Das vaskuläre Parkinson-Syndrom, auch als subkortikale vaskuläre Enzephalopathie (SVE) oder hirngefäßbedingtes Parkinson-Syndrom bezeichnet, ist eine Form des sekundären Parkinson-Syndroms. Im Gegensatz zum idiopathischen Parkinson-Syndrom (IPS) oder Morbus Parkinson, bei dem die Ursache unbekannt ist, wird das vaskuläre Parkinson-Syndrom durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht.
Ursachen
Die Ursache des vaskulären Parkinson-Syndroms sind Durchblutungsstörungen im Gehirn, die zu kleinen Infarkten, vor allem in den vordersten Hirnlappen führen. Diese Infarkte werden vom Patienten nicht immer bemerkt, können aber in einem späteren Stadium Parkinsonismus verursachen. Zu den Risikofaktoren für vaskuläre Erkrankungen und somit auch für das vaskuläre Parkinson-Syndrom gehören:
- Hoher Blutdruck
- Diabetes mellitus
- Erhöhte Blutfettwerte
- Rauchen
- Herzerkrankungen
- Arteriosklerose
Symptome
Die Symptome des vaskulären Parkinson-Syndroms können denen des idiopathischen Parkinson-Syndroms ähneln, weisen aber auch einige Besonderheiten auf. Wesentliches Leitsymptom aller Parkinson-Syndrome ist die Bewegungsverarmung und Verlangsamung. Es lassen sich dabei 3 Komponenten differenzieren:
- Bradykinese: Bewegungsverlangsamung
- Hypokinese: Verminderung der Bewegungsamplituden (z. B. zunehmende Verkleinerung des Schriftbilds/Mikrografie) und der Spontanbewegungen (Mitschwingen der Arme beim Gehen, Gestik, Hypomimie, „Pokerspieler-Gesicht“)
- Akinese: Hemmung der Bewegungsinitiierung
Im klinischen Sprachgebrauch werden die 3 genannten Begriffe gleichbedeutend verwendet.
Häufige Symptome sind:
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- Gangstörung: Kleinschrittiger Gang, Trippelschritt, Startschwierigkeiten, Blockaden ("Magnetgang"), wobei die Beweglichkeit der oberen Körperhälfte (Gestik, Mitschwingen der Arme) in der Regel normal oder sogar übertrieben ist ("Rudern der Arme beim Gehen"). Für diese Symptomenkonstellation wurde der Begriff „Parkinson-Syndrom der unteren Körperhälfte“ geprägt. Gelegentlich zeigt sich die Gangstörung mit einer isolierten Ganginitiierungshemmung (Gait Ignition Failure). Dabei ist das normale Gehen unauffällig, aber beim Starten oder Wenden bleiben die Patienten erst einmal wie festgeklebt am Boden stehen.
- Verlangsamung der Bewegungen: Es dauert oft länger, eine beliebige Bewegung ausführen zu können. Mit fortschreitendem Krankheitsverlauf verringert sich auch die Kraft und Schnellheit der Bewegungen von Armen und Beinen.
- Muskelsteifheit (Rigor)
- Haltungsinstabilität: Erhöhtes Sturzrisiko
- Kognitive Beeinträchtigungen: Demenz, Aufmerksamkeitsstörungen, Probleme mit der Problemlösung
- Blasenstörung: Häufiger Harndrang, Inkontinenz
- Psychische Veränderungen: Depressionen, Apathie
Im Gegensatz zum idiopathischen Parkinson-Syndrom treten Ruhetremor und einseitige Symptome seltener auf. Die Symptome beginnen oft nach und nach an beiden Seiten des Körpers. Es kommt schneller zu Lauf-, Sprach- und Schluckstörungen.
Diagnose
Die Diagnose des vaskulären Parkinson-Syndroms basiert auf der Anamnese, der neurologischen Untersuchung und bildgebenden Verfahren wie CT oder MRT des Gehirns. Wichtig ist die gute klinische Beurteilung der Patienten. Die Bildgebung dient dazu, andere Ursachen für die Parkinson-Symptome auszuschließen, wie z. B. einen Normaldruckhydrozephalus. Sie kann auch helfen, vaskuläre Veränderungen im Gehirn nachzuweisen.
Diagnostische Kriterien können Neurologinnen und Neurologen bei der Diagnosestellung leiten. Dabei werden Beschwerden abgefragt, die für den Morbus Parkinson typisch sind und solche die atypisch sind. Daher gibt es den Begriff atypische Parkinson-Syndrome. Für die Parkinson-Krankheit gehört ein gutes Ansprechen auf L-Dopa zur Diagnose. L-Dopa ist ein wesentliches Parkinson-Medikament, das auch als Levodopa bezeichnet wird. Das Ansprechen kann mit einem L-Dopa-Test geprüft werden kann. Bevor man zu dem Schluss kommt, dass kein Ansprechen auf L-Dopa-Präparate vorliegt, sollte die Levodopa-Dosis über einige Wochen in ausreichender Dosierung richtig über den Tag verteilt eingenommen werden. Nicht typische Symptome, beispielsweise ausgeprägte Kreislaufbeschwerden oder Harninkontinenz bei Krankheitsbeginn, weisen auf ein atypisches Parkinson wie die Multiple Systematrophie hin. Bei Symptomen nur in der unteren Körperhälfte mit Kleinschrittigkeit und Gangblockaden, Festkleben, Freezing ist u. a. an ein hirngefäßbedingtes, vaskuläres Parkinson-Syndrom und einen Normaldruckhydrozephalus zu denken.
Therapie
Die Therapie des vaskulären Parkinson-Syndroms zielt in erster Linie auf die Behandlung der Grunderkrankung, also der Durchblutungsstörungen im Gehirn. Dazu gehören:
- Kontrolle der Risikofaktoren: Behandlung von hohem Blutdruck, Diabetes mellitus, erhöhten Blutfettwerten, Raucherentwöhnung
- Medikamentöse Therapie: Thrombozytenaggregationshemmer (z. B. ASS) oder Antikoagulantien (z. B. Marcumar) zur Vorbeugung weiterer Schlaganfälle
- Physiotherapie: Verbesserung der Beweglichkeit, Kraft und Koordination
- Ergotherapie: Training von Alltagsaktivitäten
- Logopädie: Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen
Im Gegensatz zum idiopathischen Parkinson-Syndrom sprechen Patienten mit vaskulärem Parkinson-Syndrom oft weniger gut auf Parkinson-Medikamente wie Levodopa an. Dennoch können diese Medikamente in einigen Fällen zur Linderung der Symptome eingesetzt werden.
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Prognose
Da die Behandlung meist weniger anschlägt als bei Parkinson, ist die Prognose weniger gut und vermindert schnell die Lebensqualität. Die Lebenserwartung von Menschen mit vaskulärem Parkinson-Syndrom hängt von der Schwere der Grunderkrankung und dem Vorliegen weiterer Risikofaktoren ab.
Abgrenzung zu anderen Parkinson-Syndromen
Es ist wichtig, das vaskuläre Parkinson-Syndrom von anderen Formen des Parkinson-Syndroms zu unterscheiden, da die Therapie und Prognose unterschiedlich sein können. Die Unterscheidung der Parkinson-Syndrome ist aber von Bedeutung für die Behandlung. Nicht alle Formen des Parkinson-Syndroms sprechen gleichermaßen auf Parkinson-Medikamente an. Bei Parkinson-Plus-Syndromen, die bereits früh im Verlauf Störungen des vegetativen Nervensystems wie eine Inkontinenz (MSA) oder eine Demenz (Lewy-Body-Demenz) aufweisen, sind viele Parkinson-Medikamente kontraindiziert.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale:
| Merkmal | Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS) | Vaskuläres Parkinson-Syndrom (SVE) |
|---|---|---|
| Ursache | Unbekannt | Durchblutungsstörungen im Gehirn |
| Tremor | Häufig, Ruhetremor | Seltener |
| Einseitigkeit der Symptome | Häufig zu Beginn | Seltener |
| Ansprechen auf L-Dopa | Gut | Oft weniger gut |
| Kognitive Beeinträchtigungen | Später im Verlauf | Häufiger und früher |
| Gangstörung | Eher kleinschrittig | Eher breitbasig, "Magnetgang" |
| Risikofaktoren | Keine spezifischen Risikofaktoren | Vaskuläre Risikofaktoren |
Leben mit Parkinson
Chris, der 2017 die Diagnose idiopathisches Parkinsonsyndrom erhielt, gründete 2023 den Verein „Parkinson Pate e.V.“. Er berichtet offen über die verschiedenen Facetten seiner Erkrankung und seinen Umgang damit. Der Austausch mit anderen Menschen mit Parkinson ist extrem wichtig. Chris setzt sich auch aktiv für Verbesserungen im Pflegesystem ein. Er selbst hat Pflegegrad 1, doch das hält ihn nicht davon ab, sich für andere stark zu machen. Jeder Mensch sollte ein Recht auf gute Pflege haben! Gute Pflege bedeutet für ihn vor allem Menschlichkeit. Chris hat gelernt zu kämpfen, positiv zu denken und auch für die vermeintlichen Kleinigkeiten im Leben dankbar zu sein. Er rät anderen Betroffenen, das zu akzeptieren, was sie nicht ändern können, und sich zusammen mit ihren Angehörigen mit dem Thema Parkinson auseinanderzusetzen, aber dem Ganzen nicht zu viel Raum zu geben.
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