Schlaganfall-Todesursache: Statistische Analyse und Präventionsstrategien

Ein Schlaganfall, oft als plötzliche Funktionsstörung des Gehirns definiert, bleibt eine der Hauptursachen für Tod und Behinderung weltweit. Diese Analyse beleuchtet die aktuelle Datenlage zu Schlaganfallhäufigkeiten, Rezidiven und Mortalität, um ein umfassendes Bild der Situation in Deutschland und insbesondere in Nordrhein-Westfalen zu zeichnen.

Schlaganfall als Todesursache: Ein Überblick

Schlaganfälle zählen zu den häufigsten Todesursachen in entwickelten Ländern und sind eine der Hauptursachen für Behinderung und Invalidität im Erwachsenenalter. Jährlich erleiden schätzungsweise 243.000 bis 260.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Die ermittelten Häufigkeiten variieren je nach Art und Methodik der zugrunde liegenden Studie.

Statistische Daten aus Nordrhein-Westfalen

Im Jahr 2022 starben in Nordrhein-Westfalen 10.402 Personen an den Folgen eines Schlaganfalls, was einem Anstieg von 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Von diesen waren 55,8 Prozent Frauen (5.800 Frauen und 4.602 Männer). Hirninfarkte waren bei 3.274 Personen (31,5 Prozent) die ursächliche Todesursache. Schlaganfälle mit Todesfolge traten häufiger bei älteren Menschen auf: 66,9 Prozent waren 80 Jahre oder älter, während nur 1,3 Prozent jünger als 50 Jahre waren. Die kreisfreie Stadt Köln verzeichnete die niedrigste Sterberate mit 41 Sterbefällen je 100.000 Einwohner, während Mönchengladbach die höchste Rate mit 83 Sterbefällen je 100.000 Einwohner aufwies.

Im Jahr 2023 gab es in Nordrhein-Westfalen einen Rückgang von 3,8 % der Todesfälle durch Schlaganfall und seine Folgen im Vergleich zum Vorjahr. Im Vergleich zu 2013 lag der Rückgang sogar bei 17,9 %. 9.958 Personen starben im Jahr 2023 an Schlaganfällen oder deren Folgen. Knapp zwei Drittel bzw. 65,7 % waren 80 Jahre oder älter und nur 5,2 % waren noch keine 60 Jahre alt. Die kreisfreie Stadt Köln verzeichnete 2023 die niedrigste Sterberate mit 41 Sterbefällen durch Schlaganfall je 100.000 Einwohner. Die höchste Rate wurde mit 74 Sterbefällen je 100.000 Einwohner für den Kreis Herford ermittelt.

Bundesweite Perspektive

Annähernd 270.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall, knapp 200.000 davon sind erstmalige Schlaganfälle. Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache. Innerhalb des ersten Jahres versterben bis zu 40 Prozent aller Schlaganfall-Betroffenen. Ein Jahr nach dem Schlaganfall bleiben rund 60 Prozent der Patienten auf Therapie, Hilfsmittel oder Pflege angewiesen. Der Schlaganfall ist damit der häufigste Grund für erworbene Behinderungen im Erwachsenenalter.

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Todesursachenstatistik

Die Statistik der Todesursachen besitzt weltweit lange Tradition und hat große Bedeutung für Politik, Gesundheitsindikatoren und Gesundheitsforschung. Sie liefert umfassende Informationen zum Mortalitätsgeschehen in Deutschland auf Basis der amtlichen Todesbescheinigungen. Die Todesursachenstatistik ist eine Vollerhebung und keine Stichprobe, das heißt alle vorliegenden Daten der Gesundheitsämter sind auszuwerten, bevor ein Jahresergebnis veröffentlicht werden kann.

Inzidenz und Prävalenz von Schlaganfällen

Die standardisierte 1-Jahres-Prävalenz lag bei 336 Fällen pro 100.000 Einwohner in den Jahren 2010/2011. Insgesamt wurden 14.313 Versicherte ermittelt, die in den Jahren 2010 oder 2011 einen inzidenten zerebralen Insult erlitten. Die standardisierte 1-Jahres-Inzidenz des zerebralen Insults lag bei 292 Fällen pro 100.000 Einwohner. Relevante Grunderkrankungen/Risikofaktoren wurden häufig beobachtet. Unter Hypertonie litten 69 % der Patienten, 33 % hatten Diabetes mellitus, 31 % Hyperlipidämie, 13 % Vorhofflimmern und bei 4 % der Patienten wurde im Vorjahr eine Karotisstenose diagnostiziert.

Schlaganfallrezidive: Häufigkeit und Risikofaktoren

Von den 14.293 Versicherten mit einem inzidenten Schlaganfall in den Jahren 2010/2011 hatten 15 % mindestens ein Rezidiv. Der durchschnittliche Abstand zwischen Erstereignis und Rezidiv belief sich auf 697 Tage. Die Ergebnisse der Kaplan-Meier Analysen zeigen ein Rezidivrisiko von 1,2 % nach 30 Tagen, von 3,4 % nach 90 Tagen, von 7,4 % nach einem Jahr sowie 19,4 % nach fünf Jahren.

Eine Cox-Regression ergab, dass Frauen ein geringeres Risiko haben, ein Rezidiv zu erleiden (HR: 0,871). Zudem steigt das Risiko mit jedem zusätzlichen Lebensjahr an (HR: 1,016). Für Hirninfarkte (HR: 0,715) und Schlaganfälle, die nicht als Blutung oder Infarkt klassifiziert wurden (HR: 0,683) wurden signifikant geringere Rezidivwahrscheinlichkeiten ermittelt.

Mortalität nach Schlaganfall

Kaplan-Meier-Überlebenszeitanalysen zeigen, dass 30 Tage nach inzidentem Schlaganfall 6,8 % der Schlaganfallpatienten verstorben waren, nach 90 Tagen waren dies bereits 9,4 %. Die längerfristig orientierte 1- und 5-Jahres-Mortalität lag bei 17,0 % beziehungsweise 45,0 %. Frauen wiesen ein verringertes Mortalitätsrisiko auf (HR: 0,837). Das Risiko zu versterben wuchs mit zunehmendem Alter bei Erstinsult (je Lebensjahr) kontinuierlich an (HR: 1,07). Das Mortalitätsrisiko war bei sonstigen nichttraumatischen intrakraniellen Blutungen (HR: 0,653), Hirninfarkten (HR: 0,776) und Schlaganfällen, die nicht als Blutung oder Infarkt klassifiziert wurden (HR: 0,768) signifikant geringer als bei einer Subarachnoidalblutung.

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Risikofaktoren und Prävention

Die Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall sind Bluthochdruck und Vorhofflimmern. Weitere relevante Risikofaktoren sind Diabetes, Rauchen, Bewegungsmangel und Fettstoffwechselstörung. Maßnahmen, die effektiv einem Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und Diabetes vorbeugen, sind entscheidend. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung (20 bis 30 Minuten pro Tag) und die Behandlung von Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck sind essenziell.

Präventionstipps von Experten

Die besten Tipps zur Prävention eines Schlaganfalls sind die Vermeidung von Risikofaktoren. Eine vernünftige Ernährung, überwiegend Gemüse, nicht zu viel Fleisch, nicht zu viel Alkohol, und ausreichende Bewegung sind ideal. Es wird ausdrücklich empfohlen, einen Schlaganfall-Risikotest durchzuführen, um das persönliche Risiko einzuschätzen.

Therapie und Versorgung

Die Erstversorgung in einer Stroke Unit ist essentiell. In Stroke Units ist die diagnostische und therapeutische Expertise sehr hoch. Experten können einschätzen, ob im individuellen Fall eine Spezialtherapie möglich und nötig ist wie beispielweise eine Lyse-Therapie oder eine katheterbasierte sogenannte Thrombektomie. Nach der Akuttherapie wird der Fokus auf die Ursachenforschung des Schlaganfalls gelegt.

Fortschritte in der Akuttherapie

Im Bereich der Thrombektomie gibt es tatsächlich Heilungserfolge, die an Wunderheilung grenzen kann. Es gibt Fälle, in denen der Patient mit einer schwerstgradigen Lähmung in die Klinik kommt und bei Entlassung eine Woche später keinerlei Einschränkungen mehr hat - sofern er nach dem Schlaganfall schnell in die Klinik gebracht wurde.

Schlaganfall bei Kindern

Auch Kinder können einen Schlaganfall erleiden. Schätzungen von Experten gehen davon aus, dass in Deutschland jedes Jahr mindestens 300 Kinder einen Schlaganfall erleiden. Zu den kindlichen Risikofaktoren gehören vor allem Blutgerinnungsstörungen, Herzerkrankungen (z.B. angeborene Herzfehler) und Gefäßerkrankungen (z.B. Verengungen der Hirnarterien). Das häufigste Symptom im Neugeborenenalter sind Krampfanfälle.

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Schlaganfall bei jungen Erwachsenen

Wissenschaftliche Schätzungen gehen auf Basis dokumentierter Registerangaben davon aus, dass etwa fünf bis maximal acht Prozent der Schlaganfall-Betroffenen jünger als 50 Jahre alt sind. Anders als bei älteren Betroffenen ist bei den unter 50-Jährigen jeder zweite Schlaganfall durch eine Blutung bedingt. Zu den vergleichsweise häufigeren Ursachen eines Hirninfarkts bzw. einer Hirnblutung bei jüngeren Betroffenen zählen genetisch bedingte (Stoffwechsel-) Erkrankungen, die zu Gefäßmissbildungen bzw. Störungen der Blutgerinnung führen können.

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