Der Unterschied zwischen Alzheimer und vaskulärer Demenz

Demenz ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl von neurologischen Erkrankungen, die mit einem fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten einhergehen. Rund 80 Prozent aller Demenzen werden durch Krankheiten des Gehirns hervorgerufen, bei denen Nervenzellen allmählich verloren gehen. Die Alzheimer-Krankheit ist mit 60-70 Prozent aller Fälle die häufigste Erkrankung. Daneben sind vaskuläre (gefäßbedingte) Demenzen, die Lewy-Körperchen-Krankheit, die Demenz bei Morbus Parkinson sowie die Frontotemporale Demenz am häufigsten. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Ursachen für eine Demenz, die insgesamt jedoch seltener sind. Es ist wichtig zu verstehen, dass Demenz nicht gleichbedeutend mit Alzheimer ist, sondern Alzheimer eine spezifische Form der Demenz darstellt.

Überblick über Demenzformen

Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einem Verlust kognitiver Funktionen einhergehen. Neben Alzheimer gibt es weitere Demenzformen, die sich in ihren Ursachen, Symptomen und ihrem Verlauf unterscheiden. Zu diesen Formen gehören:

  • Vaskuläre Demenz (VaD): Sie ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Form der Demenz.
  • Lewy-Körperchen-Demenz (DLB): Sie ähnelt der Alzheimer-Krankheit, weist aber auch einige spezifische Merkmale auf.
  • Frontotemporale Demenz (FTD): Sie betrifft vor allem jüngere Menschen und äußert sich in Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen.
  • Weitere Demenzformen: Dazu gehören die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, das Korsakow-Syndrom und die Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE).

Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Krankheit, auch Morbus Alzheimer genannt, ist die häufigste Ursache für Demenz. Sie ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die zu einem allmählichen Abbau der kognitiven Fähigkeiten führt.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, umweltbedingten und altersbedingten Faktoren eine Rolle spielt. Eine wichtige Rolle bei der Krankheitsentstehung scheinen aber bestimmte Proteinablagerungen im Gehirn zu spielen, die sich im Anfangsstadium vorrangig im Hippocampus bilden - jenem Hirnbereich, der für das Gedächtnis zuständig ist. Nach und nach sterben Nervenzellen ab. Zu den Risikofaktoren gehören:

  • Alter: Das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Morbus Alzheimer zeigt sich fast immer im späteren Lebensalter, meist nach dem 65. Lebensjahr.
  • Genetische Veranlagung: In einigen Familien tritt die Alzheimer-Krankheit gehäuft auf.
  • Weitere Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes, Bewegungsmangel, geistige Inaktivität und soziale Isolation.

Symptome

Die Alzheimer-Krankheit verläuft in der Regel schleichend und die Symptome nehmen im Laufe der Zeit zu. Zu den typischen Symptomen gehören:

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  • Gedächtnisverlust: Vor allem das Kurzzeitgedächtnis ist betroffen. Bereits kurz nach dem Ausbruch treten erste Schwierigkeiten mit dem Kurzzeitgedächtnis und der Merkfähigkeit auf. Im weiteren Verlauf wird auch das Langzeitgedächtnis zunehmend beeinträchtigt, bis selbst die letzten Erinnerungen verblassen.
  • Verwirrtheit und Desorientierung: Betroffene haben Schwierigkeiten, sich in Zeit und Raum zu orientieren.
  • Sprachstörungen: Es treten Wortfindungsstörungen und Schwierigkeiten beim Verstehen von Sprache auf.
  • Verhaltensänderungen: Es kann zu Reizbarkeit, Aggressivität, Angstzuständen und Depressionen kommen.
  • Beeinträchtigung der Kommunikationsfähigkeit: Viele Alzheimer-Patienten haben zudem Probleme beim Sprechen und Schlucken. Sie können sich nicht mehr richtig ausdrücken, wodurch die Kommunikation erschwert wird.
  • Beeinträchtigung von Wahrnehmung & Orientierung: Ihre Wahrnehmung und Orientierung leiden ebenfalls unter dem Verlust des Gedächtnisses.
  • Probleme bei der Bewältigung des Alltags: Planerisches Denken und Handeln fällt Erkrankten ebenfalls schwer.

Stadien der Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Krankheit wird in verschiedene Stadien eingeteilt, die den Fortschritt der Erkrankung widerspiegeln:

  • Stufe 1: Keine Beeinträchtigung. Es sind noch keine Anzeichen von Alzheimer zu erkennen.
  • Stufe 2: Das Wahrnehmungsvermögen ist sehr leicht gemindert. Dies kann möglicherweise altersbedingt sein. Es sind keine Anzeichen von Alzheimer zu erkennen.
  • Stufe 3: Das Wahrnehmungsvermögen ist leicht gemindert. Es treten erste Schwierigkeiten auf, wie zum Beispiel das Vergessen von Namen, gerade Gelesenem oder kürzlich Erlebtem. Es zeigen sich erste Symptome von Alzheimer.
  • Stufe 4: Das Wahrnehmungsvermögen ist mäßig gemindert. Symptome von Alzheimer werden erkennbar. Für diese Stufe typisch sind Erinnerungslücken an die eigene Vergangenheit, schlechte Stimmung und Schwierigkeiten bei Rechen- oder anderen komplexen Aufgaben wie dem Planen einer Feier.
  • Stufe 5: Das Wahrnehmungsvermögen ist mittelschwer gemindert. Es treten auffällig viele Gedächtnis- und Denklücken auf. Erkrankte brauchen erste Hilfestellungen im Alltag. Sie können Probleme haben, sich an ihre Telefonnummer zu erinnern, vergessen welcher Tag ist oder wo sie gerade sind.
  • Stufe 6: Das Wahrnehmungsvermögen ist schwerwiegend gemindert. Das Gedächtnis wird zunehmend schlechter. Es können erste Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Symptome sind beispielsweise das Vergessen des eigenen Namens oder das Nichterkennen von bekannten Personen.
  • Stufe 7: Das Wahrnehmungsvermögen ist sehr schwer gemindert. Betroffene können sich nicht mehr mitteilen und ihre Bewegungen kontrollieren.

Diagnose

Die Diagnose der Alzheimer-Krankheit basiert auf einer Kombination aus:

  • Krankengeschichte und neurologischer Untersuchung: Der Arzt erfragt die Symptome und führt eine körperliche und neurologische Untersuchung durch.
  • Kognitiven Tests: Diese Tests dienen der Beurteilung der geistigen Leistungsfähigkeit. Dabei werden bestimmte geistige Leistungsbereiche, wie Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit getestet. Diese Tests bestehen meist aus wenigen Fragen und beanspruchen kognitive Fähigkeiten wie das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, die Konzentration oder auch den Wortschatz.
  • Bildgebenden Verfahren: CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) können Veränderungen im Gehirn festgestellt werden.
  • Liquoruntersuchung: Die Analyse der Hirnflüssigkeit kann Hinweise auf Alzheimer-typische Veränderungen liefern.

Behandlung

Derzeit gibt es keine Heilung für die Alzheimer-Krankheit. Es gibt jedoch Behandlungen, die helfen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Zu diesen Behandlungen gehören:

  • Medikamente: Sogenannte Cholinesterase-Hemmer beeinflussen genau die Botenstoffe im Gehirn, die für die Gedächtnisfunktion eine zentrale Rolle spielen, und können den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit leicht verzögern. Neu sind monoklonale Antikörper. Ein Wirkstoff wurde in diesem Jahr in der EU zugelassen. Er richtet sich gezielt gegen Amyloid-beta-Ablagerungen im Gehirn - eine der vermuteten Ursachen der Alzheimer-Krankheit. Damit steht nun eine Alzheimer-Therapie zur Verfügung, die nicht nur symptomatisch wirkt, sondern ursächlich in den Krankheitsprozess eingreift.
  • Nicht-medikamentöse Therapien: Dazu gehören Gedächtnistraining, Ergotherapie, Musiktherapie, Biographiearbeit und Psychotherapie. Das Ziel besteht in jedem Fall darin, Betroffenen den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern und ihnen so lange wie möglich ein selbstständiges Leben zu ermöglichen.

Vaskuläre Demenz

Die vaskuläre Demenz (VaD) ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Form der Demenz. Sie wird durch Schädigungen der Blutgefäße im Gehirn verursacht, die zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Nährstoffen führen. Bei ungefähr jedem fünften Menschen mit Demenz liegt die Ursache in Durchblutungsstörungen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die vaskuläre Demenz entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen auch in kleinerem Umfang sein. Diese können dazu führen, dass Bereiche des Gehirns mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden. Hierdurch können Hirnzellen in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns geschädigt werden oder absterben. Zu den Risikofaktoren gehören:

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  • Schlaganfälle: Schlaganfälle, die eine Hirnarterie verschließen, können eine ganze Reihe von Symptomen verursachen, zu denen auch eine vaskuläre Demenz gehören kann. Stille Schlaganfälle, die ohne spürbare Symptome verlaufen, erhöhen ebenfalls das Demenzrisiko.
  • Arteriosklerose: Sind Arterienverkalkung (Arteriosklerose) die Ursache, machen sich die Beschwerden meist eher schleichend bemerkbar.
  • Bluthochdruck: Bluthochdruck ist der wichtigste Risikofaktor.
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit):
  • Hoher Cholesterinspiegel (Blutfettwerte):
  • Übergewicht:
  • Bewegungsmangel:
  • Rauchen:

Symptome

Die Symptome der vaskulären Demenz können je nach Art und Ausmaß der Schädigung im Gehirn variieren. Bei der vaskulären Demenz ist es sehr unterschiedlich, welche Symptome im Vordergrund stehen oder auftreten. Dies hängt von der Art der Schädigung im Gehirn ab und davon, wo sie entstanden ist. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Gedächtnisprobleme: Gedächtnisstörungen können auftreten, stehen aber zu Beginn nicht immer im Vordergrund.
  • Verlangsamung des Denkens: Bei vaskulärer Demenz können zu Beginn vor allem Probleme mit Aufmerksamkeit, verlangsamtem Denken sowie Persönlichkeitsveränderungen auftreten.
  • Aufmerksamkeitsstörungen:
  • Persönlichkeitsveränderungen:
  • Gangstörungen: Dazu können Gangstörungen oder Kontrollverluste der Blase sowie Probleme mit der Sprache kommen.
  • Sprachprobleme:
  • Emotionale Instabilität:

Je nach Ursache können die Symptome plötzlich, schleichend oder schrittweise auftreten. Auch im weiteren Verlauf können sich die Symptome entweder schleichend oder plötzlich verschlechtern. Dazwischen kann es auch längere stabile Phasen geben.

Diagnose

Die Diagnose der vaskulären Demenz basiert auf einer Kombination aus:

  • Krankengeschichte und neurologischer Untersuchung: Am Anfang der Diagnostik steht das ärztliche Gespräch über die persönliche Krankengeschichte. Besonders wichtig sind dabei frühere oder aktuelle Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der Hirngefäße, Bluthochdruck und Diabetes. Die Ärztin oder der Arzt erkundigt sich nach Beschwerden und Problemen im Alltag, nach Stimmungsschwankungen sowie nach den Lebensumständen. Nach dem Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung, um festzustellen, ob Durchblutungsstörungen vorliegen. Ebenso wichtig ist der neurologische Status, der die Koordination, Motorik, den Tastsinn und den Gleichgewichtssinn umfasst.
  • Kognitiven Tests: Medizinische Demenztests dienen der Beurteilung der geistigen Leistungsfähigkeit.
  • Bildgebenden Verfahren: Mit bildgebenden Verfahren wie CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) können Veränderungen im Gehirn festgestellt werden. Bei einem Verdacht auf eine vaskuläre Demenz wird vor allem das Herz-Kreislauf-System untersucht, also Blutdruck, Herzgeräusche und Herzgröße.
  • Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems:

Behandlung

Eine vaskuläre Demenz ist nicht heilbar. Die im Gehirn entstandenen Schäden können nicht rückgängig gemacht werden. Ziel der Therapie ist es, weiteren Schäden vorzubeugen und eine Verschlimmerung der Beschwerden aufzuhalten, beziehungsweise zu verlangsamen. Die Behandlung umfasst:

  • Medikamentöse Therapie: Bei der vaskulären Demenz werden Durchblutungsstörungen im Gehirn mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt. So kann weiteren Schlaganfällen vorgebeugt werden. Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel und erhöhter Blutzucker können ebenfalls medikamentös behandelt werden.
  • Nicht-medikamentöse Therapien: Da die Symptome einer vaskulären Demenz sehr unterschiedlich sein können, ist die Behandlung sehr individuell. Behandlungsmöglichkeiten wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie können helfen, die kognitiven Fähigkeiten und somit die Lebensqualität der Patientin oder des Patienten zu verbessern. Auch Musiktherapie, Erinnerungsarbeit und Krankengymnastik können Betroffenen helfen. Vaskuläre Demenz kann mit Gesprächen (kognitive Stimulation) oder Erinnerungsarbeit (autobiographische Arbeit) behandelt werden. Körperliche Betätigung oder Kunsttherapie können geeignete Behandlungsmethoden darstellen.
  • Behandlung von Risikofaktoren: Eine rechtzeitige Behandlung der Risikofaktoren ist eine prinzipielle Vorbeugung der vaskulären Demenz möglich. Wer sich regelmäßig bewegt, kann (weiteren) Schlaganfällen vorbeugen.

Unterschiede zwischen Alzheimer und vaskulärer Demenz

Obwohl sowohl die Alzheimer-Krankheit als auch die vaskuläre Demenz zu einem Verlust der kognitiven Funktionen führen, gibt es einige wichtige Unterschiede zwischen den beiden Erkrankungen:

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MerkmalAlzheimer-KrankheitVaskuläre Demenz
UrsacheVerlust von Nervenzellen und Gehirngewebe aufgrund von Tau-Fibrillen und Beta-Amyloid-PlaquesSchädigung des Gehirns durch Durchblutungsstörungen
BeginnSchleichend, die Symptome nehmen nur langsam zu.Je nach Ursache können die Symptome plötzlich, schleichend oder schrittweise auftreten.
SymptomeGedächtnisverlust steht im Vordergrund, Verwirrtheit, Orientierungslosigkeit, Sprachstörungen, VerhaltensänderungenGedächtnisprobleme können auftreten, Verlangsamung des Denkens, Aufmerksamkeitsstörungen, Persönlichkeitsveränderungen, Gangstörungen, Sprachprobleme, emotionale Instabilität
RisikofaktorenAlter, genetische Veranlagung, Bluthochdruck, Diabetes, Bewegungsmangel, geistige Inaktivität, soziale IsolationSchlaganfälle, Arteriosklerose, Bluthochdruck, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), ein hoher Cholesterinspiegel (Blutfettwerte), Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen.
VerlaufFortschreitend und nicht heilbarNicht heilbar, Ziel ist es, weiteren Schäden vorzubeugen und eine Verschlimmerung der Beschwerden aufzuhalten, beziehungsweise zu verlangsamen.
Medikamentöse TherapieCholinesterase-Hemmer, monoklonale AntikörperBlutverdünnende Medikamente, Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel und erhöhter Blutzucker
Nicht-medikamentöse TherapieGedächtnistraining, Ergotherapie, Musiktherapie, Biographiearbeit, PsychotherapiePhysiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Musiktherapie, Erinnerungsarbeit, Krankengymnastik, kognitive Stimulation, autobiographische Arbeit, körperliche Betätigung, Kunsttherapie
HäufigkeitHäufigste Demenzform (60-70% aller Fälle)Zweithäufigste Demenzform (ca. 15% aller Demenzerkrankungen)
Betroffene GehirnbereicheHippocampus und Temporallappen, später gesamtes GehirnJe nach Ursache und Ort der Schädigung

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