Vitamin-D-Mangel: Ursachen, Symptome und Behandlung von Krämpfen

Viele Menschen leiden unter unklaren Knochen- oder Muskelschmerzen, was oft auf einen Vitamin-D-Mangel zurückzuführen ist. Nuklearmediziner beobachten derzeit in ihren Praxen, dass auffallend viele Patienten betroffen sind, was auf den langen und sonnenlosen Winter zurückzuführen ist. Eine Studie in einer nuklearmedizinischen Praxis in Essen mit 2.500 Patienten ergab, dass 35 Prozent aller deutschstämmigen Patienten unter einem Vitamin-D-Mangel litten. Bei Patienten mit Migrationshintergrund betrug dieser Anteil sogar 65 Prozent, vermutlich weil sie Sonnenlicht durch verhüllende Kleidung stärker meiden.

Was ist Vitamin D und warum brauchen wir es?

Vitamin D gehört zu den fettlöslichen Vitaminen, genauer gesagt zu einer ganzen Gruppe von Vitaminen, den Calciferolen. Es ist eigentlich ein Prohormon, das im Körper in seine aktive Form, Calcitriol, umgewandelt wird. Die wichtigste Funktion von Vitamin D ist die Aufnahme von Kalzium und Phosphat aus dem Darm und deren Einbau in die Knochen, was als Knochenmineralisierung bezeichnet wird. Vitamin D unterstützt aber auch das Immunsystem, die Muskulatur und die Haare. Es ist für die Knochengesundheit unerlässlich, da es hilft, Mineralien wie Kalzium und Phosphat einzubauen und so für feste und stabile Knochen sorgt. Darüber hinaus ist es an vielen anderen Stoffwechselvorgängen beteiligt, unter anderem an der Bildung von Eiweißen und der Steuerung von Genen.

Interessanterweise ist Vitamin D3, eine Form der Calciferole, das einzige Vitamin, das der Körper selbst herstellen kann. Es wird zu 80 bis 90 Prozent mithilfe der UV-B-Strahlung aus dem Sonnenlicht in der Haut gebildet. Dazu ist der regelmäßige Aufenthalt im Freien notwendig, denn UV-B kann beispielsweise nicht durch Fensterscheiben in Räume gelangen.

Ursachen für Vitamin-D-Mangel

Ein Vitamin-D-Mangel kann vielfältige Ursachen haben. Der Körper bildet Vitamin D, sobald UVB-Strahlung auf die menschliche Haut einwirkt. Wir können Vitamin D nur in sehr begrenztem Maße mit der Nahrung zu uns nehmen, nämlich nur 10 bis 20 % des benötigten Bedarfs. Den Rest produziert unser Körper selbst - und zwar in der Haut und mithilfe von Sonnenlicht, genauer: der im Sonnenlicht enthaltenen UVB-Strahlung.

  • Mangelnde Sonnenexposition: Wer in Deutschland lebt, weiß, dass die Sonne sich in unseren Breitengraden häufig rar macht - gerade in den Wintermonaten. Eine Untersuchung des Robert Koch-Instituts (KiGGS-Studie) wies nach, dass fast jedes zweite Kind im Alter von ein bis 17 Jahren nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt ist. Auch Menschen, die sich aus religiösen Gründen verschleiern, Menschen, die im Schichtdienst bzw. generell nachts arbeiten, aber auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, chronisch Kranke und Pflegebedürftige, die sich kaum oder gar nicht im Freien aufhalten, gehören zu den Risikogruppen für einen Vitamin-D-Mangel.
  • Ernährung: Nur etwa 10 bis 20 % unseres Vitamin D-Bedarfs nehmen wir über die Nahrung auf. Vitamin D findet sich vor allem in fetten Fischen, wie Wildlachs, Hering, Makrele oder Kabeljau. Daher leiden Erwachsene bei schwerem Vitamin D-Mangel üblicherweise an Osteomalazie, also Knochenerweichung. Vegetarier und Veganer haben daher nur begrenzte Möglichkeiten, Vitamin D3 über die Nahrung zu sich zu nehmen.
  • Arzneimittel: Auch manche Arzneimittel können die Wirkung von Vitamin D beeinflussen. Es kommt sicher nicht zu einem Vitamin D-Mangel, wenn entsprechende Arzneimittel einmal oder nur gelegentlich eingenommen werden.
  • Erkrankungen: Auch eine ausgeprägte Mangel- bzw. Fehlernährung kann Einfluss auf den Vitamin D-Spiegel im Blut haben - genauso wie bestimmte Erkrankungen. So kann zum Beispiel die Aufnahme und Verwertung von Vitamin D bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder Zöliakie gestört sein. Bei einer Niereninsuffizienz kann die Aktivierung von Vitamin D stark beeinträchtigt sein. Das nephrotische Syndrom kann z. B.
  • Hautfarbe: Dunklere Haut kann weniger Vitamin D bilden als helle Haut - darum benötigt sie eine längere Lichtexposition, um die gleiche Menge an Vitamin D zu bilden. Darum weisen dunkelhäutige Menschen, wenn sie in nördlichen Breiten leben, häufig eine unzureichende Vitamin D-Versorgung auf.
  • Alter: Mit dem Älterwerden nimmt die Fähigkeit des Körpers, Vitamin D zu bilden, ab - gleichzeitig halten sich Senioren häufig seltener im Freien auf. Hinzu kommen manchmal Stoffwechselerkrankungen und möglicherweise Arzneimittel, die die Wirkung von Vitamin D beeinflussen können. All diese Faktoren erhöhen bei älteren Menschen das Risiko für einen zu niedrigen Vitamin D-Spiegel.
  • Säuglinge: Säuglinge gehören zur Risikogruppe, weil zum einen der Vitamin D-Gehalt von Muttermilch und Säuglingsnahrung sehr gering ist und zum anderen, weil Säuglinge aufgrund ihrer empfindlichen Haut grundsätzlich nicht einer direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt werden sollten.

Symptome eines Vitamin-D-Mangels

Ein Vitamin-D-Mangel liegt bei einer Konzentration von weniger als 30 Nanomol 25-Hydroxyvitamin-D pro Liter Blutserum vor. Das entspricht 12 Nanogramm pro Milliliter Serum. Von einer guten Vitamin D-Versorgung spricht man, wenn die Blutkonzentration bei mindestens 50 Nanomol 25-Hydroxyvitamin-D pro Liter Serum beträgt.

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Die Symptome eines schweren Mangels können den ganzen Körper erfassen:

  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Verlangsamtes Denken
  • Depression
  • Muskelschwäche und -krämpfe
  • Schmerzen in den Knien und im Rücken
  • Schlafstörungen
  • Hautprobleme
  • Erhöhte Anfälligkeit für Infekte und bakterielle Infektionen
  • Knochenbrüche
  • Überfunktion der Nebenschilddrüsen
  • Osteoporose
  • Schmerzhafte Knochenerweichung (Osteomalazie)
  • Haarausfall
  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Muskelschwäche, Muskel- und Gliederschmerzen
  • Neuromuskuläre Übererregbarkeit (Tetanie), hervorgerufen durch Calciummangel infolge von Vitamin D-Mangel mit Missempfindungen (etwa der Lippen und Finger), Muskelkrämpfen, Migräne etc.

Forscher vermuten überdies, dass auch die sogenannte Winterdepression durch Vitamin D-Mangel befeuert werden könnte.

Bei Kindern kann ein Mangel dazu führen, dass die Knochen nur unzureichend mineralisiert werden. Dadurch bleiben sie weich und können sich verformen. Dieses Krankheitsbild als Folge eines Vitamin-D-Mangels nennt sich Rachitis. Bei Kindern können dabei folgende Symptome an den Knochen auftreten:

  • Knochenschmerzen
  • Verbiegung der langen Röhrenknochen, was zu O- oder X-Beinen führen kann
  • Rachitischer Rosenkranz, eine Verdickung der Knorpel-Knochen-Grenzen an den Rippen
  • Erweichung und Eindrückbarkeit des Hinterkopfs (Kraniotabes)

Außerdem kann es bei Vitamin-D-Mangel zu Anzeichen wie Muskelschwäche, Muskelübererregbarkeit (Tetanie), Krampfanfällen und einer allgemeinen motorischen Entwicklungsverzögerung kommen. Eine erhöhte Infektanfälligkeit ist ebenfalls möglich.

Im Erwachsenenalter kann es durch einen Vitamin-D-Mangel zu Störungen im Knochenstoffwechsel kommen: Der Knochen demineralisiert und wird weich. Es kann zu Knochenbrüchen und sogenannten Pseudofrakturen kommen.

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Ein Vitamin-D-Mangel kann das Risiko für eine Osteoporose steigern und erhöht bei einer bestehenden Osteoporose das Risiko, einen Knochenbruch zu erleiden.

Diagnose eines Vitamin-D-Mangels

Wenn der Verdacht für Vitamin D-Mangel gegeben ist, wird der Arzt eine Blutprobe entnehmen um die Konzentration einer Substanz namens „25-Hydroxyvitamin-D“ zu messen. Dabei handelt es sich um die Vorstufe des Hormons Calcitriol, dem biologisch aktiven Vitamin D im Körper. Vermutet der Arzt eine Störung des Vitamin D-Stoffwechsels, wird er wahrscheinlich noch weitere Substanzen messen. Ein Vitamin D-Mangel liegt dann vor, wenn weniger als 30 Nanomol 25-Hydroxyvitamin-D pro Liter Blutserum messbar sind. Das entspricht 12 Nanogramm pro Milliliter Serum. Von einer guten Vitamin D-Versorgung spricht man, wenn die Blutkonzentration bei mindestens 50 Nanomol 25-Hydroxyvitamin-D pro Liter Serum beträgt.

Behandlung von Vitamin-D-Mangel

„Wir machen Patienten mit Vitamin-D-Defiziten daher zuerst auf die Möglichkeit aufmerksam, gesunde Sonnenbäder zu nehmen“, betont Moka. Die konkrete Dauer der Sonnenexposition hänge vom Hauttyp und vom Alter des Patienten ab. Für eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D ist tägliches Sonnenlicht notwendig. Wie lange der tägliche Aufenthalt in der Sonne dauern sollte, ist individuell sehr unterschiedlich.

Sei es nicht möglich, den Bedarf über Sonnenlicht und Ernährung zu decken, könnten Betroffene Vitamin D in Form von Tabletten, Kapseln oder öligen Tropfen zusetzen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schätzt den Vitamin D-Tagesbedarf bei fehlender körpereigener Bildung auf 20 μg (800 I.E.).

Sonnenbaden

Der Körper bildet Vitamin D, sobald UVB-Strahlung auf die menschliche Haut einwirkt. Die Dauer des Sonnenbads hängt vom Hauttyp ab. Das Bundesamt für Strahlenschutz gibt folgende Empfehlungen:

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  • Hauttyp I (sehr helle Haut, rot-blondes Haar): 5 bis 10 Minuten
  • Hauttyp II (helle, empfindliche Haut, blaue, graue, grüne oder braune Augen, blonde bis braune Haare): 10 bis 20 Minuten
  • Hauttyp III (mittlere Hautfarbe, dunkle Haare, dunkle Augen): im Sommer 10 bis 15 Minuten; Frühling und Herbst - 15 bis 25 Minuten
  • Hauttyp IV (hellbraune, olivfarbene Haut, braune bis dunkelbraune Augen, dunkelbraunes Haar): etwa 45 Minuten
  • Hauttyp V (dunkelbraune Haut, dunkelbraune Augen, dunkelbraunes bis schwarzes Haar): etwa 60 Minuten
  • Hauttyp VI (dunkelbraune bis schwarze Haut, dunkelbraune Augen, schwarze Haare): 90 Minuten und mehr

Diese Werte gelten für die Mittagszeit zwischen 12 und 15 Uhr. Am Vor- und Nachmittag kann die Dauer der Sonnenlichtbestrahlung verdoppelt werden. Insgesamt ist es ausreichend, etwa 25 % der Körperoberfläche zu besonnen.

Wenn Vitamin D durch Sonne gebildet wird, könnte man schnell auf die Idee kommen, gerade in den Wintermonaten den mangelnden Sonnenschein mit Solariumbesuchen zu kompensieren. Davon ist aber dringend abzuraten! Zwar entspricht die Intensität der UVB-Strahlung in Solarien in etwa der der Mittagssonne im hochsommerlichen Mittelmeerraum. Die für die Vitamin D-Bildung unerhebliche UVA-Strahlung kann aber bis zu sechsmal höher liegen. Diese intensive Strahlung verstärkt deutlich das Risiko für Hautkrebs.

Ernährung

Mit der Nahrung nehmen wir nur etwa 10 - 20 % unseres täglichen Vitamin D-Bedarfs auf. Da es zu den fettlöslichen Vitaminen gehört, ist Vitamin D3 vor allem in fettreichen Lebensmitteln tierischer Herkunft zu finden. Dazu zählen fetthaltige Seefische wie Hering, Lachs oder Makrele sowie Eigelb und Leber. Vitamin D2 ist dagegen in einigen Speisepilzen und Pflanzen enthalten.

Vitamin-D-Präparate

Folgenden Personen wird die Substitution von Vitamin D aufgrund eines erhöhten Risikos für einen Mangel oder wegen Symptomen eines Vitamin-D-Mangels empfohlen:

  • Gestillte und nicht gestillte Säuglinge sollten bis zum Ende des ersten Lebensjahres eine Vitamin-D-Prophylaxe erhalten. Die Dosis ist 400 IE (Internationale Einheiten) oder 10 Mikrogramm pro Tag. Die Prophylaxe sollte im zweiten Lebensjahr in den Wintermonaten weitergeführt werden.
  • Personen mit Rachitis oder Osteomalazie sollten Vitamin D und Calcium erhalten.
  • Menschen, die wahrscheinlich kaum selbst Vitamin D in der Haut produzieren können wie beispielsweise pflegebedürftige ältere Menschen, die sich nicht oder nur sehr wenig im Freien aufhalten.
  • Personen mit Osteoporose sollten je nach Behandlung Vitamin D und gegebenenfalls auch Calcium erhalten.
  • Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen wie einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen.

Zum gleichen Zeitpunkt ist aber entscheidend, die korrekte Dosierung an Vitamin-D zuzuführen, damit es nicht zu einer potenziell gefährlichen Überdosierung kommt. Für alle anderen Personen reicht es in der Regel aus, im Sommer und im Winter oft an die frische Luft zu gehen. Ein Viertel der Körperoberfläche (Gesicht, Hände und Teile von Armen und Beinen) sollte täglich zwischen 12 und 15 Uhr je nach Hauttyp und Jahreszeit für 5 bis 25 Minuten der Sonne ausgesetzt sein. Das gibt der Haut Zeit, Vitamin D zu bilden. Zusätzlich empfiehlt es sich, ein- bis zweimal pro Woche fetten Seefisch zu verzehren. Er enthält neben Vitamin D auch Omega-3-Fettsäuren und Jod.

Überdosierung von Vitamin D

Überdosierungserscheinungen können nach der Anwendung von Vitamin D auftreten, wenn eine größere Menge eingenommen wurde als vorgesehen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat für die tägliche Vitamin D-Gabe maximale Werte festgelegt, die nicht überschritten werden sollen:

  • Für Erwachsene und für Kinder ab 11 Jahren liegt die zulässige Gesamtzufuhrmenge bei 4000 I.E. Vitamin D pro Tag.
  • Für Kinder von 1 bis 10 Jahre sind es 2000 I.E. Vitamin D pro Tag, die maximal zugeführt werden dürfen.
  • Säuglinge im Alter von 0 bis 6 Monaten nehmen höchstens 1000 I.E. pro Tag ein. Im Alter von 6 bis 12 Monaten beträgt die maximale Tageszufuhr 1400 I.E.

Diese maximale Tagesdosierung bezieht sich auf die Vitamin D-Zufuhr aus allen Lebensmitteln und Arzneimitteln. Aus medizinischen Gründen können jedoch mitunter höhere Vitamin D-Dosen ärztlich angezeigt sein.

Eine Gefahr für eine Überdosis besteht, wenn über einen längeren Zeitraum täglich mehr als 100 Mikrogramm Vitamin D (4.000 IE) eingenommen werden. Durch exzessive Sonnenbestrahlung ist keine Vitamin-D-Überdosierung möglich. Auch die üblichen Ernährungsgewohnheiten spielen für eine Überdosierung keine Rolle.

Zu einer zu hohen Dosis an Vitamin D im Körper kann es nur kommen, wenn zu viel Vitamin D über Tabletten, Kapseln oder Tropfen eingenommen wird. Der Organismus speichert das Vitamin D im Fett- und Muskelgewebe, es wird nicht wie beispielsweise Vitamin C bei einem Überschuss einfach ausgeschieden. Im Körper werden dann sehr hohe Calciumspiegel erreicht, was zu Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchkrämpfen und Erbrechen und in schweren Fällen zu Nierenschäden (Nierensteine und Nierenverkalkung), Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und sogar zum Tod führen kann.

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