Aura epileptischer Anfall

Die Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen, die oft auch als Fallsucht oder Krampfleiden bezeichnet wird. Der Name Krampfleiden rührt von dem Hauptsymptom her: epileptischen Anfällen, sogenannten Krämpfen, die in verschiedenen Ausprägungen auftreten können und das Leben der Betroffenen meist maßgeblich beeinträchtigen.

Die Epilepsie lässt sich am ehesten als eine Art Funktionsstörung des Gehirns bezeichnen. Aus bisher teils unerklärlichen Gründen zeigt das Gehirn eine plötzliche und unerwartete Überreaktion und entsendet vollkommen unkontrolliert Impulse. Es gibt zahlreiche Epilepsie-Arten: Von einem einfachen Muskelzucken über eine zeitlich begrenzte geistige Abwesenheit bis hin zu schweren körperlichen Krämpfen wie dem Grand-Mal-Anfall oder dem gefährlichen Status Epilepticus.

Die Unterteilung der verschiedenen Anfälle richtet sich dabei nach der Größe des Gehirnareals, das während des Anfalls betroffen ist.

Fokale Epilepsie

Die fokale Epilepsie beschreibt eine Epilepsieform, bei der die Krämpfe nur in vereinzelten Arealen des Gehirns entstehen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die dazugehörigen epileptischen Anfälle von weniger intensiver Natur sein müssen. Unter Umständen können Sie sich sogar in einen generalisierten Krampfanfall entwickeln. Daher sollte in jedem Fall immer eine neurologische Abklärung erfolgen.

Fokale Epilepsien können in zwei verschiedenen Varianten auftreten: Ohne oder mit Bewusstseinsstörung. Der epileptische Anfall mit Bewusstseinsstörung nennt sich auch komplex-fokaler Krampfanfall. Bei ihm leiden Betroffene unter einem Gefühl der Benommenheit oder Abwesenheit, das bis zum Gedächtnisverlust reichen kann.

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Oft geht einem fokalen Anfall zudem eine Aura voraus. Die ist eine teils als merkwürdig empfundene Gefühlsregung oder Sinneswahrnehmung, die meist einen epileptischen Anfall ankündigt. Fokale (=herdförmige) Anfälle können sich manchmal durch eine sogenannte Aura ankündigen. Die Aura (griech. Ob mit oder ohne Aura, der epileptische Anfall selbst wird von Betroffenen in der Regel nicht bewusst erlebt. Sie erinnern sich nach dem Anfall nicht mehr an den Anfall selbst.

Ein 24-jähriger Patient berichtet, dass er seit mehr als 2 Jahren mit zunehmender Häufigkeit Déjà vu-Ereignisse erlebt. In den letzten Wochen traten diese täglich auf. Begleitet sind die Déjà vus von Geruchswahrnehmungen. Die Partnerin berichtet auf Nachfrage hin, dass den Déjà vus eine Episode mit starrem Blick, Abwesenheit und leichten Lippenbewegungen folgen würde. Der Patient erinnert diese Abwesenheiten nicht. Nun war es zu einem ersten tonisch-klonisch generalisierten Anfall gekommen, der den Patienten ins Krankenhaus und somit erstmals zu klinischer und apparativer Diagnostik führte. Die Episoden mit Déjà vu wurden als epileptische Auren erkannt, aus denen sich automotorische (= komplex-fokale) Anfälle entwickelten.

Fokale Epilepsie-Syndrome

Zusätzlich zu den normalen fokalen und komplex-fokalen Krampfanfällen gibt es noch andere Formen, die alle verschiedenste Symptome und Eigenarten aufweisen:

  • Temporallappen-Epilepsie
  • Frontallappen-Epilepsie
  • Parietallappen-Epilepsie
  • Okzipitallappen-Epilepsie
  • Rolando-Epilepsie
  • Epilepsie des Kindesalters mit okzipitalen Paroxysmen
  • Primäre Lese-Epilepsie

Generalisierte Epilepsie

Bei der generalisierten Epilepsie ist während eines Krampfanfalls immer das ganze Gehirn betroffen. Aufgrunddessen ist diese Form der Epilepsie auch deutlich häufiger von Bewusstseinsstörungen begleitet.

Die wohl bekannteste Form des generalisierten Anfalls ist der sogenannte Grand-Mal-Anfall. Dieser beginnt meist mit einer verstärkten Anspannung von Armen und Beinen, auf welche die bekannten Zuckungen folgen, die im Verlauf immer heftiger werden. Teils so heftig, dass die Betroffenen im Anschluss völlig erschöpft sind. Generalisierte epileptische Anfälle sind überwältigende Ereignisse. Generalisierte epileptische Anfälle sind für den Körper überwältigende Ereignisse. Während eines generalisierten epileptischen Anfalls sind Betroffene in aller Regel nicht bei Bewusstsein.

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Es wird empfohlen, wenn Sie einem Grand-Mal-Anfall beiwohnen, sorgen Sie unbedingt dafür, dass die betroffene Person sich nicht verletzt. Bleiben Sie bei ihr, und versuchen Sie, behutsam und beruhigend auf sie einzuwirken.

Absencen der Epilepsie

Ein anderes Beispiel für einen generalisierten Anfall ist die sogenannte Absence - eine kurze Periode der geistigen Abwesenheit. Sie gilt als die leichteste Form des generalisierten Anfalls und kommt ohne Muskelkontraktionen aus. Sie wird oft auch als Petit-Mal-Anfall bezeichnet. Absencen (franz. Abwesenheit) sind generalisierte Anfälle, die Kinder und Jugendliche betreffen können. Während einer Absence wirken Betroffene geistig abwesend. Da der Anfall spontan auftritt und meist sehr schnell wieder spontan abklingt, bleibt er meist lange Zeit undiagnostiziert.

Absence-Betroffene blicken meist plötzlich starr ins Leere, wirken abwesend und sind während dieser Phase nicht ansprechbar.

Ursachen und Auslöser

Die Ursachen der Epilepsie sind vielfältiger Natur. So können zum einen unfallbedingte Verletzungen des Gehirns zu epileptischen Symptomen führen, aber auch Verletzungen, die aus anderen Krankheiten entstehen. Zu letzteren zählen beispielsweise Schlaganfälle oder Gehirntumore.

Des Weiteren gibt es seelische Ursachen wie zum Beispiel vermehrten Stress. Grelles Stroboskoplicht, wie es in der Disco und in Clubs vorkommt, kann ebenfalls epileptische Anfälle auslösen.

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Symptome

Die Epilepsie-Symptome sind so zahlreich wie die unterschiedlichen Arten der Epilepsie. Sie reichen von geistiger Abwesenheit wie bei der Absence bis hin zu starken körperlichen Zuckungen und Verkrampfungen.

Hier ein Überblick der möglichen Symptome:

  • Geistige Abwesenheit
  • Auren (merkwürdig empfundene Sinneswahrnehmungen wie beispielsweise ein metallischer Geschmack im Mund)
  • Schwindel
  • Angstgefühle
  • Vermehrter Speichelfluss
  • Muskelzuckungen (bei klonischen Anfällen)
  • Muskelversteifungen (bei tonischen Anfällen)
  • Muskelzuckungen und -versteifungen in Kombination (bei tonisch-klonischen Anfällen)
  • Tiefer Schlaf (meist im Anschluss an einen starken epileptischen Anfall)
  • Missempfindungen (Kribbelgefühle, Kältegefühle etc.)
  • Automatisierte Handlungen (unbewusst ablaufende Bewegungen wie beispielsweise das Öffnen und Schließen der Hand)

Viele dieser Symptome können bei einem Krampfanfall auftreten. Meist jedoch nicht gleichzeitig, sondern nacheinander.

Was ist eine Aura?

Auren sind merkwürdig empfundene Sinneswahrnehmungen, die meist einen epileptischen Anfall ankündigen.

Ein Déjà vu (französisch für „schon mal gesehen“) ist das - oft irritierende - Gefühl, eine neue Situation schon einmal erlebt oder gesehen, nicht aber geträumt zu haben. Déjà vus treten bei gesunden Menschen vereinzelt spontan auf, die genauen neurobiologischen Mechanismen sind unklar. Häufig auftretende Déjà vues - erst recht wie im vorliegenden Fall - sind dagegen Ausdruck eines Krankheitsprozesses im Temporallappen. Da bei unserem Patienten den Episoden mit Déjà vu eindeutige automotorische Anfälle folgen, sind auch die Déjà vus als Teil des epileptischen Anfalls einzuschätzen.

Therapie

Ob eine Epilepsie-Therapie nötig ist, ist fast immer eine individuelle Entscheidung, die nach ausführlicher Beratung gemeinsam mit dem Arzt getroffen werden sollte. Denn nicht jede Epilepsie wird als große Belastung empfunden. Manche Patienten erleiden nur ganz selten Anfälle oder nicht weiter störende Anfälle und fühlen sich daher im Alltag kaum beeinträchtigt. Andere Betroffene wiederum sehen sich mit zahlreichen oder sehr heftigen Anfällen konfrontiert.

Als Faustregel gilt: Spätestens nach dem zweiten, einer Epilepsie zuordenbaren Ereignis sollte eine Therapie bedacht werden. Die Therapie richtet sich dann u. a. nach der Art der Anfälle. Der behandelnde Arzt verschreibt gezielt Medikamente, die das Anfallsrisiko senken (»Antikonvulsiva«). In bestimmten Fällen kann auch eine Operation oder ein Stimulationsverfahren helfen.

Da mit potentiell plötzlicher Einschränkung des Bewusstseins das Führen von Kfz. nicht erlaubt ist (für zumindest ein Jahr nach der letzten Bewusstlosigkeit) und einige Patienten auch beruflich gefährdet sind (Arbeit in Höhe, Nachtschicht u. a.), ist dies häufig ein Grund, sehr schnell über einen Anfallsschutz durch Medikamente und andere Maßnahmen mit einem in Epilepsie-Behandlung erfahrenden Neurologen zu sprechen.

Wir begannen eine antiepileptische Therapie mit Levetiracetam, aber auch unter hohen Dosen besserte sich die Anfallsfrequenz nur geringfügig. Wenn der Patient allerdings auch mit einem zweiten Antiepileptikum nicht anfallsfrei und somit pharmakoresistent wird, müssen Tumor und weitere Strukturen des Temporallappens aus epileptologischer Sicht entfernt werden.

Was tun bei einem Anfall?

Früher versuchte man bei Anfällen aktiv einzugreifen. Forschungen haben gezeigt, dass diese Versuche nicht hilfreich sind.

Epilepsie und Schmerz

Dass ein epileptischer Anfall mit Schmerzen verbunden ist, kommt äußerst selten vor. Allerdings können Betroffene sich während des Anfalls verletzen, wenn Sie sich zum Beispiel an Gegenständen stoßen oder sich in die Zunge beißen. Abseits von Anfällen spüren Betroffene meist nichts von der Epilepsie. Auren und kleinere muskuläre Zuckungen können gegebenenfalls wahrgenommen werden. Anfälle können für Außenstehende oft schrecklich aussehen. Der gesamte Körper krampft und zuckt! Für die Betroffenen selbst ist der Anfall hingegen nicht schmerzhaft. Obwohl Anfälle nicht gefürchtet werden müssen, sollten sie möglichst vermieden werden.

Persönliche Erfahrungen

Bitte beachten Sie, dass es sich bei der folgenden Geschichte um eine persönliche Herangehensweise bzgl. einer epileptischen Erkrankung handelt. Es wird weder dazu aufgerufen es genauso zu handhaben, noch dazu, seine Medikamente abzusetzen. Es sollen Denkanstöße vermittelt werden für einen, im besten Fall, bewussteren Umgang mit dieser Erkrankung.

Patrick, 33 Jahre, berichtet, dass er seit gut 3 Jahren anfallsfrei ist - diesen Umstand verdanke ich allerdings nicht etwa Medikamenten (die ich ohnehin nicht nehme), es hat viel mehr etwas damit zu tun, wie ich meiner Erkrankung begegne.

Sein erster Anfall ereignete sich in Bamberg, wo er geboren wurde und aufwuchs. Er arbeitete damals in einem Baumarkt. Beim Verräumen von Waschbecken bemerkte er plötzlich eine seltsame Veränderung in seiner Wahrnehmung. Auf einmal nahm ich mein Umfeld zunehmend verschwommen wahr und fühlte mich, als würde sich mein Körper gerade auf einen „Warp“-Sprung vorbereiten. Allerdings ignorierte ich diese seltsam anmutende Situation, nahm einen Schluck Wasser - denn ich war davon überzeugt, es läge an einem Wassermangel - und arbeitete weiter. Schon nach kurzer Zeit musste ich allerdings feststellen, dass sich mein Blick zunehmend zentrierte. Eine Vorahnung sagte mir, dass ich meine Augen ab diesem Moment nicht mehr schweifen lassen durfte, da es sonst zu einem Chaos kommen würde. Es wurde nicht besser und schlussendlich passierte das Unvermeidliche: Ich bekam meinen ersten epileptischen Anfall. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich bereits auf einer Trage von den Sanitätern, die mich, nachdem ich wieder bei Bewusstsein war, mit Fragen traktierten: ,,Können Sie mich hören?“, ,,Welchen Tag haben wir heute?“, ,,Wie ist Ihr Name?“ Ich verstand all diese Fragen, konnte sie aber nicht beantworten. Dann musste ich noch feststellen, dass meine Hose aus unerklärlichen Gründen ab dem Reißverschluss abwärts nass war. Ich ging davon aus, etwas verschüttet zu haben.

Ich wollte den Sanitätern Rede und Antwort stehen, stellte aber mit einem leichten Anflug von Panik fest, dass es mir schlicht nicht möglich war. Mit einem flauen Gefühl ging es weiter ins Krankenhaus, wo ich erfuhr, dass ich einen epileptischen Anfall gehabt hätte und man nun diverse Untersuchungen einleiten müsse.

Forschung und Austausch

Gedächtnisstörungen können durch wiederholte Anfälle verursacht werden.

Wenn auch Sie Ihre Erfahrungen mit anderen Betroffenen teilen möchten, dann lassen Sie uns Ihre Kontaktinformationen da. Wir suchen aktuell vor allem Menschen mit Epilepsie oder CLL und deren Angehörige. Wir freuen uns daher sehr über Ihr Feedback.

Migräne und Epilepsie

Es gibt Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Migräne und Epilepsie. Migräne oder Epilepsie vor. migraine or epilepsy. postictal headaches in patients with focal epilepsy. migraine or epilepsy.

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