Verwaschene Sprache: Ursachen und Neurologische Aspekte

Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen sind bei einer Vielzahl von neurologischen Erkrankungen anzutreffen. Diese Störungen beeinträchtigen die Fähigkeit zu sprechen und zu kommunizieren und können isoliert oder im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten. Im Folgenden werden die Ursachen und neurologischen Aspekte verwaschener Sprache detailliert beleuchtet.

Einführung in Sprach- und Sprechstörungen

Für die zwischenmenschliche Kommunikation spielt die Sprache eine zentrale Rolle. Eine Sprach- oder Sprechstörung beschreibt eine Einschränkung der sprachlichen Kommunikationsfähigkeit, nachdem die Sprachentwicklung in der Kindheit abgeschlossen ist. Sprachstörungen sind ein Symptom, das man immer ernst nehmen muss - unabhängig davon, ob sie plötzlich auftreten oder sich schleichend einstellen. Sie können Symptom einer schwerwiegenden Erkrankung sein und sollten daher von einem Arzt untersucht werden.

Formen von Sprach- und Sprechstörungen

Man unterscheidet folgende Sprach- und Sprechstörungen:

  • Aphasie (Sprachstörung): Verlust der sprachlichen Fähigkeiten, die das Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben beeinträchtigt.
  • Dysarthrie (Sprechstörung): Undeutliche Aussprache, veränderte Stimme. Tritt oft bei frühkindlichen Hirnschädigungen, wie bei der Infantilen Cerebralparese, genetischen Syndromen auf.
  • Sprechapraxie: Hierbei ist die Planung von Sprechbewegungen gestört, ohne dass ein motorisches Defizit vorliegt.

Ursachen für Sprach- und Sprechstörungen

Sprach- und Sprechstörungen können vielfältige Ursachen haben, die sowohl das zentrale als auch das periphere Nervensystem betreffen.

  • Schlaganfall und TIA (transitorische ischämische Attacke): Durchblutungsstörungen im Gehirn, die sowohl eine Aphasie als auch eine Dysarthrie auslösen können. In etwa 80 % der Fälle ist ein Schlaganfall die Ursache für Aphasie.
  • Schädel-Hirn-Trauma (SHT): Die daraus resultierenden Funktionsstörungen sind vielfältig und abhängig vom Ausmaß der Kopfverletzungen. Sowohl Aphasie als auch Dysarthrie bzw. Anarthrie können bei einem SHT auftreten.
  • Hirntumor: Es werden hirneigene Tumoren und Hirnmetastasen unterschieden. Die Symptome sind abhängig von der Lokalisation und Größe des Tumors.
  • Enzephalitis: Meist durch Viren oder Bakterien verursachte Entzündung des Gehirns. Häufige Symptome sind Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, Aphasie, epileptische Anfälle.
  • Parkinson-Erkrankung: Erkrankung des Nervensystems mit einem fortschreitenden Verlust von Nervenzellen. Oft treten Störungen auf, die die Atmung und Stimmbildung betreffen. Dies kann zu Dysarthrie mit einer monotonen und leisen Sprechweise führen.
  • ALS (Amyotrophe Lateralsklerose): Eine schwere, fortschreitende Erkrankung des Nervensystems, die Nervenzellen im Gehirn und Rückenmark angreift, die für Muskelbewegungen zuständig sind. Bei 30 bis 40 Prozent der Betroffenen beginnt die ALS mit einer Sprechstörung, die sich durch undeutliche oder verwaschene Sprache zeigt.
  • Alzheimer-Erkrankung: Erkrankung des Nervensystems mit einer fortschreitenden Ablagerung von bestimmten Proteinen im Gehirn, das Leitsymptom ist Demenz.
  • Andere Ursachen: Redeflussstörungen, Vergiftungen, Tumore des Zungengrundes, des Rachens und des Kehlkopfes, Verschluss der Nase/Nasenrachens mit Nasenatmungsbehinderung, Sprechstörungen, die auf psychische Erkrankungen zurück gehen, akinetischer Mutismus, epileptischer Anfall.

Detaillierte Betrachtung der Dysarthrie

Dysarthrie ist eine Störung der Bewegungsabläufe, die für die Stimmerzeugung notwendig sind. Das hat Auswirkungen auf die Atmung, die Stimmgebung, die Sprechmelodie, das Sprechtempo und die Lautbildung. Sprachliche Äußerungen sind oft schwer verständlich.

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Symptome der Dysarthrie

  • Leise Stimme
  • Verlangsamte und monotone oder skandierende Sprechweise
  • Gepresste/raue Stimme
  • Erhöhte oder tiefe Stimmlage
  • Verwaschene Sprache durch veränderte Lage der Zunge
  • Beschleunigtes Sprechtempo
  • Stimmzittern
  • Unpassende Atmung

Je nachdem, wie die/der Betroffene spricht, lassen sich die Sprechstörungen verschiedenen Klassifikationen zuordnen, und davon lässt sich ableiten, welche Bereiche geschädigt sind. Anarthrie/Aphonie ist die schwerste Ausprägung der Dysarthrie, Betroffene „verlieren ihre Stimme”. Verursacht wird sie u. a. durch eine komplette Lähmung der Muskelgruppen, die an der Artikulation bzw. Phonation (Stimmerzeugung im Kehlkopf) beteiligt sind.

Neurologische Ursachen der Dysarthrie

Die Ursache ist eine Schädigung des zentralen oder peripheren Nervensystems oder der stimmgebenden Muskulatur.

  • Schlaganfall und TIA: Durchblutungsstörungen im Gehirn können eine Dysarthrie auslösen. Bei einem einseitigen Schlaganfall treten häufig nur leichte und vorübergehende Sprech- und Stimmstörungen auf.
  • Schädel-Hirn-Trauma (SHT): Sprach- und Sprechstörungen sind bis hin zur Anarthrie (völlige Unfähigkeit, Sprechbewegungen auszuführen) möglich.
  • Parkinson-Erkrankung: Oft treten Störungen auf, die die Atmung und Stimmbildung betreffen. Dies kann zu Dysarthrie mit einer monotonen und leisen Sprechweise führen.
  • Weitere neurologische Erkrankungen: Multiple Sklerose, Hirntumor, Guillain-Barré-Syndrom, amyotrophe Lateralsklerose, Hirntumoren, Hirnmetastasen.

Detaillierte Betrachtung der Aphasie

Aphasien sind Störungen im Gebrauch der Sprache, die nach abgeschlossener Sprachentwicklung auftreten. Ursache ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, am häufigsten ein Schlaganfall. Aphasien können sowohl das Sprechen und Schreiben als auch das Verstehen und Lesen betreffen.

Symptome der Aphasie

  • Falsche Wortwahl und unkontrollierte Sprachproduktion
  • Einen stark gestörten Satzbau
  • Wortfindungsstörungen
  • Schwere Störung im Sprachverständnis
  • Anstrengung beim Sprechen, stockender Redefluss
  • Veränderung eines Wortes, z. B. „Gruke“ statt Gurke

Manche Betroffene sind sich ihrer Sprachdefizite bewusst und leiden dadurch sehr. In einigen Fällen ist eine Kommunikation nicht mehr möglich.

Neurologische Ursachen der Aphasie

  • Schlaganfall und TIA: Durchblutungsstörungen im Gehirn können sowohl eine Aphasie als auch eine Dysarthrie auslösen. In etwa etwa 80 % der Fälle ist ein Schlaganfall die Ursache für Aphasie.
  • Hirntumor: Es werden hirneigene Tumoren und Hirnmetastasen unterschieden. Die Symptome sind abhängig von der Lokalisation und Größe des Tumors.
  • Schädel-Hirn-Trauma (SHT): Sowohl Aphasie als auch Dysarthrie bzw. Anarthrie können bei einem SHT auftreten.
  • Enzephalitis: Meist durch Viren oder Bakterien verursachte Entzündung des Gehirns. Häufige Symptome sind Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, Aphasie, epileptische Anfälle.
  • Alzheimer-Erkrankung: Erkrankung des Nervensystems mit einer fortschreitenden Ablagerung von bestimmten Proteinen im Gehirn, das Leitsymptom ist Demenz.

Klassifikationen der Aphasie

Es gibt verschiedene Klassifikationen der Aphasie, die unterschiedliche Ursachen und Auswirkungen haben:

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  • Wernicke-Aphasie: Normaler Redefluss, der allerdings keinen Sinn ergibt.
  • Broca-Aphasie (motorische Aphasie): Diese Patient*innen können oft trotz der Störung noch vieles verstehen, aber schwer sprechen. Sie leiden häufig unter ihrer „Sprachlosigkeit”.
  • Amnestische Aphasie (Amnesie = Gedächtnisverlust): Die Kommunikationsfähigkeit ist weitgehend erhalten. Wortfindungsstörungen stehen im Vordergrund.
  • Globale Aphasie: Das ist die schwerste Form der Aphasie mit Störungen von Sprachproduktion und Sprachverständnis.

Diagnose von Sprach- und Sprechstörungen

Oft sind sich betroffene Menschen ihrer Sprach- oder Sprechstörungen nicht bewusst; dann sollten Angehörige oder nahestehende Menschen zu einem Arztbesuch raten. Bei allen unklaren Aussprachestörungen, Stimmstörungen, Näseln und Schluckstörungen sollte ärztliche Hilfe gesucht werden. Plötzlich auftretende Sprech- oder Sprachstörungen können ein Hinweis auf einen Schlaganfall sein. Dies ist ein Notfall, der umgehend behandelt werden muss!

Anamnese und körperliche Untersuchung

  • Anamnesegespräch: Bereits im Gespräch können die Ärzt*innen das spontane Sprachverhalten der Betroffenen beurteilen und evtl. Auffälligkeiten feststellen.
  • Körperliche Untersuchung: Nach der körperlichen Untersuchung werden Untersuchungen auf neurologische Auffälligkeiten durchgeführt. Das Sprach- und Sprechvermögen kann durch einen einfachen Test geprüft werden: Wörter und Sätze nachsprechen lassen, einfache Gegenstände benennen lassen, geschriebene Aufforderungen ausführen lassen.

Spezialistische Untersuchungen

Die weiteren Untersuchungen (Bluttests, Bildgebung etc.) sind abhängig von der vermuteten Ursache der Sprachstörung. Es gibt spezielle neurologische und logopädische Untersuchungen, um die Sprech- und Sprachfähigkeit zu beurteilen. Beispielsweise der Aachener Aphasie-Test und der Token-Test werden bei Aphasie zur Feststellung des Schweregrads und zur Beurteilung der Sprachleistung eingesetzt.

Therapie von Sprach- und Sprechstörungen

Die Behandlung einer Sprach- und Sprechstörung hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab und richtet sich nach den individuellen Zielsetzungen und Fähigkeiten der Betroffenen. Bei bekannter Grunderkrankung steht deren Therapie im Vordergrund. Die Einbindung der Angehörigen ist von großer Bedeutung. Ein Rückhalt im familiären und sozialen Umfeld hat einen positiven Einfluss auf den Behandlungserfolg. Selbsthilfegruppen können Angehörige und Patient*innen unterstützen. Eine Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie verbessert die Sprachfähigkeiten. Es gibt zahlreiche Verfahren, die bei bestimmten Erkrankungen Anwendung finden (z. B. nach Schlaganfall oder bei Parkinson-Erkrankung), sowie computergestützte Therapien, die zu Hause eingesetzt werden können.

Logopädische Therapie

  • Dysarthrie: Training der Sprechmuskulatur, aktives Atemtraining, Haltungskorrektur, Förderung einer ausgeglichenen Körpermuskelspannung, Training der Atem-Sprech-Koordination, Stimmtraining, Artikulationstraining/Lautbildungstraining, Übungen zum Sprechtempo, Arbeit an den Sprechausdrucksmerkmalen, Übertragung und Anwendung im Alltag, Erarbeiten und Aushändigen von Eigentrainingsmaterial, Angehörigenaufklärung und -anleitung.
  • Aphasie: Jeder Patient erhält zu Beginn eine gezielte Diagnostik durch eine Logopädin. Je nach Schweregrad und Art der Sprachstörung werden nach neuesten neurolinguistischen Grundlagen standardisierte oder individuell abgestimmte Testverfahren angewendet. Die Therapie wird darauf basierend den Bedürfnissen des Patienten angepasst. Mehrmals wöchentlich finden störungsspezifische Einzel- sowie Gruppentherapien statt.

Medikamentöse und operative Therapie

Einige Medikamente zeigen bei einer Aphasie nach einem Schlaganfall Wirksamkeit, in seltenen Fällen kommt eine Operation infrage (z. B. Gaumensegelprothese bei Gaumensegellähmung).

Alternative Therapiemethoden

Alternative Therapiemethoden wie Akupunktur, Hypnose, Entspannung haben keinen Wirksamkeitsnachweis.

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Empfehlungen für Angehörige

Familienmitglieder und andere nahestehende Personen sollten den Betroffenen ausreichend Zeit zum Reden lassen, natürlich und respektvoll im Gespräch mit den Patient*innen umgehen, Ablenkungen vermeiden, Sprache vereinfachen und kurze, unkomplizierte Sätze verwenden, Gesagtes ggf. wiederholen und Wichtiges aufschreiben, die betroffene Person in Gruppenunterhaltungen einbinden, sich aktiv nach der Meinung der Betroffenen erkundigen, jede Art der Kommunikation fördern, vermeiden, die Betroffenen zu korrigieren, die Therapie begleiten, falls möglich und den Betroffenen helfen, weitere Unterstützungen zu finden.

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