In unserer modernen Gesellschaft sind wir und insbesondere unsere Kinder einer zunehmenden Anzahl von Reizen ausgesetzt, denen wir uns nicht vollständig entziehen können. Dies kann zu einer Überlastung des vegetativen Nervensystems führen, was sich in verschiedenen Beschwerden äußern kann. Die Homöopathie bietet hier einen sanften und natürlichen Therapieansatz, um das vegetative Nervensystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Das vegetative Nervensystem: Ein Überblick
Das vegetative Nervensystem, auch autonomes Nervensystem genannt, steuert unbewusste Lebensvorgänge wie Atmung, Stoffwechsel, Verdauung, Durchblutung und den Schlaf-Wach-Rhythmus. Es besteht aus zwei Hauptkomponenten: dem Sympathikus und dem Parasympathikus.
- Sympathikus: Bereitet den Körper auf Aktivität und Stress vor. Erhöht Herzfrequenz, Blutdruck und Atemfrequenz.
- Parasympathikus: Fördert Ruhe und Entspannung. Senkt Herzfrequenz und Blutdruck, regt die Verdauung an und sorgt für die Anlage von Energiereserven.
Ein Ungleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus kann zu vegetativen Beschwerden führen.
Ursachen für Störungen des vegetativen Nervensystems
Verschiedene Faktoren können das vegetative Nervensystem aus dem Gleichgewicht bringen:
- Stress: Dauerhafte Belastung durch berufliche oder private Probleme.
- Reizüberflutung: Ständige Erreichbarkeit, Medienkonsum und Lärmbelästigung.
- Psychische Belastungen: Ängste, Sorgen, Trauer und Depressionen.
- Ungesunde Lebensweise: Fehlernährung, Bewegungsmangel, Schlafmangel und Genussmittelkonsum.
- Umweltfaktoren: Wetterfühligkeit.
Anwendungsgebiete der Homöopathie bei Störungen des vegetativen Nervensystems
Die Homöopathie kann bei einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt werden, die auf eine Störung des vegetativen Nervensystems zurückzuführen sind:
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- Nervosität und innere Unruhe: Gefühl der Anspannung, Getriebenheit und Ruhelosigkeit.
- Schlafstörungen: Einschlaf- und Durchschlafstörungen, unruhiger Schlaf.
- Erschöpfungszustände: Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwäche.
- Vegetative Dystonie: Funktionelle Organstörungen wie Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Schwindelgefühle, Reizmagen, Reizdarm, Reizblase und Kreuzschmerzen.
- Herz-Kreislauf-Beschwerden: Herzklopfen, erhöhter Blutdruck, innere Unruhe.
- Psychosomatische Beschwerden: Körperliche Symptome, die durch psychische Belastungen verursacht oder verstärkt werden.
- Stimmungsschwankungen: Depressive Verstimmungen, Reizbarkeit.
- Heuschnupfen: Zur Besserung der Beschwerden.
Homöopathische Arzneimittel für das vegetative Nervensystem
Es gibt eine Vielzahl von homöopathischen Arzneimitteln, die bei Störungen des vegetativen Nervensystems eingesetzt werden können. Die Wahl des geeigneten Mittels richtet sich nach den individuellen Symptomen und der Persönlichkeit des Patienten. Einige häufig verwendete Mittel sind:
- Aconitum: Bei Schockzuständen mit Todesangst, Panikattacken und ängstlicher Unruhe.
- Argentum nitricum: Bei Unruhe und Aufregung vor besonderen Ereignissen, Lampenfieber und Erwartungsangst.
- Aurum: Bei seelisch bedingten, funktionellen Organstörungen, depressiven Verstimmungen und Konzentrationsschwäche.
- Avena sativa: Bei nervöser Unruhe, nervöser Erschöpfung und Schlafstörungen.
- Gelsemium: Bei Lähmungserscheinungen nach einem Schrecken, Erwartungsangst mit Zittern und Schwäche.
- Ignatia: Bei Trennungsschmerzen, Trauer, Kummer und dem Gefühl eines "Kloßes im Hals".
- Natrium chloratum: Bei Depressionen als Folge von Kummer und Ärger, Rückzug und dem Wunsch nach Alleinsein.
- Nux vomica: Bei Reizbarkeit, Nervosität, Schlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden durch Überlastung und Genussmittelkonsum.
- Opium: Bei großer Benommenheit nach einem Schreck, Bewusstseinseinschränkung und Schmerzunempfindlichkeit.
- Zincum valerianicum: Fördert den Schlaf und lindert nervös bedingte Beschwerden.
- Acidum phosphoricum: Bei Erschöpfungszuständen.
- Sepia officinalis: Bei seelischer Verstimmung, Schlafstörungen und Kopfschmerzneigung.
- Strychnos ignatii: Wirkt auf nervöse Störungen und Verstimmungszustände.
Komplexmittel
Neben Einzelmitteln gibt es auch Komplexmittel, die eine Kombination verschiedener homöopathischer Wirkstoffe enthalten. Diese können bei bestimmten Beschwerdebildern sinnvoll sein. Beispiele hierfür sind:
- Calmvalera Globuli: Enthält Avena sativa, Nux vomica und Zincum valerianicum. Wird bei nervöser Reizbarkeit, Unruhe und Schlafstörungen eingesetzt, insbesondere bei Kindern.
- Nervoheel® N: Unterstützt den von Erschöpfungszuständen geschwächten Körper dabei, Ruhe zu finden und durch erholsamen Schlaf wieder Energie zu tanken.
- Dr. med. Aurum/Apis regina comp., Globuli velati: Harmonisierung des Wesensgliedergefüges bei seelisch bedingten, funktionellen Organstörungen.
Anwendung und Dosierung
Die Dosierung homöopathischer Arzneimittel richtet sich nach der Art des Mittels, der Stärke der Beschwerden und der individuellen Reaktion des Patienten. In der Regel werden Globuli (Streukügelchen) unter der Zunge zergehen gelassen.
- Erwachsene: Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene bei akuten Zuständen alle halbe bis ganze Stunde, höchstens 6-mal täglich, je 5 Streukügelchen ein. Bei Besserung der Beschwerden kann die Häufigkeit der Einnahme reduziert werden.
- Kinder: Säuglinge ab 6 Monaten erhalten nach Rücksprache mit einem Arzt nicht mehr als ein Drittel der Erwachsenendosis. Kleinkinder zwischen dem 1. und 6. Lebensjahr erhalten nicht mehr als die Hälfte, Kinder zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr erhalten zwei Drittel der Erwachsenendosis.
- Calmvalera Globuli: Calmvalera Globuli sind bereits für Babies ab 6 Monaten zugelassen (und auch für Kinder geeignet).
Es ist ratsam, sich von einem erfahrenen Homöopathen oder Arzt beraten zu lassen, um das geeignete Mittel und die richtige Dosierung zu finden.
Weitere unterstützende Maßnahmen
Neben der homöopathischen Behandlung können folgende Maßnahmen helfen, das vegetative Nervensystem zu stärken und das Wohlbefinden zu verbessern:
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- Stressmanagement: Erlernen von Entspannungstechniken wie autogenem Training, progressiver Muskelentspannung oder Meditation.
- Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere in der Natur.
- Gesunde Ernährung: Ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, Vermeidung von stark verarbeiteten Lebensmitteln und Zusatzstoffen.
- Ausreichend Schlaf: Für einen regelmäßigen Schlafrhythmus sorgen und auf ausreichend Schlaf achten.
- Bewusster Medienkonsum: Reduzierung der Bildschirmzeit und bewusster Umgang mit Medieninhalten.
- Soziale Kontakte: Pflege von Freundschaften und sozialen Beziehungen.
- Psychotherapie: Bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um psychische Belastungen zu verarbeiten.
- Pflanzenheilkunde: Beruhigende Pflanzen wie Baldrian, Hopfen, Melisse und Lavendel können unterstützend wirken.
Warnhinweise und Gegenanzeigen
Homöopathische Arzneimittel sind in der Regel gut verträglich. In seltenen Fällen können jedoch Erstverschlimmerungen auftreten. Bei anhaltenden oder unklaren Beschwerden sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Einige homöopathische Arzneimittel enthalten Alkohol oder andere Inhaltsstoffe, die bei bestimmten Erkrankungen oder Allergien zu beachten sind. Die Packungsbeilage sollte daher sorgfältig gelesen werden.
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