Warnhunde für Epilepsie: Ausbildung, Kosten und Erfahrungen

Assistenzhunde für Menschen mit Epilepsie spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Teilhabe und Selbstständigkeit. Diese speziell ausgebildeten Hunde kombinieren tierische Intuition mit medizinischer Hilfe und tragen so dazu bei, die Herausforderungen dieser neurologischen Erkrankung zu meistern. Sie bieten emotionale Unterstützung und praktische Hilfe, indem sie beispielsweise auf bevorstehende Anfälle reagieren und Sicherheit im Alltag gewährleisten. Sie stärken das Vertrauen der Betroffenen, verbessern ihre Lebensqualität und aktivieren persönliche Ressourcen. Besonders für Personen mit häufigen oder schweren Anfällen sind sie eine wertvolle Unterstützung und bieten innovative Ansätze zur Bewältigung komplexer medizinischer Probleme.

Was sind Epilepsie-Warnhunde?

Epilepsie-Assistenzhunde lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Warnhunde und Anzeigehunde. Der Unterschied zwischen dem Warnhund und dem Anzeigehund besteht darin, dass der Epilepsieanzeigehund lernt, auf einen Anfall zu reagieren, indem er Angehörige informiert. Er kann jedoch keine Anfälle (wie der Warnhund) im Voraus erkennen, sondern reagiert ausschließlich während des Anfalls.

Epilepsiewarnhunde können einen bevorstehenden (fokalen) epileptischen Anfall oft einige Zeit im Voraus erkennen und signalisieren dies dem Epileptiker (z.B. durch Anstupsen, Lecken oder Pfote auflegen). Dies ermöglicht es dem Betroffenen, sich in Sicherheit zu bringen.

Es wird gesagt: „Ein Hund muss als Epilepsiewarnhund geboren werden, man kann ihn nicht zum Epilepsiewarnhund machen!“ Bei Epilepsiewarnhunden muss die Gabe der Fähigkeiten von Geburt an da sein. Ein Eignungstest ist von Nöten.

Fähigkeiten und Aufgaben von Epilepsie-Assistenzhunden

Epilepsie-Assistenzhunde können vielfältige Aufgaben übernehmen, jedoch sind nicht alle Hunde für diese Aufgaben geeignet (aufgrund nicht vorhandener Fähigkeiten). Wichtige Eigenschaften sind hohe Sensibilität und die Fähigkeit, subtile Veränderungen beim Menschen wahrzunehmen.

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Die Ausbildung dauert etwa 18-24 Monate und erfordert Geduld, spezielle Techniken sowie Fachkenntnisse. Die Hunde lernen, die individuellen Warnsignale ihres Besitzers zu erkennen und darauf zu reagieren, was durch positive Verstärkung und regelmäßige Übung mit professionellen Hundetrainern erfolgt. Die Ausbildung erfolgt meistens in Selbstausbildung (Betroffene leben mit Hund und werden von Assistenzhundetrainierenden unterstützt).

Die Aufgaben umfassen:

  • Erkennen fokaler Anfälle (einige Minuten im Voraus) -> Warnung
  • Alarmierung von Angehörigen oder des Rettungsdienstes (z.B. durch Bellen, Betätigen eines Notfalltelefon- oder Knopf)
  • Bringen eines Handys, Notfallmedikation oder Messgeräten auf Kommando
  • Gewährleistung von Sicherheit (bleibt in der Nähe; Begleitung nach Hause bei Orientierungslosigkeit; Führen des Betroffenen zu einem sicheren Ort (z.B. Sitzgelegenheit) ->Verhinderung gefährlicher Situationen (Warnhund: vor dem Anfall z.B.

Wie erkennen Hunde epileptische Anfälle?

Forschende einer Studie sollen entdeckt haben, dass Hunde in der Lage sind, eine abnehmende Sauerstoffsättigung zu erkennen, was ihr Warnverhalten auslöst. Diese sinkende Sauerstoffsättigung führt zu subtilen Veränderungen in der Atemgeschwindigkeit, die für Menschen unauffällig bleiben. Die Forscher vermuten, dass Hunde diese feinen Atemgeräusche wahrnehmen können, da sie häufig ihre Ohren bewegen, um das Geräusch zu lokalisieren, bevor sie sich dem Betroffenen nähern. Darüber hinaus könnten Mechanismen wie die Ausschüttung von Neurotransmittern und Hormonen zu einem veränderten Körpergeruch führen, den Hunde dank ihres ausgeprägten Geruchssinns wahrnehmen können. Zudem kündigen sich Anfälle oft durch Veränderungen in der Motorik und Stimmung an, weshalb Hunde auch minimale Verhaltensänderungen aufmerksam beobachten.

Zu erwähnen gilt, dass die Anwesenheit von Hunden die Häufigkeit von Anfällen reduzieren kann. Dabei spielt es keine Rolle, ob es systematische ausgebildete Epilepsiehunde sind. Dies wurde in verschiedensten Studien beschrieben.

Auswahl und Eignung von Hunden

Grundsätzlich kann jeder Hund als Epilepsiehund seinem Halter helfen. Allein die Nähe des geliebten Haustieres kann viel wert sein und zur Beruhigung beitragen. Besonders geeignete Hunderassen sind die, die die Nähe des Menschen gezielt suchen und sehr aufmerksam und beobachtend sind. Häufig kommen häufig Golden Retriever, Labrador Retriever oder Deutsche Schäferhunde zum Einsatz. Der Hund sollte eine herausragende Sensibilität besitzen, welche es ihm möglich macht, einen sich nähernden Anfall wahrzunehmen. Entschieden werden sollte aber nach den Charakterzügen und der Individualität eines Hundes, da diese Aufgabe auch viel Stress für den Hund bedeuten kann.

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Es ist besonders wichtig, dass der Assistenzhund spezielle charakterliche Merkmale aufweist.

Hierfür gibt es keine Pauschalantwort. Es ist wesens- und charakterabhängig, hinzu kommt auch noch die persönliche Anforderung an den Hund. Ein PTBS-Hund muss nicht zwangsläufig ein großer Hund sein, wohingegen ein Servicehund, der Lichtschalter betätigen soll, eine gewisse Größe benötigt.

Sehr beliebte Hunde sind zumeist Golden-Retriever, Labrador, Großpudel, aber auch Kreuzungen aus Pudel und Retriever bzw. Labrador. Diese Mix-Hunde, zumeist Labradoodel oder Goldendoodle genannt, sind sehr beliebt, da die Pudelmixe in der Regel keine Haare verlieren. Oftmals kommen Tierhaarallergiker deshalb ganz gut mit den Pudel-Mischlingen klar. Aber auch kleinere Hunderassen eignen sich - je nach Aufgabengebiet - zum Assistenzhund.

Da ein Hund ein eigenständiges Lebewesen ist, gibt es auch innerhalb der geeigneten Rasse immer wieder Hunde die aufgrund ihres Wesens nicht als Assistenzhund geeignet sind. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, einen Hundetrainer zu Rate zu ziehen, bzw.

Viele Hunde können zum Assistenzhund ausgebildet werden, aber nicht alle. Anfall-Warnhunde zum Beispiel müssen „Naturtalente“ sein, denn das Erkennen von Anfällen kann nicht erlernt werden. Das muss der Hund „mitbringen“.

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Ausbildung von Epilepsie-Assistenzhunden

Die Ausbildung erfolgt meistens in Selbstausbildung (Betroffene leben mit Hund und werden von Assistenzhundetrainierenden unterstützt).

Man kann grundsätzlich jeden geeigneten Hund zum Assistenzhund ausbilden lassen, auch den eigenen, bereits liebgewonnen Vierbeiner. Es gibt hierfür Vereine oder auch spezielle Hundetrainer, die das Hund-Mensch-Gespann ausgiebig schulen und auf alle Situationen vorbereitet.

Sobald die Schulung abgeschlossen ist, wird der Hund samt seinem Halter einer Prüfung unterzogen. Wenn diese bestanden ist, ist der Hund ein ausgebildeter Assistenzhund und darf als solcher auch in öffentliche Gebäude mitgenommen werden.

Da die Ausbildung ca. 1,5 - 2 Jahre dauert, sollte der Hund nicht zu alt sein, denn mit ca. 8 bis 10 Jahren sollte der Assistenzhund in den Ruhestand gehen und nicht mehr als „Arbeitstier“ dienen.

Aber der eigene Hund muss nicht unbedingt klassisch eine Prüfung ablegen. Es reicht sicherlich bei vielen Erkrankungen, dass der Hund einfach darauf ausgebildet wird, dass er im täglichen Leben assistiert.

Ist es für den Hund überhaupt toll, wenn er ein Assistenzhund ist?

Einem “Arbeitshund” macht die Arbeit mit seinem Halter in der Regel Spaß und fordert seinen natürlichen Trieb, sich geistig und auch körperlich auf eine Aufgabe einzulassen. Allerdings muss man darauf achten, dass er seine Pausen bekommt und nicht überfordert wird.

Sollte ein Hund wider Erwarten keine Freude als Assistenzhund haben, erkennt dies ein erfahrener Trainer sofort. Dann sollte überlegt werden, ob der Hund wirklich für eine Ausbildung in Frage kommt.

Alles in allem kann man sagen, dass der Assistenzhund einem nicht nur seelisch zur Seite steht bzw.

Ausbildungsformen

Es gibt unterschiedliche Ausbildungsformen:

  • Fremdausbildung
  • Selbstausbildung (ACHTUNG: Ausbildungen müssen VOR dem 01.07.2021 begonnen haben)
  • Dualausbildung

Fremdausbildung:

  • Kosten: bis zu 25.000€-40.000€
  • Dauer: ca. 1 bis 1,5 Jahre

Selbstausbildung:

  • Kosten: bis zu 5.000€

Dualausbildung:

  • Kosten: bis zu 15.000€ - 20.000€
  • Dauer: ca. 2 - 2,5 Jahre

Kosten für einen Epilepsie-Assistenzhund

Sofern man die Grund-Ausbildung unter der Anleitung eines zertifizierten Trainers selber durchführt, kommen hier Kosten ab ca. 3.000 - 8.000 € auf einen zu. Die Kosten variieren jedoch sehr stark. Bei einem fremdausgebildeten Assistenzhund können da, mit Futter, Tierarzt, Hundesteuer, etc. auch schonmal 40.000€, je nach Ausbildungsstätte, zusammenkommen. Es hängt aber auch sehr davon ab, wie viel du selbst an der Ausbildung mitmachen kannst / möchtest und wo du eher sagst "Ne, da kenne ich mich einfach zu wenig aus.". Auch die Rasse, Zucht und wo der Hund während der ersten 15 Monate und wohnt spielen mit in die Kosten ein. Deswegen wäre es unseriös eine pauschale Summe zu nennen. Und umso wichtiger ist es, sich genau zu informieren und bei verschiedenen Ausbildungsstätten und Trainer*innen zu informieren.

Wer kommt für die Kosten auf?

Es werden von der Krankenkasse lediglich die Kosten für einen Blindenführhund übernommen, denn nur Blindenhunde sind als Hilfsmittel von der Krankenhasse zugelassen. Somit hat der Blindenführhund die eigene Hilfsmittelnummer 07.99.09.0.

Assistenzhunde werden, bis auf den Blindenführhund, nicht von den Krankenkassen finanziert.

Finanziert werden Assistenzhunde durch:

  • Spenden
  • Stiftungen
  • Durch Betroffene selbst

Um das Geld für den Assistenzhund müssen sich Betroffene selbst kümmern.

Manche Vereine, die selber auch Assistenzhunde ausbilden, helfen dabei.

Neben den Spenden können sich Betroffene auch an Stiftungen wenden.

Es gibt zum Beispiel Stiftungen, die Menschen mit neurologischen Erkrankungen unterstützen.

Hier kann man dann einen Antrag stellen, in dem man sein Anliegen "Ich möchte Unterstützung für die Finanzierung eines Assistenzhundes" den Menschen erklärt.

Auf dieser Seite kann man nach Stiftungen in Deutschland suchen.

Wenn man einen festen Beruf hat und die Bank einem einen Kredit gibt, kann man auch so das Geld aufbringen.

Warum zahlen die Krankenkassen nicht alle Assistenzhunde?

In Deutschland gibt es noch keine Ausbildung- und Prüfungsstandards für Assistenzhunde.

Diese werden aber im Moment erarbeitet.

Bis dahin können Krankenkassen nicht mit Sicherheit wissen, ob ein Assistenzhund gut ausgebildet ist.

Auch für Blindenführhunde gibt es keine einheitliche staatliche Prüfung.

Aber es gibt deutlich klarere Ausbildungsstandards und auch die Anforderungen an Blindenführhunde sind sehr einheitlich.

Wenn es Standards für die Ausbildung und Prüfung aller Assistenzhunde Arten gibt, werden sich die Krankenkassen nicht mehr so leicht aus der Verantwortung ziehen können.

Aber auch dann wird es so sein, dass der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MdK) prüft, ob ein Assistenzhund das geeignete Hilfsmittel ist.

Wirtschaftlichkeit

In Deutschland müssen Hilfsmittel den Anspruch der Wirtschaftlichkeit erfüllen.

Das "Wirtschaftlichkeitsgebot" steht in § 12 SGB V.

Das bedeutet, dass ein Hilfsmittel den besten Nutzen, bei möglichst geringen Kosten erbringt.

Bevor also ein Assistenzhund finanziert wird, werden die Krankenkassen prüfen (wie bei allen Hilfsmitteln), ob es günstigere Hilfsmittel oder Therapie-Möglichkeiten gibt.

Wenn man zum Beispiel Diabetes hat und dieser durch ein Blutzucker-Messgerät gut zu therapieren ist, benötigt man (aus Sicht der Krankenkassen) keinen Assistenzhund, der eine Unter- oder Überzuckerung anzeigt. Denn dies macht ja schon das Messgerät.

Steuerliche Regelungen

Hundesteuer

Für die Hundesteuer sind die Kommunen zuständig. Jede Gemeinde hat ihre eigenen Sätze. In der Regel kann man aber davon ausgehen, dass Assistenzhunde von der Hundesteuer befreit sind, oder zumindest eine Ermäßigung erhalten. Sprechen sie hier mit Ihrer Kommune, vor allem auch, welche Nachweise wie z.B. einen Behindertenausweis Sie benötigen.

Lohn- / Einkommenssteuer

Wurde der Kauf des Assistenzhundes vom Arzt verordnet - also „Assistenzhund auf Rezept“ - können Sie die Koste…

Positive Auswirkungen von Epilepsie-Assistenzhunden

Die Vorteile von Warn- und Anzeige-Assistenzhunden für Menschen mit Epilepsie sind vielfältig.

  • Emotionale und psychische Unterstützung (z.B.
  • Verbesserung sozialer Beziehungen (z.B.
  • Erhöhung der Sicherheit und Unabhängigkeit (z.B.

Im Übrigen können Menschen mit einer Behinderung seit 2021 ihren Assistenzhund fast überallhin mitnehmen. Das ist im Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) geregelt.

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