist das Risiko, einen weiteren zu erleiden, deutlich erhöht. Jede beziehungsweise jeder Fünfte erleidet innerhalb von fünf Jahren nach dem ersten Schlaganfall einen weiteren.

Symptome: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Sowohl TIA als auch Schlaganfall verursachen neurologische Symptome, deren Art von der betroffenen Hirnregion abhängt. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Plötzlicher Sehverlust (Amaurosis fugax)
  • Halbseitiger Gesichtsfeldausfall (Hemianopsie)
  • Doppelbilder
  • Empfindungslosigkeit oder Lähmung einer Körperseite (Hemianästhesie/Hemiparese)
  • Empfindungslosigkeit oder Lähmung einer Extremität (Monoanästhesie/Monoparese)
  • Sprach- und Sprechstörungen (Aphasie, Dysarthrie)
  • Schwindel, Ohrgeräusche
  • Ohnmacht
  • Herunterhängender Mundwinkel

Der Hauptunterschied liegt in der Dauer der Symptome. Bei einer TIA klingen die Symptome innerhalb von Minuten bis maximal 24 Stunden vollständig ab. Dauern die Symptome länger an, handelt es sich um einen Schlaganfall. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Laien eine TIA nicht von einem Schlaganfall unterscheiden können. Daher sollte bei Auftreten der genannten Symptome sofort ein Notarzt gerufen werden.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen für TIA und Schlaganfall sind ähnlich. In den meisten Fällen werden sie durch Blutgerinnsel verursacht, die ein Blutgefäß im Gehirn verstopfen. Diese Gerinnsel können aus verschiedenen Quellen stammen:

  • Atherosklerose: "Verkalkung" und Verengung der Halsschlagader (Arteria carotis) oder Wirbelarterie (Arteria vertebralis).
  • Herzrhythmusstörungen: Insbesondere Vorhofflimmern, bei dem sich Blutgerinnsel im Herzen bilden können, die ins Gehirn gelangen.
  • Weitere Risikofaktoren: Übergewicht, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Rauchen, Bewegungsmangel, Fettstoffwechselstörungen, hormonelle Verhütungsmittel.

Ein Blutgerinnsel kann sich beispielsweise durch Entzündungen in der Wand eines Blutgefäßes bilden. Einige Menschen haben auch eine genetische Veranlagung dafür, dass sich Blutgerinnsel bilden.

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In selteneren Fällen kann ein Schlaganfall durch eine Hirnblutung verursacht werden, bei der ein Blutgefäß im Gehirn platzt.

Diagnose

Die Diagnose von TIA und Schlaganfall erfordert eine umgehende ärztliche Untersuchung. Wenn Symptome vorhanden sind, wird der Arzt zunächst eine neurologische Untersuchung durchführen, um die betroffenen Hirnfunktionen zu beurteilen. Anschließend werden bildgebende Verfahren eingesetzt, um die Ursache der Symptome zu identifizieren.

  • Computertomographie (CT): Kann Blutungen oder andere strukturelle Veränderungen im Gehirn erkennen.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Bietet detailliertere Bilder des Gehirns und kann auch kleine Infarkte erkennen, die in der CT möglicherweise nicht sichtbar sind.
  • MR-Angiographie oder CT-Angiographie: Stellen die Blutgefäße dar und können Verengungen oder Verschlüsse identifizieren.
  • Ultraschall: Kann die Arterien untersuchen, die das Gehirn versorgen.

Wenn die Symptome bereits abgeklungen sind, müssen sich die Ärzte auf die Angaben des Patienten oder seiner Angehörigen verlassen. Eine MRT kann Veränderungen des Hirngewebes nur dann feststellen, wenn die Symptome länger als einige Minuten andauerten.

Behandlung

Die Behandlung von TIA und Schlaganfall zielt darauf ab, die Durchblutung des Gehirns wiederherzustellen und weitere Schäden zu verhindern.

Akutbehandlung

  • Schlaganfall: Bei einem akuten Schlaganfall ist es entscheidend, so schnell wie möglich die Durchblutung des Gehirns wiederherzustellen. Dies kann durch Medikamente (Thrombolyse) oder durch eine Katheter-basierte Entfernung des Blutgerinnsels (Thrombektomie) erfolgen.
  • TIA: Auch wenn die Symptome einer TIA bereits abgeklungen sind, ist eine rasche Behandlung erforderlich, um das Risiko eines Schlaganfalls zu senken.

Sekundärprävention

Nach einer TIA oder einem Schlaganfall ist es wichtig, die Risikofaktoren zu kontrollieren, um weitere Ereignisse zu verhindern. Dies kann folgende Maßnahmen umfassen:

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  • Thrombozytenaggregationshemmer: Medikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel, die die Verklumpung von Blutplättchen verhindern.
  • Blutdrucksenkende Medikamente: ACE-Hemmer oder Diuretika.
  • Statine: Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels.
  • Gerinnungshemmende Medikamente: Bei Vorhofflimmern oder anderen Herzerkrankungen.
  • Lebensstiländerungen: Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Gewichtsreduktion, Rauchstopp, Einschränkung des Alkoholkonsums.
  • Behandlung von Begleiterkrankungen: Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen.

TIA niemals unterschätzen!

Eine TIA ist ein Warnsignal, das ernst genommen werden muss. Auch wenn die Symptome schnell verschwinden, besteht ein hohes Risiko für einen nachfolgenden Schlaganfall. Studien belegen, dass fast 20 Prozent der TIA-Patienten innerhalb von vier Wochen einen manifesten Schlaganfall erleiden können. Daher ist es wichtig, bei Schlaganfallsymptomen sofort den Notruf 112 zu wählen, auch wenn diese nach kurzer Zeit abgeklungen sind.

Leben nach einem Schlaganfall

Die Folgen eines Schlaganfalls hängen immer von Art und Ausmaß des Schlaganfalls ab. Die stärksten Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall resultieren aus schwerwiegenden Lähmungen und Sprachstörungen. Durch die Folgen eines Schlaganfalls sind viele Personen nach einem Schlaganfall auf Unterstützung oder Pflege angewiesen. Wenn es nur ein leichter Schlaganfall war oder einer, bei dem eine Rückbildung möglich ist, dann ändert sich vielleicht gar nicht viel und der Betroffene kann ganz normal in seine Wohnung zurückkehren. Wenn es ein schwerer Schlaganfall war, dann muss möglicherweise schon mehr Unterstützung oder Pflege organisiert werden. Meistens hat man als Angehöriger in so einem Fall aber etwas mehr Zeit für diese Organisation, weil Patienten mit einem schweren Schlaganfall nach der Akuttherapie in der Regel noch in die Reha gehen.

Die Lebenserwartung hängt stark davon ab, welche Risikofaktoren jemand mitbringt, der eine TIA oder einen Schlaganfall erlitten hat. Je besser die mit dem Test-Score ermittelten Risikofaktoren behandelt werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht zu einem (erneuten) Schlaganfall kommt. Einer Studie der Universität Erlangen-Nürnberg zufolge stirbt jeder zweite Betroffene innerhalb von fünf Jahren nach dem ersten Schlaganfall. Jeder fünfte erleidet innerhalb von fünf Jahren einen erneuten Schlaganfall.

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