Wadenkrämpfe sind ein weitverbreitetes und unangenehmes Phänomen, das viele Menschen betrifft. Sie können plötzlich und unkontrolliert auftreten, meist nachts, nach dem Sport oder bei längerer Unterbelastung des Muskels. Auch Schwangere sind häufig betroffen. Die Ursachen für Wadenkrämpfe sind vielfältig und reichen von harmlosen muskulären Problemen bis hin zu ernsthaften Grunderkrankungen. Ein möglicher Therapieansatz, der oft diskutiert wird, ist die Verwendung von Tonic Water, das Chinin enthält. Doch ist Tonic Water wirklich ein wirksames Mittel gegen Krämpfe, und welche Risiken sind damit verbunden?
Was sind Wadenkrämpfe?
Bei einem Wadenkrampf spannt sich die Muskulatur plötzlich und unkontrolliert an. Diese unwillkürlichen Kontraktionen beschränken sich auf den Bereich des Unterschenkels und sind meist schmerzhaft. Die Diagnose erfolgt oft anhand dessen, was bei einem Krampf tatsächlich zu beobachten ist: „abrupt auftretende, unwillkürliche, schmerzhafte Kontraktionen“. Der Spuk ist zwar meistens nach wenigen Sekunden bis Minuten vorbei, doch mit den „Nachwehen“ haben Betroffene oft lange zu kämpfen.
Die meisten Wadenkrämpfe haben eine muskuläre und damit eher harmlose Ursache. Eine mögliche Ursache gewöhnlicher Krämpfe können Wadenmuskeln sein, die zu hohen Spannungen unterliegen und daher unflexibel sind. Wer wenig Sport treibt und viel sitzt, tut seinen Waden keinen Gefallen. Wie alle Muskeln deines Körpers ist auch dieser mächtige Wadenmuskel für seine Vitalität darauf angewiesen, dass du ihn vielfältig bewegst und dehnst. Die daran beteiligten Faszien und Muskelfasern passen sich diesem einseitigen (Nicht-)Bewegungsmuster mit der Zeit an. Sie werden spröde und unnachgiebig.
Nicht nur ein monotones Bewegungsprofil, auch die täglichen Sorgen und Nöte können deinen Wadenmuskel vor ein biomechanisches Problem stellen. Wenn die psychische Anspannung länger anhält, können Nervenimpulse an den Muskel nicht mehr gezielt weitergegeben werden. Mitunter haben deine Wadenkrämpfe auch eine ganz greifbare Ursache: falsches Schuhwerk. Zwängen beispielsweise zu enge Schuhe den Fuß stundenlang in eine Fehlstellung, kann die Reaktion deines Körpers über das Fersenbein bis in die Wade reichen. Muskuläre Überbeanspruchungen beim Sport können einen Wadenkrampf ebenfalls auslösen.
Gerade Sportler oder Fitness-Treibende verbrauchen sehr viele Mikronährstoffe. Genauso schwer wie die muskuläre Belastung wiegt aber meist der Flüssigkeitsverlust und ein dadurch bedingter Mangel an Mineralstoffen. Dabei schwitzt er auch reichlich Elektrolyte aus - in Körperflüssigkeit gelöste Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium oder Kalzium. Hinzu kommt: Viele trinken zu wenig - und mit Alkohol oft auch das Falsche. Regelmäßiger Alkoholkonsum erhöht auch das Risiko eines Magnesiummangels und damit nachweislich die Gefahr von Wadenkrämpfen. Alkohol wirkt harntreibend, was den Elektrolythaushalt zusätzlich durcheinander bringt.
Lesen Sie auch: MS-Medikamente im Detail erklärt
Selten sind Grunderkrankungen innerer Organe, Muskeln, Nerven oder Blutgefäßen der Auslöser für Wadenkrämpfe. So kann eine Reihe internistischer Krankheiten, die den Stoffwechsel und den Hormon- und Elektrolythaushalt beeinflussen, die Verkrampfung der Muskulatur begünstigen. Auch Nervenschäden (Störungen im zentralen und peripheren Nervensystem) kommen als Ursache eines Wadenkrampfes in Betracht. Bei Symptomen wie Schwellungen oder Taubheitsgefühl solltest du daher vorsichtshalber einen Arzt aufsuchen.
Die Rolle von Chinin bei Krämpfen
Chinin ist ein natürlich vorkommender Stoff, der aus der Rinde des Chinarindenbaums gewonnen wird. Er wurde ursprünglich zur Behandlung von Malaria eingesetzt. Chinin entfaltet seine Wirkung am Verbindungspunkt zwischen Muskelfasern und Nerven. Dort, wo die Nerven einen Impuls auf den Wadenmuskel übertragen, verringert Chinin die Erregbarkeit des Muskels. Die Substanz kommt beispielsweise in Tonic Water oder Bitter Lemon vor.
Chinin in der Medizin
In der Medizin setzte man Chinin, das aus der Rinde des Chinabaums gewonnen wird, zunächst bei der Behandlung von Malaria ein. Der Wirkstoff kommt zur Fiebersenkung, bei Muskelkrämpfen und Malaria zur Anwendung. Chinin gilt allgemein als gut verträglich. In seltenen Fällen kann es aber zu Nebenwirkungen führen. So führt es beispielsweise über verschiedene Mechanismen zu einer Muskelentspannung. Es sorgt dafür, dass die Muskelfasern nach einer Anspannung längere Zeit brauchen, bis sie wieder auf Nervenreize zum Anspannen reagieren. Andererseits hemmt der Wirkstoff die Übertragung dieser Nervenreize auf die Muskeln, wodurch diese ebenfalls vermindert reagieren. Außerdem beeinflusst Chinin die Kalzium-Verteilung im Muskel, die ebenfalls wichtig für die Kontraktion ist. In Summe leitet sich hieraus seine Anwendung bei schweren Wadenkrämpfen ab.
Chinin in Lebensmitteln
Chinin wird wegen seines bitteren Geschmacks einigen alkoholfreien Erfrischungsgetränken (Tonic Water) und den fruchtsafthaltigen Limonaden Bitter-Orange und Bitter-Lemon zugesetzt. Des Weiteren findet es in Bitterspirituosen Verwendung. Erlaubt ist der Zusatz von Chinin, Chininhydrochlorid oder Chininsulfat bis maximal 100 mg/l in alkoholfreien Erfrischungsgetränken, bis maximal 250 mg in Spirituosen. Die Höchstmengen sind ausgedrückt als reines Chinin. Tonic Water ist das am stärksten bitter schmeckende Erzeugnis. Nach Untersuchungen des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) enthält es von den Erfrischungsgetränken die höchsten Chininmengen, die im Mittel bei 61 mg/l liegen. Der höchste ermittelte Wert lag bei 75 mg/l. Deutlich weniger Chinin ist in "Bitter-Lemon" und "Bitter-Orange", die mit ca. 3 - 12 % Zitronen- oder Orangensaft hergestellt werden, enthalten. Hier liegen die Chiningehalte im Mittel bei nur 29 mg/l.
Vorverpackte Getränke, die Chinin und/oder dessen Salze als Aromen enthalten, müssen im Zutatenverzeichnis die Angabe „Aroma Chinin“ tragen.
Lesen Sie auch: Cortison-Therapie bei Epilepsie im Detail
Risiken und Nebenwirkungen von Chinin
Chininhaltige Arzneien werden eigentlich kaum noch medizinisch angewandt, in den USA sind sie nur noch gegen Malaria zugelassen. Dabei ist längst bekannt, dass Chinin auch problematische Nebeneffekte haben kann, die gerade für ältere Patienten relevant sind. So blockiert das Alkaloid Natriumkanäle, verzögert dadurch die Depolarisierung und begünstigt damit eine QT-Zeitverlängerung.
Dass Chinin die QT-Zeit verlängern kann, war bereits in den 1930er-Jahren aufgefallen. Die QT-Zeit ist eine Messgröße bei der Auswertung des Elektrokardiogramms (EKS) und steht für die Dauer einer Herzkammererregung. Eine Verlängerung dieser Zeit kann zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen. Relativ viele Medikamente können zu einer Verlängerung der QT Zeit führen, auch Parkinson-Medikamente bzw. Medikamente, welche bei Patienten mit Morbus Parkinson häufig eingesetzt werden. Hier sind insbesondere Amantadin, Budipin, Domperidon und die Antidepressiva Citalopram und Escitalopram zu nennen. In den Beipackzetteln dieser Medikamente wird vor der gemeinsamen Gabe mit anderen QT-Zeit verlängernden Mitteln gewarnt, nicht jedoch vor dem Genuss von Tonic Water.
Die US-Zulassungsbehörde FDA mahnt schon seit über 10 Jahren zur Vorsicht im Umgang mit Chininhaltigen Präparaten, nicht zuletzt aufgrund von knapp 100 Todesfällen, bei den offenbar der Konsum von Chinin von Bedeutung war. In einer Kasuistik war eine ältere Frau nach dem Genuss von Gin Tonic fast an einem Herzversagen verstorben. Zusätzlich zu ihrem Getränk hatte sie Chinin über Krampf- und Rheumamedikamente zu sich genommen.
Die Nebenwirkungen werden zusammengefasst als Cinchonismus bezeichnet und treten bei langfristiger oder hoch dosierter Gabe relativ häufig auf. Sie umfassen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, Ohrgeräusche (Tinnitus), Sehstörungen, Hautausschläge, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall, Nierenschäden, Blutbildungsstörungen und Überempfindlichkeitsreaktionen. Der Großteil der Nebenwirkungen ist dosisabhängig und verschwindet nach dem Absetzen der Chinin-Therapie wieder.
In einer Studie der Université Paris Est Créteil hat das Tem um Dr. Laurence Fardet untersucht, ob der Genuss Chinin-haltiger Getränke Einfluss auf die Sterberate hat. Sie werteten die britische Datenbank "The Health Improvement Network" aus, welche Angaben zu rund 12 Millionen britischen Patienten enthält. Die Ärzte fanden knapp 11.600 Personen, die wegen Muskelkrämpfen oder RLS (Restless Legs Syndrom) seit 1990 mindestens über ein Jahr Chininpräparate in einer Dosierung von mindestens 100 mg eingenommen hatten. Zum Vergleich herangezogen wurde die dreifache Zahl von Patienten, welche kein Chinin eingenommen hatten. Die ausgewerteten Patienten waren im Durchschnitt 70 Jahre alt. In einer Nachbeobachtungszeit von etwa sechs Jahren starben auf 1000 Personenjahre bezogen 42 Patienten in der Chiningruppe, 32 Patienten in der Kontrollgruppe. Unter Berücksichtigung aller Begleiterkrankungen zeigte sich mit Chininpräparaten eine 24% erhöhte Mortalität.
Lesen Sie auch: Präventive Maßnahmen gegen Demenz
Bei Patienten über 70 Jahren gab es kaum Unterschiede. Ein deutlicher Zusammenhang zeigte sich auch mit der Chininmenge: die Sterberate lag bei 200 - 300 mg/d um 25%, bei 300 - 400 mg/d um 83 % und über 400 mg um 124% höher. Aufgrund dieser Ergebnisse halten es die Forscher um Dr. Fardet für wahrscheinlich, dass tatsächlich Chinin für die erhöhte Sterberate als ursächlich anzunehmen ist.
Gegenanzeigen
Chinin darf nicht eingenommen werden bei:
- bekannter Überempfindlichkeit oder Allergie gegenüber Chinin oder Chinin-haltigen Getränken
- Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel (angeborener Enzymmangel)
- Myasthenia gravis (erblich bedingte Muskelkrankheit)
- Tinnitus
- Vorschädigung des Sehnervs
- Hypokaliämie (zu niedriger Kalium-Blutspiegel)
- Bradykardie (verlangsamter Herzschlag) oder andere Herzrhythmusstörungen
- schwerer Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- angeborener oder erworbener QT-Intervall-Verlängerung
- gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern können
Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Einnahme von magnesium- oder aluminiumhaltigen Mitteln gegen eine Magenübersäuerung kann die Aufnahme von Chinin beeinträchtigen. Abgeraten wird von der gleichzeitigen Anwendung von weiteren Wirkstoffen, die zu einer Veränderung des Herzrhythmus führen (speziell zu einer sogenannten QT-Zeit-Verlängerung, also einer Hemmung der Reizweiterleitung am Herzen). Dazu gehören Mittel gegen Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika), Mittel gegen Psychosen (Antipsychotika/Neuroleptika), einige Antidepressiva, Antibiotika, Allergie-Medikamente (Antihistaminika) und starke Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide.
Chinin kann die Wirkung von Digitalis-Präparaten (Herzmedikamente), muskelentspannenden Mitteln (Muskelrelaxantien) und Gerinnungshemmern verstärken. Chinin wird vor allem über das Enzym CYP3A4 abgebaut. Arzneistoffe oder Nahrungsmittel, die mit dem CYP3A4-Enzym interagieren, können demnach die Wirkungen und Nebenwirkungen von Chinin verstärken beziehungsweise abschwächen.
Wer neben Chinin noch weitere Arzneimittel anwenden möchte oder neu verordnet bekommt, sollte sicherheitshalber zuvor den Arzt oder Apotheker informieren.
Altersbeschränkung
Zur Anwendung von Chinin bei Wadenkrämpfen bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen keine Daten vor, weshalb die Einnahme nicht empfohlen wird. Tabletten zur Therapie der Malaria sind bereits bei Kindern ab zwölf Jahren zugelassen. Bei älteren Patienten mit verringerter Nierenfunktion muss eventuell die Dosis angepasst werden.
Schwangerschaft und Stillzeit
Da Chinin die Plazentaschranke überwinden kann, sollte es während der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Lediglich die Anwendung bei Malaria ist in Ermangelung von Alternativen empfohlen. Bisherige Erfahrungen zu Chinin in der Schwangerschaft bei Malaria deuten auf kein nennenswertes Fehlbildungsrisiko hin. Insbesondere im ersten Trimenon gilt es in Kombination mit Clindamycin als Mittel der Wahl.
Chinin tritt in die Muttermilch über. Erfahrungen bei stillenden Frauen sind begrenzt, sprechen aber gegen ein nennenswertes Risiko für den Säugling. Bei der kurzfristigen Malariatherapie darf weiter gestillt werden. Für andere Anwendungsgebiete ist Chinin in der Stillzeit nicht empfohlen.
Alternativen zu Chinin bei Krämpfen
So vielfältig die Ursachen für einen Wadenkrampf auch sind: In den meisten Fällen kannst du selbst dafür sorgen, dass die Muskelpartien an deiner Wade weniger oft und weniger stark krampfen. Die Mehrzahl der gewöhnlichen Wadenkrämpfe nimmt ihren Ausgangspunkt in einer gestressten und verkürzten Wadenmuskulatur. Sei es in Form von muskulären Verkürzungen, eines Elektrolyt-Mangels oder Medikamenten: Der „Stress“ deines Alltags lagert sich unweigerlich im Körper ab. Mit der Zeit setzen sich dadurch Abfallstoffe im Gewebe fest und es bilden sich kleinste Verklebungen im Faszien-Gewebe. Mithilfe unserer Faszien-Rollmassage kannst du diese Negativspirale durchbrechen. Noch mehr „Hilfe zur Selbsthilfe“ bekommst du von einem Zertifizierten Liebscher & Bracht-Therapeuten in deiner Nähe. Rezeptoren im Gewebe registrieren bei Schmerzen oft hohe Muskelspannungen. Durch das gezielte Ansteuern dieser Punkte können Muskeln und Faszien entspannen.
Magnesiumpräparate gelten gemeinhin als das Wundermittel bei der Behandlung und Vorbeugung von Wadenkrämpfen. Richtig ist: Magnesium stellt eines der wichtigsten Mineralien für unseren Organismus dar und ist für einen reibungslosen Stoffwechsel unerlässlich. Allerdings wird allein die ausreichende Zufuhr an Magnesium wahrscheinlich nicht ausreichen, um deine Wadenkrämpfe dauerhaft in den Griff zu bekommen.
Neben ausreichender Trinkmenge und Elektrolytzufuhr sind regelmäßige abendliche Übungen mit Dehnung der Beinmuskulatur nachweislich wirksam. Eine medikamentöse Prophylaxe der Beinkrämpfe ist sehr sorgsam nach Nutzen und Risiko abzuwägen. Für die Mehrzahl der angewendeten Arzneimittel gibt es keine validen Wirksamkeitsnachweise und somit auch keine Empfehlungen. Von Chinin-haltigen Präparaten raten wir ab wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen, z.B Herzrhythmusstörungen oder Hypersensitivitätsreaktionen.
Gymnastik und Dehnübungen
Der Effekt gymnastischer Übungen wurde 2012 in einer randomisierten kontrollierten Studie (RCT) aus Groningen untersucht (3). Dabei machten 80 Patienten, die nicht mit Chinin behandelt waren, entweder abends Gymnastik oder erhielten “Usual care”. Die Gymnastik erlernten die Patienten von einem Physiotherapeuten. Sie bestand in dreiminütigen Dehnungen der Waden- und der hinteren Oberschenkelmuskulatur, wobei die Muskelgruppen jeweils zehn Sekunden lang gestreckt wurden. Die Gymnastik wurde unmittelbar vor dem Zubettgehen sechs Wochen lang durchgeführt. Die Häufigkeit der Krämpfe reduzierte sich durch die Dehnübungen von 3,4 auf 1,4 Attacken pro Nacht und in der Kontroll-Gruppe von 3,2 auf 2,4. Die Abnahme der Krämpfe durch die Gymnastik betrug also 1,2 Krämpfe pro Nacht (95%-Konfidenzintervall = CI: 0,6-1,8; p < 0,05). Auch die Schwere der Krämpfe ließ in der Gymnastikgruppe nach (im Mittel um 1,3 cm auf einer 10 cm visuellen Analogskala).
Magnesium
Es sind verschiedene Magnesiumverbindungen als Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt. Sie werden stark beworben und sehr häufig bei spontanen nächtlichen Beinkrämpfen eingenommen. Die Studien zu dieser Intervention sind jedoch ebenfalls überwiegend klein. In einem 2011 publizierten RCT wurden 46 älteren Erwachsenen (mittleres Alter 69 Jahre) mit nächtlichen Muskelkrämpfen fünf Tage lang jeweils 20 mmol Magnesiumsulfat oder Plazebo intravenös infundiert (5). Die Häufigkeit von Muskelkrämpfen wurde dadurch nicht signifikant gesenkt: von durchschnittlich 8/Woche um 2,4 durch Magnesium bzw. um 1,7 durch Plazebo (CI: -3,1 bis -1,7; p = 0,51). In einem Cross-over RCT aus dem Jahre 2002 nahmen 46 Patienten jeweils sechs Wochen lang Magnesiumcitrat (300 mg/d) oder Plazebo oral ein (6). Patienten die mit Plazebo begannen (n = 29), hatten im Mittel neun Krämpfe/Woche und dann unter Magnesium fünf/Woche. Patienten, die mit Magnesium begannen (n = 17) hatten ebenfalls zunächst neun Krämpfe/Woche und dann unter Plazebo acht/Woche. Dauer und Schwere der Krämpfe waren nicht unterschiedlich zwischen Magnesium und Plazebo.
Die prophylaktisch empfohlene Menge Magnesium lässt sich allerdings auch mit Vollkornprodukten, Haferflocken, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen erreichen. Eine Banane z.B. enthält etwa 100-150 mg Magnesium und 100 g Cashew-Nüsse etwa 250 mg. Wahrscheinlich ist ein wirklicher Magnesiummangel als Ursache der Beinkrämpfe selten.
Weitere Tipps
- Regelmäßige abendliche Dehnübungen von Fuß-, Unterschenkel- und Oberschenkelmuskulatur sind als Basisprophylaxe hilfreich.
- Plantarflexion in den Sprunggelenken sollte bei der Schlafposition vermieden werden (Spitzfußstellung bei Bauchschläfern!).
- Generell ist auf eine ausreichende Trinkmenge, adäquate Elektrolytzufuhr und Vermeiden ungewohnter körperlicher Anstrengungen zu achten.
- Möglicherweise induzierende Grunderkrankungen sollten als solche erkannt und optimal behandelt sowie Mangelzustände (Dehydratation, Elektrolyte, Schilddrüsenhormon, Vitamin D und B) ausgeglichen werden.
- Besteht eine Therapie mit Medikamenten, die Beinkrämpfe fördern können, sollten sie mindestens einmal pausiert werden, um einen möglichen Zusammenhang festzustellen bzw. auszuschließen.