Demenz ist ein Thema, das viele Menschen betrifft, sei es persönlich oder im Umfeld. Uli Zeller, ein engagierter Krankenpfleger, Theologe und Autor, widmet sich diesem Thema seit Jahren mit viel Herz und Fachwissen. Seine Arbeit umfasst die Betreuung und Seelsorge in einem Altenheim, das Schreiben von Vorlesegeschichten für Menschen mit Demenz und die journalistische Auseinandersetzung mit dem Thema. Dieser Artikel beleuchtet Zellers Ansatz, seine Erfahrungen und die wertvollen Hilfestellungen, die er Betroffenen und ihren Angehörigen bietet.
Uli Zellers Hintergrund und Engagement
Uli Zeller schloss sein Theologiestudium mit einer Masterarbeit zum Thema "Demenz und Seelsorge" ab. Seit 2008 arbeitet er als Betreuer und Seelsorger in einem Altenheim in Singen. Seine vielfältigen Erfahrungen in der Gerontopsychiatrie, im Krankenhaus und in verschiedenen Pflegeheimen haben ihn zu einem Experten im Umgang mit Menschen mit Demenz gemacht. Zeller gibt sein Wissen und seine Erfahrungen auch in Schulungen für Angehörige und Betreuer weiter.
Vorlesegeschichten als Schlüssel zur Erinnerung
Ein zentraler Aspekt von Zellers Arbeit sind seine Vorlesegeschichten für Menschen mit Demenz. Diese Geschichten sind speziell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Menschen mit Demenz zugeschnitten. Sie sind kurz, leicht verständlich und laden zum Mitmachen ein.
Merkmale der Vorlesegeschichten
- Kurze Sätze: Um Menschen mit Demenz nicht zu überfordern, verwendet Zeller kurze und einfache Sätze.
- Bekannte Themen: Die Geschichten greifen oft Themen auf, die bei älteren Menschen Erinnerungen wecken, wie Reisen, Alltagserlebnisse oder Kindheitserinnerungen.
- Rätsel, Lieder und Reime: Um die Zuhörer aktiv einzubeziehen, integriert Zeller kleine Rätsel, Lieder oder Reime in seine Geschichten.
- Praxisnahe Ideen: Zu jeder Geschichte gibt es Anregungen, Ideen, Rätsel, Lieder, Gedichte oder Gesprächsimpulse, die Erinnerungen aktivieren oder das Gedächtnis trainieren.
Beispiel: "Frau Schmitt fährt mit"
Ein Beispiel für Zellers Vorlesegeschichten ist sein Buch "Frau Schmitt fährt mit - Fröhliche Reisegeschichten zum Vorlesen und Erinnern". In diesem Buch hat der Autor verschiedene Geschichten zum Thema Reisen zusammengestellt, die die Erinnerungen an eigene Erlebnisse aktivieren. Die Geschichten handeln von Reisen mit dem Flugzeug nach Spanien, mit dem Auto nach Italien oder mit dem Zug an die Ostsee - Reisen und Urlaube bergen immer einen großen Schatz an Erinnerungen. Ebenso wie alltägliche Erinnerungen verblassen in den Köpfen von Menschen mit Demenz solche Erlebnisse mit der Zeit. Uli Zellers Buch „Frau Schmitt fährt mit - Fröhliche Reisegeschichten zum Vorlesen und Erinnern“ hilft Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen oder Pflegern, gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen und schöne Momente wiederzubeleben. Neben zahlreichen Geschichten voller Augenzwinkern und Herz bietet Autor, Krankenpfleger und Seelsorger Uli Zeller außerdem wertvolle Tipps aus der Praxis sowie kleine Rätsel, Lieder und Reime.
Erfahrungen mit Vorlesegeschichten
Zeller berichtet von positiven Erfahrungen mit seinen Vorlesegeschichten: "Im Heim meiner Schwiegermutter wurde die Leserunde immer größer, als ich anfing, das Buch vorzulesen. Es ist so schön zu sehen, wie die Menschen sich erinnern und versuchen aktiv mit zu machen."
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Wertvolle Tipps und Anregungen für den Umgang mit Demenz
Neben seinen Vorlesegeschichten gibt Uli Zeller auch wertvolle Tipps und Anregungen für den Umgang mit Menschen mit Demenz. Diese Tipps basieren auf seiner langjährigen Erfahrung und seinem Fachwissen.
Tipps zum Vorlesen
Zu Beginn seines Buches "Frau Schmitt fährt mit" gibt Zeller "Zehn Tipps zum Vorlesen". Diese Tipps sind zwar nicht neu, aber dennoch wichtig, um sie zu verinnerlichen. Dazu gehören unter anderem:
- Langsam und deutlich sprechen: Um sicherzustellen, dass die Zuhörer alles verstehen, sollte man langsam und deutlich sprechen.
- Blickkontakt halten: Blickkontakt hilft, eine Verbindung zu den Zuhörern aufzubauen und ihre Aufmerksamkeit zu halten.
- Geduld haben: Menschen mit Demenz brauchen möglicherweise mehr Zeit, um zu verstehen und zu reagieren.
- Die Zuhörer einbeziehen: Durch Fragen, Rätsel oder Lieder kann man die Zuhörer aktiv in die Geschichte einbeziehen.
Weitere Ideen und Aktivitäten
Zeller gibt auch Anregungen für weitere Aktivitäten, die Menschen mit Demenz Freude bereiten und ihre Fähigkeiten fördern können:
- Musik hören: Musik kann Erinnerungen wecken und positive Emotionen auslösen.
- Singen: Gemeinsames Singen macht Spaß und fördert die Gemeinschaft.
- Bewegung: Gezielte Bewegung kann Stürzen vorbeugen, die Demenz verlangsamen und zum kleinen Lebensglück verhelfen.
- Kochen und Backen: Gemeinsames Kochen und Backen lässt (auch den dementen) Koch spüren, wie viel er noch kann.
- Basteln und Handwerken: Altersentsprechende Möglichkeiten der Bewegung gibt es viele: Statt Kegeln an der großen Kegelbahn kann man eine Mini-Kegelbahn einsetzen. Wenn man Probleme mit den Schultern hat, geht vielleicht dennoch basteln, sortieren oder häkeln.
Die Bedeutung von Ritualen
Rituale geben Menschen mit Demenz Sicherheit und Orientierung. Dinge, die man tun kann, ohne darüber nachzudenken, erleichtern den Alltag. Bei Menschen mit Demenz noch mehr als bei anderen Menschen: Zeitung lesen am Morgen. Das Tischgebet. Rituale rund um Fasnacht, Fasching oder Karneval.
Erfahrungen aus der Praxis
Uli Zeller teilt auch persönliche Erfahrungen aus seiner Arbeit mit Menschen mit Demenz. Diese Erfahrungen zeigen, wie wichtig es ist, auf die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben der Betroffenen einzugehen.
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Beispiele
- Frau Martin (87): Sie schaute oft mit leerem Blick vor sich hin. Sie hat früher gern gepuzzelt - mit bis zu 5.000 Teilen. Im Laufe ihrer Demenz wurde das zu komplex. Geholfen haben: 27 gelbe, grüne und rote Holzplättchen. Vom Enkel für sie ausgesägt und lackiert.
- Frau Klein (93): Sie war Hobby-Malerin. Häufig nestelte sie mit den Fingern herum. Sie konnte nicht mehr so schöne Aquarell-Bilder malen wie früher. Aber es machte ihr Spaß, zu sortieren: ihre Staffelei, Pinsel und Leinwände.
- Herr Josef (71): Er war früher Bäcker. Er reagierte nicht auf Bäcker-Impulse wie Körner, Teig oder gemeinsames Plätzchen backen. Stattdessen hantierte er gern mit Schrauben, Schraubenmuttern und Schraubenschlüssel.
Individuelle Zugänge finden
Diese Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, individuelle Zugänge zu Menschen mit Demenz zu finden. Manchmal sind es ganz unerwartete Dinge, die Freude bereiten und Erinnerungen wecken können.
Demenz und Spiritualität
Als Theologe beschäftigt sich Uli Zeller auch mit der spirituellen Begleitung von Menschen mit Demenz. Er hat Gottesdienste für Menschen mit Demenz besucht - und mit Seelsorgern gesprochen, die Menschen mit Demenz spirituell begleiten. Das hat ihm bestätigt: Es gibt noch mehr als das, was im Kopf abläuft.
Beten mit Menschen mit Demenz
In seinem Ratgeber beantwortet Zeller Fragen wie: Wie kann man mit dementen Menschen beten? Er zeigt, wie Angehörige die Herausforderungen der Demenzbetreuung mit Liebe, Geduld und Glauben meistern können, ohne sich dabei selbst zu überfordern.
Herausforderungen und Perspektiven
Der Umgang mit Menschen mit Demenz ist nicht immer einfach und schnell stößt man dabei selbst an seine Grenzen. Zeller betont, wie wichtig es ist, sich Unterstützung zu suchen und sich nicht zu überfordern.
Unterstützung für Angehörige
Zeller hat Angehörigentage besucht, Demenzbotschafter kennengelernt und Demenzcafés vorgestellt. All dies sind hoffnungsvolle Ansätze. Er möchte Angehörigen Mut machen, offen über ihre Situation zu sprechen und sich Hilfe zu holen.
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Demenz als Teil der Gesellschaft
Zeller wünscht sich eine Gesellschaft, in der Menschen durch die Demenz zusammenfinden. Dass wir Demenz nicht als Schande sehen, sondern als Zustand. Sorgen wir als Gesellschaft dafür, dass Alzheimer & Co kein Tabu bleiben. Die Alzheimer Gesellschaft Baden Württemberg hat folgende Aktion initiiert: Sie bildet DemenzBotschafter aus. Also Menschen, die dabei helfen, dass Demenz in der Mitte der Gesellschaft ankommt. Und dass Menschen mit Demenz am Leben der Gesellschaft teilnehmen können. Ohne sich schämen zu müssen. Vielen Dank für diese tolle Aktion.
Prävention und Lebensstil
Zeller will nicht alles auf die Gene schieben. Sicher, das Erbgut, das ich mitbekommen habe, damit muss ich leben. Aber: Mein Lebensstil hat einen noch viel größeren Einfluss darauf, ob ich später einmal dement werde. Das sage ich nicht, um auf Menschen zu zeigen, die jetzt dement sind - und sie dafür abzustempeln.
Gesunde Lebensweise
Experten haben gesagt: Viele Demenzen sind erworben. Durch die Art zu leben. Man kann durchaus aktiv etwas tun, um vorzubeugen. Gesunde Blutgefäße können das Gehirn gut mit Blut versorgen. Darum sollte man gut zu den Blutgefäßen sein, hat mir der Facharzt im Interview bestätigt. Will heißen: Treibe Sport. Ernähre dich mediterran (Beispiel: Fisch, Olivenöl).
Soziale Kontakte pflegen
Wer sich auf andere Menschen einlässt, sich verabredet, gemeinsam etwas unternimmt - bei dem sinkt die Wahrscheinlichkeit, dement zu werden. Sage nicht ich. Berichtete mir ein Facharzt. Und wer jemanden mit Demenz pflegt - dabei aber Hilfe von anderen annimmt - der hält länger durch und ist zuversichtlicher.