Vitamin D, obwohl oft als Vitamin bezeichnet, ist eigentlich ein Hormon, das einen erheblichen Einfluss auf das Nervensystem ausübt. In den Medien kursieren jedoch widersprüchliche Informationen, die teilweise sogar behaupten, Vitamin D und Sonnenlicht könnten Parkinson verursachen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, was die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung unterstreicht.
Falschinformationen und ihre Verbreitung
Falschinformationen können sich schnell verbreiten und erheblichen Schaden anrichten. Die Pharmaindustrie investiert mehr in Werbung und Verkaufsförderung als in Forschung und Naturheilkunde, was die Verbreitung von ungenauen oder irreführenden Informationen begünstigen kann. Es ist daher wichtig, kritisch zu hinterfragen und sich auf fundierte Quellen zu verlassen.
Vitamin-D-Spiegel bei Parkinson-Patienten
Parkinsonpatienten weisen häufig niedrige Vitamin-D-Spiegel auf. Ob eine Supplementierung tatsächlich einen Nutzen bringt, ist jedoch umstritten. Dr. Eschle analysierte Datenbanken und stieß dabei auf 18 Fallkontrollstudien und zwei prospektive Untersuchungen. Randomisierte, kontrollierte Studien zur adjuvanten Gabe bei Parkinson waren hingegen rar.
Ergebnisse von Studien
In den Fallkontrollstudien wurden die Vitamin-D-Spiegel von Parkinson-Patienten mit denen gesunder Kontrollpersonen verglichen. Dabei zeigten die Patienten mit Morbus Parkinson fast immer signifikant niedrigere Spiegel. Eine prospektive Studie weckte Hoffnungen, da sie einen möglichen Schutz hoher Vitamin-D-Werte vor der Entstehung von Parkinson nahelegte. Die Forscher relativierten ihr Ergebnis jedoch aufgrund möglicher Störfaktoren. Eine andere prospektive Studie fand keine Assoziation.
Eine placebokontrollierte Interventionsstudie kam zu dem Schluss, dass eine Supplementierung das Krankheitsstadium und die Lebensqualität verbessern kann. Dr. Eschle wies jedoch darauf hin, dass statistische Signifikanz nicht automatisch Relevanz bedeutet, da die gemessenen Veränderungen gering sein könnten. Zudem unterschieden sich die Gruppen hinsichtlich Krankheitsdauer und -stadium. Eine weitere Studie untersuchte den Einfluss von Vitamin D auf Levodopa-bedingte Dyskinesien, konnte aber keine Wirkung feststellen. Eine dritte Untersuchung wurde aufgrund der geringen Teilnehmerzahl als Pilotstudie veröffentlicht und zeigte nur für jüngere Patienten einen signifikanten Nutzen. Insgesamt gibt es bisher keine eindeutigen Beweise für eine Verlangsamung der Progression oder eine Verbesserung der Symptome durch Vitamin D.
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Assoziation vs. Kausalität
Die Assoziation zwischen Parkinson und niedrigen Vitamin-D-Spiegeln beweist keine Kausalität. Der Zusammenhang könnte dadurch erklärt werden, dass Parkinsonpatienten weniger mobil sind und sich seltener im Freien aufhalten, was zu einer geringeren Vitamin-D-Produktion führt. Die niedrigen Werte wären somit ein unspezifischer Marker der neurodegenerativen Erkrankung.
Bedeutung von Vitamin D für Parkinsonpatienten
Trotz der unklaren Auswirkungen auf die Parkinson-Krankheit selbst bleibt Vitamin D für Parkinsonpatienten wichtig. Aufgrund des erhöhten Sturz- und Osteoporoserisikos mit entsprechender Frakturgefahr ist eine gute Versorgung unerlässlich. Empfohlen wird eine Tagesdosis von 800 Einheiten, bei Bedarf kombiniert mit 500 mg/d Kalzium.
Nahrungsergänzungsmittel und Parkinson: Ein Überblick
Da eine ursächliche Therapie von Parkinson-Syndromen derzeit nicht möglich ist, suchen viele Betroffene nach Möglichkeiten, die Symptome zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern oder den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Dabei rücken Nahrungsergänzungsmittel (NEM) und Gewürze in den Fokus.
Was sind Nahrungsergänzungsmittel?
Nahrungsergänzungsmittel ergänzen die Ernährung durch Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in konzentrierter Form. Im Gegensatz zu Arzneimitteln müssen sie kein behördliches Zulassungsverfahren durchlaufen, weshalb keine Prüfung auf gesundheitliche Unbedenklichkeit und Reinheit erfolgt. Für gesunde Menschen sind die meisten Präparate bei ausgewogener Ernährung unnötig, für Risikogruppen wie Parkinsonpatienten kann die Einnahme ausgewählter Supplements jedoch sinnvoll sein.
Gewürze im Vergleich zu Nahrungsergänzungsmitteln
Gewürze sind Pflanzenteile, die in geringen Mengen als Geschmacks- und Geruchsgeber verwendet werden. Ihre Wirkung beruht auf natürlichen Geschmacks- und Aromastoffen, meist in ätherischen Ölen. Mikrobiologische Belastungen sind möglich, weshalb regelmäßige Untersuchungen erfolgen sollten.
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Ernährung und Parkinson: Was sagen Studien?
Die meisten Studien beschäftigen sich mit der Frage, wie man sich durch Ernährung vor Parkinson schützen kann (Prophylaxe). Studienergebnisse zur Symptomkontrolle oder Prognose bei bereits Betroffenen sind begrenzt. Mangelzustände sind bei Parkinsonpatienten jedoch häufig, vor allem aufgrund proteinarmer Ernährung, altersbedingter Mangelernährung und Parkinson-assoziierter Stoffwechselstörungen. Auch die Dopamin-Ersatztherapie kann zu einem Mangel an B-Vitaminen führen.
Eine Studie aus dem Jahr 2017 ("CAM Care in PD") befragte 1307 Parkinsonpatienten zu ihren Ernährungsgewohnheiten. Frisches Gemüse, Obst, Nüsse, Samen, Olivenöl, Wein, Kokosöl, frische Kräuter und Gewürze waren mit einem langsameren Krankheitsverlauf assoziiert. Von den eingenommenen Supplements war nur Fischöl mit einer langsameren Progression assoziiert. Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 betonte zusätzlich die Bedeutung einer ausreichenden Eiweißzufuhr und empfahl 20 mg Molkenprotein über den Tag verteilt. Ebenso wurde auf die Bedeutung einer guten Verdauung, unterstützt durch ballaststoffreiche Kost und Bewegung, hingewiesen.
Spezifische Nährstoffe und ihre Bedeutung
- Vitamin D: Ein Mangel ist bei Parkinsonpatienten häufig und mit einem erhöhten Sturz- und Verletzungsrisiko verbunden. Eine orale Supplementierung kann Frakturen reduzieren. Bei Osteoporose sollte zusätzlich Kalzium eingenommen werden. Moderne Präparate sind oft mit Vitamin K2 kombiniert. Eine Überdosierung ist zu vermeiden.
- B-Vitamine: Aufgrund der Risikofaktoren kann es bei Parkinson-Betroffenen zu einem Mangel an B-Vitaminen kommen. Eine ungezielte "Gießkannenbehandlung" kann jedoch schädlich sein. Insbesondere eine Überdosierung mit Vitamin B6 kann die L-DOPA-Wirkung hemmen. Eine Ersatztherapie sollte erst nach Feststellung eines Mangels erfolgen.
- Coenzym Q10: Obwohl Zellkulturstudien und Tierversuche vielversprechende Ergebnisse zeigten, konnte eine Studie mit 600 Patienten keine Verlangsamung der Krankheit in einem frühen Stadium feststellen. Die Einnahme von Q10 zur Neuroprotektion kann daher nicht empfohlen werden.
- Nikotinhaltige Nahrungsmittel: Für nikotinhaltige Nahrungsmittel (Tomaten, Kartoffeln, Auberginen, Chili und Paprika) wurde ein reduziertes Parkinson-Risiko nachgewiesen.
- Lycopin: Der rote Farbstoff der Tomate konnte im Tierversuch dopaminerge Nervenzellen vor oxidativem Stress schützen.
- Senfölglykoside: Sie verfügen im Tierversuch über einen antioxidativen Effekt und befinden sich besonders in Kreuzblütengewächsen.
- Anthocyane: Für mehrere Farbstoffe in roten Beeren und Gemüse wurde eine hemmende Wirkung auf die Monoaminooxidasen (MAO) A und B nachgewiesen.
- Carotinhaltige Lebensmittel: In epidemiologischen Studien wurde ein neuroprotektiver Effekt nachgewiesen.
- Sojalecithin: Es fehlen systematische Studien mit Parkinson-Patienten.
- Bockshornklee: Ihm werden zellschützende, antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben.
- Grüner Tee: Polyphenole aus grünem Tee wurden zur Behandlung von Denovo-Parkinson-Patienten getestet, zeigten jedoch keinen Effekt.
- Kaffee: Coffein und synthetische Adenosin-A2A-Antagonisten werden in klinischen Studien zur symptomatischen Behandlung von Parkinson untersucht.
- Rotwein: Die im Rotwein enthaltenen Flavonoide Resveratrol und Quercetin hatten im Parkinson-Tiermodell einen nachweislichen neuroprotektiven Effekt.
- Eisen, Kupfer und Zink: Mehrere Studien fanden bei Parkinson-Patienten niedrigere Spiegel von Eisen, Kupfer und Zink. Die Wirksamkeit von NEM bei einem nachgewiesenen Eisenmangel oder Restless-Legs-Syndrom ist unbestritten.
- Curcumin: Studien lassen auf einen antioxidativen, entzündungshemmenden und schmerzlindernden Effekt schließen. In Parkinson-Labormodellen zeigte es eine neuroprotektive Wirkung.
Zusammenfassende Empfehlungen
Nahrungsergänzungsmittel können aufgrund der durchwachsenen Studienlage zur Wirksamkeit speziell bei Parkinson nur bei einem bereits bestehenden Mangel uneingeschränkt empfohlen werden. Gewürze und eine ausgewogene Ernährung mit Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen sind jedoch unbedenklich und nachgewiesenermaßen von Vorteil. Gegen den drohenden Muskelabbau (Sarkopenie) scheint neben regelmäßiger Bewegung eine Nahrungsergänzung mit Molkeprotein nützlich, zudem sollte von der über Jahre empfohlenen eiweißarmen Kost Abstand genommen werden.
Weitere Aspekte der Parkinson-Krankheit
- Häufigkeit von Vitamin-D-Mangel: Eine US-Studie ergab, dass mehr als jeder zweite Parkinsonpatient einen Vitamin-D-Mangel aufweist.
- Symptome von Parkinson: Zu den Symptomen gehören Bewegungsstörungen, Sprach- und Schluckschwierigkeiten, Schlafstörungen und Demenz.
- Ursachen von Parkinson: Bei Parkinson sterben die Nervenzellen ab, die Dopamin produzieren. Das krankhaft veränderte Protein alpha-Synuklein verklumpt im Gehirn und lagert sich in den Nervenzellen ab. Der Darm und der Vagus-Nerv spielen ebenfalls eine Rolle.
- Diagnose von Parkinson: Die Diagnose ist sehr umfangreich und umfasst Anamnese, körperliche und neurologische Untersuchung, Bildgebung des Gehirns und einen L-Dopa-Test.
- Behandlung von Parkinson: Die Behandlung umfasst Medikamente (Levodopa, Dopaminagonisten), Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie. In einigen Fällen kann eine tiefe Hirnstimulation helfen.
- Ernährung bei Parkinson: Eine mediterrane Ernährung, die MIND-Diät und eine gesunde Darmflora können sich positiv auf den Verlauf der Erkrankung auswirken.
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