Ein eingeklemmter Nerv im Bereich des Trapezmuskels kann eine Vielzahl von Beschwerden verursachen, von Nackenverspannungen und Kopfschmerzen bis hin zu ausstrahlenden Schmerzen in Arm und Schulter. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten eines eingeklemmten Nervs im Zusammenhang mit dem Trapezmuskel.
Anatomie und Funktion des Trapezmuskels
Der Trapezmuskel (Musculus trapezius), auch Kapuzenmuskel genannt, ist ein großer, oberflächlicher Muskel, der sich über den oberen Rücken, die Schultern und den Nacken erstreckt. Er verläuft vom Hinterhauptbein bis zum Schulterblatt und innen (medial) bis zu den Brustwirbeln, außen (lateral) bis zum Schulterblatt (Scapula). Der Trapezmuskel besteht aus drei Anteilen:
- Oberer (absteigender) Teil: Hebt das Schulterblatt an.
- Mittlerer (querer) Teil: Zieht die Schulterblätter an die Wirbelsäule.
- Unterer (aufsteigender) Teil: Zieht die Schulterblätter nach unten.
Der Trapezmuskel dreht und hebt das Schulterblatt an, dreht den Kopf und streckt die Halswirbelsäule. Innerviert wird der Trapezius vom Nervus Accessorius (11. Hirnnerv), der ihn motorisch ansteuert, während der Plexus Cervicalis die sensorische Versorgung übernimmt. Neben dem Trapezmuskel versorgt der Nervus Accessorius auch den Musculus Sternocleidomastoideus, den Kopfwender, der am Hals etwas vor dem Trapezius vom Kopf zum Schlüsselbein zieht.
Ursachen eines eingeklemmten Nervs im Nackenbereich
Ein eingeklemmter Nerv im Nackenbereich, auch als Nervenkompression oder Nervenreizung bezeichnet, tritt auf, wenn ein Nerv im Nacken durch umliegende Gewebe komprimiert wird. Die Gewebe, die den Nerven komprimieren, können Muskeln, Sehnen oder auch die Bandscheiben der Halswirbelsäule sein.
Verschiedene Faktoren können zu einem eingeklemmten Nerv im Nackenbereich führen:
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- Muskelverspannungen: Verhärtete Muskeln, insbesondere im Nacken- und Schulterbereich, können auf einen benachbarten Nerv drücken. Alle Ursachen, die die Muskeln verhärten lassen, können dazu beitragen, dass solch ein verhärteter Muskel dann auf einen benachbarten Nerv drückt. Die Kompression des Nerven führt dann in der Regel zu Schmerzen aber auch zu neurologischen Auffälligkeiten. Vor allem Fehlhaltungen im Alltag und unausgewogene, einseitige Bewegungsmuster fördern ein Verhärten der Nackenmuskulatur. Das betrifft neben dem Trapezius auch den Großen Kopfwender, den Obergrätenmuskel, Schulterblattheber und Halsstrecker.
- Bandscheibenvorfälle: Im Bereich der Halswirbelsäule gibt es nur einen sehr begrenzten Platz, in dem Wirbelkörper, Bandscheiben, Muskeln, Bänder und Nerven zu beherbergt werden. Bei chronischen Fehlbelastungen kann es im Bereich der HWS zu einem Verrutschen von einer oder mehrere Bandscheiben kommen, was dann dazu führt, dass sich die Wirbelkörper annähern. Die sich herausdrückende Bandscheibe kann aber auch auf einen Nerv, der auf dieser Höhe die Wirbelsäule verlässt, drücken, was dann zu Schmerzen und auch unter Umständen zu neurologischen Ausfällen führen kann. Bandscheibenvorfälle können an der gesamten Wirbelsäule auftreten. Ein MRT wird dann benötigt, wenn starke neurologische Ausfälle vorhanden sind und man einen Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule ganz sicher ausschließen muss. Das MRT eignet sich am besten um Bandscheibenvorfälle und Kompression von Nerven, die daraus entstehen, zu diagnostizieren.
- Wirbelkörperblockaden: Manchmal kann eine unbedachte Bewegung im Bereich der Halswirbelsäule dazu führen, dass die benachbarten Wirbelkörper nicht mehr in die normale Position zurückgleiten, sondern sich leicht schräg oder auch versetzt übereinander legen. Dies führt nicht nur dazu, dass die normale Bewegung im Bereich der Halswirbelsäule rein mechanisch blockiert wird, sondern auch, dass diese Verlegung zu einer Kompression der Nerven in dem Bereich führen.
- Entzündungen: Entzündungen im Bereich der Muskeln oder auch der Bandscheiben führen zu Schwellungen und auch zum Einstrom von entzündlicher Flüssigkeit im betroffenen Bereich.
- Überlastungen: Überlastungen führen zu Muskelverhärtungen, die dann ebenfalls auf in der Nähe vorbeiführende Nerven drücken und zu Beschwerden führen können. Wer immer wieder, zunächst unbemerkt, falsch belastet sorgt dafür, dass die Muskeln einseitig stärker ausgeprägt werden als auf der anderen Seite.
- Kälte und Zugluft: Setzt man den Körper Kälte oder auch einem länger anhaltenden Windzug aus, z.B. beim Autofahren, kann es vorkommen, dass sich Muskelpartien im Bereich der HWS verhärten. Das kann zur Folge haben, dass diese verhärteten Muskeln dann auf Nerven oder sogar Nervenstränge drücken, die in dieser Höhe die Wirbelsäule verlassen.
Symptome eines eingeklemmten Nervs im Trapezmuskelbereich
Ein eingeklemmter Nerv im Bereich des Trapezmuskels kann sich durch verschiedene Symptome äußern:
- Schmerzen: Eingeklemmte Nerven verursachen meistens Schmerzen. Die Schmerzen im Bereich der HWS kommen vor allem durch die Kompression von verhärteten Muskeln oder auch durch Bandscheiben, die verrutscht sind, zustande. Sie sind in der Regel sehr lokal im Bereich der Wirbelsäule auszumachen. Manchmal kann es aber auch sein, dass die Schmerzen im weiteren Verlauf des Nervens, z.B. Schmerzen, die in den Arm ausstrahlen, haben ihren Ursprung, wie der Beschreibung „ausstrahlen“ schon sagt, in einer anderen Region des Körpers. Im Zusammenhang mit Nackenproblemen (Verspannungen, Bandscheibenvorfällen, Entzündungen, …) können Schmerzen, die in den Arm ausstrahlen, auf eingeklemmte Nerven oder Nervenreizungen im Nackenbereich zurückzuführen sein. Allein schon auf Grund der engen lokalen Beziehung sind die Nackenmuskulatur und die Nerven im Nacken eng mit den Strukturen des Kopfes verbunden, und Störungen in diesem Bereich können Schmerzen verursachen, die in den Kopf ausstrahlen. Die Kopfschmerzen können in ihrem Ausmaß variieren und sich als dumpfe, drückende Schmerzen im Hinterkopf oder an den Schläfen äußern.
- Taubheitsgefühle und Kribbeln: Hier wären vor allem Taubheitsgefühle oder auch Kribbeln zu nennen. Bei Nackenschmerzen kann es zu einer Störung der Sensibilität kommen. Es handelt sich bei der Störung der Sensibilität um die bereits beschriebenen Taubheitsgefühle, Kribbeln oder das häufig beschriebene Gefühl von "Ameisenlaufen". Das Auftreten von Kribbeln oder Taubheitsgefühle sollte umgehend von einem Experten abgeklärt werden um schwerwiegende Schädigungen an Nerven zu verhindern.
- Muskelschwäche: Ebenso wie die Taubheitsgefühle und das Kribbeln kann auch eine Muskelschwäche durch einen komprimierten Nerven hervorgerufen werden. Dies kann zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Muskelschwäche in Nacken, Schultern oder Armen führen. Die Ursache kann sowohl lokal im Nackenbereich liegen, aber auch zentral im Gehirn vorliegen.
- Bewegungseinschränkungen: Ein häufiges Symptom der Nackenschmerzen ist eine eingeschränkte Beweglichkeit in diesem Bereich. Wenn es sich um eine Wirbelkörperblockade handelt, können gewohnte Bewegungen in der Halswirbelsäule rein mechanisch nicht mehr durchgeführt werden. Wo es zu verhärteten Muskeln kommt, können normale Bewegungen nicht mehr durchgeführt werden, was dann zu einer Muskelsteifheit führt.
- Ohrenschmerzen: Durch die komplexe Verbindung zwischen den verschiedenen Nervenbahnen im Kopf- und Nackenbereich können Ohrenschmerzen in Zusammenhang mit Nackenschmerzen auftreten.
- Verhärtungen: Die Verhärtungen sind in der Regel dann auch im Nacken- und Schulterbereich zu tasten und stellen ein weiteres Begleitsymptom dar. Ob durch einen blockierten Wirbel oder ein verhärteter Muskel, die Patienten können in diesem Fall in der Regel den Hals nicht mehr gerade halten und auch nicht wie gewohnt bewegen.
Diagnose
Zunächst erfolgt eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung durch einen Neurologen oder Orthopäden. Danach schließt sich die körperliche Untersuchung an, bei der der Behandler die Halswirbelsäule betrachtet und betastet und den Patienten bittet, den Kopf nach vorne und nach hinten sowie zur Seite zu beugen. Eine wichtige Methode ist auch zu messen, wie leitfähig der betroffene Nerv ist.
Zur weiteren Diagnostik können bildgebende Verfahren eingesetzt werden:
- Röntgen: Im Röntgenbild sieht man vor allem Knochen und verkalkte Sehnen. Das Röntgenbild kann Frakturen ausschließen und auch einen indirekten Bandscheibenvorfall-Nachweis erbringen. Des weiteren eignet sich ein Röntgenbild der HWS vor allen Dingen dann, wenn ein Unfall vorausgegangen ist und man schauen will, ob Knochen verletzt oder gebrochen ist.
- MRT (Magnetresonanztomographie): Ein MRT wird dann benötigt, wenn starke neurologische Ausfälle vorhanden sind und man einen Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule ganz sicher ausschließen muss. Das MRT eignet sich am besten um Bandscheibenvorfälle und Kompression von Nerven, die daraus entstehen, zu diagnostizieren.
- Kraftmessungen der Halswirbelsäule: Kraftmessungen der Halswirbelsäule eignen sich hervorragend, um Fehlbelastungen der Muskeln im Bereich der HWS ausfindig zu machen. Hierfür wird der Patient in ein Gerät gesetzt und gebeten, bestimmte Bewegungen in der Halswirbelsäule durchzuführen.
Behandlung eines eingeklemmten Nervs im Trapezmuskelbereich
Die Behandlung eines eingeklemmten Nervs richtet sich ganz nach der auslösenden Ursache. Mit gezielter Bewegung, Schmerztherapie, Entlastung und mitunter einer OP sind die Beschwerden in vielen Fällen gut behandelbar, vor allem wenn man früh reagiert. Einen eingeklemmten Nerv sollte eine Neurologin oder ein Neurologe untersuchen. Sie können den Schweregrad bestimmen und entsprechende Therapieverfahren vorschlagen.
Konservative Behandlung
In den meisten Fällen kann ein eingeklemmter Nerv konservativ behandelt werden:
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- Schonung und Ruhigstellung: Überlastungen und Sport sollten so lange ausgesetzt werden, bis die Beschwerden deutlich besser geworden sind. Ob im Rücken, den Schultern oder im Nacken: Versuchen Sie schmerzhafte Bewegungen nicht vollständig zu vermeiden und gehen Sie nicht in eine unnatürliche Schonhaltung. Dies bewirkt sonst oft, dass Sie auch weitere Muskelpartien übermäßig beanspruchen. Ja, vermeiden Sie Haltungen oder wiederholende Tätigkeiten, bei denen es zu solchen Druckschäden kommen kann.
- Schmerzmittel und Entzündungshemmer: Bei starken Schmerzen kann die Einnahme eines entzündungshemmende Medikamentes notwendig werden. Schmerzstillende oder entzündungshemmende Medikamente können darüber hinaus helfen, wenn Sie sich einen Nerv im Rücken geklemmt haben.
- Wärme: Manchmal werden auch wärmende Maßnahmen als lindernd beschrieben. Darüber hinaus kann auch schonende Wärme helfen, die Verspannung zu lösen und den eingeklemmten Nerv im Nacken oder den Schultern zu entlasten.
- Physiotherapie: Eine schonende Physiotherapie kann helfen, die Symptome zu lindern und eine OP zu verhindern. Falls eine Physiotherapie notwendig ist, verweisen wir Sie gerne an Spezialisten, um Ihnen die bestmögliche Behandlung zu ermöglichen.
- Dehnübungen: Dehnende Übungen helfen in jedem Fall die meistens stark verspannte Muskeln im Bereich der Halswirbelsäule zu lockern. Anschließend soll der Kopf ganz nach links gebeugt und dann ganz nach rechts gebeugt sowie in den Nacken gelegt werden. Die Übungen sollten mehrere Male hintereinander wiederholt und anschließend dann der Kopf und der Hals gelockert werden. Bei einem akut eingeklemmten Nerv sollte man die Übungen ein- bis dreimal am Tag durchführen. Alle genannten Übungen darf man nur exemplarisch verstehen, da alle Übungen individuell auf die zu Grunde liegend Ursachen angepasst werden muss. berücksichtigt werden.
- Faszienbehandlung: Faszien sind bindegewebige Strukturen, die die Muskeln umgeben und die verkleben können. Bei einer Muskelverhärtung im Bereich der HWS kann es ebenfalls zu einer Verklebung dieser Faszien kommen. Mithilfe einer Faszienrolle kann man fest über diesen verklebten Bereich hinüber rollen, um diesen zu lösen.
- Triggerpunkt-Selbstmassage: Myogelosen und Triggerpunkte sind kleinste Knötchen in der Muskulatur, die unter anderem zu Schmerzen führen können. Fast jeder Mensch hat Triggerpunkte. Werden diese Beschwerden durch Triggerpunkte ausgelöst, dann kannst du sie mit einer Triggerpunkt-Selbstmassage lindern bis lösen. Um aber zu beginnen, kannst du dich jetzt in einem ersten Schritt auf die Selbstmassage des Trapezius konzentrieren und dich damit vertraut machen. Der mittlere und untere Teil ist schlecht zu ertasten, was aber kein Problem darstellt, solange du weißt, wo du massieren musst, um diese Bereiche zu behandeln. Sobald du den oberen Trapezius zwischen deinen Fingern hast, kannst du seinen Verlauf hinunter bis zum Schlüsselbein ertasten. Oben am Hals ist der Trapezius sehr dünn, nicht viel dicker als ein Kugelschreiber. Um deine Schmerzen ganz und nachhaltig zu lösen, empfehle ich zusätzlich, für deine Beschwerden passende Dehn- und Kräftigungsübungen auszuführen. So behandelst du auch noch weitere Schmerzauslöser in der Muskulatur und beugst der erneuten Entstehung von Triggerpunkten im Trapezius und allen anderen Muskeln vor.
- Kräftigungsübungen: Mit den richtigen Kräftigungsübungen werden all diese Muskeln stärker und belastbarer. Das heißt, dass sie nicht mehr so schnell überlasten.
Operative Behandlung
Operative Maßnahmen kommen infrage, wenn die Beschwerden trotz konservativer Behandlung bestehen bleiben. Je länger der Druck andauert, desto größer ist die Gefahr bleibender Schäden. Umso wichtiger ist es, den richtigen Zeitpunkt für eine Operation nicht zu verpassen. Bei Bandscheibenvorfällen kann es manchmal notwendig werden, dass eine operative Behandlung durchgeführt werden muss. Ist der Bandscheibenvorfall bereits schwerer, kann eine OP beispielsweise durch minimalinvasive Verfahren erfolgen.
Vorbeugung
Um einem eingeklemmten Nerv im Trapezmuskelbereich vorzubeugen, können folgende Maßnahmen helfen:
- Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Am Computer arbeiten wir oft über lange Zeit unbemerkt in einer angespannten Sitz- und Körperhaltung. Diese kann schnell zu verspannten Schulter- und Nackenmuskeln führen.
- Regelmäßige Bewegung: Alle diese Muskeln brauchen vielseitige Bewegungen, damit sie in alle Richtungen gedehnt werden. Achte künftig auf einseitige Körperhaltungen und gleiche sie stets mit abwechslungsreicher Bewegung beziehungsweise diesen Übungen aus. Kontinuierliche Bewegung an der frischen Luft über einen Zeitraum von mehr als 20 Minuten verbessert die Durchblutung der Muskulatur und ökonomisiert die Atmung.
- Vermeidung von Fehlhaltungen: Vor allem Fehlhaltungen im Alltag und unausgewogene, einseitige Bewegungsmuster fördern ein Verhärten der Nackenmuskulatur.
- Stressmanagement: Psychosomatische Nackenschmerzen und Parästhesien bzw.
- Kräftigung der Nacken- und Schultermuskulatur: Um einen langfristigen Erfolg im Training zu erzielen, sollten Sie den Trapezmuskel dreimal pro Woche mit jeweils drei der unten aufgeführten vier Übungen mit Hanteln trainieren. Führen Sie immer drei Sätze der Übungen mit acht bis zwölf Wiederholungen durch. Wählen Sie das Gewicht so, dass Sie nach zwölf korrekt ausgeführten Wiederholungen keine weitere mehr schaffen.
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