Training bei Parkinson-Krankheit: Aktivität als Schlüssel zur Lebensqualität

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die Bewegungsstörungen verursacht. Zittern, Steifheit und verlangsamte Bewegungen sind typische Symptome. Die Krankheit kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Neben medikamentösen Behandlungen spielt das Training eine entscheidende Rolle.

Die Bedeutung von Bewegungstherapie bei Parkinson

Aktuelle Studien zeigen, dass gezieltes Bewegungstraining den Patienten deutlich hilft. Regelmäßige körperliche Aktivität kann den Verlauf der Parkinson-Erkrankung positiv beeinflussen. Dies gilt insbesondere für das Frühstadium der Erkrankung, aber auch in späteren Phasen ist Bewegung von großem Nutzen.

Professor Dr. Georg Ebersbach, betont die Wichtigkeit von Übungsbehandlungen für den Erhalt der Lebensqualität. Diese aktivierenden Therapien trainieren Funktionen wie Gleichgewicht, Gehen, Sprechen, Schlucken und Kognition, die durch die Erkrankung häufig beeinträchtigt sind.

Vorteile von Bewegung und Sport

Sport und regelmäßige körperliche Aktivität können den Einschränkungen von Beweglichkeit, Gleichgewicht und Körperhaltung bei Parkinson entgegenwirken. Auch Schlafstörungen, Depressionen und Verstopfung können durch sportliche Betätigung gebessert werden. Aktuelle Forschungsergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass Nervenzellen im Gehirn möglicherweise durch regelmäßigen Sport geschützt werden.

Körperliche Vorteile

  • Verbesserung der Beweglichkeit: Bewegung hilft, Muskelsteifheit und Störungen des Bewegungsablaufs zu vermindern.
  • Stärkung der Muskulatur: Regelmäßiges Training kräftigt die Muskulatur und stärkt die Ausdauer.
  • Verbesserung des Gleichgewichts: Spezielle Übungen und Sportarten wie Tai-Chi können das Gleichgewicht verbessern und Stürzen vorbeugen.
  • Förderung der Körperhaltung: Durch gezielte Übungen kann die Körperhaltung verbessert und einer gebeugten Haltung entgegengewirkt werden.

Geistige und psychische Vorteile

  • Linderung von Depressionen und Ängsten: Sport kann helfen, geistige und psychische Symptome, wie z. B. Konzentrationsstörungen, Depressionen, Ängste und Müdigkeit zu lindern.
  • Verbesserung der Stimmung: Sport setzt Glückshormone frei und kann die Stimmung aufhellen.
  • Steigerung des Selbstvertrauens: Jeder sportlich aktive Mensch weiß: Nach dem Training fühlt man sich besser und ist stolz auf die geleistete Aktivität.
  • Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit: Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass körperliches Training die kognitive Leistungsfähigkeit verbessert.

Welche Sportarten sind geeignet?

Ein ideales Trainingsprogramm enthält Ausdauer-, Kraft-, Gleichgewichts- und Dehnungsübungen und sollte über die Woche verteilt mindestens drei Stunden umfassen.

Lesen Sie auch: Autogenes Training: Eine Einführung

Für Parkinson-Erkrankte sind Sportarten mit fließenden Bewegungen wie Schwimmen, Radfahren und Joggen besonders geeignet, bewährt hat sich auch Tischtennis. Wichtig ist, dass Parkinson-Erkrankte jede Gelegenheit zur Bewegung nutzen, denn das Gehirn verlernt die neu erworbenen Fähigkeiten schnell wieder.

  • Ausdauersportarten: Wandern, Nordic Walking, Radfahren, Schwimmen und Joggen sind gute Möglichkeiten, die Ausdauer zu verbessern und die Beweglichkeit zu fördern.
  • Krafttraining: Leichtes Krafttraining kann helfen, die Muskeln zu stärken und die Körperhaltung zu verbessern.
  • Gleichgewichtstraining: Tai-Chi, Yoga und spezielle Gleichgewichtsübungen können das Gleichgewicht verbessern und Stürzen vorbeugen.
  • Tanztherapie: Tangotanzen, Walzer oder Foxtrott können die Bewegungsfähigkeit, das Gleichgewicht und die Gehstrecke verbessern.

Spezielle Therapieformen

  • LSVT BIG: In den ersten Stadien der Parkinson-Krankheit kann die Bewegungstherapie BIG zum Einsatz kommen. Die Übungen mit großen, fließenden Bewegungen stimulieren ungenutzte Bereiche des Gehirns. Durch intensives Wiederholen und eine ständige Erfolgskontrolle lernen Betroffene, Bewegungen wieder bewusst im Alltag einzusetzen.
  • LSVT LOUD: Die Betroffenen üben mit speziell ausgebildeten Therapeuten lautes Sprechen.

Wie man motiviert bleibt

Wählen Sie den Sport aus, der Ihnen Spaß macht - so bleiben Sie auch langfristig aktiv. Denken Sie daran, dass Musik in vielerlei Hinsicht hilfreich bei der Umsetzung des Trainingsprogrammes sein kann. Die Lieblingsmusik steigert die Motivation, und der vorgegebene Rhythmus erleichtert es, die Bewegungen gut zu koordinieren. Einige Aktivitäten lassen sich besser in einer Gruppe umsetzen und machen so auch mehr Spaß. Achten Sie auch immer auf ein sicheres Training. Durch die Anwesenheit von Trainer:innen ist eine korrekte Ausführung der Übungen gewährleistet.

Wichtige Hinweise für das Training

  • Individuelle Anpassung: Art und Intensität des persönlichen Trainingsprogramms sollten an die vorliegenden Symptome und Fähigkeiten angepasst werden.
  • Regelmäßigkeit: Allgemein geht man davon aus, dass zwei Mal pro Woche Übungseinheiten absolviert werden sollten. Die Dauer ist durchaus von dem individuellen Leistungsniveau abhängig und sollte wenn möglich 15 bis 60 Minuten andauern.
  • Abwechslung: Um Langeweile und sinkender Motivation entgegenzuwirken, sollte das Trainingsprogramm aus verschiedenen Komponenten bestehen.
  • Sicherheit: Vermeiden Sie Sportarten, die mit einem hohen Sturzrisiko verbunden sind. Achten Sie auf eine sichere Umgebung und tragen Sie gegebenenfalls Schutzkleidung.
  • Wirkschwankungen: Leiden Sie unter Wirkschwankungen - also einer ungleichmäßigen Wirkung der Parkinson-Medikamente? Dann sollten Sie das Training in den „ON-Phasen“ planen, wenn die Wirkung der Medikamente am besten ist. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, vor einer größeren Aktivität eine Bedarfsmedikation einzunehmen.
  • Überforderung vermeiden: Motivation ist wichtig und nötig, aber eine Überforderung und zu große Ansprüche sind jedoch zu vermeiden. Eine reale Einschätzung der Leistungsfähigkeit ist erforderlich und grundsätzlich ist es empfehlenswert, deutlich unter der maximalen Leistungsgrenze zu bleiben.

Medikamentöse Behandlung und andere Therapieansätze

Zur Therapie der Parkinson-Krankheit stehen mehrere Gruppen von Medikamenten zur Verfügung. Ihnen gemeinsam ist, dass sie über unterschiedliche Mechanismen den Spiegel des Botenstoffs Dopamin im Gehirn wieder erhöhen und so vor allem die motorischen Symptome der Erkrankung - allen voran das Zittern - reduzieren sollen. Die medikamentöse Therapie kann die Bewegung verbessern, die Erkrankung aber nicht heilen. Zudem lässt die Wirksamkeit der Medikamente mit der Dauer der Einnahme oft nach, sodass es zu Schwankungen im Tagesverlauf kommt.

Neben der medikamentösen Behandlung und der Bewegungstherapie gibt es weitere Therapieansätze, die bei Parkinson eingesetzt werden können:

  • Tiefe Hirnstimulation: Bei der tiefen Hirnstimulation setzen Neurochirurgen dünne Stimulationselektroden (Hirnschrittmacher) in bestimmte Hirnareale ein. Die elektrischen Impulse sollen insbesondere das Zittern lindern.
  • Magnetresonanz-gestützte fokussierte Ultraschallbehandlung (MRgFUS): Dabei werden Ultraschallwellen im Zielgewebe so stark gebündelt, dass sie es erhitzen und gezielt zerstören. Durch die Behandlung entstehen winzige Narben in den Faserbahnen des Gehirns, im sogenannten Tremornetzwerk. Das soll das Zittern verringern.
  • Ergotherapie: In der Ergotherapie wird die Feinmotorik trainiert, z.B. das Öffnen von Knöpfen oder Reißverschlüssen, um damit Alltagskompetenzen und Selbstständigkeit zu erhalten.
  • Logopädie: Logopädie kann helfen, Sprech- und Schluckstörungen zu verbessern.
  • Entspannungstechniken: Entspannung wirkt der krankheitsbedingten Versteifung entgegen. Entspannung ist aber auch hilfreich, um Stress, Angst und Unsicherheit zu reduzieren, die bei vielen Patienten durch Parkinson und die Symptome hervorgerufen werden und diese gleichzeitig verstärken können. Geeignet sind z.B. Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Biofeedback-Verfahren, Yoga oder Atemübungen.

Lesen Sie auch: Die Rolle des Gehirns im Sport

Lesen Sie auch: Ausbildung zum Neurologen

tags: #training #bei #parkinson #krankheit