Wadenprobleme, wie Überbelastungen, Wadenkrämpfe oder das Restless-Legs-Syndrom, können vielfältige Ursachen haben. Kinesiotape kann hier schnell Linderung verschaffen. Ergotherapeutin Lea Grüner zeigt, wie man die Wade in solchen Fällen richtig tapen kann, um die Wadenmuskulatur sowie den gesamten Unterschenkel und Fuß zu beruhigen, zu entspannen und zu entlasten.
Grundlagen des Kinesiotapings
Kinesiotapes sind bunte, elastische Klebebänder, die in verschiedenen Bereichen des Körpers Anwendung finden, darunter Rücken, Schulter, Knie und Nacken. Sie versprechen heilende Wirkung bei Verspannungen und Sportverletzungen. Auch an der Wade lassen sich Kinesiotapes häufig finden, um Beschwerden positiv zu beeinflussen.
Für eine optimale Wirkung sollte das Tape mindestens 30 Minuten vor dem Sport angelegt werden, idealerweise sogar schon am Vortag. Vor dem Anlegen sollte die Haut trocken, frei von Creme, Öl und idealerweise auch von Haaren sein. Die Klebefläche des Tapes sollte nicht mit den Fingern berührt werden, um eine bessere Haftung zu gewährleisten. Das Anlegen des Tapes wird durch eine zweite Person erleichtert, da so das Handling an der Beinrückseite einfacher ist und die korrekte Positionierung von Fuß und Bein besser gewährleistet werden kann.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Tapen der Wade
Die folgende Anleitung beschreibt, wie Sie Ihre Wade selbst tapen können, um Krämpfe und andere Beschwerden zu lindern.
Vorbereitung
- Ausgangsposition: Legen Sie sich auf den Bauch, idealerweise so, dass der Fuß über die Kante einer Liege oder eines Bettes hängt.
- Tapelänge abmessen:
- Messen Sie einen Tapestreifen vom Großzehenballen bis zur Kniekehle.
- Messen Sie einen weiteren Tapestreifen von der Kniekehle bis zur Unterseite der Ferse.
- Tape vorbereiten: Schneiden Sie die Tapestreifen entsprechend zu und runden Sie die Ecken ab.
Anbringen des ersten Tapes
- Wade dehnen: Ziehen Sie die Zehen Richtung Schienbein, um die Wade zu dehnen.
- Ersten Streifen anbringen:
- Beginnen Sie mit dem eingeschnittenen Tape und reißen Sie das Papier an der Stelle ein, an der der Einschnitt beginnt.
- Legen Sie das kurze Stück des Tapes auf den Ansatz der Achillessehne und streichen Sie es über die Fußsohle bis zu den Zehen aus.
- Führen Sie die einzelnen Zügel ohne Zug um den Wadenmuskel herum bis unterhalb der Kniekehle und überlappen Sie diese dort.
Anbringen der zusätzlichen Tapes
- Ausgangsposition beibehalten: Behalten Sie die beschriebene Ausgangsposition bei.
- Zusätzliche Tapestreifen vorbereiten: Schneiden Sie zwei weitere Tapestreifen mit einer Länge von je 10 Zentimetern zu und runden Sie die Ecken ab.
- Ersten kurzen Streifen anbringen: Reißen Sie das Papier des ersten Streifens in der Mitte ein, ziehen Sie das Papier etwas zur Seite und kleben Sie das Tape unter vollem Zug horizontal zur Achillessehne über den Schmerzpunkt auf. Die Enden werden dabei dehnungsfrei angeklebt.
- Zweiten kurzen Streifen anbringen: Reißen Sie das Papier des zweiten kurzen Tapestreifens ebenfalls mittig ein und kleben Sie ihn unter Zug um die Fußsohle in Richtung Fußgelenk auf.
Abschluss
Nach dem Anbringen der Tapes sollten Sie eine deutliche Erleichterung im Bereich der Wade und des Fußes verspüren.
Lesen Sie auch: Linderung von Wadenschmerzen nach Krämpfen
Zusätzliche Taping-Methoden und Anwendungsbereiche
Neben der oben beschriebenen Methode gibt es noch weitere Taping-Anwendungen für unterschiedliche Körperbereiche und Beschwerden:
- Sprunggelenk: Für ein stabiles Gefühl beim Sport.
- Knie: Vielseitig einsetzbar bei Beschwerden am und um das Knie.
- Daumen: Zur Stabilisierung des Daumensattelgelenks oder des gesamten Daumens.
- Achillessehne: Zur Unterstützung beim Sport oder bei Schmerzen an der Achillessehne.
- Mittelfuß: Bei Schmerzen am Mittelfuß, z.B. durch Sehnenüberlastungen oder verspannte Fußmuskeln.
- Handgelenk: Zur Stabilisierung des Handgelenks und der beteiligten Unterarmmuskulatur.
- Schulter: Bei verschiedenen Schulterbeschwerden.
- Nacken: Bei Nackenschmerzen aufgrund von verspannter Muskulatur.
- Knie Innenseite: Bei Problemen mit dem Innenmeniskus, dem Innenband oder der Oberschenkelbeugemuskulatur.
- Peronealsehnen: Zur Unterstützung der Peronealmuskulatur an der Außenseite des Unterschenkels.
- Ferse: Bei Fersenschmerzen unterschiedlicher Ursachen.
- Knie Außenseite: Besonders geeignet für Lauf- und Ballsportler mit Schmerzen im äußeren Kniebereich.
- Plantarfasziitis: Bei Schmerzen an der Fußsohle, meist unter der Ferse.
- Finger: Zur Stabilisierung der Finger (außer Daumen).
- Patellasehne: Bei Schmerzen im Bereich der Kniescheibe und der Patellasehne.
- Tennisarm: Bei Schmerzen am äußeren Ellenbogen.
- Großer Zeh: Zur Unterstützung und Stabilisierung bei Überstreckung des großen Zehs.
- Kniekehle: Bei Schmerzen um die Kniekehle, z.B. durch Sehnenreizungen oder Muskelzerrungen.
- Iliosakralgelenk: Bei ausstrahlenden Schmerzen im unteren Rücken oder Gesäß.
- Hallux valgus: Bei Schiefstand der Großzehe.
- Wade: Zur Unterstützung beim Sport oder zur Regeneration nach starker Belastung.
- Unterer Rücken: Bei Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule.
- Ellenbogen: Zur Stabilisierung des Ellenbogens und der umliegenden Muskulatur.
- Oberschenkel: Bei muskulärer Überlastung der vorderen Oberschenkelmuskulatur.
- Rotatorenmanschette: Bei Problemen mit der Sehnenplatte der Schultermuskeln.
- Schienbein: Bei Schmerzen entlang der Schienbeinkante.
- IT-Band/Hüfte: Bei Reizzuständen an der Oberschenkelaußenseite.
- Mittlerer Rücken: Bei Verspannungen der Muskulatur des mittleren Rückens.
- Hüftbeuger: Zur Entspannung der Hüftbeugemuskulatur und zur Unterstützung der Bewegung.
- Handgelenk Außenseite / TFCC: Bei Schmerzen aufgrund von Verletzungen oder Überlastung des TFCC.
- Karpaltunnel: Bei Schmerzen und Muskelatrophie aufgrund von Enge im Karpaltunnel.
- Sprunggelenk Lymphtape: Bei Schwellungen im Bereich des Sprunggelenks.
- Nacken / Trapezius: Bei verspannter Muskulatur im Bereich des Trapezmuskels.
- Schienbeinkantensyndrom: Bei Schmerzen im Bereich der unteren Schienbeinkante.
- Hamstrings: Bei Verletzungen der Beinbeuger an der Oberschenkelrückseite.
- Bizeps: Zur Unterstützung der Oberarmmuskulatur.
- Adduktoren: Bei Überdehnung der Adduktorenmuskulatur.
- Knie Seitenbänder: Zur Stabilisierung der Seitenbänder des Knies.
- Rippen: Zur Unterstützung der Recovery bei Rippenprellungen.
- Golferellenbogen: Bei Schmerzen an der Ellenbogeninnenseite.
- Bauchmuskel: Bei Zerrungen oder Muskelkater der Bauchmuskulatur.
- Fußheber: Bei Schmerzen im Muskel tibialis anterior an der Unterschenkelvorderseite.
- Osgood Schlatter: Bei Schmerzen am vorderen Schienbein, besonders bei jungen Sportlern.
- Trizeps: Bei Überbeanspruchung des Trizeps und Schmerzen am hinteren Ellenbogen.
- Gluteus: Bei muskulären Verletzungen und Verspannungen im Bereich des Gesäßes.
- Brust: Bei Zerrungen oder Mikrorissen in der Brustmuskulatur.
- AC-Gelenk: Bei Schmerzen am Schulterdach nach Stürzen.
- Fußballen: Bei Beschwerden am Fußballen durch Überbeanspruchung.
- Oberarm / Schulter Lymphtape: Zur Unterstützung des Lymphabflusses.
- Wirbelsäule: Bei Schwachpunkten der Wirbelsäule oder Bandscheiben.
- Allgemeines Lymphtape: Bei Blutergüssen zur Unterstützung des Abbaus und zur Reduzierung von Schwellungen.
Wichtige Hinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Jede Tapeanlage erfordert etwas Übung, die richtige Technik und anatomische Kenntnisse, da das Tape sonst nicht die gewünschte Wirkung entfalten kann.
- Bei Juckreiz oder Hautrötungen sollte das Tape sofort von der Wade entfernt werden. Ansonsten kann es bis zu einer Woche kleben bleiben.
- Die Wirksamkeit von Kinesiologie-Tapes, Crosstapes, Sporttapes und Bandagen ist wissenschaftlich noch nicht abschließend belegt. Ihre Anwendung und der Nutzen sind daher umstritten und basieren auf den Erfahrungen von Kunden und Therapeuten.
- Die Informationen auf dieser Seite sind nicht als Ersatz für den Besuch eines Arztes, Physiotherapeuten oder eines anderen Experten geeignet.
- Bei folgenden Kontraindikationen darf nicht getapt werden: Schwangerschaft, offene Wunden, Knochenbrüche, unerklärliche Beschwerden, Allergien und Hautkrankheiten, Einnahme von Medikamenten wie Blutverdünner, Thrombose und Fieber.
- Das Anlegen von medizinischem Taping erfordert die notwendige Sorgfalt und Genauigkeit. Die Verwendung des Kinesiotapes ist jedoch kein Ersatz für die (reguläre) therapeutische Behandlung von Blessuren.
- Beachten Sie, dass die gegebenenfalls erforderlichen Kontakte zu Ärzten und Physiotherapeuten durch diese Anleitung nicht ersetzt werden können.
Ursachen von Wadenproblemen und der Nutzen von Taping
Wadenprobleme sind die häufigsten Beschwerden bei Sportlern. Es ist wichtig, dass Sie wissen, welche Wadenverletzung Sie haben, damit Sie sie am besten behandeln können. Es gibt viele verschiedene Ursachen für Wadenschmerzen, von kurzzeitigen Problemen bis hin zu langwierigen Verletzungen, die eine entsprechende Behandlung erfordern.
Häufige Ursachen für Wadenschmerzen
- Überlastung: Überbelastungen der Wadenmuskulatur, z.B. durch intensives Training oder ungewohnte Belastungen.
- Falsche Lauftechnik: Eine inkorrekte Lauftechnik kann zu einer Überbeanspruchung der Wadenmuskulatur führen.
- Unterschiedliche Untergründe: Vieles Laufen auf unterschiedlichen Untergründen kann ebenfalls zu Wadenproblemen führen.
- Verkürzte Wadenmuskulatur: Das Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen im Alltag kann die Wadenmuskulatur verkürzen. Auch typische Bewegungen wie Sprinten, Springen oder Tanzen können zu einer Überlastung oder Verkürzung des Wadenmuskels führen.
- Wadenkrämpfe: Ein Wadenkrampf entsteht, wenn sich die Muskeln in der Wade zusammenziehen und nicht mehr entspannen, was zu starken Schmerzen führen kann. Er kann von einigen Sekunden bis zu Minuten dauern. Obwohl die Ursache von Wadenkrämpfen nicht immer klar ist, gibt es mehrere Faktoren, die zu ihrem Auftreten beitragen.
- Steife Wadenmuskeln: Bei steifen Wadenmuskeln haben Sie ein Gefühl von Spannung, Enge oder Schmerzen in den Wadenmuskeln. Auch hier ist die Ursache meist eine Überlastung der Wade. Der Hauptunterschied zum Schleudertrauma besteht darin, dass eine steife Wadenmuskulatur eher ein „allgemeines“ Unwohlsein und Engegefühl, während ein Schleudertrauma speziell auf einen Muskelriss hinweist.
- Wadenzerrung: Eine Wadenzerrung ist eine Verletzung der Wadenmuskulatur. Eine Zerrung kann bei einer schnellen Bewegung wie Laufen, Springen oder einer unkontrollierten Bewegung auftreten.
- Schleudertrauma: Das Schleudertrauma ist eine der häufigsten Sportverletzungen. Bei einem Schleudertrauma kann es sich um einen kleinen Riss im Wadenmuskel handeln, der Muskel kann aber auch komplett gerissen sein. Bei einem Schleudertrauma hören die meisten Menschen ein knackendes Geräusch im Bein. Gleichzeitig verspürt man oft einen scharfen/brennenden Schmerz in der Wade. Ein Schleudertrauma tritt in der Regel bei einer explosiven Bewegung im Sport auf, aber das ist nicht immer der Fall.
Der Nutzen von Kinesiotaping bei Wadenproblemen
Die Verwendung von Kinesio-Tape lindert die Schmerzen, die beispielsweise mit einem Schleudertrauma verbunden sind, erheblich. Das Anlegen von Kinesio-Tape verringert die Schwellung und ermöglicht es, das Bein wieder schmerzfrei zu bewegen, was den Genesungsprozess fördert. Mit dem Kinesiologie Tape wird die Wade stabilisiert, ohne dass Sie viel Bewegungsfreiheit einbüßen. Die Verwendung des Kinesiotapes ist jedoch kein Ersatz für die (reguläre) therapeutische Behandlung von Blessuren.
Vorbeugende Maßnahmen und weitere Tipps
- Regelmäßiges Dehnen: Dehnen Sie die Wadenmuskulatur regelmäßig, um einer Verkürzung entgegenzuwirken und Reizungen der Achillessehne vorzubeugen. Strecke dein nach hinten gestelltes Bein und schiebe das Becken nach vorne, bis du ein Ziehen in der Wade spürst. Stelle dich auf die Ferse und gehe ein paar Schritte.
- Richtige Lauftechnik: Achten Sie auf eine korrekte Lauftechnik, um die Wadenmuskulatur nicht unnötig zu belasten.
- Geeignetes Schuhwerk: Tragen Sie Schuhe mit guter Dämpfung und Unterstützung, um die Belastung der Wadenmuskulatur zu reduzieren.
- Aufwärmen: Wärmen Sie die Muskeln vor dem Training ausreichend auf, um das Risiko von Verletzungen zu minimieren.
- Kühlung: Kühlen Sie die Wade nach dem Training, um Entzündungen vorzubeugen.
Lesen Sie auch: Diagnose und Behandlung von Wadenschmerzen
Lesen Sie auch: Was sind Wadenkrämpfe? Symptome, Ursachen und was hilft