Tramadol bei Nervenschmerzen: Dosierung, Wirkung und Anwendung

Tramadol ist ein zentral wirkendes, synthetisches Opioid-Analgetikum, das zur Behandlung von mäßigen bis starken Schmerzen sowohl akuter als auch chronischer Natur eingesetzt wird. Es ist ein wichtiges Schmerzmittel, das vorwiegend zur Bekämpfung von mäßig starken bis starken Schmerzen verabreicht wird. Tramadol wird zur Gruppe der Opioide gezählt und bereits seit über 35 Jahren in der Medizin eingesetzt.

Verfügbarkeit und Darreichungsformen

Tramadol ist in Deutschland verschreibungspflichtig und in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, darunter:

  • Filmtabletten
  • Hartkapseln
  • Retardtabletten
  • Retardkapseln
  • Lösung zum Einnehmen
  • Injektionslösung
  • Brausetabletten
  • Zäpfchen
  • Tropfen zum Einnehmen
  • Ampullen

Die Auswahl der geeigneten Darreichungsform und Wirkstärke erfolgt durch den Arzt, abhängig von der Art und Intensität der Schmerzen sowie den individuellen Bedürfnissen des Patienten.

Wirkmechanismus

Tramadol entfaltet seine schmerzlindernde Wirkung durch einen dualen Mechanismus:

  1. Opioidrezeptor-Agonismus: Tramadol bindet als schwacher Agonist an die µ-Opioidrezeptoren im Zentralnervensystem (ZNS). Dies führt zu einer Modulation der Schmerzübertragung.
  2. Neurotransmitter-Wiederaufnahmehemmung: Tramadol inhibiert die neuronale Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin im ZNS. Durch die Hemmung dieser Wiederaufnahme erhöht Tramadol die Konzentration dieser Neurotransmitter im synaptischen Spalt, was die schmerzhemmende Wirkung durch Verstärkung der serotonergen und noradrenergen Bahnen verstärkt.

Tramadol aktiviert das körpereigene, schmerzstillende System, welches unter bestimmten Stresssituationen aktiviert wird und unsere Schmerzwahrnehmung dämpft. Arzneistoffe wie Tramadol binden an sogenannte Opioid-Rezeptoren und vermitteln dadurch ein Signal an das Gehirn. Dies hat eine schmerzstillende Wirkung zur Folge. Zusätzlich verhindert der Wirkstoff die Wiederaufnahme bestimmter Nervenbotenstoffe wie Serotonin und Noradrenalin.

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Pharmakokinetik

Tramadol wird nach oraler Einnahme zu über 90 Prozent resorbiert und hat eine absolute Bioverfügbarkeit von ca. 70 Prozent unabhängig von gleichzeitiger Nahrungsaufnahme. Der Wirkstoff unterliegt einem nur geringen First-Pass-Metabolismus und wird zu etwa 20 Prozent an Serumproteine gebunden. Tramadol überwindet die Blut-Hirn-Schranke sowie die Plazenta und geht außerdem in die Muttermilch über. Die Metabolisierung von Tramadol verläuft über N- und O-Demethylierung sowie über Konjugation der O-Demethylierungsprodukte mit Glucuronsäure. Einer seiner Hauptmetaboliten, O-Desmethyltramadol, weist eine deutlich höhere Affinität zu µ-Opioidrezeptoren auf und trägt somit wesentlich zur analgetischen Wirkung des Medikaments bei.

Nach Einnahme dauert es etwa 30 bis 60 Minuten, bis die schmerzlindernde Wirkung einsetzt.

Dosierung

Die Dosierung von Tramadol sollte individuell an die Stärke der Schmerzen und die Empfindlichkeit des Patienten angepasst werden. Generell sollte die niedrigste zur Schmerzstillung ausreichende Dosis gewählt werden. Bei der Therapie chronischer Schmerzen ist der Dosierung nach einem festen Zeitplan der Vorzug zu geben.

Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren

Bei mäßig starken Schmerzen beträgt die übliche Einzeldosis 50 mg Tramadolhydrochlorid. Tritt innerhalb von 30 bis 60 Minuten keine Schmerzbefreiung ein, kann eine zweite Einzeldosis eingenommen werden. Bei starken Schmerzen kann eine Einzeldosis von 100 mg Tramadolhydrochlorid eingenommen werden. Im Allgemeinen sollten Tagesdosen von 400 mg Tramadolhydrochlorid nicht überschritten werden. Bei Tumorschmerzen und starken Schmerzen nach Operationen können jedoch auch deutlich höhere Dosen erforderlich sein.

Die empfohlene tägliche Anfangs-Dosis beträgt 100 oder 200 mg Tramadolhydrochlorid in Form von Retardtabletten/Retardkapseln. Falls nötig, kann die Dosis bis auf 150 mg bis 200 mg 2-mal täglich oder auf 300 mg bis maximal 400 mg 1-mal täglich erhöht werden. Nehmen Sie nicht mehr als 400 mg Tramadolhydrochlorid täglich ein, es sei denn, Ihr Arzt hat dies verordnet.

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Kinder

Kinder im Alter von 1 bis 11 Jahren erhalten als Einzeldosis 1 bis 2 mg Tramadolhydrochlorid pro Kilogramm Körpergewicht. Tramadol-haltige Tabletten/Kapseln/Brausetabletten (Wirkstärke 50 mg oder 100 mg) sind nicht für Kinder unter 12 Jahren bestimmt. Es sollte auf geeignetere Darreichungsformen ausgewichen werden. Tramadol-ratiopharm® 100 mg/ml ist nicht für die Anwendung bei Kindern unter 1 Jahr bestimmt. Tramadol wird bei Kindern mit Atemproblemen nicht empfohlen, da sich die Symptome einer Tramadol-Toxizität bei diesen Kindern verschlimmern können.

Kinder im Alter von 1 bis 11 Jahren erhalten als Einzeldosis 0,2 bis 0,4 ml (entsprechend 10 bis 20 mg Tramadolhydrochlorid) pro 10 Kilogramm Körpergewicht. Tageshöchstdosen von 1,6 ml Tramal 50 mg (entsprechend 80 mg Tramadolhydrochlorid) pro 10 Kilogramm Körpergewicht oder 8 ml Tramal 50 mg (entsprechend 400 mg Tramadolhydrochlorid) sollten nicht überschritten werden, wobei die kleinere der beiden Dosen zu verabreichen ist. Es sei denn, Ihr Arzt hat es Ihnen ausdrücklich so verschrieben.

Ältere Patienten

Im Regelfall ist eine Dosisanpassung bei Patienten bis zu 75 Jahren ohne klinisch manifeste Leber- oder Niereninsuffizienz nicht erforderlich. Bei älteren Patienten (über 75 Jahre) kann es zu einer Verlängerung der Ausscheidung kommen. Infolgedessen sind die Abstände zwischen den Einnahmen gegebenenfalls individuell zu verlängern.

Leber- oder Nierenfunktionsschwäche

Patienten mit schwerer Leber- und/oder Nierenfunktionsschwäche dürfen Tabletten/Kapseln/Brausetabletten/Tropfen nicht einnehmen. Wenn bei Ihnen die Funktionsschwäche nicht so stark ausgeprägt ist, könnte Ihr Arzt eine Verlängerung der Abstände zwischen den Einnahmen empfehlen. Wenn Sie eine Leber- und/oder Nierenfunktionsschwäche haben, kann Ihr Arzt Ihnen eine Verlängerung der Abstände zwischen den Anwendungen empfehlen.

Anwendungsweise

Die Tabletten/Hartkapseln sind unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit, unabhängig von den Mahlzeiten einzunehmen. Brausetabletten sind vor der Einnahme in einem Glas mit Wasser aufzulösen. Retardtabletten/Retardkapseln sind mit ausreichend Flüssigkeit, unabhängig von den Mahlzeiten einzunehmen. Manche Retardtabletten können mithilfe der Bruchrille in zwei gleich große Hälften geteilt werden, sofern die gewünschte Dosierung dies erfordert. Andere Retardtabletten wirken nur dann ordnungsgemäß über 24 Stunden, wenn sie ganz geschluckt werden. Die Tropfen sind mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen. Die Einnahme ist von den Mahlzeiten unabhängig. Die Zäpfchen werden möglichst nach dem Stuhlgang tief in den After eingeführt.

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Tramal 50 mg wird intravenös, intramuskulär oder subkutan injiziert (intravenös wird Tramal 50 mg meist in ein oberflächliches Blutgefäß des Arms eingespritzt, intramuskulär meist in den Gesäßmuskel und subkutan unter die Haut). Alternativ kann Tramal 50 mg verdünnt werden und zur Infusion in eine Vene verwendet werden.

Gegenanzeigen

Tramadol darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen Tramadol oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels
  • Akuter Vergiftung durch Alkohol, Schlafmittel, Schmerzmittel oder andere Psychopharmaka
  • Gleichzeitiger Einnahme von MAO-Hemmstoffen (bestimmte Arzneimittel, die gegen krankhaft traurige Verstimmung [Depression] wirken) oder innerhalb der letzten 14 Tage vor der Behandlung mit Tramadol
  • Epilepsie, die durch Behandlung nicht ausreichend kontrolliert werden kann
  • Als Ersatzmittel beim Drogenentzug

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Besondere Vorsicht bei der Anwendung von Tramadol ist erforderlich,

  • wenn Sie eine Abhängigkeit von anderen Schmerzmitteln (Opioiden) für möglich halten
  • wenn Sie an einer Bewusstseinsstörung leiden
  • wenn Sie sich im Schockzustand befinden
  • wenn Sie an Zuständen mit erhöhtem Hirndruck leiden
  • wenn Sie Schwierigkeiten beim Atmen haben
  • wenn Sie zu Epilepsie oder zu Krampfanfällen neigen
  • wenn Sie ein Leber- oder Nierenleiden haben
  • wenn Sie an einer Depression leiden und Antidepressiva einnehmen

Tramadol kann zu einer seelischen und körperlichen Abhängigkeit führen. Bei längerem Gebrauch kann die Wirkung von Tramadol nachlassen, sodass höhere Arzneimengen angewendet werden müssen (Toleranz-Entwicklung). Bei Patienten, die zu Arzneimittelmissbrauch oder Medikamentenabhängigkeit neigen, ist daher eine Behandlung mit Tramadol kurzfristig und unter strengster ärztlicher Kontrolle durchzuführen.

Die gleichzeitige Therapie mit Tramadol und serotoninergen Arzneimitteln wie SSRI, SNRI, MAO-Hemmern, trizyklischen Antidepressiva und Mirtazapin kann ein Serotonin-Syndrom (Ruhelosigkeit, rasche unwillkürliche Muskelzuckungen, gesteigerte Reflexbereitschaft, Schwitzen, Schüttelfrost und Zittern) verursachen.

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln

Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen/anwenden bzw. vor Kurzem eingenommen/angewendet haben, auch wenn es sich um nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt.

Die schmerzlindernde Wirkung von Tramadol kann vermindert und die Wirkungsdauer verkürzt werden, wenn Sie carbamazepinhaltige Arzneimittel (gegen epileptische Krampfanfälle) einnehmen.

Das Risiko von Nebenwirkungen erhöht sich,

  • wenn Sie Tramadol und gleichzeitig Arzneimittel anwenden, die ebenfalls dämpfend auf die Gehirnfunktion wirken, z.B. Hustenstiller, bestimmte Schmerzmittel, Schlafmittel, Mittel zur Behandlung von Angststörungen oder Mittel zur Ersatztherapie bei Drogenabhängigkeit. Hier besteht ein erhöhtes Risiko für eine Dämpfung der Atemtätigkeit bis hin zum Atemstillstand bei einer Überdosierung.
  • bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, welche die Krampfschwelle erniedrigen oder selbst krampfauslösend wirken können (z.B. bestimmte Arzneimittel gegen Depressionen oder Psychosen). Das Risiko für Krampfanfälle kann ansteigen. Ihr Arzt wird Ihnen mitteilen, ob Tramadol für Sie geeignet ist.
  • wenn Sie gleichzeitig mit Tramadol bestimmte Medikamente gegen Depressionen einnehmen (Arzneimittel, die gegen krankhaft traurige Verstimmung [Depression] wirken). Die Wirkungen von diesen Arzneimitteln und Tramadol können sich gegenseitig beeinflussen, und bei Ihnen können Symptome auftreten wie unwillkürliches, rhythmisches Muskelzucken, einschließlich Augenzucken (Zucken der Muskeln, die die Augenbewegung steuern), Unruhe, übermäßiges Schwitzen, unwillkürliches Zittern, gesteigerte Reflexe, erhöhte Muskelanspannung, Körpertemperatur über 38 °C (Serotonin-Syndrom).
  • wenn Sie Tramadol gleichzeitig mit blutverdünnenden Arzneimitteln (sogenannte Cumarin-Antagonisten, z.B. Warfarin) einnehmen. Diese Arzneimittel müssen möglicherweise geringer dosiert werden, da andernfalls ein erhöhtes Risiko für schwere Blutungen besteht.

Nebenwirkungen

Wie alle Arzneimittel kann Tramadol Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.

Sehr häufige Nebenwirkungen (können mehr als 1 von 10 Behandelten betreffen):

  • Übelkeit
  • Schwindel

Häufige Nebenwirkungen (können bis zu 1 von 10 Behandelten betreffen):

  • Kopfschmerzen
  • Erbrechen
  • Verstopfung
  • Mundtrockenheit
  • Schwitzen
  • Müdigkeit
  • Benommenheit

Gelegentliche Nebenwirkungen (können bis zu 1 von 100 Behandelten betreffen):

  • Herz-Kreislauf-Regulation (Herzklopfen, beschleunigter Herzschlag, Schwächeanfälle oder Kreislaufzusammenbruch)
  • Würgreiz
  • Magenbeschwerden (z.B. Druckgefühl im Magen, Völlegefühl)
  • Durchfall
  • Hautreaktionen (z.B. Juckreiz, Hautausschlag, Nesselsucht)

Seltene Nebenwirkungen (können bis zu 1 von 1000 Behandelten betreffen):

  • Allergische Reaktionen (z.B. Atemnot, Schwellungen von Haut und Schleimhäuten)
  • Erhöhung des Blutdrucks
  • Verlangsamung des Herzschlags
  • Muskelschwäche
  • Appetitveränderungen
  • Halluzinationen
  • Verwirrtheit
  • Schlafstörungen
  • Angstzustände
  • Albträume
  • Krampfanfälle
  • Bewusstseinsstörungen

Sehr seltene Nebenwirkungen (können bis zu 1 von 10000 Behandelten betreffen):

  • Abhängigkeit
  • Psychische Veränderungen (z.B. veränderte Stimmungslage, Aktivitätsveränderungen)

Verkehrstüchtigkeit und Bedienen von Maschinen

Tramadol kann die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen. Daher sollten Sie während der Behandlung nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen und auf das Bedienen von schweren Maschinen verzichten.

Schwangerschaft und Stillzeit

Wenn Sie schwanger sind oder stillen, oder wenn Sie vermuten, schwanger zu sein oder beabsichtigen, schwanger zu werden, fragen Sie vor der Einnahme dieses Arzneimittels Ihren Arzt oder Apotheker um Rat.

Über die Unbedenklichkeit von Tramadol in der Schwangerschaft liegen nur wenige Informationen vor. Daher sollten Sie Tramadol nicht einnehmen, wenn Sie schwanger sind. Die wiederholte Gabe von Tramadol in der Schwangerschaft kann zur Gewöhnung des ungeborenen Kindes an Tramadol und infolgedessen nach der Geburt zu Entzugserscheinungen beim Neugeborenen führen.

Tramadol geht in die Muttermilch über. Aus diesem Grund sollten Sie Tramadol während der Stillzeit nicht mehr als einmal einnehmen; wenn Sie Tramadol hingegen mehr als einmal einnehmen, sollten Sie das Stillen unterbrechen.

Missbrauch und Abhängigkeit

Die wiederholte Anwendung von Tramadol kann auch zu Abhängigkeit, Missbrauch und Sucht führen, was eine lebensbedrohliche Überdosierung zur Folge haben kann. Das Risiko dieser Nebenwirkungen kann mit einer höheren Dosis und einer längeren Anwendungsdauer steigen.

Wenn Sie eines oder mehrere dieser Anzeichen bemerken, wenden Sie sich an Ihren Arzt, um den besten Behandlungsweg für Sie zu besprechen, einschließlich der Frage, wann es am besten ist, die Anwendung zu beenden und wie Sie die Anwendung sicher beenden können.

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