Wadenkrämpfe bei Corona: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Die COVID-19-Pandemie hat die Welt verändert und viele Menschen leiden auch nach überstandener Infektion unter Langzeitfolgen, dem sogenannten Post-COVID-Syndrom. Ein häufiges Symptom sind Muskelschmerzen und -krämpfe, insbesondere in den Waden. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Wadenkrämpfen im Zusammenhang mit Corona, gibt Hinweise zur Diagnose und zeigt mögliche Behandlungsansätze auf.

Post-COVID und seine vielfältigen Auswirkungen

Post-COVID, auch bekannt als Long COVID, ist ein vielschichtiges Krankheitsbild, welches Langzeitbeschwerden nach einer akuten COVID-19-Erkrankung beschreibt. Betroffene klagen oft über Erschöpfung, Müdigkeit, Atemprobleme, Konzentrationsstörungen und eben auch Muskelschmerzen. Die Ursachen für diese Langzeitfolgen sind noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt verschiedene Theorien.

Mikrostrukturelle Muskelveränderungen bei Post-COVID-Patienten

Eine Studie des BG Universitätsklinikums Bergmannsheil in Bochum hat die Beinmuskulatur von Post-COVID-Patienten untersucht. Dabei zeigten sich mikrostrukturelle Veränderungen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Allerdings konnten keine Anzeichen für Entzündungsprozesse oder krankhafte Muskelumwandlung (Dystrophie) festgestellt werden. Die Forscher vermuten, dass diese Veränderungen auf ein Schrumpfen von Muskelgewebe durch Dekonditionierung hinweisen könnten. Dies bedeutet, dass die Muskeln aufgrund von Bewegungsmangel während der Erkrankung abgebaut wurden.

Mögliche Ursachen für Wadenkrämpfe bei Corona

Es gibt verschiedene Faktoren, die im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion zu Wadenkrämpfen führen können:

  • Dekonditionierung: Durch die Erkrankung und die damit verbundene Schonung kann es zu einem Abbau von Muskelmasse und -kraft kommen. Die Wadenmuskulatur ist besonders anfällig für Krämpfe, wenn sie nicht ausreichend trainiert wird.
  • Entzündungen: Das Coronavirus kann Entzündungen im Körper verursachen, die auch die Muskeln betreffen können. Entzündungen können die Funktion der Muskeln beeinträchtigen und Krämpfe auslösen.
  • Elektrolytstörungen: Fieber, Durchfall und Erbrechen, die häufig bei einer Corona-Infektion auftreten, können zu einem Verlust von Elektrolyten wie Magnesium, Kalium und Kalzium führen. Diese Elektrolyte sind wichtig für die Muskelkontraktion, und ein Mangel kann Krämpfe verursachen.
  • Neuropathische Schmerzen: In einigen Fällen können antivirale Medikamente oder die direkte Virusinvasion neuropathische Schmerzen verursachen, die sich als Krämpfe äußern können.
  • Thromboseneigung: Studien deuten darauf hin, dass COVID-19 ein Risikofaktor für Blutgerinnungsstörungen ist. Thromben (Blutgerinnsel) können die Durchblutung der Muskeln beeinträchtigen und Krämpfe verursachen.
  • Bewegungsmangel: Häusliche Bettlägerigkeit oder ein längerer Krankenhausaufenthalt aufgrund einer Corona-Infektion können zu Bewegungsmangel führen, was wiederum das Risiko für Muskelverspannungen und Krämpfe erhöht.

Warnzeichen und Symptome

Es ist wichtig, auf bestimmte Warnzeichen zu achten, die auf eine Thrombose oder andere Komplikationen hindeuten könnten:

Lesen Sie auch: Zusammenhang: Corona-Impfung und Wadenkrämpfe

  • Plötzliche Verschlechterung der Luftnot
  • Schwellung und Schmerzen in den Beinen
  • Bläuliche Verfärbung der Haut
  • Schmerzen in der Brust
  • Schwindel

Diese Symptome sollten umgehend ärztlich abgeklärt werden.

Diagnose von Wadenkrämpfen bei Corona

Die Diagnose von Wadenkrämpfen im Zusammenhang mit Corona umfasst in der Regel folgende Schritte:

  • Anamnese: Der Arzt wird nach den Symptomen, der Krankheitsgeschichte und möglichen Risikofaktoren fragen.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird die Wadenmuskulatur abtasten und auf Anzeichen von Verspannungen, Schwellungen oder Verhärtungen achten.
  • Blutuntersuchung: Eine Blutuntersuchung kann helfen, Elektrolytstörungen, Entzündungen oder andere Grunderkrankungen auszuschließen.
  • Muskel-MRT: In einigen Fällen kann eine Muskel-MRT durchgeführt werden, um mikrostrukturelle Veränderungen in der Muskulatur sichtbar zu machen.
  • Weitere Untersuchungen: Je nach Verdacht kann der Arzt weitere Untersuchungen wie eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung oder eine Muskelbiopsie veranlassen.

Behandlung von Wadenkrämpfen bei Corona

Die Behandlung von Wadenkrämpfen im Zusammenhang mit Corona richtet sich nach der Ursache. Es gibt verschiedene Ansätze, die helfen können, die Beschwerden zu lindern:

  • Dehnen: Regelmäßiges Dehnen der Wadenmuskulatur kann helfen, Verspannungen zu lösen und Krämpfen vorzubeugen.
  • Magnesium: Ein Magnesiummangel kann Krämpfe begünstigen. Die Einnahme von Magnesiumpräparaten kann helfen, den Mangel auszugleichen.
  • Flüssigkeitszufuhr: Ausreichend Flüssigkeit ist wichtig für die Muskelgesundheit. Trinken Sie ausreichend Wasser oder ungesüßte Tees.
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, die Muskulatur zu stärken und Krämpfen vorzubeugen. Beginnen Sie langsam und steigern Sie die Intensität allmählich.
  • Physiotherapie: Ein Physiotherapeut kann Ihnen spezielle Übungen zeigen, um die Wadenmuskulatur zu stärken und zu dehnen.
  • Medikamente: In einigen Fällen können Medikamente wie Muskelrelaxantien oder Schmerzmittel erforderlich sein, um die Beschwerden zu lindern.
  • Thromboseprophylaxe: Bei Patienten mit einem erhöhten Thromboserisiko kann eine vorbeugende Behandlung mit Blutverdünnern sinnvoll sein.

Vorbeugung von Wadenkrämpfen bei Corona

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um Wadenkrämpfen im Zusammenhang mit Corona vorzubeugen:

  • Ausreichend Bewegung: Versuchen Sie, auch während der Erkrankung aktiv zu bleiben, soweit es Ihnen möglich ist.
  • Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Elektrolyten.
  • Regelmäßiges Dehnen: Dehnen Sie regelmäßig Ihre Wadenmuskulatur.
  • Ausreichend trinken: Trinken Sie ausreichend Wasser oder ungesüßte Tees.
  • Vermeiden Sie Risikofaktoren: Vermeiden Sie Risikofaktoren für Thrombosen wie Rauchen, Übergewicht und die Einnahme der Antibabypille.
  • Impfung: Lassen Sie sich gegen Corona impfen, um das Risiko einer schweren Erkrankung und damit verbundener Komplikationen zu verringern.

Die Rolle von Vitamin D

Einige Studien deuten darauf hin, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel mit einem erhöhten Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion und einen schweren COVID-19-Verlauf verbunden sein könnte. Allerdings ist die Studienlage hierzu noch nicht eindeutig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine adäquate Versorgung mit Vitamin D, vorzugsweise durch Sonnenbestrahlung und Ernährung. Wenn dies nicht ausreicht, kann eine Supplementierung mit Vitamin-D-Präparaten in Höhe des Referenzwertes von 20 Mikrogramm/Tag in Erwägung gezogen werden.

Lesen Sie auch: Wadenkrämpfe verhindern

Lesen Sie auch: Ursachen von Wadenkrämpfen

tags: #Wadenkrämpfe #bei #Corona #Ursachen