Die neurologische Forschung an der Universität Regensburg deckt ein breites Spektrum an Themen ab, von grundlegenden Mechanismen der Neuroplastizität bis hin zu klinischen Studien zur Behandlung neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Einblick in die verschiedenen Forschungsprojekte, Kooperationen und Schwerpunkte, die an der Universität Regensburg in diesem Bereich verfolgt werden.
Neuroplastizität und ihre Bedeutung für Gesundheit und Krankheit
Das menschliche Gehirn ist bemerkenswert anpassungsfähig. Es dient dazu, möglichst exakte Vorhersagen über die Zukunft zu treffen, um unser Verhalten zu steuern. Um sich dabei an wechselnde Umgebungsbedingungen anpassen zu können, ist eine hohe Flexibilität notwendig. Dementsprechend ist das menschliche Gehirn ständigen Veränderungen unterworfen. Jedes Erlebnis und jede Erfahrung hinterlässt „neuronale Spuren“ im Sinne veränderter Aktivität und Struktur der neuronalen Netzwerke im Gehirn. Dieser Mechanismus, der auch als „Neuroplastizität“ bezeichnet wird, bildet die Grundlage jeglicher Lernprozesse. Neuroplastizität stellt somit eine essentielle Eigenschaft unseres Nervensystems dar, die unser Überleben sichert. Gleichzeitig liegen fehlgeleitete neuroplastische Prozesse jedoch nahezu allen Erkrankungen des Nervensystems zugrunde. Neuroplastische Veränderungen sind jedoch nicht nur für die Entstehung dieser Störungen von Bedeutung, sondern spielen auch für deren Therapie eine große Rolle.
Forschungsschwerpunkte und Projekte
Die neurologische Forschung in Regensburg ist in zahlreiche Projekte und Kooperationen eingebunden, die sich mit unterschiedlichen Aspekten des Nervensystems und seiner Erkrankungen beschäftigen. Einige der zentralen Forschungsschwerpunkte und Projekte werden im Folgenden detaillierter dargestellt:
RNP-Biogenese: Zusammenbau von Ribosomen und nicht-ribosomalen RNPs und Kontrolle ihrer Funktion
Unter der Leitung von Prof. Dr. H. wird die Biogenese von Ribonukleoproteinen (RNPs) untersucht. RNPs spielen eine zentrale Rolle bei der Genexpression und Proteinbiosynthese. Das Projekt zielt darauf ab, die Mechanismen des Zusammenbaus von Ribosomen und nicht-ribosomalen RNPs sowie die Kontrolle ihrer Funktion besser zu verstehen.
Immunologie und Krebsforschung
Mehrere Projekte befassen sich mit der Rolle des Immunsystems bei Krebserkrankungen. Dazu gehören:
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Steuerung der Transplant-gegen-Wirt- und Transplantat-gegen-Leukämie-Immunreaktion nach allogener Stammzelltransplantation: Unter der Leitung von Prof. Dr. W. wird untersucht, wie die Immunreaktion nach einer allogenen Stammzelltransplantation gesteuert werden kann, um eine Graft-versus-Host-Reaktion zu verhindern und gleichzeitig eine Graft-versus-Leukämie-Reaktion zu fördern.
Aberrante Immunsignale bei Krebserkrankungen: Prof. Dr. J. leitet ein Projekt, das sich mit der Erforschung von abberanten Immunsignalen bei Krebserkrankungen beschäftigt. Ziel ist es, neue therapeutische Ansätze zu entwickeln, die auf diese Immunsignale abzielen.
Immunmikrotop: Mikroumgebungsbedingte, metabolische und mikrobielle Signale zur Regulation der Immunzell-Pathogen-Iteraktion: Unter der Leitung von Prof. Dr. C. wird untersucht, wie mikroumgebungsbedingte, metabolische und mikrobielle Signale die Interaktion von Immunzellen mit Pathogenen beeinflussen.
Gezielte Beeinflussung von Krebsimmuntherapien durch mikrobielle Metabolite: Dieses Projekt untersucht, wie mikrobielle Metabolite Krebsimmuntherapien beeinflussen können.
REPMET Reprogrammierung des Tumormetabolismus zur Unterstützung einer Checkpoint-Inhibitor-Therapie: Federführender Projektleiter ist Prof. Dr. Dr. S. Ziel ist es, den Tumormetabolismus so umzuprogrammieren, dass eine Checkpoint-Inhibitor-Therapie besser unterstützt wird.
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Nierenforschung
Der Sonderforschungsbereich (SFB) 1350 "Tubulussystem und Interstitium der Niere: (Patho-)Physiologie und Crosstalk" (Regensburg / Erlangen, Sprecher: Prof. Dr. R.) befasst sich mit der Funktion und Dysfunktion des Tubulussystems und Interstitiums der Niere sowie deren Zusammenspiel.
Mikrobiomforschung
Prof. Dr. D. leitet ein Projekt mit dem Titel "Microbiome Signatures - Funktinelle Relevanz des Mikrobioms im Verdauungstrakt", das die funktionelle Relevanz des Mikrobioms im Verdauungstrakt untersucht.
Krebsforschung und Therapieentwicklung
Mehrere Projekte konzentrieren sich auf die Erforschung von Krebs und die Entwicklung neuer Therapien:
Über die Analyse der meastatischen Koloniebildung zu neuen systemischen Krebstherapien: Unter der Leitung von Prof. Dr. C. (Regensburg / Erlangen) wird untersucht, wie die Bildung von metastatischen Kolonien analysiert werden kann, um neue systemische Krebstherapien zu entwickeln.
µBONE: Kolonisierung und Interaktionen von Tumorzellen innerhalb des Knochenmilieus: Prof. Dr. L. C. leitet ein Projekt, das die Kolonisierung und Interaktionen von Tumorzellen innerhalb des Knochenmilieus untersucht.
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LIT-TSCM-CART-CD22/CD19 Eine Phase I-Sicherheits-, Dosisfindungs- und Machbarkeitsstudie von LIT-TSCM-CART-CD22/CD19 bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem hochmalignem B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom: Leiter der klinischen Prüfung ist Prof. Dr. M.
Knochen- und Knorpelforschung
Die Erforschung der Degeneration und Regeneration von artikulären Knorpel und subchondralen Knochen in der Osteoarthrose (ExCarBon) wird von Prof. Dr. S. geleitet.
Neurowissenschaftliche Forschung
Bedeutung des Translokator Proteins (18kDa) (TSPO) als diagnostische und therapeutische Zielstruktur im Nervensystem: Sprecher ist Prof. Dr. R.
Neurobiologie sozialer und emotionaler Dysfunktionen: Sprecherin ist Prof. Dr. Inga D.
Weitere Forschungsprojekte
Health literacy in early childhood allergy prevention: parental competencies and public health context in a shifting evidence landscape (HELICAP): Sprecher ist Prof. Dr. C.
Auf dem Weg zur implantierbaren Lunge: Sprecher ist Prof. Dr. R.
Immunendokrine Mechanismen in Schwangerschaften beeinflusst durch Entzündungsprozesse oder unter Hyperandrogenämie: Prof. Dr.
Präzises Gen-Editing zur Bekämpfung von kardiovaskulären Erkrankungen: Prof. Dr.
Klinische Studien
- Phase II Studie zur Evaluierung einer haploidenten a/ß T-Zell depletierten Stammzelltransplantation bei Patienten mit Sichelzellerkrankung ohne verfügbaren Geschwisterspender (T-HAPLO-SCT for SCD): Prof. Dr. S.
Kooperationen und Netzwerke
Die Universität Regensburg ist in zahlreiche nationale und internationale Kooperationen und Netzwerke eingebunden, um die Forschung im Bereich der Neurologie voranzutreiben. Dazu gehören:
CCCO - Comprehensive Cancer Center Ostbayern: Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) und das Caritas-Krankenhaus St. Josef haben das Comprehensive Cancer Center Ostbayern (CCCO) ins Leben gerufen.
CITO - Center of Immunmedicine in Transplantation and Oncology
LIT Leibniz-Institut für Immuntherapie
RCBE - Regensburg Center of Biomedical Engineering: Das RCBE ist eine fakultäts- und hochschulübergreifende Forschungseinrichtung der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) und der Universität Regensburg bzw. der Fakultät für Medizin. Im RCBE werden biomedizinische Kompetenz und ingenieur-wissenschaftliche sowie medizininformatische Kompetenz gebündelt.
FOR-COVID Bayerischer Forschungsverbund zur Eindämmung, Behandlung und Erforschung der Erkrankung mit dem neuartigen coronavirus COVID-19: Projekt: Ausweitung der Immunität gegen SARS-CoV-2 durch Impfung Prof. Dr. R. Wagner, Dr. D. Peterhoff, Dr. B.
digiOnko Integratives Konzept zur personalisierten präzisionsmedizin in Prävention, Früherkennung, Therapie und Rückfallvermeidung am Beispiel von Brustprebs: Prof. Dr. O.
NAKO Verbund Nationale Kohorte Gesundheitsstudie: Multizentrische Langzeit-Bevölkerungsstudie an 18 Studienzentren in Deutschland, Koordinator: Prof. Dr. Dr. M.
Netzwerk Universitätsmedizin - NUM Nationales Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin zu COVID-19: PD Dr. F. Hanses, Prof. Dr. D. Hellwig, Prof. Dr. O. Hamer, Prof. Dr. M.
DIFUTURE Medizininformatik-Initiative Konsortium Standortkoordinator: Prof. Dr. D.
NanoNeutVir KMU-innovativ-Verbundprojekt Schnelltest für neutralisierende Antikörper gegen SARS-CoV-2 Teilvorhaben: Basiskomponenten und Verfahren zur Entwicklung und Bewertung von Schnelltests zur Quantifizierung Projektleiter: Prof. Dr. R.
TAhRget Interdisziplinäres Verbundprojekt Modulation der AhR-abhängigen Inflammation und Organprotektion - Metabolomische Untersuchungen von AhR-Liganden: Prof. Dr. P.
FDLP Internationales Verbundprojekt Föderiertes Lernen in der Lymphompathologie: Infrastruktur, Modelle, Erweiterungsalgorithmen, Detektion von Hochrisikopatienten: Prof. Dr. R.
PoCoRe Multicenterstudie Bedeutung des Post-COVID-Syndroms innerhalb der Rehabilitation der DRV Projektleiter: Prof. Dr. T.
bayresq.net Bayerisches Forschungsnetzwerk Teilprojekt: Der Wirtsstoffwechsel als antimikrobieller Effektor (Metabodefense); Prof. Dr. J. Jantsch, PD Dr. K. Dettmer-Wilde, Prof. Dr. R. Spang Teilprojekt: Identification of commensal bacteria-associated immune checkpoints as novel targets for immunotherapy against multidrug-resistant Staphylococcus epidermidis strains; Prof. Dr. Dr. A. Gessner, Prof. Dr. M. Feuerer, Prof. Dr. U.
BZKFBayerisches Zentrum für Krebsforschung: Zusammenschluss aller sechs bayerischen medizinischen Universitätsstandorte sowie der ihnen zugeordneten Universitätsklinika. Die Basis bilden die Comprehensive Cancer Center an den beteiligten bayerischen Uniklinik-Standorten.
MI-PV Multidisziplinäre Individualisierte Post-COVID Versorgung Leitung: PD Dr.
Multicenter-Studie LOOPTEN: Die Implantat-freie Loop Tenodese im Vergleich zur arthroskopischen Ankertenodese zur Behandlung der langen Bizepssehne - eine multizentrische randomisiert-kontrollierte verblindete Nicht-Unterlegenheitsstudie Projektkoordinator: Prof. Dr. M.
m4 Award: TBrake - Dämpfung überschießender T-Zell-Aktivierung bei rheumatoider Arthritis: PD Dr.
moVe-it - “Evidenzbasierte Botulinumtoxin-Behandlung bei einer Spastik nach Schlaganfall und Verbesserung der interdisziplinären Zusammenarbeit” (Innovationsfonds gefördert): Prof. Dr. F.
PEDNET-LC - „Pädiatrisches Netzwerk für die Versorgung und Erforschung von postakuten Folgen von COVID-19, ähnlichen postakuten Infektions- und Impfsyndromen sowie ME/CFS bei Kindern und Jugendlichen” (BMG gefördert): PD Dr. S. Brandstetter, PD Dr. S.
Else-Kröner-Fresenius-Stiftung: Forschungskolleg für interdisziplinäre translationale Immuno-Onkologie Sprecher: Prof. Dr. P.
Stiftung Deutsche Krebshilfe: IMPLEMENT Modellprojekt zur sektorenübergreifenden Implementierung einer flächendeckenden und qualitätsgesicherten Sport- und Bewegungstherapie bei Krebs Projektleiter: Prof. Dr. Dr. M.
Stiftung Deutsche Krebshilfe: REPMET Reprogrammierung des Tumormetabolismus zur Unterstützung einer Checkpoint-Inhibitor-Therapie Federführender Projektleiter: Prof. Dr. Dr. S.
Stiftung Deusche Krebshilfe: Gezielte Beeinflussung von Krebsimmuntherapien durch mikrobielle Metabolite Exzellenzförderprogramm für etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen des Förderungsschwerpunkt-Programmes: Prof. Dr. H.
Jose Carreras Leukämie-Stiftung: Entwicklung neuer prognostischer Score und Evaluierung neuer Biomarker der akuten Graft-versus-Host-Erkrankung(GvHD) nach allogener Stammzelltransplantation im Rahmen der deutschen MAGIC Zentren: Prof. Dr. E.
Else-Kröner-Promotionskolleg: TALENT GesTörte IonenhomöostAse - übergeordnete Analogien verschiedener ZeLltypEn uNd KrankheiTen Sprecher: Prof. Dr. S.
Stiftung Deutsche Krebshilfe: LIT-TSCM-CART-CD22/CD19 Eine Phase I-Sicherheits-, Dosisfindungs- und Machbarkeitsstudie von LIT-TSCM-CART-CD22/CD19 bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem hochmalignem B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom Leiter der klinischen Prüfung: Prof. Dr. M.
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